Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
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Beim Stickstoffdünger sitzt die EU-Landwirtschaft in der Scheiße.
Russland und China produzieren für die eigenen Märkte relativ günstig und haben Exportstopps bis Mai 2022 verhängt.
Auch der Nordamerikanische Markt ist relativ entspannt und kann sich selbst versorgen, produziert aber kaum für den Export.
In der EU sind wegen fehlender langfristiger Verträge die Gaspreise und damit die Düngerpreise exportiert. Viele Bauern können sich den Dünger nicht leisten und deshalb sind die Düngerwerke runter gefahren.
Da quasi nur in der EU ein massives Düngerpreisproblem besteht, wird es wohl nicht zu einer deutliche weltweiten Minderernte kommen, wie zunächst befürchtet.
Jetzt ist das Risiko für die EU-Bauern, dass, wenn sie teuren Dünger kaufen, im nächsten Herbst die Getreidepreise zu niedrig sind, um diese Investitionen wieder herauszuholen.
Die politischen Missstände verursachen immer mehr existentielle Probleme.
Beim Stickstoffdünger sitzt die EU-Landwirtschaft in der Scheiße.
Russland und China produzieren für die eigenen Märkte relativ günstig und haben Exportstopps bis Mai 2022 verhängt.
Auch der Nordamerikanische Markt ist relativ entspannt und kann sich selbst versorgen, produziert aber kaum für den Export.
In der EU sind wegen fehlender langfristiger Verträge die Gaspreise und damit die Düngerpreise exportiert. Viele Bauern können sich den Dünger nicht leisten und deshalb sind die Düngerwerke runter gefahren.
Da quasi nur in der EU ein massives Düngerpreisproblem besteht, wird es wohl nicht zu einer deutliche weltweiten Minderernte kommen, wie zunächst befürchtet.
Jetzt ist das Risiko für die EU-Bauern, dass, wenn sie teuren Dünger kaufen, im nächsten Herbst die Getreidepreise zu niedrig sind, um diese Investitionen wieder herauszuholen.
Die politischen Missstände verursachen immer mehr existentielle Probleme.
- emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
explodiert?
Ist es nicht zu billig, für jeden Gegenwind in der Landwirtschaft die Politik verantwortlich zu machen?
Wenn man vom Verkauf seiner Produkte lebt, muss man damit leben, dass der Markt den Preis macht.
Jedes Gewerbe muss doch für den Grundbedarf der Produktion langfristig planen; ein üblicher Weg dazu wären Termingeschäfte.
Zudem gibt es den Trick, antizyklisch zu kaufen (z.B. Holzpellets im Frühjahr nach Ende der Heizperiode).
Auch ist es wohl nicht verboten, sich von nicht verderblichen und leicht lagerbaren Waren mit absehbarem Bedarf einen Vorrat anzulegen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
Ich bin jetzt kein Bauer und kenne auch nicht im Detail die deutschen Gesetze.
Ich kann mich aber sehr gut an ein Düngersilo in einem gewissen Hafen erinnern, dass dann explodiert ist und die halbe Stadt mit in die Luft gejagt hat.
https://www.bpb.de/politik/hintergrund- ... von-beirut
Ich könnte mir daher sehr gut vorstellen, dass es doch schon Gesetze zur Lagerung von solchen Stoffen gibt.
Oder um es kurz zu sagen: Vielleicht ist es in Deutschland doch verboten sich einen ordentlichen Vorrat anzulegen?
Quelle: https://www.profil.bayern/02-2019/rat/g ... d-abgeben/"Beispiel Dünger-Lagerung: Ab dem zweiten Schüttgutsack – sogenannten Bigbags – Kalkammonsalpeter muss die „Technische Regel für Gefahrstoffe“ (TRGS) 511 „Ammoniumnitrat“ beachtet werden. Eine Scheune als Lager scheidet damit aus."
Damit wollte ich dich aber nur etwas ärgern. Grundsätzlich stimme ich dir zu, wer unternehmerisch handelt muss auch auf Risiken vorbereitet sein. Das die Bauern alle einen dicken Mercedes fahren aber ständig meckern wie schlecht es ihnen geht ist bei uns in der Gegend schon ein geflügeltes Wort geworden...
Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
@Emil: Es war aber halt die EU-Poltik, die die Bindung der Preise für die Gaslieferverträge mit Russland an den Börsenpreis verlangt hat.
Da hatten und haben die Bauern keinen Einfluss, so wenig wie auf russische und chinesische Exportquoten.
Und den Stickstoffdünger kann man sich auch nicht einfach jahrelang in die Scheune kippen. Wenn er Feuchtigkeit zieht, verklumpt er.
Großbetriebe haben teilweise geeignete Lagerkapazitäten für einige Monate geschaffen, um bei günstigen Konditionen etwas Vorrat kaufen zu können. Die meisten kleineren Bauern lassen ihre Düngerstreuer direkt an den Lagern des Landhandels befüllen.
Was die Absicherung über die Terminmärkte angeht:
Da erklärt ihr Aktien zu Teufelszeug, aber jeder kleine Bauer soll seinen Ein- und Verkauf über Jahre im voraus (was schon rein technisch kaum möglich ist) über die hochvolatilen Terminmärkte absichern?
Es gibt durchaus Betriebe, die das für einen Teil der jeweils nächsten Ernte (was realistisch möglich ist) machen. Man sollte dann aber auch technisch in der Lage sein, die Kontrakte im Zweifelsfall physisch zu beliefern. Dazu braucht man aber die nötigen Mengen und Lagerkapazitäten. Wer nicht wenigstens ganze LKW-Ladungen einheitlicher, gereinigter Ware liefern kann und die LKWs auch entsprechend schnell beladen kann, ist da außen vor.
Für die meisten kleineren Betriebe ist ein Teilweiser Ein- und Verkauf über Vorverträge mit dem Landhandel realistischer. Die werden in unsicheren Zeiten wie aktuell aber kaum angeboten oder nur zur Konditionen, die klar zum Vorteil des Handels sind.
Da hatten und haben die Bauern keinen Einfluss, so wenig wie auf russische und chinesische Exportquoten.
Und den Stickstoffdünger kann man sich auch nicht einfach jahrelang in die Scheune kippen. Wenn er Feuchtigkeit zieht, verklumpt er.
Großbetriebe haben teilweise geeignete Lagerkapazitäten für einige Monate geschaffen, um bei günstigen Konditionen etwas Vorrat kaufen zu können. Die meisten kleineren Bauern lassen ihre Düngerstreuer direkt an den Lagern des Landhandels befüllen.
Was die Absicherung über die Terminmärkte angeht:
Da erklärt ihr Aktien zu Teufelszeug, aber jeder kleine Bauer soll seinen Ein- und Verkauf über Jahre im voraus (was schon rein technisch kaum möglich ist) über die hochvolatilen Terminmärkte absichern?
Es gibt durchaus Betriebe, die das für einen Teil der jeweils nächsten Ernte (was realistisch möglich ist) machen. Man sollte dann aber auch technisch in der Lage sein, die Kontrakte im Zweifelsfall physisch zu beliefern. Dazu braucht man aber die nötigen Mengen und Lagerkapazitäten. Wer nicht wenigstens ganze LKW-Ladungen einheitlicher, gereinigter Ware liefern kann und die LKWs auch entsprechend schnell beladen kann, ist da außen vor.
Für die meisten kleineren Betriebe ist ein Teilweiser Ein- und Verkauf über Vorverträge mit dem Landhandel realistischer. Die werden in unsicheren Zeiten wie aktuell aber kaum angeboten oder nur zur Konditionen, die klar zum Vorteil des Handels sind.
Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
Da muss an gar nicht so weit fahren.wörpedahler hat geschrieben: ↑Di 7. Dez 2021, 10:08Ich kann mich aber sehr gut an ein Düngersilo in einem gewissen Hafen erinnern, dass dann explodiert ist und die halbe Stadt mit in die Luft gejagt hat.
https://www.bpb.de/politik/hintergrund- ... von-beirut
https://de.wikipedia.org/wiki/Explosion ... toffwerkes
Da hatte sich auch der fecht gewordene Dünger verklumpt und man versuchte, ihn zu lockern, um ihn wieder aus dem Lager zu kriegen...
Ginge durch den inzwischen vorgeschriebenen Kalkzuschlag bei der an Endabnehmer verkauften Ware so heute nicht mehr, aber das Verklumpungsproblem bleibt.
- emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
Bei uns und wohl auch bei Euch gibt es landwirtschaftliche Genossenschaften, die den Zweck haben, Einkäufe von grossen Mengen von Verbrauchsware zu guten Konditionen (Dünger, Futter usw.) zu ermöglichen und die auch zum Teil den Vertrieb von Obst und dergleichen übernehmen. Der Geschäftsführer ist von der Genossenschaft angestellt und sollte die Fähigkeit haben, Märkte der kritischen Waren zu beobachten. Das funktioniert aber nur, wenn die Landwirte der Genossenschaft auch in Jahren treu bleiben, wo es gut ohne ginge.
Ansonsten kann man eben nicht den Groschen und das Brötchen gleichzeitig haben. Wenn man sich den Düngerstreuer zum Tagespreis beim Händler füllen lässt, dann zahlt man auch den Tagespreis beim Händler und trägt das Risiko kurzfristiger Teuerung zur Unzeit eben selber. Das ist eine betriebswirtschaftliche Entscheidung.
Ansonsten sind Termingeschäfte z.B. für Brotfabriken usw. üblich, damit können die ihre Preise kalkulieren und haben Sicherheit, dass die Ware dann auch da ist. Natürlich ist diese Dienstleistung nicht umsonst zu haben und der Abnehmer muss im Voraus wissen, wieviel er braucht, aber ob die Ware auf Termin knapp wird und wie er anliefert, ist dann dem Händler sein Problem.
"nur zur Konditionen, die klar zum Vorteil des Handels sind"
Wenn du alle deine Kartoffeln für 2 Euro das Kilo verkaufen kannst, weil der Markt das gerade hergibt, dann kriegt man bei dir vermutlich auch keine billigeren Kartoffeln?
Zynisch könnte man sagen, jammere nicht, mach einen Düngerhandel auf und werde reich.
Ansonsten kann man eben nicht den Groschen und das Brötchen gleichzeitig haben. Wenn man sich den Düngerstreuer zum Tagespreis beim Händler füllen lässt, dann zahlt man auch den Tagespreis beim Händler und trägt das Risiko kurzfristiger Teuerung zur Unzeit eben selber. Das ist eine betriebswirtschaftliche Entscheidung.
Ansonsten sind Termingeschäfte z.B. für Brotfabriken usw. üblich, damit können die ihre Preise kalkulieren und haben Sicherheit, dass die Ware dann auch da ist. Natürlich ist diese Dienstleistung nicht umsonst zu haben und der Abnehmer muss im Voraus wissen, wieviel er braucht, aber ob die Ware auf Termin knapp wird und wie er anliefert, ist dann dem Händler sein Problem.
"nur zur Konditionen, die klar zum Vorteil des Handels sind"
Wenn du alle deine Kartoffeln für 2 Euro das Kilo verkaufen kannst, weil der Markt das gerade hergibt, dann kriegt man bei dir vermutlich auch keine billigeren Kartoffeln?
Zynisch könnte man sagen, jammere nicht, mach einen Düngerhandel auf und werde reich.
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- emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
In Oppau haben die das Zeug im Düngerlager gesprengt - auch eine Form von Lockerung.
Eine Düngerexplosion ist auch in Toulouse 2001 passiert.
In Beirut war eine recht abenteuerliche Kombination von Lagerverhältnissen und benachbart gelagerten oder/und erzeugten Produkten auch nicht gerade explosionsvorbeugend, um es mal so zu sagen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.
Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
Ja. Damals wussten die (zumindest die, die es gemacht haben) noch nicht, dass das Zeug bei ausreichender Zufuhr von Startenergie sich auch ohne zusätzlichen Sauerstoffträger umsetzen kann.
Über das, was in Beirut wirklich passiert ist, gibt es wilde Spekulationen. An diesen möchte ich mich nicht beteiligen.
Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
So schlecht die Düngerkrise für alle ist, und kurzfristig echt viel Schaden machen wird, vielleicht verhilft sie langfristig neuen Methoden zur Umsetzung
https://www.agrarheute.com/pflanze/getr ... ien-588155
https://www.agrarheute.com/pflanze/getr ... ien-588155