Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4161

Beitrag von Rohana » Fr 12. Aug 2022, 08:29

Ideen hätte ich schon. Aber weisst warum es nur Ideen sind? Weil es konkrete Gründe gibt, warum es grade nicht umsetzbar ist. Schon gar nicht zu diesem Zeitpunkt. Die Kühe brauchen Futter, in ausreichender Qualität und Quantität. Das auf's Spiel zu setzen wegen "Ideen" kann man sich leisten wenn reichlich Vorräte und Flächen da sind...
Mal abgesehen davon dass ich mir grade nicht sicher bin warum mir einige Leute die ökologische Katastrophe konkret auf meinem Betrieb einreden wollen. Das ist simplerweise nicht der Fall. Es ist nicht so dass es nirgendwo was zu verbessern gäbe, sicher, aber abgesehen von den üblichen Bauern-Wehwehchen (Marktlage, Wetter, Politik) geht es eigentlich. Ist nur die Frage ob wir es schaffen die Gebäude und Maschinen zu ersetzen die jetzt in die Jahre kommen, so vonwegen wachsen oder weichen, denn zum wachsen sehe ich keine wirklich sinnvolle Möglichkeit. Insofern ist es wohl ein Idyll auf Zeit.

@Penelope, mehr Eiweiss wäre sehr einfach gegangen, wenn man z.B. beim Greening die Auflage "ohne chemischen Pflanzenschutz" weggelassen hätte. Da hätten viele gern was mit grobkörnigen Leguminosen gemacht, aber ohne Herbizid ist das ziemlich für'n Popo für Konvis die grade nicht über Striegel- und Hacktechnik verfügen. Sieht man hier ein Dorf weiter, die Soja hockt irgendwo versteckt unter Melde, Disteln und Hirse.... jaaa... weiss nicht ob das überhaupt druschwürdig wird.
Das hat also in der Breite nur mehr Anbau von grobkörnigen Leguminosen verhindert. Klassische Verschlimmbesserung :(

@Strega: Keine Sorge, ich mache weder meine Ideen noch mein Handeln von irgendwelchen Leuten in irgendwelchen Foren abhängig ;)
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4162

Beitrag von penelope » Fr 12. Aug 2022, 09:59

Ich will niemanden eine ökologische Katastrophe einreden und schon gar nicht auf einen bestimmten Betrieb gemünzt. Klimaveränderungen sind aber ein messbarer Fakt und es ist Stand der Wissenschaft, dass sich diese in den nächsten Jahren noch verstärken werden. Das auszublenden halte ich für fahrlässig.

Die allermeisten Menschen sind in komplexe Strukturen eingebunden und kaum jemand kann von jetzt auf gleich alles auf links krempeln - das ist klar. Aber jetzt beispielsweise die klassische Bewerbungsgesprächsfrage: "Wo sehen Sie sich in fünf bis zehn Jahren?" sollte man sich schon ab und an mal stellen. Ich für meinen Teil gucke auf die Temperaturen draußen und lese über das Gesehen in der Welt und bin mir sicher, dass sich in diesem Zeitraum sehr viel in unserem Leben verändern wird. Und meinen eigenen Projekte stocken hier auch alle gerade, wegen nicht lieferbaren Bauteilen usw... :roll: Trotzdem bleibt das Ziel im Blick.

Das Beispiel mit dem nicht zugelassenen chemischen Pflanzenschutz zeigt doch auch eigentlich sehr schön, wie fehlgeleitet die Agrarlobby agiert. Da wird Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Verbote von chemischen Pflanzenschutz aufzuhalten - mit mäßigem Erfolg. Es wäre auch eine Option, dass die sich für Förderprogramme zur Anschaffung von Maschinen zur mechanischen Beikrautbekämpfung einsetzen. Langfristig wäre damit den Betrieben doch viel mehr geholfen, aber da wird der gesamte riesige Einfluss, der vorhanden ist, dafür eingesetzt, dass eine Agrochemiefirma noch ein oder zwei Jahre länger Geld verdienen kann...

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4163

Beitrag von SunOdyssey » Fr 12. Aug 2022, 10:30

Was die Rinderhaltung und Rindermast angeht, stehen meine Nachbarn vor ähnlichen Problemen. Da ist eine ganze Familie mit immerhin neun erwachsenen Köpfen damit beschäftigt, sich Gedanken darüber zu machen, wie man sich zukunftssicherer aufstellen könnte bei Beibehaltung der Flächengröße (gibt ja eh nix zusätzlich) und dem Gebäudebestand. Die Ideen reichen von ganz aufgeben und andere Tierart wählen bis hin zu eigener Veredelung und Hofladen in Coop mit anderen Höfen drumherum. Das finde ich super, denn da zeigt eine ganze Familie, dass stehenbleiben und auf Status Quo pochen nicht sehr zukunftsträchtig ist. Und ich bin mir sicher, dass sie für sich eine gute Lösung finden. A propos in Vorleistung gehen (eines deiner Hauptargumente, Rohana, warum was nicht geht): einen Hof weiter ist der Sohn und Hoferbe in volles Risiko gegangen und hat zwei Hühnermobile gekauft. Er hatte keine Ahnung von Hühnern, wußte aber, dass Schweine auf Dauer keine Zukunft haben, und hatte daher die Idee, die Eier auch direkt zu vermarkten über ein kleines Eierhäuschen am Hof. Man kann die Hühnermobile von der Straße aus sehen und ein Schild weist auf den kleinen Laden hin. Das ist jetzt drei Jahre her und ein totales Erfolgsmodell, mittlerweile werden auch Suppenhühner und Kartoffeln im kleinen Laden angeboten.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4164

Beitrag von strega » Fr 12. Aug 2022, 13:19

Rohana hat geschrieben:
Fr 12. Aug 2022, 08:29
Sieht man hier ein Dorf weiter, die Soja hockt irgendwo versteckt unter Melde, Disteln und Hirse.... jaaa... weiss nicht ob das überhaupt druschwürdig wird.
Hirse ist anspruchslos und trockenheitsresistent. Freut sich aber auch über Wasser, wenns mal mehr regnen sollte.
Hab Kolbenhirse im Garten, nie was dazwischen gejätet, die hat wunderschöne Kolben.... halt paar Quadratmeter erstmal.... aber:

super Saatgut für nächstes Jahr.
Und muss mensch nicht intensiv düngen dass überhaupt irgendwas wächst, solang der Boden einigermassen intakt ist

Wenn das eine Probleme macht kannst ja mal auf kleinem Raum das andere machen und ein Gefühl dafür bekommen.......
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4165

Beitrag von Rohana » Fr 12. Aug 2022, 17:21

Hirse haben wir haufen als Unkraut im Mais und die ist richtig eklig :mrgreen: leider fressen's nichtmal die Hühner... und das will schon was heissen wenn die Hühner was verschmähen.

Sorghum wäre mein Wunsch, für Silage. Da ist wohl noch ein bisschen Zuchtarbeit nötig bis das so unkompliziert funktioniert wie mit Mais und Wasser braucht sie schon auch, hilft nix. In so einem Jahr wie diesem (was man erstmal vorhersehen muss!) gibt es kaum Kulturen die nicht irgendwann die Flügel strecken. Bohnen-Mais-Gemenge wäre auch ziemlich cool - gut dass wir's dieses Jahr nicht gemacht haben, wär total in die Hose gegangen. Mais oder vergleichbares ist halt das A und O. Rüben wurden hier früher gebaut, fände ich extrem attraktiv, aber sehr sehr handarbeitsintensiv und das will keiner mehr machen (inklusive mir). Hacken und Striegeln ist bei unseren Böden (extrem steinig, bei Trockenheit betonhart und klutig) kaum sinnvoll machbar. Da nützen dir geförderte Gerätschaften für 30.000+ Euro auch nicht viel :im: Ja, ihr beschwert euch dass ich immer sage das geht hier nicht, aber es ist leider so dass wir auf einem Fleckchen Erde hocken wo verdammt viel nicht (gut) geht! Wir haben einfach keine geilen Böden und das werden sie nie sein, durch Bodenchemie und -geschichte bedingt. Da hilft auch kein Förderprogramm ;)

Ansonsten wäre mehr Hafer ganz toll, auch für den Boden, machen wir evtl wieder als Deckfrucht über Kleegras. Da ist das Problem die nicht vorhandene Lagerkapazität, evtl lässt das sich lösen, aber der schönste Hafer nützt nix wenn er irgendwo in ner Ecke liegen muss wo die Katzen hinscheissen wollen :sauenr_1: . Ausserdem ist Hafer vom Ertrag her nur sehr mässig.
Soja hätt ich auch gern. Vielleicht wenn die Zucht noch etwas fortgeschrittener ist, und die abgebrannte Toastanlage ein paar Dörfer weiter wieder aufgebaut ist. Auch da ist wieder das Lagerproblem :aeh: wär echt gut eigenes Soja zu haben, bei den Preisen... beim Nachbarn um zwei Ecken sieht's meist gar nicht so schlecht aus, der Nachbar im nächsten Dorf hat katastrophale Felder, das geht hier also von bis. Mein Mann ist leider noch nicht überzeugt. Da brauchts Impfung und tüdlü :roll: :flag:

Die wirklich grosse Frage ist, wie bekommen wir die Gebäude nochmal saniert... da muss betoniert werden, da dürfen die Kühe mal ne Woche nicht dranrumpeln. Das wird noch lustig zu lösen - einfach auf die Wiese stellen ist wohl zu einfach gedacht :pft: Viecher sind hier das A und O, weil die das fressen was wir erzeugen können. Futter erzeugen und verkaufen ist nicht ganz so toll. Auf Hühner will ich eigentlich nicht einsteigen, da gibts schon zu viele in der Gegend. Geldmässig wäre n Windrad und n paar Photovoltaikanlagen natürlich das Optimum, aber toll finde ich das nicht. Dafür wird man nicht Landwirt. :hmm:
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4166

Beitrag von sybille » Fr 12. Aug 2022, 18:17

Rüben wurden hier früher gebaut, fände ich extrem attraktiv, aber sehr sehr handarbeitsintensiv und das will keiner mehr machen (inklusive mir).
Ja, Rüben sind sehr attrativ weil man sowohl die Rüben als auch die Blätter verfüttern kann. Ja, und sie sind auch arbeitsintensiv. Aber wenn das niemand mehr machen will mußt Du Dich weiter beklagen das bei euch nichts Gescheites wächst.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4167

Beitrag von Rohana » Fr 12. Aug 2022, 20:27

Ohne ordentlich Regen wachsen die auch nicht, insofern wohl eh keine Zukunftskultur hier. Die dazugehörige Technik ist auch nicht mehr vorhanden, weder bei uns noch irgendwo im Umkreis. Und was die Handarbeit angeht: Ein Bandscheibenvorfall ist genug für's Leben. :ohm:
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4168

Beitrag von sybille » Fr 12. Aug 2022, 21:34

Na jetzt aber - so schwere Knochenarbeit sind Rüben aber nicht das die Bandscheiben darunter leiden. Rüben ausziehen und laden war bei uns Kinderarbeit.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4169

Beitrag von Tscharlie » Sa 13. Aug 2022, 08:41

Also hier sind die Eltern (77 und 87 Jahre alt) des Biobauern tagelang im Zuckerrübenbeet unterwegs um die Beikräuter kurz zu halten.

Geerntet wird mit dem Vollernter, der kommt über den Maschinenring. Zuerst werden die Bio-Rüben geerntet, danach die konvenionellen, damit es keine Vermischung im Ernter gibt.

Aber das macht auch nur Sinn, wenn der Endverbraucher lieber einheimisch erzeugten Zucker kauft, denn Bio-Rohrzucker aus weltweiter Produktion ist viel billiger.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi
(Nach Hinweis Name korrigiert)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#4170

Beitrag von SunOdyssey » Sa 13. Aug 2022, 10:21

Naja, ich wohne ja auch nicht in der Börde, sondern auf Sandboden. Da hilft ja noch nicht mal Regen, weil der in Nullkommanix weg ist und evtl noch alle Nährstoffe gleich mitnimmt. Von daher kämpft wohl jeder mit nicht ganz optimalen Bedingungen.

Wenn der Gebäudebestand da ist und von der Fläche her ausreicht, ist doch schon viel gewonnen, denn für Instandsetzung und Erhaltung braucht es in D GsD ja (noch) keine Genehmigung. Und wenn du schon sanierst, ist es tatsächlich nicht dumm, eine PV- Anlage gleich mitzuinstallieren. Das hat nix damit zu tun, ob man LW ist oder nicht, sondern eher, sich zukunftsträchtig aufzustellen. Und Strom sparen hilft, die Anlage fix zu amortisieren.
Beton kann man übrigens mit Zuschlägen zur Schnellabbindung versehen, da muss man nicht wochenlang Rinder aussperren, solltest du Fragen dazu haben, gern per PN. Aber ansonsten sind doch tolle Ansätze da und ich drück die Daumen, dass männe mitzieht.
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