franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

Benutzer 3991 gelöscht

Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#21

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » So 13. Dez 2015, 23:36

hobbygaertnerin hat geschrieben:Ich habe vor vielen Jahren Bilder gesehen, wie sich verschiedene Böden auf das Wachstum von Rassetieren über längere Zeitspannen auswirkten-
deshalb vermute ich, dass es auch auf die Pflanzennachkommen wirkt.
Da gabs ja auch viele Überlegungen, dass die Gestalt der Pflanze eine Anpassung an die Verhältnisse darstellt, die Knollen von Pflanzen als Speicherorgan z.B. das Resultat trockener Substrate sind, und aus einer Notwendigkeit hervorgingen, und umgesiedelt eine ganz andere Gestalt annehmen können.

In der Antike war die Meinung vertreten, dass Pflanzen auch Ausscheidungen hinterlassen, die durch pflügen an die Luft gelangen mussten, um sich zu verändern und so wieder zur Fruchtbarkeit beitragen.
Vieles wurde in einem sexuellen Kontext interpretiert - ein Gewitter als männliche Entladung - und so ganz unrecht hatten sie damit nicht, mit dem "fruchtbaren Regen", weil da eben Salpetersäure entsteht, Dünger.
Ganz spannend finde ich immer, wenn bei Leuten Dinge klappen, die eigentlich allem widersprechen, was die Wissenschaft so meint, von der sie aber noch nie was gehört haben. Ist jetzt nicht gegen Wissenschaft gemeint, aber geben tut es das schon.

holzgaser
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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#22

Beitrag von holzgaser » So 10. Jan 2016, 13:49

Hallo!


Ist es denn notwendig die Humusaufbauenden organischen Materialien tief im Boden zu vergraben um die Humusschicht zu vertiefen? Ich glaube nicht das dieser Aufwand notwendig ist um die Humusschicht zu vergrößern.
Durch das Mulchen und die oberflächlich Aufbringung von speziellen Kompost (mit Pflanzenkohleanteil beschleunigt sich der Humusaufbau) in den wachsenden Bestand werden dem Boden genügend organische Stoffe zugeführt um den Mikroorganismen die Möglichkeit zu geben Humus aufzubauen.

PS: ich währe dazu viel zu faul und hätte auch nicht die notwendige Zeit! :mued:

Meiner Ansicht nach ist jeder Boden anders und bekommt durch den örtlich unterschiedlichen Bewuchs auch andere organische Stoffe zugeführt. Man kann auch sagen der Boden läst die im angenehmen, nützlichen Pflanzen wachsen die den Boden ernähren und etabliert dadurch auch die entsprechende Vielfalt an tierischen Bewohnern.
Die Pflanzen werden sich immer mit individuellen Inhaltsstoffen füllen können und auch das Bodenleben wird immer an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sein.

Vom Maisacker in Monokultur bis zur naturbelassenen Biotopfläche.

viele Grüße holzgaser
Holzkohle - warum die wertvollste Kohle nicht das Geld ist!

Manfred

Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#23

Beitrag von Manfred » So 10. Jan 2016, 14:08

Das sind Methoden, die für die professionelle Produktion von Marktgemüse entwickelt wurden. Es geht darum, dass das Gemüse den Boden leicht durchwurzeln kann und sehr gut mit Nährstoffen und Wasser versorgt wird. Dazu wird der Boden tief gelockert und mit Nährstoffen angereichert. Und das gleich, und nicht erst nach vielen Jahren.
Ob und was man davon übernehmen will, muss jeder für sich entscheiden. Wer nicht darauf angewiesen ist, den schönsten Knollensellerie zu produzieren, der braucht auch nicht 3 Spaten tief zu rigolen.

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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#24

Beitrag von holzgaser » So 10. Jan 2016, 15:18

@Manfred,

da hast Du allerdings recht, es ist ein entscheidender Unterschied ob man von den Erträgen des Gemüsegartens seinen Lebensunterhalt bestreitet oder ob man nur einen Hobbygarten betreibt. Für den gewerbsmäßigen Gemüseanbau gelten natürlich wieder andere Richtlinien und Schwerpunkte.
Auf lange Sicht betrachtet wird dem ErwerbsgartenbauerInn auch nichts anderes übrig bleiben als für gute und dauerhaft fruchtbare Bodenverhältnisse zu sorgen. Dies gilt vor allem für Biogärtner.

Gruß holzgaser
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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#25

Beitrag von hobbygaertnerin » So 10. Jan 2016, 17:55

Wir haben keinen erwerbsmässigen Gemüsebau- aber meine Feststellung- es ist praktisch, wenn draussen im Garten auf weniger Fläche mehr wächst.
Dieses Rigolen habe ich nur bei den Spargelbeeten gemacht- beim Rest der Gemüsebeete war es bei uns die Umkehrung in die Höhe auf Bank- oder Hochbeete.
Ich suchte mir die Jahre über alles zusammen, was dem Boden gut tut, was Arbeit und Zeit einspart und erleichtert.
Wenn mit dieser Intensivmethode Pflanzen tiefer wurzeln könnte das auch eine Möglichkeit Wassereinsparung sein-
ich denke nur an Luzerne mit ihren Wurzeln.
Die franz. Intensivmethode kam auch von knapper Fläche und reichlichem Pferdemistanfall zustande.
Tiefe Bodenlockerung, Terra Preta, rückenschonende Beete, Chadwick hat eine andere Art des Kompostierens vertreten-
aber generell, ständig wird geklagt, dass 10. Mrd sattt werden sollen-
es gäbe viele Möglichkeiten, um auf kleinen Flächen einiges mehr an Gemüse zu erzeugen.
Zeit- und arbeitssparende Formen des Gemüseanbaues- mir ganz wichtig.
Wie sich Terra Preta auf lange Sicht auf den Garten auswirkt, da habe ich erst einige Jahre Erfahrung- mit Kompost und Mulchen ist der Humusanteil im Garten jetzt über einen langen Zeitraum nicht so überaus sichtbar angewachsen.
Dass ich heute auch Kohlgemüse vom Garten holen kann, dass auch das Auge erfreut- eine schöne Erfahrung.
Es muss ja nicht Riesengemüse für irgendwelchen Kürbis- oder sonstigen Wettbewerb sein- aber eine schöne reiche Ernte macht die Mühe der Gartenarbeit wieder wett.

Manfred

Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#26

Beitrag von Manfred » So 10. Jan 2016, 19:20

Da bin ich ganz bei dir. Es hören nicht ohne Grund viele Gartenanfänger nach kurzer Zeit wieder auf mit dem Gemüse, weil sie viel Arbeit investieren und die Erfolge trotzdem ausbleiben oder recht überschaubar sind. Wer nicht mit gutem Boden gesegnet ist, wird am Anfang umso mehr investieren müssen, um seinen Boden aufzubessern. Ganz besonders wenn Gemüsearten mit hohen Ansprüchen an den Wurzelraum, wie eben Knollensellerie, gezogen werden sollen. Auf die Spitze treiben das die Leute, die wettbewerbsmäßig Riesengemüse ziehen. Da kriegt ein einzelner Kohlkopf dann einen 2 m2 großen Substrathaufen, der im Zweifel auch noch temperiert und zwangsbelüftet wird und über die Bewässerung ständig eine ausgeklügelte Nährstoffzufuhr bis hin zu Mikronährstoffen und Zusatz der diese Nährstoffe aufschließenden Bodenlebewesen in Form von Kompost-Kaltauszügen erhält.
Der wichtigste "Nährstoff" im Boden ist Sauerstoff. Auch die Bodenlebewesen (zumindest die allermeisten der für uns hilfreichen) müssen atmen. Deshalb sind eine lockere Bodenstruktur und gute Drainage wichtig für den erfolgreichen Anbau der meisten Pflanzen. Egal ob im Gemüsegarten, auf dem Acker, oder auf der Weide.
Wer einen Gartenboden mit hohem Humusanteil und damit guter Lebendverbauung, sprich krümeliger Bodenstruktur, übernimmt tut sich viel leichter als der, der mit schweren, humusarmen Lehm- und Tonböden anfangen muss, die sich durch Bearbeitung zwar lockern lassen, aber auch sehr schnell rückverdichten. Da macht das Einmischen größerer Mengen organischen Materials und evtl. auch Sand bis in die tiefe Bodenschichten schon Sinn. Man sollte dann aber darauf achten, jede unnötige Rückverdichtung zu vermeiden, damit das Material tief unten auch rotten kann und nicht unter Sauerstoffausschluss verfault.
Mein Opa hat hier mal einen neuen Gartenteil angelegt, indem er im schweren roten Lehm tiefe Gräben ausgehoben und diese mit Mist aufgefüllt hat. Darauf wurden im ersten Jahr Kürbisse und im zweiten Kartoffeln angebaut. Im dritten Jahr war auch der Boden zwischen den Gräben durch das Bodenleben schon gut aufbereitet und reichlich Humus rein transportiert. Heute sieht man da keinen Unterschied mehr, egal wo auf der Fläche man gräbt. Als humoser, dunkler Boden.

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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#27

Beitrag von holzgaser » So 10. Jan 2016, 23:59

Hallo,

Also wird diese Technik am sinnvollsten bei einer Neuanlage eines Beetes durchgeführt. Da wird dann sozusagen ein Hochbeet im Boden eingebaut.
Das hat natürlich zur folge das der Boden erst mal sehr gut Versorgt ist und sofort mit allen Pflanzen bepflanzt werden kann. Diesen Zustand des Bodens gilt es dann zu erhalten. Führ diese Art des Bodenaufbaus würde ich auch gleich große Mengen an angereicherter Pflanzenkohle mit in den Boden geben um die Sauerstoffversorgung im Boden langfristig zu optimieren. Die Methode mit den aufgefüllten Gräben hört sich stimmig an und ist wohl auch eine Möglichkeit schweren Boden zu lockern. Die Bereiche zwischen den Gräben werden dadurch auch besser durchlüftet und damit belebt. Im Ackerbau gibt es extra Maschinen um präzise "Luftschlitze" in den Boden zu bringen (90cm Abstand 30cm Tiefe 2cm Breite) um die Sauerstoffversorgung zu verbessern. Das wird vor allem bei Ackerbohnen gemacht um die Stickstoffbildung zu verbessern.

Die Methode über den natürlichen Bodenaufbau dauert natürlich sehr lange und diese Geduld haben, wie Manfred schreibt, nicht alle Gärtner
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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#28

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 11. Jan 2016, 09:06

@Manfred,
so herangezüchtetes Riesengemüse ist vermutlich als Urkunde an der Wand recht anschaulich, aber ob es noch gesund ist?????
Was mir in unserem Land fehlt, es gibt in Richtung Gemüseanbau recht wenig Anregung - in den Büchern schreibt einer vom anderen ab- und beim Durchblättern kommt mir oft der Verdacht- dass das nur ein schön bebildertes Buch ist, aber von wirklicher Praxis ist wenig zu finden.
Hier finde ich in anderen Ländern mehr Anregung.
In Deutschland ist der Garten entweder als Desing - und Prestigeobjekt gestaltet, oder verächtlich in eine gepflasterte, gemauerte Steinwüste umgewandelt.
Ausserdem findet sich in Gartencentern eine unüberschaubare Anzahl von Mittelchen und gekaufter Erde usw. - Garten ist ein riesiger Wirtschaftszweig.
Der in manchen Büchern so verklärte Bauerngarten - auch hier bin ich kritisch- die Bäuerin früherer Zeit musste aus verschiedenen Gründen den Garten bewirtschaften- aber früher wie heute- Zeit ist nicht im Übermaß vorhanden.

Zurück zu Chadwick-
bei seinen Gärten wird ein Beet nicht betreten- man braucht nur ein paar Mal auf einer Wiese den gleichen Weg nehmen, der Trampelpfad ist schnell sichtbar.
Bin jetzt nicht im Bilde, ob bei Chadwick gemulcht wird,
mulchen ist eine gute Sache, aber im Frühjahr erwärmt sich der zugedeckte Boden erst sehr viel später-
du schreibst vom Sauerstoff- ich bin überzeugt, dass auch die Bodentemperatur eine ganz wichtige Rolle spielt. Je schneller sich der Boden im Frühjahr erwärmen kann, umso besser wachsen die Pflanzen.

@Holzgaser, ich mache es umgekehrt, nicht das Hochbeet in die Tiefe, sondern mit 30-40 cm hohen Bankbeeten in die Höhe,
mit den Jahren ist Bücken nicht mehr so gefragt, es macht einen grossen Unterschied, ob man sich auf den Boden oder 30-40 cm weniger bücken muss.
Gemüsegarten soll für mich Ausgleich und Freude sein und nicht lästige Plackerei.
Ich gebe grundsätzlich auch in die Mistpackung - die für warme Füsse bei den Pflanzen sorgen soll- Holzkohle hinzu-
ebenso wird für jeglichen Mist von Huhn, Kaninchen mit Holzkohle bereits im Stall und zur Fütterung verwendet-
in der Nähe ist eine Bäckerei, die verkaufen Semmeln mit Pflanzenkohle vermischt- das Aussehen ist gewöhnungsbedürftig, aber sie schmecken gar nicht übel.


Da gibts doch diesen Yuo-tube Film einer amerikanischen Familie, die in einem Stadtgarten von 400 qm sehr viel Gemüse erzeugen.
Wenn man sieht, wie sich dort der Boden über die Jahre verbessert hat- wundert es nicht, welche Fruchtbarkeit dort herrscht.
Ist natürlich ein anderes Klima, aber dennoch- da glaub ich haben wir noch viel zu lernen.

Manfred

Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#29

Beitrag von Manfred » Mo 11. Jan 2016, 10:14

Es gibt auch in D sehr gute Gemüsegarten-Bücher. Sind aber in dem unüberschaubaren Angebot nicht einfach zu finden.
Für mich ist das beste deutschsprachige Gemüsegartenbuch "Das Gemüsegraten Handbuch" das von Wolfgang Nixdorf.
Er vertreibt das Buch direkt über seinen Shop http://garten-wn.de/
Wobei er sich auf den Anbau und die Düngung konzentriert und die Themen Neuanlage eines Gartens und Bodenbearbeitung außen vor lässt.

hobbygaertnerin
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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#30

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 11. Jan 2016, 11:15

Manfred,
ja, stimmt das Buch von Nixdorf ist sehr gut, auch das, was er sonst zu verkaufen hat. Bei seinem Gartenvlies hat man lange Freude damit und auch mit anderen Sachen - praktisch, robust und zuverlässig.
Dennoch, auf meinem Weg zum arbeits- und zeitsparenden Selbstversorgergarten musste ich manche Bücher lesen (die meisten waren nutzlos), manche Erfahrung war nötig, aber mit der Zeit hat es sich doch ganz gut entwickelt.
Ausser Karotten, 5 Weiß- und 5 Rotkohlköpfen und 50 kg Kartoffeln hole ich alles mit einem vertretbaren Zeit- und Arbeitsaufwand aus unserem Garten
Wobei es auch bei mir Probleme und Rückfälle gibt, die Schnecken, Wühlmäuse, Trockenheit (habe mir eine Bewässerung geleistet) usw.

Ein Biointensivgarten ist auf alle Fälle sehr praktisch.

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