terra preta

Jens77
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Re: terra preta

#561

Beitrag von Jens77 » Di 8. Aug 2017, 11:10

65375 hat geschrieben:Wenn in der Holzkohle irgendwelche oder auch nur ein Nährstoff fehlt, ist Deine schöne Theorie wieder dahin.
Genau, das wäre dann die nächste Frage: Wie muss ich die Kohle aufladen, dass alle Nährstoffe drin sind?

Henmen hatte eine Liste gepostet, welches C/N-Verhältnis verschiedene Materialien zum kompostieren haben:

http://www.natuga.de/kompostieren.html

Kennt jemand eine Liste, wo auch die NPKusw.-Verhältnisse aufgeführt sind?

(Note to self: den blöden Spruch: "bin der Meinung, dass das so ist" hätteste Dir auch sparen können :rot: )

viktualia

Re: terra preta

#562

Beitrag von viktualia » Di 8. Aug 2017, 12:48

MOMENT!
Von nix kommt nix, dass ist auch bei TP so....
In der Kohle können sich Mikroben vermehren und Mikros bestehen aus Stickstoff, der Teil funktioniert ein bisschen wie ein Kuhmagen:
Kühe produzieren eiweissreiche Milch aus Gras indem sie in ihrem Magen eine gigantische Mikrobenfabrik unterhalten, die dann mitverdaut werden. https://de.wikipedia.org/wiki/Wiederk%C3%A4uer (Nicht genau so, aber ähnlich.)
Spurenelemente kann man so ebenfalls nicht "herstellen", das wär Zauberei. Sie können möglicherweise besser aufgeschlossen werden, das ist, mathematisch gesehen, aber auch irgendwann vorbei.
Also TP kann mehr Nährstoffe bereitstellen, auch indem das Bodenleben als solches "artgerecht" behandelt wird;
aber aus dem Nichts kommt das nicht.

Listen mit Inhaltsstoffen gibt es einzeln in Wiki, kannst auch auf Gemüseseiten nachschauen, Inhaltsstoffe halt.

Lach, womit am besten aufladen, frag ich mich auch. Köstlich fand ich ja die Variante, glühende Holzkohle mit Urin zu löschen - stinkt und denaturiert das Eiweiss. Kann ich nix zu sagen; Sauerkrautsaft, Zucker und Hefe, Essig, Sauerteig/Hefebrot, EMI´s, Jauchen, alles möglich.
Bauchmässig würde ich sagen: so vielfältig wie möglich; ich hab´s in der Praxis aber schon geschafft, Sachen zu kombinieren, die sich gegenseitig hemmen (Humofix und EMI´s scheinen sich nicht zu mögen...im Kompost zumindest.) Mein Favorit ist Mistjauche.
Bei allen Arten der Düngung (egal ob konventionell oder ökologisch) betreibt man letztlich guesswork, was für die Pflanze aktuell wohl am Besten wäre.
Lass das nicht die Landwirte hier sehen, oder frag sie lieber nach "Verbrauchstabellen". "Guesswork" ist das nicht, die Zahlen gibt es.
Du möchtest sie auf "natürliche" Art zugeben, nicht Grammweise ein Industrieprodukt ausbringen, wenn ich dich richtig verstehe. Das ist komplizierter, ja. Da ist dann nicht nur "Inhaltsstoffe" wichtig, sondern das Stichwort "Verfügbarkeit", also in welchem Zeitraum die jeweilige Pflanze/der Mist abgebaut wird und dein Gemüse nährt. Möglicherweise sind die Zeiten mit TP aber anders, wahrscheinlich kürzer, aber das kann ich nur raten, sorry.

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emil17
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Re: terra preta

#563

Beitrag von emil17 » Di 8. Aug 2017, 13:09

Um es mal naturwissenschaftlich darzustellen:
Was mit der Ernte abgefahren wird, muss wieder nachgeliefert werden. Chemische Elemente können nicht entstehen und nicht verschwinden.
Ein Teil wird durch chemische Verwitterung des Bodens wieder nachgeliefert, ein Teil kommt aus der Luft durch Deposition von Staub und Absorption aus dem Niederschlag. Hier kommen die Bodenmikroben ins Spiel, denn sie stellen den Humus bereit (die Vegetation liefert das Ausgangsmaterial, die abgestorbene Substanz) und lockern und durchmischen den Boden.
Die Sache ist äusserst energieintensiv, rund ein Drittel der Photosyntheseleistung der Vegetation, bei nährstoffarmen Böden auch mehr, wird in den Boden investiert und hält die Maschinerie dort am Laufen.
Das Wesentliche am Humus und damit auch an der Terra preta ist, dass dort alle Mineral- und Nährstoffe so gut gebunden sind, dass sie nicht ausgewaschen werden, aber so locker, dass sie die Pflanze nach Bedarf holen und in die für sie passende Form bringen kann (z.B. aus Nitrat organischen Stickstoff herstellen). Deshalb ist auch ein Überangebot oder ein Ungleichgewicht des Nährstoffgehaltes im Boden nicht kritisch, so lange der Humusgehalt hoch genug ist.
Nährstoffe frei gelöst im Bodenwasser sind oft toxisch und auch unnatürlich, denn sie sind ein Zeichen dafür, dass Auswaschung droht.
Mir scheint, es sei mit der Düngung so ähnich wie mit der menschlichen Gesellschaft: nur was man mit einem gewissen Aufwand erwerben kann, ist gut - was aufwandlos erhältlich ist, führt zu Degeneration. Das sieht man an hässlichen Traumvillen der Neureichen genauso wie an überfressenen Menschen oder überdüngten Kulturen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

viktualia

Re: terra preta

#564

Beitrag von viktualia » Di 8. Aug 2017, 13:29

Mir scheint, es sei mit der Düngung so ähnich wie mit der menschlichen Gesellschaft: nur was man mit einem gewissen Aufwand erwerben kann, ist gut - was aufwandlos erhältlich ist, führt zu Degeneration. Das sieht man an hässlichen Traumvillen der Neureichen genauso wie an überfressenen Menschen oder überdüngten Kulturen.
"Um es mal naturwissenschaftlich darzustellen:"

Blumenkohl ist Neuschwanstein,
Tomaten sind Plattenbauten,
Möhren hören in die Röhre.


Lach, Emil, ich konnte der Vorlage nicht widerstehen....

Auch Gemüse freut sich über artgerechte Behandlung.
Und "Artgerecht" für Mensch ist auch weder Luxus noch Faulheit sondern eher Sinniges.

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Re: terra preta

#565

Beitrag von Rohana » Di 8. Aug 2017, 14:10

Genau. Art-gerechte Behandlung für das hochgezüchtete Luxusgeschöpf Gemüse :lala:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: terra preta

#566

Beitrag von strega » Di 8. Aug 2017, 15:03

wie meinste das?
das Gemüse soll gefälligst zufrieden sein mit irgendwelchem Dünger, den wir ihm drankippen? Egal obs dem Boden auf Dauer gut tut?
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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Re: terra preta

#567

Beitrag von Rohana » Di 8. Aug 2017, 15:26

Nein. Das Luxusgeschöpf möchte bitte genau den richtigen Dünger haben, sonst könnte es möglicherweise mäkeln. Achja den richtigen Boden wills auch. Und bitte einen Sonnen- oder Regenschirm wahlweise, man will sich ja nicht die Frisur ruinieren... :engel:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

viktualia

Re: terra preta

#568

Beitrag von viktualia » Di 8. Aug 2017, 15:39

Oh Hilfe, gleich sind Einjährige wieder irgendwo untauglich...
Na ja, vielleicht ganz gut, dass das nochmal hochkommt.

Also, ich betrachte Rohanas Einwurf als den einer Landwirtin; die darf, im Gegensatz zum Gemüsebauern
die Ansprüche von Einjährigen für hoch halten.
Luxusgeschöpfe halt.
Brauchen VIIEEL mehr als Bäume oder Stauden. Auch mehr als "Feldfrüchte", also Rüben und so Zeug.

Emil hat, sozusagen, "aufwandlos" mit "isoliert" verwechselt; isolierte Nährstoffe führen zu überdüngten und schwächelnden Geschöpfen einerseits und schlechtem Boden andererseits; während effektive Kreisläufe, na ja, anders wirken.
(Training muss nicht uneffektiv sein, um zu wirken, hüstel.)

Geschichtlich gesehen handelt es sich bei Gemüse um einjährige Pflanzen, in deren Stoffwechsel seit Jahrtausenden dahingehend eingegriffen wurde, dass ein VIIEELL höherer Umsatz getätigt werden kann und die Pflanzen dadurch, im Gegensatz zu ihren Vorfahren, größer, zarter, Stärkereicher wurden.
Kann man allein deshalb schon gut machen, weil sie ja Einjährig sind. Jedes Jahr verbessern. Jahrtausende lang.
Und dabei haben sich die Gemüse an bestimmte Sachen gewöhnt: noch lockerer Boden, viel Platz, mehr Nährstoffe,
besonders halt N,P und K (ungeachtet der Tatsache, dass unsere Vorfahren die nicht als "N", "P" und "K" kannten..., die hatten Mist und Blut und Stroh und so...), regelmässige Wasserversorgung, Hilfe beim Ungeziefer.

Und da kommt jetzt noch der Unterschied der letzten klitzefitzeligen Generationen: Verlust von standortangepasstem Gemüse und die Zunahme des Ertragvermögens. Da halt ich jetzt inne, den Rest kennt ihr ja auch.

Bei Bäumen ist es ja auch so, dass ich einen einmal beschnittenen anders weiter pflege, als einen, den ich ohne Schnitt nutzen will.
Wenn ich Gemüse mit niedrigen Ansprüchen möchte, muss ich mich an alten Sorten oder sonstwie botanisch weniger anspruchsvollen Exemplaren orientieren. Oder mit weniger Ertrag vorlieb nehmen, was ja durchaus eine Option ist. Oder Rückzüchten. Standortangepasst hat.

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Re: terra preta

#569

Beitrag von Rohana » Di 8. Aug 2017, 16:24

Das meinte ich mit art-gerecht behandeln: Jedem das zu geben, was es braucht, den Diven ihren Luxus und den Bescheidenen eben nicht. Ganz simpel!
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: terra preta

#570

Beitrag von Jens77 » Di 8. Aug 2017, 22:26

Danke für Eure Antworten!

@Viktualia und Emil:

Hab mich wohl undeutlich ausgedrückt, ich meinte nicht, dass man einmalig Terra Preta im Überfluss einbringt und man dann nie wieder was machen muss. Die Pflanze entzieht der Kohle Nährstoffe, die müssen wieder "aufgefüllt" werden.
Es gibt zwar auch Berichte, dass in Südamerika Terra Preta abgebaut und verkauft wird, angeblich soll es "wieder nachwachsen" und kann dann irgendwann wieder geerntet werden, aber da glaube ich nicht dran, oder hätte jemand eine Erklärung? Muss den link mal raussuchen.

Wie bringt man die verbrauchten Nährstoffe in die Kohle zurück? Wenn ich z.B. Kompost aufbringe und nicht umgraben will - oberflächlich hilft das, aber kommt davon noch was bei der Kohle an, die eineinhalb Späten tief eingebracht wurde?

LG

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