Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5318
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4591

Beitrag von Rohana » So 18. Dez 2022, 00:30

Mag ja sein dass es jetzt rentabler ist als vorher, für Hobbyholzer sowieso. Erfreu dich daran solange du kannst.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4592

Beitrag von penelope » So 18. Dez 2022, 00:58

Bei uns steht niemand als Hobby am Wochenende mit der Kettensäge im Wald, das ist in professioneller Betreuung. ;)

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4593

Beitrag von penelope » So 18. Dez 2022, 10:16

Nochmal eine kleine Erläuterung dazu, wie Waldbewirtschaftung in Deutschland konkret geregelt ist. Jeder Wald, ganz egal ob privat oder staatlich, ist einem Forstamt zugeordnet. Dies ist dafür zuständig, den Zustand des Waldes regelmäßig zu begutachten. Der zuständige Förster geht dann auf die Besitzer von Privatwald (egal ob 1 ha oder 1000 ha) zu und schlägt ggfls. Maßnahmen vor, berät einem zu Fördermöglichkeiten und hat natürlich auch gleich Personal und Ausrüstung an der Hand, um Arbeiten durchführen zu lassen. Man muss also als Waldbesitzer von sich aus also gar nichts unternehmen, sondern ein Profi mit Ahnung von der Sache kommt auf einen zu, ganz ohne das man selbst aktiv werden müsste.

Natürlich braucht so ein Wald ab und an auch mal Pflegemaßnahmen, beispielsweise wird in bestimmten Gebieten alle paar Jahrzehnte Kalk ausgebracht. Das läuft dann ganz konkret so ab, dass einen der Förster anruft und sagt, dass das mal wieder angesagt ist und berät auch gleich, wie man dafür an die Förderung kommt. Man gibt dann einfach sein ok, die Maßnahme wird vom Forstamt organisiert und man füllt für die Förderung das Formular aus, was einem der Förster konkret benennt. In den letzten Jahren wurden 90 bis 100% der Kosten für die Kalkung durch die Förderung übernommen. Zum Argument: "so ein Wald braucht auch Pflege, ihr wisst gar nicht wie viel Arbeit das ist" kann ich sagen: doch, weiß ich - man wartet auf einen Anruf, gibt sein ok und füllt einen Zettel aus. Das war es dann.
Natürlich darf man in seinem privaten Wald auch selbst arbeiten, wenn man eben der Meinung ist, man macht das besser als der Förster und der holt nicht genug Geld aus dem Wald. Dann kann man auch selbst dadurch stapfen und sich über jede Buche einzeln ärgern - aber dann ist das vielleicht eher das Hobby. ;)

Ich bin in einem kleinen Dorf neben einem der "Erdmannwälder" aufgewachsen. Vor 130 Jahren trat da ein für seine Zeit visionärer Förster seinen Dienst an, der gegen den damaligen Trend nicht mit Monokulturen hat aufforsten lassen, sondern einen Mischwald gefördert hat. Diese Wälder haben sich ausgezeichnet entwickelt und stehen jetzt, wo es flächendeckend Probleme gibt, ausgesprochen gut da und sind das Beispiel, an dem sich jetzt die Förderung des natürlichen Waldumbaus orientiert. Ich hab also das beste Beispiel direkt vor der Nase: die prächtigen Erdmannwälder und das Waldstück meiner Familie, dass in einem anderen Gebiet liegt und wo irgendwie immer was ist, sei es Sturm, Nässe, Trockenheit oder Borkenkäfer. Die Vorstellung, dass aus unserem Forststück auch mal wieder ein richtiger Wald wird, macht mir einfach ein gutes Gefühl, auch wenn ich zu meinen Lebzeiten höchsten noch die allerersten Anfänge miterleben werde. Und oben drauf steht man finanziell damit nicht schlechter, sondern eher besser da. :)

Falls ich einer für die Erdmannwälder interessiert: https://www.forstpraxis.de/die-erdmannw ... 2022-19155

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5318
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4594

Beitrag von Rohana » So 18. Dez 2022, 23:36

penelope hat geschrieben:
So 18. Dez 2022, 10:16
Zum Argument: "so ein Wald braucht auch Pflege, ihr wisst gar nicht wie viel Arbeit das ist" kann ich sagen: doch, weiß ich - man wartet auf einen Anruf, gibt sein ok und füllt einen Zettel aus. Das war es dann.
Ja, klar. Weil der Förster auch alles umsonst und für sein Vergnügen macht. :lol:
Nach der Logik könnte ich die Milch auch bei Aldi kaufen und die Kühe sein lassen. Ist viel weniger Arbeit! :hmm:

Wir könnten auch einen Bewirtschaftungsvertrag mit der Waldbauernvereinigung schliessen und hätten keine Arbeit mehr mit dem Wald. Kann man alles machen und macht sicher Sinn wenn man keine eigene Forstausrüstung etc hat, bzw. sich selbiges nicht lohne weit Waldfläche zu klein, oder sich bei Gemeinschaftswald es sowieso anbietet. Aber deswegen zu behaupten ein Wald mache keine Arbeit ist schlicht Unfug :) bissl Holz einschlagen und weiter nix tun ist der Sache nicht förderlich. Ein Wirtschaftswald, der auch zukünftig Ertrag bringen soll, braucht Pflege - vom Durchforsten bis zum Anpflanzen jedes Jahr, Jungpflanzen freistellen und ggf. ergänzen, Zukunftsbäume erziehen, ggf. Sturm- und Käferschäden aufarbeiten, Wege- und Heckenpflege, ....
Wir machen die Arbeit halt selbst, und die Wertschöpfung bleibt auch bei uns.
Natürlich darf man in seinem privaten Wald auch selbst arbeiten, wenn man eben der Meinung ist, man macht das besser als der Förster und der holt nicht genug Geld aus dem Wald. Dann kann man auch selbst dadurch stapfen und sich über jede Buche einzeln ärgern - aber dann ist das vielleicht eher das Hobby. ;)
Ich ärgere mich nicht über Buchen. Ich mag sie sogar sehr gerne. Es sind tolle Bäume, grade die alten. Wir werden diesen Winter leider meine liebste "Buchen-Allee" am Waldrand-Südhang fällen müssen. Da bilden ein paar Buchen vom Waldrand ein richtiges Dach über dem Weg daneben. Die werden so ein Alter von 100 bis 120 Jahren haben, vielleicht mehr, und jetzt hat sie ein Pilz erwischt :bang: . Das traurige ist halt dass die keine Karriere vor sich haben - und da könnte auch dein Förster nix dran ändern. Taugt nicht als Sägeholz. Die Säge möchten bitte gleichmässige Stämme ohne Äste und auch nicht mit 1m Durchmesser... ganz bestimmt keine sehr individuellen Individuen wie diese (Zwiesel, ewig breit, niedriger Astansatz, sehr starke untere Äste zur Südseite etc pp). Zum Aufarbeiten auch ein riesiger Spass, so eine alte Buche :aeh:
Die Buchen können nix dafür dass sie nicht "in die Säge wachsen" so wie das diverse Nadelhölzer tun. Wir haben durchaus auch sägetaugliche Stämme, die muss man aber suchen, das ist nichts selbstverständliches.
Ich hab also das beste Beispiel direkt vor der Nase: die prächtigen Erdmannwälder und das Waldstück meiner Familie, dass in einem anderen Gebiet liegt und wo irgendwie immer was ist, sei es Sturm, Nässe, Trockenheit oder Borkenkäfer.
Nebenbei ist die Grundlage des Erdmann-Waldes ein Boden und ein Klima mit dem sich relativ viel anfangen lässt. Allerdings, so schön der Wald ist, wie aktiv wird der denn bewirtschaftet? Wenn ich im Video höre dass man andere Wälder nach diesem Vorbild umbauen will in "klimastabile, strukturreiche, artenreiche Mischwälder" dann fehlt mir der Punkt der Wirtschaftlichkeit. Grade wenn so viel Laubholz angebaut werden soll, wird denen mal das Holz ausgehen was auch Geld bringt und nicht nur hübsch ist - es sei denn es ist Naturschutzgebiet wo tatsächlich der Naturschutz Hauptsinn und -zweck der ganzen Geschichte ist. Hab ich ja nix gegen, muss man aber auch so betiteln und nicht einen Naturschutzwald als Vorbild für einen Wirtschaftswald hinstellen.

Ist klar dass eine Fichtenmonokultur anfällig ist, genau wie die Kiefernmonokultur die der Ausgangspunkt für die Überlegungen und Handlungen des Herrn Erdmann waren. Monokulturen haben das so an sich - speziell wenn sie an ungünstigen Standorten stehen (ich war öfter mal im Harz, das tut so richtig weh). Man kann die aber auch ganz un-ideologisch behutsam und trotzdem auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet umbauen. Musst halt gucken was wo mit den Bedingungen zurecht kommt, welche Hölzer bis zu welchem Alter stehen bleiben und die "Brotbäume" werden sollen - das sind bei uns immernoch zum Grossteil Nadelbäume. Kiefern; Lärchen, Douglasien, Tannen und natürlich viele Fichten da wo es mehr Wasser hat, Esskastanie, Schwarznuss, Eiche wo es trockener ist. Buche wächst sowieso überall und alles was sonst so anfliegt darf gerne bleiben wenn's das Reh überlebt - was es ausserhalb des Zauns ohne Einzelschutz kaum tut :roll: aber manchmal wird man überrascht von Sonderlingen wie Elsbeere oder einer einsamen Tanne, schnell Zaun drum machen. In den letzten Jahren sehe ich immer mehr Eiben-Sämlinge in einem bestimmten Stück Wald - da fliegen die Vögel vom Garten der Nachbarin rüber und kacken hin, leider gehört der Wald zum Nachbarn...
Man muss also als Waldbesitzer von sich aus also gar nichts unternehmen, sondern ein Profi mit Ahnung von der Sache kommt auf einen zu, ganz ohne das man selbst aktiv werden müsste.
Last not least: Spätestens dann wenn der Borkenkäfer sich in deinen Fichten heimisch fühlt und sämtliche Nachbarbaumbestände gefährdet, musst du sehr wohl was unternehmen (lassen), sonst werden die Förster ungemütlich. Gibt hier oft so kleine Waldstücke wo die Besitzer nichtmal wissen dass es ihnen gehört, da muss man ewig nachrennen. :roll:
Die Vorstellung, dass aus unserem Forststück auch mal wieder ein richtiger Wald wird, macht mir einfach ein gutes Gefühl, auch wenn ich zu meinen Lebzeiten höchsten noch die allerersten Anfänge miterleben werde. Und oben drauf steht man finanziell damit nicht schlechter, sondern eher besser da.
Das darfst du gerne erläutern. Wo kommt das Geld her? Von den Subventionen für Waldumbau? Oder doch von den bisherigen Fichtenbeständen die jetzt geerntet werden?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4595

Beitrag von penelope » Mo 19. Dez 2022, 08:44

Rohana hat geschrieben:
So 18. Dez 2022, 23:36
penelope hat geschrieben:
So 18. Dez 2022, 10:16
Zum Argument: "so ein Wald braucht auch Pflege, ihr wisst gar nicht wie viel Arbeit das ist" kann ich sagen: doch, weiß ich - man wartet auf einen Anruf, gibt sein ok und füllt einen Zettel aus. Das war es dann.
Ja, klar. Weil der Förster auch alles umsonst und für sein Vergnügen macht. :lol:
Der ist ja bei der Kammer eingestellt, in der man eh sein muss. Also ja: für Waldbesitzer ist das wirklich quasi umsonst. :holy:

Ich hab geschrieben, dass bei Handlungsbedarf ein Profi (= der Förster) auf einen zukommt. Du willst das anscheinend entkräften und erwiderst, man solle mal abwarten, bis der Borkenkäfer da ist, dann kommt der Förster zu einem. Das bestätigt aber ja doch, was ich geschildert habe. Wie gemütlich oder ungemütlich das dann abläuft, scheint individuell zu sein. Hier läuft das neutral bis gemütlich ab, aber vielleicht kommt auch genau daher das Sprichwort: wie man in den Wald hineinruft so schallt es heraus. ;)

Maschinen werden natürlich gemietet und der Einsatz koordiniert. Habt ihr einen eigenen Harvester zu Hause stehen?

Die Erdmannwälder sind kein Naturschutzprojekt, sondern natürlich Wirtschaftswälder. Und zwar welche, die sich über die letzten guten 100 Jahre besser bewährt haben, als andere Strukturen. Deshalb werden sie ja auch zum Vorbild für Waldumbaumaßnahmen genommen. Da sitzen ja studierte Förster mit jahrelanger praktischer Berufserfahrung und machen sich intensive Gedanken darüber, wie man am besten für die Zukunft vorgehen sollte. Denen kann man entweder zuhören, oder man kann einfach alles, was nicht in die eigene Schiene passt, per se als Quatsch abtun.

Wenn du jetzt regelmäßig schreiben würdest, dass sich euer Wald so richtig gut lohnen würde und alles super läuft, könnte ich es durchaus verstehen wenn du dann auch sagen würdest, dass nichts anderes als eure aktuelle Linie in Frage kommt. Es ist aber ja das Gegenteil der Fall. Du hast dich relativ oft beklagt, dass Wald aktuell so schlecht läuft und noch nicht mal die Kosten für die Maschinen deckt. Wenn dann andere Leute berichten, dass es bei ihnen in den letzten Jahren ganz gut lief, tust du das ab und zweifelst an, dass das so stimmen kann und unterstellst gleich mal, dass die ja keine Ahnung von nix haben. Ist grundsätzlicher Misserfolg wirklich so ein sicheres Zeichen dafür, dass alles bestens läuft? ;)

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10752
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4596

Beitrag von emil17 » Mo 19. Dez 2022, 10:11

Ja, ja, die Wirtschaftlichkeit ...
das Killeragument gegen jeden Versuch, Sackgassen zu vermeiden.

Lustig ist, dass das keiner konsequent durchzieht? Einzelschutz von Elsbeere und so weiter ist nicht wirtschaftlich, denn der Zaun koste jetzt und wenn die Elsbeere schlagreif ist, bist du Ur-Uroma. Trotzdem macht man es.
Gerade die Probleme mit Fichten sind nur früheren Wirtschaftlichkeitsüberlegungen zu verdanken. man hat damals überall Fichte gepflanzt, weil man zum Zeitpunkt dieser Pflanzungen Fichte gut hätte verkaufen können. Und gerade das zeigt, dass langfristig stabile standortsgerechte Baumarten die Grundlage jeder Wirtschaftlichkeit sind.
Dass es kaum Sägereien gibt, die Starkholz annehmen, ist auch wieder eine Folge kurzsichtger Wirtschaftlichkeitsüberlegungen - unter anderem derjenigen, dass der Zuwachs pro Zeit und Fläche ab einem gewissen Stammduchmesser abnimmt, man also Geld verschenkt wenn man die Bäume zu alt werden lässt.

Man kann übrigens als Waldbesitzer gut entweder das Forstamt machen lassen, oder die Arbeit selbst machen und die Wertschöpfung behalten. Aber man kann nicht die Arbeit selbst machen und sich beklagen, dass es sich eigentlich nicht rechnet, weil man die falschen Bäume oder die falschen Böden hat.
Wenn man eine durchgehende Wirtschaftlichkeitsrechnung macht und Opportunitäskosten wie verpasste Löhne bei Tätigkeitswechsel mit berechnet, dann kann man diese fiktiven Kosten nicht nur als Argument verwenden, dass es sich eigentlich gar nicht rechne, sondern auch als das wofür sie sich jemand ausgedacht hat: Nämlich als Entscheidungsgrundlage, was man überhaupt machen soll, um sein Einkommen mit den vorhandenen Mitteln und Fähigkeiten zu optimieren.
Den Vogel abgeschossen hat ja mal Manfred hier im Forum, der hat für seinen Hof seinen entgangenen Lohn bei lukrativerer Tätigkeit als Opportunitätskosten abgezogen, die fiktive Eigenkapitalrendite des Erlöses aus dem Verkauf des Anwesens bei optimaler Anlage ebenfalls, und damit vorgerechnet, dass sich das, was er tut, Geldverschwendung sei.

Die gleiche Überlegung bei der Freizeitgestaltung: Soll ich ins Kino oder ins Hallenbad? Bei gleichem Spassfaktor ist das eine als Opportunitätskostenpunkt vom Spass des anderen abzuziehen, folglich bleibt nix egal welche der beiden Möglichkeiten ich wähle und als Ausweg bleibt, zu Hause zu sitzen und sich zu ärgern.

So kann man es natürlich machen, die alte Vorksweisheit dass man nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann sollte man aber auch nicht vergessen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5318
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4597

Beitrag von Rohana » Mo 19. Dez 2022, 11:38

Lieber Emil, nochmal zum mitschreiben: Mein Problem mit den tollen "Zukunftswäldern" die auf Laubholz basieren und wo die Fichte keine Rolle mehr spielen soll, ist schlichtweg dass die Verwendung der Laubhölzer nur bedingt gegeben ist es sei denn du hast ausschliesslich Edelholzanteil, aber das scheint mir SEHR unrealistisch. Wenn weiterhin Konstruktionsholz (was den Hauptteil der Holzverwendung ausmacht) generell auf Nadelholz basiert, funktioniert die Rechnung langfristig nicht. Das könnte sogar n Blinder mit'm Krückstock erkennen und du bist doch sonst nicht auf'n Kopf gefallen :hmm: Abgesehen davon hab ich nie gesagt dass der Wald an sich nicht laufen würde. Von den schlechten Holzpreisen am Markt vor einiger Zeit waren alle Waldbesitzer incl der Staatsforsten betroffen, ist halt Markt... und dass es mir in der Seele wehtut dass die schönen Buchen nur Brennholz werden und viel zu billig sind, tja. Jetzt wo der run auf Brennholz ist könnten wir auf einmal dreifach davon zum doppelten Preis verkaufen :kaffee:


@Penelope: Nein wir haben keinen Harvester, so gross ist die Fläche dann auch wieder nicht. Also, klar, könnte man sich anschaffen, müsste dann aber die halbe Woche irgendwo im Lohn fahren damit der Spass sich ansatzweise lohnt. Wird bei euch nur mit Harvester geerntet? Bei uns nimmt man Motorsäge, Seilwinde und Rückewagen... :pfeif:

Wenn mir ständig wer erzählen will dass Fichte so schlecht ist weil sonstwas und ich dagegenhalte dass selbst die schlechteste Käferfichte mehr im Verkauf bringt als die Standard-Buche, dann ist das kein Anzeichen dafür dass es bei uns im Wald schlecht läuft sondern schlichte Marktrealität (siehe oben an Emil). Dass die letzten Jahre mit Trockenheit und Käfer im Sommer bissl scheisse waren, ist halt so - war ja nicht nur bei uns, sondern auch anscheinend bei dir, sonst würdest du nicht schreiben dass immer irgendwas ist...
Weisst du eigentlich was der Förster in deinem Wald so alles treibt oder reicht es dir gelegentlich das Formblatt für die Kalkung zu unterschreiben? Könntest ja doch mal verraten wie Geld generiert wird bei euch, und das obwohl du ja gar keinen so tollen Zukunftswald hast bisher. Irgendwas muss die Fichte ja damit zu tun haben :)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4598

Beitrag von penelope » Mo 19. Dez 2022, 12:10

Die grundsätzliche Frage ist halt, woran man sich bei der Überlegung, auf welche Baumarten man setzt, orientiert. Daran, was man glaubt, was in 60 bis 100 Jahren gebraucht wird oder daran, was nach aktuellem Erkenntnisstand am stabilsten wachsen wird.

Ihr glaubt, dass ihr genau wisst, was für Holz in Zukunft nachgefragt sein wird und messt den Prognosen, nachdem sich die Bedingungen für Kiefer und Fichte weiter verschlechtern werden, nicht besonders viel Bedeutung zu. Wir gehen davon aus, dass niemand den Markt der Zukunft vorhersehen kann und orientieren und an den Empfehlungen der Experten auf dem Gebiet in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit der zukünftigen Wälder. Sind halt zwei unterschiedliche Ansätze.

Relativ rentabel war der Wald in den letzten Jahren durch glückliches Timing. Es gab zwar unglaublich viel Schadholz, was raus musste (ja, im platten Land hier fahren Harvester, nicht überall, aber auch), aber da wir das relativ spät raugeholt haben, konnte das trotz minderer Qualität echt noch gut verkauft werden, als die Holzpreise von jetzt auf gleich wieder gestiegen sind. Aber auch wenn es jetzt mal gut lief ist uns klar, dass das zum Großteil einfach Glück war. Den Ertrag, den man sich bei der Aufforstung mal ausgerechnet und erhofft hat, hat sich nicht ansatzweise eingestellt. Folgerichtig wird nun die Strategie geändert und nicht einfach nochmal das gleiche, was schon einmal nicht funktioniert hat, wiederholt. Und nun gibt es eben die Teilnahme am Förderprogramm für natürliche Waldverjüngung, die Geld bringt.

Natürlich sind das keine großen Summen die man bekommt, aber dafür werden auf der anderen Seite auch keine großen Summen eingesetzt und der Aufwand hält sich in engen Grenzen. Ob etwas rentabel ist oder nicht, richtet sich ja nicht danach, ob man besonders hohen Erlös erzielt, sondern in welchem Verhältnis der Erlös zu dem eingesetzten Aufwand und Kosten steht

Küstenharry
Beiträge: 535
Registriert: So 5. Feb 2017, 12:33
Wohnort: Wurster Nordseeküste

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4599

Beitrag von Küstenharry » Mo 19. Dez 2022, 15:04

Spätestens in 10-15 Jahren wird man auch Buche zum Bauen nutzen müssen, wenn der Käfer alle Fichten aufgefressen hat.
Der Marktpreis der Fichte regelt das dann. Wenn keine mehr da ist, wird auch Fichte zum Wertholz.
Mein ex Prof forscht in der Richtung, siehe auch Pollmeier Baubuche.
Schon jetzt werden Rähm und Schwelle in statisch hoch belasteten Wänden aus Buche Furnierschichtholzträgern ausgeführt.
Jetzt muss man nur anfangen die Wälder Klimaresistenter umzubauen, also Mischwälder, die auch Nadelhölzer beinhalten.
Gruss von der Küste

Harry

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5318
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4600

Beitrag von Rohana » Mo 19. Dez 2022, 19:01

penelope hat geschrieben:
Mo 19. Dez 2022, 12:10
Die grundsätzliche Frage ist halt, woran man sich bei der Überlegung, auf welche Baumarten man setzt, orientiert. Daran, was man glaubt, was in 60 bis 100 Jahren gebraucht wird oder daran, was nach aktuellem Erkenntnisstand am stabilsten wachsen wird.
Was nützt es ganz viel tolles stabil gewachsenes Holz zu haben was dann Papier oder Brennholz wird? Wie schonmal erwähnt, die grundsätzlichen Eigenschaften der Hölzer werden sich auch auf absehbare Zeit nicht ändern. Abgesehen davon wechseln die Experten ihre Meinung wie die Unterhosen, alle Jahre wird ein neuer Zukunftsbaum durch das Dorf getrieben.
Es ist ziemlich sicher dass in Zukunft Nadelholz gefragt sein wird, also schauen wir dass wir eine Kombination aus dem finden was a) wächst und b) gebraucht wird. Ein guter Teil der Fichten ist momentan als Begleitbaum ausgelegt, damit die Goldjungs auch schön brav und grade wachsen. Ist wirklich keine Hexerei vorherzusehen dass gut sägegeeignete Stämme immer gefragt sein werden! Ein paar Edellaubhölzer kommen auch mit in den Mix, Eicheln auf den Hähertisch und Buche geht auf wie Unkraut, da braucht man gar nix dran tun. Interessant ist auch was im Zaun alles wächst was draussen keine Chance hat, aber das werden (vermutlich) keine Bäume die grossartig wirtschaftlich sind. Die erfreuen dann die Vögel und andere Tiere.
Relativ rentabel war der Wald in den letzten Jahren durch glückliches Timing.
Und ich dachte schon... :lol:
Und nun gibt es eben die Teilnahme am Förderprogramm für natürliche Waldverjüngung, die Geld bringt.
Verstehe. Was verjüngt sich denn so bei euch förderfähiges, wenn das kein gescheiter Mischwald ist?



@Küstenharry: Ich kenne das BuchenBauholz. Ist für mich allerdings kein Holz, sondern ein Holzprodukt, weil hochverarbeitet. Immerhin - es ist ein interessanter Ansatz. Wird sich zeigen ob das mit der Preisfindung langfristig zur Alternative "Import von Nadelholz" passt... :lala:
Ein weiterer Nachteil der Buche, die ist eben auch nicht wirklich klimastabil, leidet jetzt schon unter Trockenstress laut jüngsten Studien - sogar in Norddeutschland! Der heilige Gral der Zukunftsbäume ist noch nicht gefunden mMn. Ich bin auch nicht sicher ob es den überhaupt gibt. Laufend kommen neue Erkenntnisse dazu, neue Schädlinge (z.B. ganz heiss für Laubholz: Asiatischer Laubholzbockkäfer, Asiatischer Moschusbockkäfer), neue Krankheiten (z.B. das bakteriell verursachte Rindensterben der Rosskastanie) die sich teils durch den Klimawandel verstärkt hier möglicherweise etablieren können, oder auch alte Schaderreger wie Verticillium dahliae der (genau wie die Borkenkäfer bei Fichten) die Schwäche seiner Zielbäume nach Trockenstress ausnutzt.

Insgesamt ziehen wir für uns das Fazit ziehen, der Mix macht's, irgendwas wird schon überleben :mrgreen: hilft aber nix wenn man von Anfang an nur Zeug dahin tut wovon man schon weiss dass es nicht sehr wirtschaftlich sein wird. Lieber nach Wirtschaftlichkeit planen und den Rest ergänzen und auch über die Jahre entstehende Lücken wieder ergänzen. Dazu muss man halt rausgehen... :aeh:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Antworten

Zurück zu „Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion“