Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

penelope
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2921

Beitrag von penelope » Do 21. Jan 2021, 10:27

Natürlich ist mir klar, dass die Subventionen an die Bewirtschafter gehen.

Ich finde auch Agrarsubeventionen, sogar teilweise rein flächengebunden, nicht im Ansatz böse, sondern richtig und wichtig. Nur die Ausgestaltung könnte/sollte man dirngend überdenken. Wenn man als Ziel ausgiebt, Familienbetriebe zu fördern, kann man nicht den riesen Agrarbetrieb mit 3.000 Hektar mit dem Familienbetrieb mit 300 Hektar gleichsam nach Fläche fördern. Aus meiner Sicht müsste es beispielsweise für die ersten 100 Hektar eine sehr großzügige Förderung geben, für Hektar 101 bis (beispielhaft) Hektar 500 auch noch, aber alles drüber kann dann nicht mehr einfach pauschal gefördert werden, wann man das Ziel hat, kleinere und mittlere Betriebe zu erhalten. Sonst ist doch klar, dass irgendwann pro Dorf nur noch ein riesiger Betrieb übrig bleibt - die Tendenz dazu ist ja auch seit Jahrzehnten ungebrochen.

penelope
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2922

Beitrag von penelope » Do 21. Jan 2021, 10:34

emil17 hat geschrieben:
Mi 20. Jan 2021, 19:12
Es wäre nur fair, wenn der Vermieter von Gesetzes wegen einen Teil des Ausfalls tragen müsste. Schliesslich kann die Mietsache zum vorgegebenen Zweck nicht genutzt werden, ohne dass der Mieter etwas dafür kann.
Im Ansatz gab es diese Idee zu Beginn der Pandemiezeit in Deutschland. Mieter von Gewebeimmobilien durften ihre Mieten stunden. Als allererstes haben das die großen Konzerne (ganz vorne an Adidas) gemacht, die dann mit dem Geld natürlich in der Zeit spekulieren. Im Kern bin ich aber deiner Ansicht - man muss es halt hinkriegen, dass so zu gestalten, dass nicht die eh großen Konzerne mit den entsprechenden Anwälten im Hintergrund, am Ende wieder am meisten abräumen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2923

Beitrag von Rohana » Do 21. Jan 2021, 10:45

penelope hat geschrieben:
Do 21. Jan 2021, 10:27
Sonst ist doch klar, dass irgendwann pro Dorf nur noch ein riesiger Betrieb übrig bleibt - die Tendenz dazu ist ja auch seit Jahrzehnten ungebrochen.
Das würde sich durch geänderte Subventionsweise aber nicht ändern, der Strukturwandel hat so viele Treiber, das ist da nur ein kleiner Tropfen auf den heissen Stein.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

penelope
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2924

Beitrag von penelope » Do 21. Jan 2021, 10:52

Und wo wäre dein Ansatz?

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2925

Beitrag von Manfred » Do 4. Feb 2021, 22:00

"Nach nur 7 Wochen: Lidl kassiert Bauern-Soli schon wieder ein

Lidl wird den Solidarzuschlag für die Bauern ab sofort nicht mehr zahlen. Der Verbraucher ist nicht bereit, im Supermarkt mehr Geld zu zahlen, teilt Lidl top agrar als Begründung mit."

2 Euro mehr pro Schwein war die Aktion den deutschen Verbrauchern nicht wert.

https://www.topagrar.com/schwein/news/n ... 71385.html

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2926

Beitrag von emil17 » Fr 5. Feb 2021, 12:28

Die Landwirte sollen sich nicht auf Almosen des Handels einlassen. Das ist kein Wertausgleich auf Augenhöhe, das kann so schnell wechseln wie der Sponsor eines Sportvereins. Zudem rechnet der Grosshandel auf den Cent genau und überprüft dauernd, ob es noch stimmt: Die machen das nicht wegen der deutschen Landwirtschaft, die machen das solange sie der begründeten Ansicht sind, dass wegen einem gut kommunizierten Solidaritätszuschlag mehr Leute in ihre Geschäfte kommen, die glauben, damit tatsächlich den Landwirten zu helfen.

Leider hat die deutsche Fleischproduktion in letzter Zeit schlechte Presse. Wie es bei der Schweinefleischproduktion und Veredelung in Deutschland wirklich läuft, hat ja Tönnjes schön gezeigt. Wie viel von den zwei Euro pro Tier kommt in die Lohntüte der Subkontraktarbeiter, die dort am Fliessband Industrieschweine zerlegen, und vieviel kommt bei den Produzenten der Tiere an?
Solche Produkte kauft man aus genau einem Grund: weil sie billig sind.

Auch die Vorstellung vom konkurrenzfähigen Musterbetrieb, 500ha oder mehr, Feldarbeit im Subkontrakt zum Festpreis an Dritte vergeben, die dann gerne aus Polen oder der Ukraine kommen dürfen, es sind ja immer noch deutsche Erzeugnisse - das ist kein Mehrwert, der einen freiwilligen Mehrpreis rechtfertigt.

Früher hat man Solidarität durch Einfuhrzölle erzwungen. Schön für die, welche im Inland sonst nicht bestehen können, aber schlecht für die, welche dadurch Absatzmärkte im Ausland verlieren - die möglichen Abnehmerstaaten kennen nämlich den Trick auch - , und eine Innovationsbremse, den unter Konkurrenzschutz muss man nicht mehr besser werden, solange die Rechnung stimmt.
Ein schönes Beispiel dafür ist die Schweiz: Abnahme- und Preisgarantie des Bundes für Wein, deshalb Weinschwemme bescheidener Qualität. Nach der einleuchtenden Logik: Wir können nur Fendant und wir können ihn nur so wie wir das schon immer gemacht haben. Helft uns mit Beiträgen, Familienexistenzen und eine Tradition stehen auf dem Spiel. Seit der Marktöffnung und dem Ende der Abnahmegarantie ist der Wein teurer, aber weniger und erheblich besser geworden. Weinbauern gibt es, trotz Untergangsgeschrei damals, immer noch.

Gerade in der Fleischproduktion gibt es viele Privilegien, die von der Sache her nicht berechtigt sind. Intensivmastbetriebe für Hühnchen, Schweine, Einerfabriken und dergleichen sind ein Beispiel dafür, die im wesentlichen nur eingekauftes Futter in Produktionshallen fahren und dort in Mist, Jauche und Fleisch verwandeln. Das gehört eigentlich wie jede andere Industrie ins Gewerbegebiet, nicht auf den viel billigeren Landwirtschaftsboden. Eigentlich ist es schon fast eine Frechheit, dass das dann auch noch im gleichen Regal feilgeboten werden darf wie Fleisch von naturnah produzierenden Familienbetrieben.

Ob jetzt Lidl recht tat oder nicht: wenn für den Verbraucher kein Unterschied zwischen in- und ausländischem Fleisch erkennbar ist, weder in Qualität noch in der Erzeugung, warum soll er dann mehr bezahlen?
Ein Handelsbetrieb kann genauso beschliessen, dass seine Kunden solidarisch zu sein haben gegenüber den italienischen Olivenölproduzenten, also 20 Cent mehr pro Liter aufs Etikett. Warum nicht, wenn der Umsatz stimmt. Wenn die Kunden zu einem anderen gehen, der genau die gleiche Öl-Massenware hat, dann wird es nicht funktionieren. Wenn das Öl den Mehrpreis wert ist, dann verkauft es sich auch zum Mehrpreis, dazu braucht es keine Solidaritätszuschläge.

Es gibt ja genau deswegen Bio-Produkte mit Herkunftsnachweis, und geschützte Herkunftsbezeichnungen, deren Eigentümer die Qualität ihrer Ware streng überprüfen, und es ist am Produzenten, die Kunden dazu zu bringen, seine Ware und nicht die der anderen zu wollen.

Zudem setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Umwelt kein nationales Gut ist. Auch deshalb ist das Herkunftsland alleine noch keine mehrpreiswerte Eigenschaft und deshalb ist mir ausländische Bioware lieber als inländisches Industriefleisch.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2927

Beitrag von Manfred » Fr 5. Feb 2021, 13:24

Das liegt daran, dass du keine Ahnung hast, wie die "ausländische Bioware" produziert wird.
Eure konventionellen schweizerischen Tierhalter haben idR höhere Standards einzuhalten als EU-Biobetriebe oder gar Biobetriebe in anderen Regionen der Erde.

Hier in D wird Bioware pauschal als nachhaltig beworben. Da kann ich nur den Kopf schütteln. Das EU-Biorecht enthält keinerlei Nachhaltigkeitskriterien. Mit dem ursprünglichen Biogedanken, der immer noch durch die Köpfe vieler Verbraucher spukt, hat das fast nichts mehr zu tun.
Biobetriebe wie meiner (aber auch viele konventionelle Kollegen), die sich selbst deutlich höhere Standards setzen, tun das auf rein freiwilliger Basis.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2928

Beitrag von Winnie07 » Mi 17. Feb 2021, 19:41

Das mit den 2 Euros klingt nach Werbegag, und man geht hauptsächlich zu Lidl, wenn man billig einkaufen will bzw. muss. Gute Preise erzielt man mit Direktvermarktung. Da erreicht man Leute, die auf Qualität setzen.
lg
Winnie07

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2929

Beitrag von emil17 » Mi 17. Feb 2021, 20:53

Genau: Die Milch bekommen wir als Offenmilch von der lokalen Käserei. Wie die Kühe gehalten werden und was sie bekommen, kann man leicht in Erfahrung bringen. Die Milch kostet mich weniger als im Supermarkt, die Käserei (eine lokale Genossenschaft) bekommt von mir trotzdem mehr als was die Grossmolkereien bezahlen, die Milch hat nicht 200 Kilometer Transport von der Kuh bis auf den Tisch zurückgelegt und den Abfallberg an Milchflaschen vermeidet es auch.
Kein Label, kein Zertifikat, die Milch wird offiziell wie jede Milch auf Reinheit usw. kontrolliert. Der Käse hat einen so guten Ruf, dass die ohne Werbung keinerlei Absatzprobleme haben. Kein Wunder, denn er ist gut. Das Geld bleibt da, wo es hin soll: bei den Produzenten.
Wenn ich z.B. Trockenfleisch machen will, kriege ich nur lokales Rindfleisch, wenn ich das früh genug bestelle.
Das ganze in einer als marktfern geltenden Gegend.
Müsste eigentlich anderswo auch gehen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2930

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Do 25. Feb 2021, 00:55

Ich glaube hier sitzt immer noch der Irrglaube fest das Familienbetriebe tier- und umweltfreundlicher produzieren als Kapitalgesellschaften.
Beide haben als Unternehmer genau ein Ziel:
Erzielen von Gewinn.

Ob wir als Großbetrieb ein Hektar Weizen anbauen oder unser Nachbar mit "nur" 250ha Gesamtfläche macht in der Bestandesführung, also dem Einsatz von Technik, Dünge- und Pflanzenschutzmittel, keinen Unterschied.

Ob der Nachbar eine Mastanlage mit zwei Ställen zu je 30.000 Hühner betreibe oder ob auf dem Gelände acht Ställe stehen macht keinen Unterschied: die Ställe werden als fertige Einheiten gekauft und können beliebig oft nebeneinander gesetzt werden.

Man sogar eher sagen das flächenstarke, finanzkräftige Betriebe tendenziell umweltfreundlicher Produzieren als kleinere Betriebe die aufgrund der schlechten Rentabilität jeden Euro dreimal umdrehen müssen:
Nur wenn der Betrieb die Technik auslasten kann lohnen sich sehr teure Investitionen in umweltschonende Technik: Einzeldüsenschaltung an der Spritze, pneumatische Düngersteuer, teilflächenspezifische Bewirtschaftung usw usw kosten in der Anschaffung etliche hunderttausend Euro
das kann sich ein kleiner Betrieb schlicht nicht leisten.
Auch ist die optimale Bestandesbetreuung im klassischen Gemischtbetrieb nicht möglich.
Ist der Betrieb groß genug gibt es einen Pflanzenbauleiter der sich den lieben langen Tag lang nur um das Grünzeug da draußen kümmert.

Bei den Tieren das gleiche: Bayern kämpft seit Jahren für Ausnahmegenehmigungen für die Anbindehaltung. Käme der Zwang zum Laufstall (für die Tiere sehr wünschenswert) würden viele kleine und kleinste Milchviehhalter sofort aufgeben weil ein neuer Stall sich für sie nicht rechnet.
Größere Betriebe (auch in Süddeutschen Maßstäben) haben schon seit Jahrzehnten Laufställe.

Hier höhere Umwelt und Tierschutzvorgaben durchsetzen zu können, ohne das die Landwirtschaft gänzlich zu Grunde geht ist aus meiner Sicht nur dann möglich wenn zeitgleich die Einfuhr von Produkten die nicht nach unseren Vorschriften produziert wurden verboten wird.
Das würde aber die Lebensmittel in Deutschland stark verteuern
und hier regt man sich ja schon auf wen die Butter vor Weihnachten ein paar Cent teuer wird...

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