Insekten-Diskussion

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#41

Beitrag von Manfred » Do 7. Dez 2017, 11:54

@Rati:
Die untere Hälfte des Diagramms hast du auch angesehen?
Sind ja nur ca. 50% der Pflanzenarten flöten gegangen. We würde da schon einen Einfluss auf die Insekten erwarten...
Und dass das Ackerland je nach angebauten Kulturen eine der Hauptquellen für die Insekten-Biomasse sein kann, hat m.E. die Studie aus Großbritannien schön belegt. Kaum fehlt die vorherige Blattlaus-Massenvermehrung wegen geänderter Feldfrüchte...
In welchen Monaten am meisten gefangen wurde, ist in der Studie ja auch angegeben.
Im Winter ist das nicht so sonderlich viel...

Wie schon mehrfach gesagt taugt die Krefelder Veröffentlichung nicht, um daraus viele Schlüsse ziehen zu können.
Eine umfassende Erhebung des Insektenaufkommens fand ja nicht statt.
Interessant wären z.B. Auswertungen zur Artenzusammensetzung der gefangenen Insekten gewesen. Also wie viele Insekten welcher Artengruppen jeweils gefangen wurde.
Das hätte deutlich mehr Aussagekraft bezüglich möglicher Einflüsse auf die jeweiligen Arten.

Evtl. wäre dann einfach heraus gekommen: Die fetten Eintagsfliegen fehlen. Oder die Dungfliegen oder die Honigbienen oder die Getreide-Blattläuse oder die Wespenspinnen haben die Fläche besiedelt und die Grashüpfer dezimiert oder...

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Re: Insekten-Diskussion

#42

Beitrag von Minze » Do 7. Dez 2017, 12:19

Ach Manfred, mein Boden ist naturgemäß mager, ich lebe ja in einem Sandkasten.

Und, wo immer Platz und möglich blüht es natürlich bei mir. Stockrosen habe ich zu Hauf, die Hummeln und Schmetterlinge lieben sie und sie blühen bis in den späten Herbst. Dann habe ich ein recht großes Staudenbeet, in dem es auch vom frühesten Frühjahr bis in den späten Herbst blüht und selbst im Gemüsegarten gibt es allerlei Blumen. Also ich mache schon aktiv etwas für die Tiere und jammere nicht nur rum.

An Sträuchern gibt es viele Schlehen, Holunder, Kornelkirsche, Aronia, Ölweide, Kamtschakabeeren, Heidelbeeren, Felsenbirne und natürlich diverse Obstbäume und Beerensträucher.

Und, mein Garten ist nicht aufgeräumt, alles, was woanders als Unkraut bekämpft wird darf bei mir wachsen und blühen, z.B. Löwenzahn.
Liebe Grüße
Minze

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Re: Insekten-Diskussion

#43

Beitrag von Rohana » Do 7. Dez 2017, 12:26

Was bisher in diesem Thread noch nicht gebracht wurde: Acker ist nicht gleich Acker, da kommts auch ein wenig auf die Ausdehnung an. Unser grösstes Feld ist 3,75ha "gross" (die meisten sind zwischen 1 und 2) und wird fast komplett durch ein Mini-Wäldchen zweigeteilt. Überall gibts "Steinriegel" und "Hecken", auch Böschungen oder mal Einzelbäume. Dadurch ist selten alles auf einmal kahl, es steht nicht überall die gleiche Frucht, es gibt Rückzugs- und Lebensräume für allerlei Getier; kurz, die Landschaft hier ist eine bunte Patchworkdecke. Wo diese Strukturen - aus welchen Gründen auch immer - fehlen, sieht es halt anders aus, unabhängig davon ob und was gespritzt wird.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Insekten-Diskussion

#44

Beitrag von Rati » Do 7. Dez 2017, 12:33

Manfred hat geschrieben:@Rati:
Die untere Hälfte des Diagramms hast du auch angesehen?
Sind ja nur ca. 50% der Pflanzenarten flöten gegangen. We würde da schon einen Einfluss auf die Insekten erwarten....
hab ich gesehen Manfred, aber wie geschrieben, da der Großteil der Fläche keiner Änderung unterzogen wurde - die akribische Auflistung aber nur 50m Umkreis um die Fallen erstellt wurde, ist es sehr unwahrscheinlich das als Hauptursache zu nehmen, Schließlich ist das Revier eines Fluginsektes schon um einiges größer. Und das es natürlich zu Artverschiebungen kommt habe ich auch gesagt.
Manfred hat geschrieben: @Und dass das Ackerland je nach angebauten Kulturen eine der Hauptquellen für die Insekten-Biomasse sein kann, hat m.E. die Studie aus Großbritannien schön belegt. Kaum fehlt die vorherige Blattlaus-Massenvermehrung wegen geänderter Feldfrüchte.......
ja richtig, je nach Feldfrucht, mit was der Acker bestellt war im Krefelder 50m Raum hab ich jetzt leider nicht gefunden.
Manfred hat geschrieben:In welchen Monaten am meisten gefangen wurde, ist in der Studie ja auch angegeben.
Im Winter ist das nicht so sonderlich viel....
da weis ich jetzt nicht genau worauf du hinaus willst, ist schon irgendwie klar das die Sommermonate die höchste Quote haben, das willst du doch aber nicht allein auf die Frucht der Äcker zurückführen? Zumal wie gesagt die geringe Landschaftsumgestaltung nicht mit dem hohen Biomasseverlust zusammenpasst.
Manfred hat geschrieben:Wie schon mehrfach gesagt taugt die Krefelder Veröffentlichung nicht, um daraus viele Schlüsse ziehen zu können.
Eine umfassende Erhebung des Insektenaufkommens fand ja nicht statt. ....
:) dann lass uns die Studie beiseite legen und weiter Erfahrungsberichte sammeln.
Denn:
Manfred hat geschrieben:Interessant wären z.B. Auswertungen zur Artenzusammensetzung der gefangenen Insekten gewesen. Also wie viele Insekten welcher Artengruppen jeweils gefangen wurde.
Das hätte deutlich mehr Aussagekraft bezüglich möglicher Einflüsse auf die jeweiligen Arten. ...
richtig aber solche Studien gibt es ja auch- wenn auch in anderen Gebieten. Hab ja schon geschrieben, das es für mich eher die Masse der Meldungen zusammen mit anderen zumindest zielähnlichen gemachten Studien ist, die deutliche hinweise auf die starke Dezimierung in der Insektenwelt gibt.

Grüße Rati
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Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#45

Beitrag von Manfred » Do 7. Dez 2017, 12:42

Dann zähl doch mal die Studien auf, die du kennst und die dich in deiner Vermutung bestärken?

Ich kenne keine einzige, die auf eine umfassende Erfassung ausgelegt wäre.
Bzw. nur eine aus dem Forstbereich, die belegt, dass ein Wald-Nationalpark keine höhere Biodiversität gegenüber dem Wirtschaftswald bewirkt, die aber wiederum nur auf die Zahl der Arten, nicht aber auf die Biomasse geachtet hat.

Und wenn du eine 50%igen Schwund der Pflanzenarten nicht als wesentliche Lebensraumveränderung ansiehst, was ist dann eine wesentliche Veränderung? Ein Atombombenabwurf?

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Re: Insekten-Diskussion

#46

Beitrag von Rati » Do 7. Dez 2017, 12:56

Manfred hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben:Und wenn du eine 50%igen Schwund der Pflanzenarten nicht als wesentliche Lebensraumveränderung ansiehst, was ist dann eine wesentliche Veränderung? Ein Atombombenabwurf?
:lol: ach mensch, Schwund im Umkreis von 50m nicht im Gesamtrevier eines Fluginsektes.
Und wenn dadurch die Vielfalt auf das natürliche Maß zurückgestutzt wurde dann heist das doch aber, das die Population der da hin gehörenden Arten ansteigt wenn ihre Pflanzenfavoriten sie besser ausbreiten konnten.
Und die von dir erwähnet "fette" Eintagsfliege, hat mit Sicherheit von den gewachsenen Wasserflächen profitiert, Pflanzen nach dem Schlupf brauchen die ja eher weniger. :)

Grüße Rati

da ich ja nun so ein Paperleser und radiohörer bin, wirds einfach schwierig für mich hier Studien aufzuzählen von denen ich gehört bzw gelesen habe, aber ich wed mal versuchen meine Geosammlung am WE zu durchkämmen.
versprechen tue ich nix. :)
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Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#47

Beitrag von Manfred » Do 7. Dez 2017, 13:01

Du kennst aussagekräftige Untersuchungen zum Bewegungsradius von Insekten, der Artenzusammensetzung du nicht mal kennst?
:hmm:

Die Autoren der Studie selbst dagegen schreiben, für den von Ihnen verwendeten, bodennahen Fallentypus seien besonders die Entwicklungen in der engen Umgebung ausschlaggebend für die Fangresultate. :hmm:

Manfred

Re: Insekten-Diskussion

#48

Beitrag von Manfred » Do 7. Dez 2017, 14:14

Gerade über topagrar rein gekommen:

"wie so oft im Leben gibt es gute und schlechte Nachrichten. Die gute: Die Durchwachsene Silphie soll ab dem Jahr 2018 greeningfähig sein. Das hat der Agrarausschuss des EU-Parlaments beschlossen. Zwar steht noch die Zustimmung des Parlaments aus. Die dürfte aber nur noch reine Formsache sein. Die schlechte Nachricht: Wildpflanzenmischungen oder andere ökologisch wertvolle Kulturen sind nicht auf der Positivliste."

Soviel zum Thema, es werden mehr Blühflächen gewünscht...

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Re: Insekten-Diskussion

#49

Beitrag von Rati » Do 7. Dez 2017, 15:28

Manfred hat geschrieben: Du kennst aussagekräftige Untersuchungen zum Bewegungsradius von Insekten, der Artenzusammensetzung du nicht mal kennst?:
:lol: wat für Dinger? Manfred, ich habe doch geschrieben das es Studien mit zielähnlichen Aussagen gibt also Studien die sich mit Insektenpopulationen, Artenvielfalt und Lebensräumen beschäftigen.
das ich persönlich eine Studie kenne die sich punktgenau mit dem von dir gewünschtem Zusammenhang von Bewegungsradius und Artzusammensetzung beschäftigt habe ich nie behauptet.
Ich hatte eher darauf verwiesen das es wohl mehr Sinn macht die zielähnlichen Studien aus punktuellen Studien zu nehmen, sie zu vergleichen und mit den von hoffentlich vielen Einzelpersonen gemachten Beobachtungen abzugleichen und daraus deutliche Schlüsse über die wahrhaftigkeit der Insektenrückgangsbewegung zu ziehen.
Manfred hat geschrieben:Die Autoren der Studie selbst dagegen schreiben, für den von Ihnen verwendeten, bodennahen Fallentypus seien besonders die Entwicklungen in der engen Umgebung ausschlaggebend für die Fangresultate...
ja, und hatten wir nicht folgendes festgestellt:
Rati hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben:Wie schon mehrfach gesagt taugt die Krefelder Veröffentlichung nicht, um daraus viele Schlüsse ziehen zu können.
Eine umfassende Erhebung des Insektenaufkommens fand ja nicht statt. ....
:) dann lass uns die Studie beiseite legen und weiter Erfahrungsberichte sammeln.
:aeh:

Grüße Rati
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Re: Insekten-Diskussion

#50

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 7. Dez 2017, 15:36

Durchwachsene Silphie mögen auf alle Fälle die Bienen schon mal sehr gerne, diese Pflanzen möchte ich eh mehr anbauen. Ist recht anspruchslos und hält auch einiges aus und vor allem, muss nicht jedes Jahr angebaut werden.Schon mal eine gute Sache, die anderen Wildpflanzenmischungen werden wir trotzdem anbauen, es ist ein so schönes Bild, wenn es blüht in allen Farben und die Bienen und andere Insekten dort herumsummen. Was mich aber da furchbar ärgert, ausgerechnet die Leute, die ihren Rasen in sauber vom Robotter geschnittenen Einheitsgrün haben, schimpfen immer über die Landwirtschaft, weil da so wenig blüht- und wenn dann mal wirklich grossflächig was blüht, dann gibts Zeitgenossen, die autoweise die Blumen klauen, um ihre Naturdeko für Feste zu holen. Gegen einen Blumenstrauss für die Vase hab ich ja nichts einzuweden, aber wenn ganze Transporter damit gefüllt werden, dann werd ich schon sauer. Wir verzichten auf Ackerfrüchte und Ernte, weil wir den Insekten auch was lassen wollen und dann holt man sich die "billigen Wildblumen" für die Hochzeitsfeier. Und man findet es nicht mal für nötig, überhaupt zu fragen.
Seit die Strassenböschungen und andere grossflächigen Böschungen nicht mehr gemäht, sondern gemulcht werden, verschwinden die Magerrasenblumen wie Margeriten, Glockenblumen,Kukuckslichtnelken, Schusternelken, Quendel und wilder Oregano und viele mehr.
Auch die vielen Vorschriften , die verschiedenen Förderungen haben die Landschaft verändert.
Was soll z.B. ein Bauer machen, mäht er die Wiese früh, dann hat er junges eiweißreiches Futter für die Kühe, den Bienen fehlen die Blüten, lässt er die Grünflächen länger stehen- dann braucht nur noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen und er fährt gehäckselten, wertlosen "Stacheldraht" nach Hause.
Die entsprechende Düngung verlangt eine andere Nutzung.

Wir haben seit einem Jahr keine Kühe mehr- die Rauchschwalben sind verschwunden, bin darüber sehr traurig, aber sie finden eben keine Fliegen mehr. Mihr fehlt dieses muntere Singen und Fliegen der Schwalben-
Auf der anderen Seite, welch ein Aufstand, wenn irgendwo in der Wohnung eine Fliege zu sehen ist. Ganze Industriezweige leben davon, Fliegengitter und entsprechende Schutzvorrichtungen herzustellen und einzubauen.

Zur Insektendiskussion gehört auch die Vogeldiskussion- denn sie sind gefragt, dass sie sich ihren Anteil in der Natur holen.
Aber auch hier muss ich mich manchmal furchtbar ärgern, wir haben viele Laufmeter Hecken angepflanzt, dort können die Vögel nisten, sich verstecken, Beeren pflücken. Mein egoistischer Anteil wollte auch ein paar Wildbeeren für uns selbst.
Aber der derzeitige Trend zu Naturfrüchten lässt die Menschen vermuten, dass die Natur ihnen einen reichen Tisch gedeckt hat, für den man keinen Handgriff ausser Pflücken machen muss, beim Holunder werden körbeweise die Blüten gepflückt, das fehlt dann im Herbst und da sind auch wieder Sammler unterwegs und die Vögel und ich selbst kann da manchmal auch nur noch dumm schauen.
Ich empfinde manchmal diese Naturferne und auf der anderen Seite diese Traumvorstellungen zum Kotzen. Weist man dann höflich darauf hin, dass das Ganze eigentlich für die Insekten, Vögel usw. gedacht war, wird man so blöd angemacht und angemotzt, dass mir auch mal der Kragen platzt.
Die Diskussion um Insekten, die gabs doch schon mal vor langer Zeit, Rachel Carlson- der stumme Frühling.

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