Bokashi und Terra Preta

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Sonne
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Re: Bokashi und Terra Preta

#41

Beitrag von Sonne » Di 26. Jan 2021, 14:17

*Back to Eden...das war diese Bewegung mit den Holzhackschnitzel mit Paul Gautschi...Google hat's ausgespuckt. :)
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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emil17
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Re: Bokashi und Terra Preta

#42

Beitrag von emil17 » Di 26. Jan 2021, 15:01

Ich bin Praktiker, mit reichlich Theoriewissen zur Pflanzenernährung, und manchmal faul.
Mir ist schon bewusst, dass der von mir zitierte Seifert den Kunstdünger pauschal ablehnt. ich hab ihn ja auch gelesen.
Aber so als Starthilfe und Zusatz lehne ich es nicht gänzlich ab - nur eben, ich mach keine Religion draus.
Will heissen, ich hab das eine oder andere Gartenbuch gelesen, und manche Idee übernommen, manche dann auch wieder verworfen oder abgewandelt. Diese Bücher haben aber für mich nie die gleiche Bedeutung wie die Bibel für den Papst - und sogar der soll manchmal Dinge tun, die so nicht in der Bibel stehen. Will heissen, diese Bücher haben ganz unterschiedlichen Hintergrund und ich prüfe von dem, was mir gefällt, ob es mir und auf meine Situation passen könnte, und dann mache ich es nach.
Vieles mache ich nicht nach, obwohl es funktioniert, weil ich genug von Chemie verstehe.

Andersrum ginge es nämlich genauso auch: Egal was man tut oder lässt, man findet immer mindestens einen Experten, der genauestens nachweist, warum genau dieses Tun und lassen falsch oder unverantwortlich und - der Zeigefinger winkt jetzt besonders belehrend - auch noch moralisch verwerflich war.

Irgendwie muss das alles auch in meinem Garten praktikabel sein und funktionieren.
Wenn jemand ganz ohne Kunstdünger auskommt, umso besser.
Ich wüsste in meiner Situation und Lage nicht, wo ich die benötigten Mengen gehaltvollen Kompostiermaterials herbekommen könnte, ausser ich gehe auf die Deponie der Gemeinde und hole dort den Grünabfall, den andere dort kubikmeterweise ankippen. Ich weiss nämlich, was die Leute so machen und in ihren Garten werfen, die Gestelle der Gartenabteilungen der Baumärkte sind voll davon. Das Zeug will ich bei mir nicht haben.

Was ich mal hätte bekommen können, gemäss Seiferts Anweisung, man solle alles und überall sammeln, das waren zum Beispiel sehr viele nicht verkäufliche Primeln, die samt Plastiktopf einfach in den Container geworfen worden sind. Da waren Styroporgranulat, Torf und pelletierte Langzeitdünger drin.

Pestizide verwenden wir übrigens nicht.
Eberhard hat geschrieben:
Di 26. Jan 2021, 13:52
Wenn man seinem "Gold des Gärtners" (Kompost) nicht trauen kann und man mit Volldünger aufpeppt, macht man alles richtig und ist somit extrem qualifiziert als Ratgeber und Silberrücken.
Zur Kenntnis genommen.
Ich kann meinem Kompost schon trauen. Sonst würde ich ja gar keinen machen. Ich habe einfach festgestellt, durch ganz schlichtes Schauen und Vergleichen meiner Kulturen in meinem Garten, dass es für manche Kulturen nicht reicht. Ob es funktioniert oder nicht, das sagen mir meine Kulturen, nicht das Buch.

Noch so ein Detail für Genauleser: ich bezeichne mich selber nicht als Silberrücken, in Sachen Kompostwirtschaft schon gar nicht. Ich habe auch nicht geschrieben, wie es andere machen sollen; ich habe nur erzählt, wie ich es mache - bis auf weiteres und bis bessere Ideen kommen.

Das halte ich übrigens für den Hauptgewinn dieses Forums: der eine macht so, der andere so. Da kommt man dann auf eine Idee, die so oder ähnlich für einen selber auch passen könnte, und dann probiert man es eben aus.
Eine solche Erfolgsgeschichte bei mir war z.B. die hier gefundene Idee, Kartoffeln unter alte Pappe auf den nackten Boden zu legen, statt sie wie üblich zu pflanzen. Weil ich keine Pappe und keine Zeitungen im Garten mag - keine Ideologie, es ist einfach zu hässlich - , aber gerade sehr viel altes Heu hatte, hab ich es damit probiert- mit gutem Erfolg.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Bokashi und Terra Preta

#43

Beitrag von Eberhard » Di 26. Jan 2021, 15:14

@Sonne:
Meine Logik ist, dass ich bzw mein Garten eigentlich mit einem System auskommen müsste, das so funktioniert, dass er selbst produziert...was er braucht.
Guter Ansatz, aber trotzdem Jein.

Helga Wagner, auch eine sehr kluge Frau mit Höchstkompetenzen in Kompostierung (Tradition in Umarmung mit wissenschaftlichem Fortschritt) empfiehlt 10 Prozent der Gartenfläche als Platz für die Kompostierung selber. Meine Erfahrung: Wenn man seinen Kompost vielfältig und reichhaltig erzeugen will, braucht man sehr viele unterschiedliche Materialien. Die fallen nicht alle gleichzeitig und laufend an, also braucht man eine Lagerhaltung, und da kommen einem die 10 Prozent desweilen zu knapp vor.

Wenn Dir die Kompostiermasse nicht ausreicht: Welche Reserven hast Du noch nicht erschlossen? Manchmal muss man nur die Augen öffnen und den Blick von den Füßen lösen.
Was wächst bei Dir nach der Ernte und über den Winter? Was weht der Wind über die Hecke und was würde der Nachbar Dir über den Zaun werfen? Ich habe einen Nachbarn, der schneidet seine Ligusterhecke und fuhr den Abfall in eine Deponie, um am nächsten Tag im Gartenmarkt Rindenmulch für seine Sträucher zu kaufen. Mit Rasenschnitt ähnlich. Er hat sich schnell daran gewöhnt, dass ich ihm bei seinem Abfallproblem helfe und ihn dabei freundlich auslache. Manchmal schafft er schon eine Eigennutzung, aber er ist auch daran gewöhnt, bei vielerlei Abfall erst einmal rückzufragen wegen eines kurzen Entsorgungsweges.
Eigenurin, geparkt in Holzspänen und vlt. besser in Pflanzenkohle, ist zumindest eine gute Draufgabe in den Kompost.

Daneben sehe ich einen menschengeführten Garten als praktische Monokultur. Auch bei Fruchtfolge, Mischkultur, ein paar Sträuchern und Blümchen, bei toatl bio und fein, es bleibt eine Monotonie und ist weit weg von einer natürlichen und eigentlich anzustrebenden Vielfalt an Leben, auf dem Boden und im Boden, alles bekanntlich in vielfältiger Synergie. Diesen Fakt an sich anerkennend bemühe ich mich daher um Input von außen. Das sind
- urbane Kräuter wie Brennnesseln, Schafgarbe, Maistöcke
- Pflanzenteile guter Nachbarn (Holunder, Haselnuss)
- Moos aus dem rasen und aus dem Wald
- Laub, auch vom Wiesenrand oder aus einem Waldgraben
- Kuhfladen von der benachbarten Viehweide, auch mal einen Maulwurfshaufen
- wenn ich bekomme: Mist
und vieles andere. Gerade in diesen Zeiten fahre ich mehr Schubkarre als Auto ...


Diese Sammlung hat zwei Aspekte, nämlich einen stofflichen und einen mikrobiologischen. Mit diesem Input von außen, natürlich bevorzugt von unbelasteten Orten und Quellen und gezielt urban, lebenskräftig, bei Kräutern stark aromatisch riechend, verfolge ich den Ansatz, den ich in Wirkung und Zahlen nicht belegen kann, dass ich der Monotonie meiner Umgebung ein Stück Vielfalt zurückgebe, und bei guter Behandlung bleibt dann vielleicht das eine oder andere erhalten.

Du drückst es auch richtig aus: Jeder hat sehr individuelle Möglichkeiten, objektiv. Die Herausforderung ist da, für sich einen guten praktikablen Weg zu gehen. Man darf aber auch die Grenzen seiner Gedanken aufbrechen, schauen, was andere machen, in größeren Zusammenhängen denken.
Manches kennt man, aber man braucht mehrmalige oder besondere Anreize, um solches für sich persönlich auch wirklich zu entdecken und anzuwenden.

Ein kleines Beispiel: Ich koche, wie viele andere auch. Unter anderem auch Pasta.
Hast Du schon mal das abzugießende Kochwasser in einem Gefäß aufgehoben und nach dem Auskühlen betrachtet? Das ist kein Wasser, sondern gallertartige Masse, beinahe ein eigenes Essen. Pure Stärke mit etwas Salz. Statt das in die Kanalisation zu kippen oder der eigenen biologischen Kleinkläranlage Arbeit zu machen könnte man damit die Sauce im nächsten Topf etwas strecken oder zumindest die Mikrobiologie des Kompostes füttern.
Parallel: Kartoffelwasser verwenden statt wegschütten: die besten Tipps für Haushalt, Garten und Schönheit
Mit ungesalzenen Kartoffeln habe ich jetzt noch meine Probleme. Vielleicht aber sehe ich das irgendwann nach ein paar Runden im Kopf und um das Haus anders ...

PS: Da ich Deine Fußnote sah: Ich bin ungläubig (Atheist), aber selbstredend tolerant zu toleranten Religionen und Menschen.
Aber wenn man sich dann und wann mal etwas tiefer mit Mutter Natur oder Gottes Schöpfung in diesen unendlichen Facetten, Zusammenhängen, Synergien und Verkettungen hineindenkt, was angesichts der realen Komplixtäten und Vielschichtigkeit immer nur stückhaft gelingen kann, so ist dass doch atemberaubend, dass man in eine bewundernde Andacht verfallen kann. Und dann stelle man sich die Frage, ob man besser mit dieser Natur arbeiten möchte oder gegen diese Natur, um in seinen Garten Eden zu finden, materiell, moralisch, für sich und für Nachbarn im engen und im weiten Umfeld, für seine Kinder und als Vererber.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Bokashi und Terra Preta

#44

Beitrag von Rohana » Di 26. Jan 2021, 15:34

Sonne hat geschrieben:
Di 26. Jan 2021, 14:11
Meine Logik ist, dass ich bzw mein Garten eigentlich mit einem System auskommen müsste, das so funktioniert, dass er selbst produziert...was er braucht.
Dein Garten, nur für sich selbst, kommt vermutlich mit dem aus was er hat. Dummerweise kommst du dann ins Spiel und willst auch was davon haben! Für einen richtigen Kreislauf, hat ja Emil schon gesagt, müsste das was "durch dich durch" geht, hinterher auch wieder in den Garten ;) sonst muss halt von aussen etwas dazu kommen, um dieses Loch im Kreislauf wieder aufzufüllen.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Bokashi und Terra Preta

#45

Beitrag von Sonne » Di 26. Jan 2021, 16:34

emil17 hat geschrieben:
Di 26. Jan 2021, 15:01
Ich wüsste in meiner Situation und Lage nicht, wo ich die benötigten Mengen gehaltvollen Kompostiermaterials herbekommen könnte, ausser ich gehe auf die Deponie der Gemeinde und hole dort den Grünabfall, den andere dort kubikmeterweise ankippen. Ich weiss nämlich, was die Leute so machen und in ihren Garten werfen, die Gestelle der Gartenabteilungen der Baumärkte sind voll davon. Das Zeug will ich bei mir nicht haben.
Genau dieses = Mein Problem.
emil17 hat geschrieben:
Di 26. Jan 2021, 15:01
Das halte ich übrigens für den Hauptgewinn dieses Forums: der eine macht so, der andere so. Da kommt man dann auf eine Idee, die so oder ähnlich für einen selber auch passen könnte, und dann probiert man es eben aus.
Jep. :daumen:
Rohana hat geschrieben:
Di 26. Jan 2021, 15:34
Sonne hat geschrieben:
Di 26. Jan 2021, 14:11
Meine Logik ist, dass ich bzw mein Garten eigentlich mit einem System auskommen müsste, das so :lol: funktioniert, dass er selbst produziert...was er braucht.
Dein Garten, nur für sich selbst, kommt vermutlich mit dem aus was er hat. Dummerweise kommst du dann ins Spiel und willst auch was davon haben! Für einen richtigen Kreislauf, hat ja Emil schon gesagt, müsste das was "durch dich durch" geht, hinterher auch wieder in den Garten ;) sonst muss halt von aussen etwas dazu kommen, um dieses Loch im Kreislauf wieder aufzufüllen.
Da hast du recht....der Garten käme mit sich schon klar...aber dann komme ich ins Spiel... :lol:

Wir hätten sogar unsere eigene kleine Kläranlage. Aber niemals werde ich meinen Mann dazu überreden können DAS auszubringen. Er will ja nicht mal das mehrfach gefilterte Wasser zum Gießen nehmen, obwohl das laut Fachmann, der ab und zu zum Testen kommt, Trinkwasserqualität hat.

@Eberhard...

...wir sammeln eigentlich schon was immer geht - außer Unkräuter, Thujaheckenschnitt (den nehmen wir aber für die Wege) und Kastanienlaub - was bekanntlich den Boder sauer macht. Da heben wir nur für die Heidelbeeren was auf. Und Dinge, die ewig nicht verrotten - weil zu hart oder zu groß - will mein Mann auch nicht so gerne im Kompost drin haben.

Was unser Nachbar rüber schmeißen würde? Äpfel vielleicht... :haha:...im Juni hat er Massen an Äpfel, die man leider nicht lagern kann. Da nehmen wir ihm, nachdem jeder Apfelmus satt gemacht hat und auch Apfelkuchen genug gebacken hat, etwas für den Kompost ab, weil seiner das auch nicht schafft. Aber auch nur ein gewisse Menge.

Blätter vom Wald - da dachte ich heuer im Herbst tatsächlich von einer Stelle mit viel Buchen was zu holen. Habe ich aber dann doch sein lassen, weil mein Mann meinte, ich könnte da auch Dinge einschleppen, die ich vielleicht nicht will. Pilze zum Beispiel...(also nicht Maronen oder Champignons)...sondern die, die halt manchmal auf den Blättern sind.

Moos aus dem Wald - ich glaube fast, das ist verboten. Und damit zerstöre ich auch wieder ein anderes System.

Kartoffelwasser - damit gieße ich manchmal die Beete. Ich koche die Kartoffeln und Nudeln immer ohne Salz und würze hinterher.

Manchmal ist es bei diesen speziellen Hausmittelchen für Dies und Das auch eine Zeitfrage. Der Kompost ist relativ weit weg und es ist umständlich, jetzt einen Topf Nudel-/Kartoffelwasser extra dahin zu tragen. Eine zeitlang habe ich - nach Hedwig Pommersche - Küchenabfälle oder Blätter etc püriert und auf die Beete verteilt. Alles interessante Möglichkeiten - aber es kostet Zeit. Ebenso Bokashi herzustellen undundund.

Ja - mal die Augen aufmachen. Vielleicht erschließt sich noch irgendwo eine Resource, die ich noch wahrnehmen könnte.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

Eberhard
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Re: Bokashi und Terra Preta

#46

Beitrag von Eberhard » Di 26. Jan 2021, 17:26

...im Juni hat er Massen an Äpfel
Oh. Bei uns kommen die ersten reifen (Augustäpfel) so ab Ende Juli
Pilze zum Beispiel...
Gerade Pilze bringen aber den geliebten Waldgeruch. Wäre für mich ein Pro.
was bekanntlich den Boden sauer macht
Eine Kompostzugabe bei mir ist eigenerzeugte Holzasche. Die enthält kräftig Kalk und ordentlich Kali und einiges weitere. Sie hat Mineralikcharakter und macht Gesteinsmehl verzichtbar.
Sowie: Der Bioreaktor im Komposthaufen

Gerade ein vielfältiger lebender Kompost hat eine enorme Wirkung hin zum Gesunden, Neutralisieren, Ausgleichen.
Ich habe mich auch getraut, meinen Kompost aus dem Schwarzbereich der biologischen Kleinkläranlage zu gießen, weil er es auf Grund der Trockenheit feuchtetechnisch nötig hatte und weil die Rasenmäher schwiegen mangels Arbeit.
Wenn die Kläranlage läuft, ist die Biologie stimmig und für Kompost unkritisch. Die Verweil- und Verarbeitungsdauer ist zudem viel länger als in einer Kläranlage (Wochen und Monate statt Stunden bis Tage).
Zum Gießen des eigenen Gemüses nimmt man das, auch das geklärte, Wasser aber besser nicht. Das ist zu direkt und dann doch nicht problemfrei (mögliche Keimbelastung).
Und Dinge, die ewig nicht verrotten - weil zu hart oder zu groß
Neben meinem Kompost steht ein Hackstock mit einem handlichen scharfen Beil, immer ohne Anlauf betriebsbereit. Bei mir kommt nichts Langes auf den Kompost, weil ich oberflächlich einmische, und das geht nur einfach, wenn alles kurz und mischbar ist.
Daneben kann ich selber variieren, um z.b. einen Wurzelstock eines hartnäckigen Unkrautes derart fein zu zerkleinern, dass der nicht an ein neues Austreiben denken kann.

In den vergangenen Jahren habe ich Fichtenreisig im höheren zweistelligen Kubikmeter-Bereich kompostiert. Holzkompostierung geht auch, dauert ein bisschen länger und freut sich auf Stickstoffzugabe jeder Art.
Das bedeutet aber auch, dass da mehrere Komposte nebeneinander laufen, und da wird auch immer mal ausgetauscht.
Wenn Dir die Kompostiermasse nicht ausreicht
Wiederholung: Was wächst bei Dir nach der Ernte?
Tipp: Wickroggen (Winterroggen und Zottelwicke) kann man bis in den Oktober hinein säen. Der wächst auch im Winter, bei unseren aktuellen milden Wintern bis Nichtwintern noch etwas besser. Was könnte damit passieren:
- Grünmasse einen dreiviertel Meter hoch im April. Macht man Platz für eine Bestellung, hat man Mulchmaterial oder Masse für den Kompost, oder Viehfutter.
- Diese ausgesuchten Pflanzen haben eine gewaltige Wurzelmasse, das kommt zum oberirdischen Grünzeug dazu und wird gerne vergessen. Warum?
- Wenn Pflanzen wachsen, nehmen sie Nährstoffe aus dem Boden für ihren Eigengebrauch auf und fixieren sie somit. Damit stehen diese Nährstoffe dann wirklich der Folgekultur zur Verfügung und sind weit weniger versickert oder verflogen, sondern eher ergänzt.
- Lebende Pflanzenwurzeln füttern das Bodenleben. Auf einer Schwarzbrache dagegen hungert das Bodenleben und reduziert sich. Vergleiche im April den Boden auf beiden Varianten! Als meine Nachbarin unabsichtlich in mein Kartoffelbeet trat, erschrak sie, weil sie nicht erwartete, in einen butterweichen Boden einzusinken.
- Bodenbedeckung mit Pflanzen vermeidet auch alle Erosionserscheinungen wie Wechselspiel Austrocknen, Gefrieren, Schlagregen, Windlast, UV-Bestrahlung.
- Das Bodenleben selber ist Eiweiß, Kohlenhydrate, Fette, Spurenelemente und also eine Fixierung von Nährstoffen, eine große Masse also eine große Menge Bereitstellung für unser eigentliches Anbauziel.

Alles Biologie, von der Natur abgeschaut, ohne Chemie.
Der Kompost ist relativ weit weg
Ja. Ein Komposthaufen kann Abfallhaufen sein oder Aushängeschild des Gärtners. Ein Aushängeschild wäre auch vorne am Eingang gut platziert.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Bokashi und Terra Preta

#47

Beitrag von emil17 » Di 26. Jan 2021, 20:34

Zuviel Kalk vermindert auf neutralen bis von Natur aus sauren Böden den Humus, setzt dadurch Nährstoffe frei und erzeugt so einen kurzlebigen Wachstumseffekt. Wenn ich alle Holzasche in meinen Garten würfe, die wir selber erzeugen, wäre das viel zuviel des Guten, zumal es sich um einen sowieso schon sehr basischen Kalkboden handelt.
Deshalb ist bei uns Urgesteinsmehl besser, das gibts soviel man will umsonst als Schwemmsand - der Fluss hier hat ein ziemlich grosses vergletschertes Einzugsfeld und nach der Hochwassersaison oder auch jetzt im Winter kann man das als sehr feinen, mehlartigen Sand oder Gesteinsstaub trocken unter Brücken holen, soviel man will. Nur bewirkt das alleine auch nicht wüchsige Kohlköpfe.
Eberhard hat geschrieben:
Di 26. Jan 2021, 17:26
Wenn Pflanzen wachsen, nehmen sie Nährstoffe aus dem Boden für ihren Eigengebrauch auf und fixieren sie somit. Damit stehen diese Nährstoffe dann wirklich der Folgekultur zur Verfügung und sind weit weniger versickert oder verflogen, sondern eher ergänzt.
Das funktioniert bei Gründüngung auch wunderbar, nur mache ich ja die ganze Übung, damit ich etwas ernten kann. Und das muss ergänzt werden, denn es kommt in den Keller, dann in den Kochtopf und dann fällt es ins Klo.
Das ist übrigens früher auch ein Problem gewesen: nämlich dass die Leute aus Mangel an Dünger in den Wäldern Streu gerecht, als Einstreu für ihre Kleinviehställe gebraucht und dann in die Gärten gebracht haben. Damit wurden viele siedlungsnahen Wälder ziemlich ruiniert.
Ich vermute, dass ich die jährliche Biomasseproduktion von etwa 500 bis 1000 m2 Dauergrünland direkt oder indirekt in meine Gärten fahre und dort vermulche oder verkompostiere.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Bokashi und Terra Preta

#48

Beitrag von Eberhard » Di 26. Jan 2021, 21:08

kann man bis in den Oktober hinein säen. Der wächst auch im Winter
Eine "Ernte" vor der eigentlichen Vegetationssaison muss man auch erst einmal verstehen.
Eine Ernte parallel zum eigenen Hauptanbau dann auch.

Unser Leben kommt von der Sonne. Die Blätter der Pflanzen sind die Photovoltaik-Anlagen und liefern die Energie zum Aufbau von Zuckern, Stärken, Eiweiß, Fett, entweder direkt in den Pflanzen oder über die Pflanzenfresser. Ohne aufgefangene Energie kein Futter.
Wer käme auf die Idee, im August seine Photovoltaikanlage absichtlich abzuschalten? Im Garten- und Feldbau ist das Gang und Gäbe, und keiner wundert sich darüber. Ein paar schon ...

Ein Sonnenstrahl sollte auf fünf Blätter fallen, ehe er den Boden trifft. Idealerweise 12 Monate im Jahr.
Mit freundlichem Glück Auf!

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Re: Bokashi und Terra Preta

#49

Beitrag von Sonne » Di 26. Jan 2021, 21:40

@Eberhard...also der Kompost direkt vor oder neben der Haustür - ähm - nein. :)

Würde auch gar keinen Sinn machen. Meine Küche ist entgegengesetzt der Haustür. Der Kompost müsste also auf die (Süd-)Terrasse. Und das wiederum wäre auch nicht das Wahre.

Nach der Ernte der Sommersaison sind bei mir viele Beete mit Salat und Wintergemüse besetzt. Zumindest arbeite ich daraufhin, hier möglichst viel anzubauen. Asiasalat, Kopfsalat Maikönigin (oder so ähnlich), Endivien, Lauch, Grünkohl, Spinat, Feldsalat, Pastinaken und gerade ein Experiment mit Roter Bete. Aber ich fürchte, die werden es nicht geschafft haben bei letzthin - 10°. Ein Versuch war es, wert - ich warte jetzt noch, bis es taut dann werde ich sehen. Ach ja - Zuckerhut im Gewächshaus und im Unterstand. Mit Wintergemüse bin ich noch stark am experimentieren. Ein Beet ist mit Gründüngung - ich glaube Roter Klee. Der ist im Herbst aber nicht richtig aufgegangen.

Und so weiter...ich sehe mich (in vielen Dingen) als Lernende...und aus dieser Schule (der vielen Dinge) werde ich wahrscheinlich niemals entlassen. ;)
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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Re: Bokashi und Terra Preta

#50

Beitrag von Eberhard » Di 26. Jan 2021, 22:16

Vom Segen der Humusmehrung
Gabe Brown: „Wir haben die vielen Beobachtungen erst im Laufe der Jahre gemacht. Wir wollen mindestens einen Fehlschlag pro Jahr erleben. Wenn wir keine Fehlschläge erleben, haben wir nicht genug ausprobiert.“

Oder einfach Lenin: "Lernen. Lernen. Lernen"
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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