Schwarzwild

Manfred

Re: Schwarzwild

#21

Beitrag von Manfred » Mo 1. Sep 2014, 19:04

Nein. Weil Schalldämpfer in D dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegen, weil unsere Regierung anscheinend Angst hat, dass bei Freigabe ganze Armeen von Heckenschützen hinter jedem Busch sitzen werden...

Was den Abschuss angeht:
In der Gegend verkaufen sie den Abschuss des männlichen Rotwilds an zahlungskräftige Jagdgäste.
Den weiblichen Abschuss zur Herbeiführung der gewünschten Bestandsichte übernehmen dann die Profis.
Und in anderen Ländern herrschen halt andere Vorstellungen zu Fragen der Waidgerechtigkeit.
Er wird dafür bezahlt, Strecke zu machen. Ein Rotwildkalb flüchtet nicht weit, wenn die Mutter geschossen wird. In dem offenen Gelände kann er sich also zu fast 100% sicher sein, auch auf das Kalb zum Schuss zu kommen. Im dichten deutschen Tann mag das anders aussehen.

Andreas75
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Re: Schwarzwild

#22

Beitrag von Andreas75 » Di 2. Sep 2014, 00:01

Naja, und wenn er zuerst das Kalb schießt und die Mutter entkommt, pflanzt die sich wieder fort- da beißt sich die Katz' also so oder so in den Schwanz... Wäre mir dennoch zu riskant, dass das Kalb im nächsten Tal verschwindet, und das im Winter- ein potentieller Kümmerer, der hätte vermieden werden können... Ich weiß, dem Wolf wäre das auch egal, wen von beiden er erwischt, aber naja...

Ich finde, es sind, was die explodierenden Sauenbestände angeht, auch die milden Winter sowie die beinahe schon jährliche Mast der Bäume (Buchen, Eichen) durch die warmen, trockenen Frühjahre und die drauf folgenden wasserreichen Sommer, mit schuldig, nur sekundär der Mais (was aber regional durchaus unterschiedlich sein mag).

Es gab doch früher so eine Jagdgepflogenheit, die nannte sich Rottenfang. Da wurden komplette Rotten irgendwo eingetrieben und niedergemacht. Abgesehen von Tierschutzbedenken wäre das doch nach wie vor die effizienteste Reduktionsmöglichkeit, weit effektiver als der Einzelabschuss und kein Tier aus der Rotte kann mehr übertrieben scheu werden.
Die Fangvorrichtung eventuell nach Art der aus südafrikanischen Dokus bekannten Bomas, trichterförmige Falle, an deren Ende ein Tiertransporter steht. Da die komplette Rotte reingejagt, zum Schlachthof gefahren, inne CO²- Grube und fertig ist der Lack...
Ginge sowas nicht? In Afrika ist diese Fangweise immerhin das NonplusUltra im Artenschutz, und die betroffenen Tiere mindestens ebenso wild und scheu wie heimische Schwarzkittel.

Manfred

Re: Schwarzwild

#23

Beitrag von Manfred » Di 2. Sep 2014, 07:34

Ich kenne das ja auch nur aus der Literatur. Milch gibt die Hirschkuh im Winter wohl keine mehr, oder nur noch minimal. Aber die Rudel sollen mutterlose Kälber ausstoßen. Und wenn die sich dann alleine durchschlagen müssen, kann ich mir schon vorstellen, dass sie etwas mickern, weil es ihnen an Anleitung fehlt.
Ich hatte bisher 2 x ein mutterloses Kalb mit in meiner Rinderherde, die ihre Mütter mit ca. 3 bis 4 Monaten verloren haben. Eines war in den Anfangsjahren von meinem Onkel zugestellt worden, in der Hoffnung ein einer Ex-Milchkühe würde es saufen lassen (was die aber nicht haben). Beim anderen musste ich die Mutter wegen Euterproblemen schlachten lassen. Sie gab keine Milch mehr. Die blieben beide zwischenzeitlich deutlich im Wuchs zurück, wohl mangels Milch, haben dann aber nach entsprechender Pansenentwicklung schnell wieder aufgeholt. Eines davon habe ich gerade noch. Ist jetzt ein knapp 2 1/2 Jähriger Ochse. Ein ganz schöner Brocken und nicht leichter als sein verbliebener gleichalter Kollege. Die gehen beide im Herbst weg zum Schlachten.
In Neuseeland werden weibliche Milchviehkälber oft nach nur 8 bis 10 Wochen Vollmilchtränke ohne Kraftfuttereinsatz auf der Weide großgezogen. Das soll die frühe Pansenentwicklung fördern. Und die haben ein Erstkalbealter von 2 Jahren, d.h. die Kälber lernen anscheinen sehr schnell, ohne Milch zurecht zu kommen, wenn sie auf guten Weiden stehen.

Was den Fang von Schwarzwild angeht: Da bin ich ganz bei dir. Der Einsatz von Saufängen ist in D im Prinzip möglich. Sie müssen aber einzeln von der Unteren Jagdbehörde genehmigt werden.
Unter deutschen Jägern sind sie aber als unsportlich verrufen. Und die Tierschutzproblematik beim Töten der gefangenen Tiere ist nicht zu unterschätzen. Wenn man anfängt auf die zu schießen, gerät die ganze Rotte in Panik. Abgesehen davon, dass das eine Qual für die Tiere ist, leidet die Fleischqualität stark und es soll wohl sogar schon vorgekommen sein, dass das Fleisch komplett verworfen werden musste.
Ich denke aber, dass man da durchaus praktikable Methoden finden kann. Schon der Einsatz von Schalldämpfern würde sicher helfen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass man die Tiere lebend mit einem Viehanhänger in ein Gehege bringt, wo sich sie sich unter Fütterung einige Tage beruhigen und an Menschen gewöhnen können und man sie erst dann schießt. Oder man geht noch weiter und füttert die gefangenen Jungtiere erst noch groß. Da würde man sicher bald dazulernen, wenn solche Fänge erst mal im größeren Umfang eingesetzt würden.
In den USA gibt es Firmen, die diese Jagdtechnik kommerziell anbieten, um Farmern bei ihrem Sauenproblem zu helfen.
Die größte Schwierigkeit ist wohl die Intelligenz der Sauen. Wenn man es nicht schafft, die komplette Rotte zu fangen, dann sind die verbliebenen Sauen nie wieder so dumm, in eine solche Falle zu gehen.
Die Firmen füttern daher eine längere Zeit an. Die Falle wird dann per Fernauslöser durch einen Beobachter gesteuert. Und wenn einzelne Stücke der Rotte trotz längerem Anfüttern nicht dazu zu bewegen sind, mit in die Falle zu laufen, dann werden diese vorher oder nach dem Fang der Rotte (ggfls. mit Nachtsichttechnik) geschossen, damit wirklich kein einziges Tier aus der Rotte dazulernen und seine negativen Erfahrung weitergeben kann. Sonst würde der Fang bald nicht mehr funktionieren.

Jager Pro ist so eine Firma, die auch Fallen verkauft.
Hier ein Lehrvideo/Infovideo von denen:
https://www.youtube.com/watch?v=Sz0sOmkPgvI
https://www.youtube.com/watch?v=C3EVGN2GFHI (eine Muttersau hat trotz 4 Monaten Anfütterzeit nie die Falle betreten!)

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Re: Schwarzwild

#24

Beitrag von Andreas75 » Mi 3. Sep 2014, 00:45

Das klingt richtig gut, was da in den USA passiert. Nur auf die Art sind die Bestände wirklich nachhaltig zu reduzieren.
Bliebe nur die Frage, ob heimische Nimrode dann damit leben könnten, potentiell ein paar Jahre oder für länger keine Sauen mehr im Revier zu haben, wenn regional kräftig ausgeputzt wurde :)... Von Seiten der Wildschadenbegleichung sicherlich kein Problem, und man kann sich auch manche Vollmondnacht lieber zuhause bekuscheln lassen als sich beim Ansitz den Allerwertesten abzufrieren, aber so allgemein gesehen...

Manfred

Re: Schwarzwild

#25

Beitrag von Manfred » Do 29. Jan 2015, 00:51

Auch die Wasserwirtschaftsämter haben mit Schwarzwildschäden zu kämpfen.
Ist die Grasnarbe zerstört, kann das Wasser den Damm viel leichter angreifen:
http://www.mz-web.de/koethen/wildschwei ... 19254.html

Die Gegend scheint einen extremen Schwarzwildbestand zu haben, weil dort WWF und NABU die Regie führen und nur eine eingeschränkte Jagdausübung zulassen.
Jetzt wurden auf Drängen des Wasserwirtschaftsamtes und unter Organisation der Forstamtes zwei Drückjagden kurz nacheinander durchgeführt.
Mit einer Rekordstrecke von insgesamt 242 Wildschweinen:
http://www.mz-web.de/koethen/wildschwei ... 75360.html

Wolkenflug
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Re: Schwarzwild

#26

Beitrag von Wolkenflug » Do 29. Jan 2015, 18:27

Manfred hat geschrieben: Die Gegend scheint einen extremen Schwarzwildbestand zu haben, weil dort WWF und NABU die Regie führen und nur eine eingeschränkte Jagdausübung zulassen.
Laut Revierförster sind die Gründe aber hauptsächlich darin zusehen:
Zitat:
Als Grund für die sprunghafte Vermehrung der Schwarzkittel nennt Fritzsching zum einen die Aussetzung der sonst regelmäßigen Drückjagd im Jahr 2013 auf Grund des Hochwassers. Hinzu komme der milde Winter, wodurch es auch zur mehrmaligen Trächtigkeit der Sauen innerhalb eines Jahres kommen könne.


Wolkenflug

Manfred

Re: Schwarzwild

#27

Beitrag von Manfred » Fr 11. Sep 2015, 13:39

Nach dem erfolgreichen Modellversuch zum Einsatz von Nachtzielgeräten in Bayern wurden 51 Antrage aus 30 Revieren zur Genehmigung eingereicht.
Das BKA hat diese Anträge jetzt mehr oder weniger pauschal abgelehnt. Vermutlich soll dadurch eine Klärung vor Gericht und damit Rechtssicherheit für das BKA erreicht werden.
Die ersten Wiedersprüche sind eingereicht. Das bayerische Landwirtschaftsministerium ist weiter dafür, den Einsatz zu genehmigen.

Manfred

Re: Schwarzwild

#28

Beitrag von Manfred » Mo 30. Nov 2015, 14:26

Zwar schlechte Qualität, aber doch eine interessante Beobachtung:
Seeadler erbeutet Frischling
https://www.youtube.com/watch?v=VVVipLtuF_g

Manfred

Re: Schwarzwild

#29

Beitrag von Manfred » Sa 13. Feb 2016, 19:10

In Italien dürfen die Bauern jetzt anscheinend für zunächst 3 Jahre selbst Wildschweine fangen und schießen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 76695.html

Manfred

Re: Schwarzwild

#30

Beitrag von Manfred » Di 16. Feb 2016, 16:04

Fleißig, fleißig... die Schwarzkittel...
https://www.youtube.com/watch?v=ixhSXWSLlzA

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