Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

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emil17
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Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#91

Beitrag von emil17 » Do 16. Dez 2021, 20:15

Nun, allgemein: Was billig ist wird verschwendet.
Strom ist unauffällig und leise, deshalb merkt man es nicht so sehr, wo überall Strom verbraucht wird.
Konkret würde es dazu führen, dass minimaler Stromverbrauch ein Thema wird, und zwar nicht nur weil es die Behörden den Herstellern aufzwingen, sondern weil es die Mehrheit der Verbraucher so will.
Dadurch würden z.B. Geräte unverkäuflich, die man nicht ausschalten kann.
Oder man schaltet die Heizung (Wärmepumpe) zurück, wenn man in Urlaub fährt.
Hersteller, wo der Stromverbrauch bei den Produkten ein wesentlicher Kostenpunkt ist, müssten effizienter produzieren.

Dazu gehören natürlich flankierende Massnahmen seitens des Gesetzgebers, z..B. Straftarife für alte und uneffiziente Geräte, oder dass bei elektrogeheizten und schlecht gedämmten Wohnungen der Vermieter nicht mehr alles auf den Mieter als Nebenkosten überwälzen kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#92

Beitrag von Manfred » Sa 18. Dez 2021, 13:53

In Chile entsteht jetzt endlich eine Testanlage für E-Fuels in nennenswerter Größe (550 Mio. Liter pro Jahr).

"Synthetische Kraftstoffe könnten für einen nahezu CO2-freien Betrieb von Verbrenner-Fahrzeugen sorgen. In Chile haben Porsche und Siemens nun mit dem Bau einer Pilotanlage begonnen, die ab 2022 den ersten Sprit liefern soll."

https://www.automobilwoche.de/article/2 ... chen-pampa

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emil17
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Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#93

Beitrag von emil17 » Sa 18. Dez 2021, 17:02

Eigentlich müssten solche Anlagen bei Zementfabriken (oder anderen Anlagen mit hohem CO2-Ausstoss) stehen, denn die Gewinnung von CO2 aus Luft ist teuer und aufwendig.
Man könnte dann das CO2 verwenden, das bei der Herstellung des Zementes aus dem Brennen von Kalk entsteht, und das viel konzentrierter anfällt als es in der Luft vorhanden ist.
Aber dann fehlt der Wind ...
Die Sinnhaftigkeit, den so erzeugten grünen Sprit ausgerechnet in Rennautos zu verfahren, sei dahingestellt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

DieterB
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Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#94

Beitrag von DieterB » So 19. Dez 2021, 07:44

Der zusätzliche Kohlendioxid in der Luft nutzt den Pflanzen nicht, wenn nicht gleichzeitig andere Nährstoffe oder Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Weil das im Allgemeinen nicht der Fall ist, hat sich der Effekt der CO2 Düngung trotz erhöhtem CO2 Anteil in der Luft in den letzten Jahrzehnten sogar noch verringert. Das ist nicht überraschend, denn der Klimawandel führt in vielen Regionen zu Dürren und Wassermangel.

https://www.uni-augsburg.de/en/campusle ... 4/09/4117/

Zu glauben, dass der Klimawandel durch CO2 Düngung und verstärktem Pflanzenwachstum abgemildert werden könnte, ist daher unsinnig.

Was dagegen Sinn ergeben würde, ist die CO2 Düngung in Gewächshäusern. Die integrierte Landwirtschaft der Zukunft könnte vorsehen, Gewächshäuser neben CO2 erzeugenden Anlagen zu bauen.

wörpedahler
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Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#95

Beitrag von wörpedahler » So 19. Dez 2021, 11:17

DieterB hat geschrieben:
So 19. Dez 2021, 07:44
Was dagegen Sinn ergeben würde, ist die CO2 Düngung in Gewächshäusern. Die integrierte Landwirtschaft der Zukunft könnte vorsehen, Gewächshäuser neben CO2 erzeugenden Anlagen zu bauen.
Das absrude ist ja, dass CO2 Begasung in Gewächshäusern schon lange gang und gäbe ist. Ich durfet mal einen Tomaten-Fabrik (anders kan ich das nicht nennen) besuchen, die 10 Monate im Jahr reife Tomaten haben (in Norddeutschland). In allen Gewächshäusern lagen Kunstoffschläuche aus denen CO2 ausströmt. Das Gas dafür wird einmal die Woche in einem grossen Tanklaster geliefert und stammt aus industrieller Herstellung. (es muss ja sauber sein und meines Wissens gibt es noch keine CO2-Abscheideanlage im grossen Massstab in Deutschland)

Als ich dort war wurde CO2 eingeleitet, während gleichzeitig die Fenster einen Spalt geöffnet waren (Temperaturreglulierung).
Es ist also nicht so wie man denken könnte, das im Gemüsebau CO2 gebunden wird, sondern viel mehr sind die Tomatengewächshäuser wie eine grosse Fabrik ohne Schornstein, aus der ständig CO2 in die Atmosphäre ausströmt. :platt:

Eine Kombination mit Fabriken dürfte in Deutschland extrem schwer werden:
Zum einen gelten die Gemüsefabriken offiziell als Landwirtschaft und der Flächennutzungsplan sieht eben keine Schwerindustrie und Landwirtschaft zusammen in einem Industriegebiet vor.
Zum anderen muss man erstmal nachweisen, dass die Abgase der Schwerindustrie ausreichend gefiltert werden. Du möchtest ja sicher nicht neben dem CO2 auch Dioxine und Schwermetalle und sowas auf deine Tomaten blasen.
Da wo ich herkomme gab es mal einen Skandal, weil ein Industriewerk tortz angeblich "modernster Filter" Thallium rausgeblasen hat. Das wurde früher in Rattengift verwendet ist aber inzwischen sogar da verboten. Dieses Gift hat sich als feiner Staub über alle Pflanzen im Garten gelegt und in dem Jahr die gesamte Ernte vernichtet - Privat und Landwirtschaft.

Also ich sach mal: Die Idee klingt auf dem Papier extrem gut: CO2 aus der Fabrik nehmen, damit unser Gemüse schneller wächst.
In der Praxis ist es gar so einfach nicht.

Und wenn jeder der einen Kiesgarten hat einfach einen Baum pflanzen würde, dann würden wir sicher mehr CO2 binden, ganz mit Low-Tech, und nebenbei auch noch etwas ökologisch sinnvolles tun...

PS: Adding insult to injury: Natürlich werden die Tomaten-Gewächshäuser auch noch massiv beheizt und erzeugen schon dadurch mehr CO2 als die Pflanzen jemals brauchen könnten. Gäbe es günstige und funktionierende CO2 Abscheider, könnten die ihren ganzen CO2 Bedarf selber "herstellen" und damit aber wieder kein CO2 aus der Schwerindustrie mehr gebrauchen.

Eberhard
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Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#96

Beitrag von Eberhard » So 19. Dez 2021, 11:40

Der zusätzliche Kohlendioxid in der Luft nutzt den Pflanzen nicht, wenn nicht gleichzeitig andere Nährstoffe oder Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
Licht und angemessene Temperaturen nicht vergessen. Wenn man an den genannten Stellen den Regler runterdreht, haben sich die relativ niedrigen Wirkungen von erhöhtem Luft-Kohlendioxid selbstredend erledigt.
Wenn man von Fähigkeiten der Natur spricht, sollte man auch Überlagerungen überdenken wie unsere synthetischen Kampfstoffe in der Landwirtschafts-Industrie, auch unsere Hinterlassenschaften aus Industrie und Haushalten. Aus welchem Oberflächengewässer würde man selbst sorgenfrei trinken wollen?
der Klimawandel führt in vielen Regionen zu Dürren und Wassermangel
Der Mensch hat schon länger seine Fähigkeit bewiesen, Versteppung und Verwüstung auf der Erde voranzutreiben, schon in Antike und Mittelalter, weit vor jeglicher Industrialisierung. Bekanntlich werden diese Fähigkeiten auch heute nach wie vor rege angewandt.
Zu glauben, dass der Klimawandel durch CO2 Düngung und verstärktem Pflanzenwachstum abgemildert werden könnte
Der Satz an sich ist widersinnig. Weil die Pflanzen unter guten Umständen einen Teil zusätzlichen Kohlendioxids binden können, kann man ungebremst die Luft damit vollpumpen und den Klimawandel anhalten? Bei solcher Logik werfe ich die Studie gleich in die Tonne, und das dafür ausgegebene Geld wäre auch besser in zwei, drei neue Bäume oder Hecken investiert.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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emil17
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Re: Wirkung des CO2-Gehalts in der Luft auf die Ernteerträge

#97

Beitrag von emil17 » So 19. Dez 2021, 13:38

Eberhard hat geschrieben:
So 19. Dez 2021, 11:40
Der Satz an sich ist widersinnig. Weil die Pflanzen unter guten Umständen einen Teil zusätzlichen Kohlendioxids binden können, kann man ungebremst die Luft damit vollpumpen und den Klimawandel anhalten? Bei solcher Logik werfe ich die Studie gleich in die Tonne, und das dafür ausgegebene Geld wäre auch besser in zwei, drei neue Bäume oder Hecken investiert.
Studien machen schon Sinn, wenn sie Fakten darlegen und wenn man sie nicht als Ausrede zum Nichts machen verwendet und wenn man nicht Schlussfolgerungen, die man selber zieht, der Studie anlastet, die das nicht tut. Man pflanze doch einfach selber Hecken, wenn einem das besser liegt.
Die Studie könnte zum Beispiel zeigen, dass in einer Hecke 10 to trockene Biomasse = grob 5 to C gebunden sind, was etwa 18 to CO2 entspricht. Das entspricht grössenordnungsmässig dem, was eine Familie im Jahr mit Heizen, Fliegen, Autofahren usw. erzeugt, wobei die Hecke mehr als ein Jahr braucht, um soviel zu wachsen.
Zudem ist der Effekt nur da, solange die erzeugte Biomasse da ist; da Gewächshäuser kurzlebige Biomasse (Gemüse) erzeugen, ist da kein Effekt zu erwarten.
Man kann auch einfach einen Komposthaufen in seinem Gewächshaus machen. Das würde ich tun, wenn ich ein Gewächshaus hätte.

Die gewerblichen Wintertomatenproduzenten werden den gleichen Sachverhalt natürlich anders darstellen: Das CO2 gibt es sowieso; ob man es direkt in die Luft lässt oder erst in ein Gewächshaus bringt, spielt keine Rolle. CO2 wird in grossen Mengen als Prozessgas, als Schutzatmosphäre etwa bei der Lagerung von Wintegemüse oder zum Befüllen von Fleischverpackungen, für Feuerlöschanlagen und hundert andere Anwendungen gebraucht.
Gewächshäuser beheizt man aus einem einzigen Grund: weil mit Heizung der Ertrag in Euro pro Fläche und Zeit höher ist als ohne. Irgend ein Medeinbeauftragter wird das dann schon als umweltverträglich darstellen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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