Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

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Tscharlie
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Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#1

Beitrag von Tscharlie » Sa 13. Dez 2025, 07:27

Viel wird darüber gesprochen aber:

250 g Butter würden bei einem Milchpreis von 0,50 €/l ab Landwirt, dann mindestens 2,50 €/250 g kosten, denn je 250g Butter brauchts 5 Liter Milch.

Wie geht das alles eigentlich?
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Spinnerin
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Re: Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#2

Beitrag von Spinnerin » Sa 13. Dez 2025, 07:51

Es wird nicht nur Butter aus der Milch hergestellt, Butter wird aus dem Rahm gemacht, also hat man die Magermilch und nach dem Buttern noch die Buttermilch. Oder liege ich jetzt total falsch?
Wobei die 99ct/Stck. Butter die laut Presse gerade im Discounter für ein Stück Butter verlangt werden, einfach unanständig sind. Aber Anstand gibt es im Handel schon lange nicht mehr, auf keiner Seite.

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emil17
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Re: Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#3

Beitrag von emil17 » Sa 13. Dez 2025, 08:14

Wie gesagt eine Mischrechnung ... Viel Milch wird nicht als Konsummilch verkauft sondern geht in "veredelte" Nahrungsmittel, die für den Hersteller eine höhere Wertschöpfung generieren, aber wofür die Milch teilweise oder ganz entrahmt wird. Nicht vollfetter Käse ist nur ein Beispiel. Da auch die Konsummilch standardisiert ist, wird der Fettgehalt bei Vollmilch auf 3.8 und bei Trinkmilch auf 3.5% eingestellt (Schweiz). Die Trinkmilch muss deshalb z.B. im Frühjahr, wenn die Kühe wieder fettes frisches Gras bekommen, teilweise entrahmt werden. Milchfett ist deshalb manchmal im Überschuss vorhanden. Früher hat die EU einen riesigen Butterberg gehabt, es gab Überlegungen Milchfett dem Diesel beizumischen ...
Dann gab es so Marketing-Tricks wie kalorienreduzierte Butter. Das ist bei genauer Information mit Wasser gestreckte Butter. Man merkt den Beschiss wenn man so etwas zum Anbraten verwendet - es schäumt in der Pfanne und die Hälfte ist weg. Es wurde aber zum gleichen Preis wie normale Butter verkauft, d.h. die haben Wasser zum Butterpreis minus Herstellungsmehraufwand verkauft.
Die negative Seite der Sache ist, dass viele Landwirte die Milch an wenige Grossabnehmer liefern, die dann "wegen der Marktlage" die Preise auch für die Produzenten in ihrem Sinne bestimmen.
Dann ist derzeit kaloreinreduziertes Essen in Mode. Fett ist schlecht, also wird tendenziell mehr entrahmt und auch weniger Butter konsumiert. Statt einheimischer Vollmilch wird lieber Fett aus eingeflogenen Avocados "bewusst" konsumiert. Gut fürs Klima und die Welternährung, und die Milch ist ja fürs Kälbchen. Folglich wird Butter auch mal unter dem eigentlichen Gestehungspreis verschleudert, um die Lagerhaltungskosten loszuwerden.

Es geht da um riesige Mengen. Google sagt mir dass in der Schweiz 2024 knapp 3.7 Millionen Tonnen Milch erzeugt worden sind (Agrarbericht des Bundes). Wenn du pro Liter Milch mit Teilentrahmung 10 Gramm Butter rausholst, sind das 37'000 Tonnen Butter, die man daraus machen könnte. Für Deutschland dürften die Zahlen deutlich grösser sein.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Tscharlie
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Re: Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#4

Beitrag von Tscharlie » Sa 13. Dez 2025, 09:10

Klar so ist das.

Das Beste aus einem Produkt wird verschleudert und der "Abfall" als hochwertige "gesunde" Lebensmittel verkauft.
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Re: Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#5

Beitrag von Rohana » Sa 13. Dez 2025, 11:24

Wir haben aktuell (nun gut, seit über 2 Monaten) einen krassen Preisverfall am Weltmarkt, sowohl für Milch als auch Milchfett (was beides in gesteigerter Menge vorhanden ist). Der LEH hat dies ausgenutzt und die Vertragsverhandlungen vom Sommer fast drei Monate gezogen, um die abfallenden Preise mitzunehmen. Sobald es möglicherweise wieder aufwärts geht werden aber die GANZ schnell verhandeln :roll: Das Problem an Milch ist, wir können sie nicht lagern - weder die Bauern noch die Verarbeiter. Da ist ein starkes Ungleichgewicht in Richtung Handel/LEH und der sitzt natürlich am Preishebel wenn Menge vorhanden ist. Unsere Molkerei hat generell eine sehr gute Verwertung, aber auch die ist letzten Monat um 4 Cent, diesen Monat um 3 Cent netto im Preis zurückgegangen. Im Norden ist es wohl noch schlimmer - die Angebotsbutter für 99 Cent beim Aldi wo ich letztens aus Neugier draufgeguckt hab ist übrigens eine aus Niedersachsen...

Emil hat insofern recht als dass man nicht nur die Milchmenge und schon gar nicht die Trinkmilch betrachten darf. Je nach Bestandteilen ist die Milch mehr oder weniger "wert", auch die Produktlinien generieren unterschiedliche Wertschöpfung - wenn in China in der Babynahrung wieder Chemikalien gefunden werden geht Milchpulver in die Höhe, bei starken Milchfettpreisen ist Butter teurer (Milchfett geht ja nicht nur in die Butter sondern vor allem in die Weiterverarbeitung, aber wenn es zu teuer ist wird halt wieder billigeres genommen, Palmfett, Kokosfett, etc...), Käse schwankt auch... und je nachdem wie eine Molkerei am Markt aufgestellt ist kann sie mehr oder weniger gut die Preisschwankungen auffangen. Das ganze System ist hochkomplex - und das ist ja erst die Verarbeitung und Vermarktung. Bis die Milch vom Hof geht, steckt ja auch schon eine Menge Arbeit drin (von der Futtergewinnung, Kälberaufzucht, Zuchtarbeit über das Melken, die Melktechnik, Milchkühlung und - ablieferung hin).

Insofern kann man sich schon zurecht fragen warum Milch billiger sein darf als Cola und warum das Kartellamt und die Politik zu gerne wegschauen...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#6

Beitrag von Till » Sa 13. Dez 2025, 13:03

Bei den Molkereigenossenschaften kommt oft noch das Problem mit dem Stimmrecht der Genossen dazu. Die haben fast ausnahmslos geerbt (oder eingeheiratet) und sind nur selten durch besondere Intelligenzleistungen in Besitz des Hofes gekommen.
Da sitzen Intelligente mit dummen, mit hoch verschuldeten und mit solchen, die nicht weiterführen können, an einem Tisch und finden die Situation vor, die ihnen die Vorgänger hinterlassen haben. In der Gemengelage planvoll Investitionen in die Zukunft zu beschließen und umzusetzen, ist sehr schwierig.

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Re: Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#7

Beitrag von Tscharlie » Sa 13. Dez 2025, 15:11

Da stellt sich die Frage: Was heißt in dem Zusammenhang intelligent?
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Re: Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#8

Beitrag von Rohana » Sa 13. Dez 2025, 18:31

Das ist bei uns nicht das Problem Till, soweit ich weiss sind nur aktive Milchlieferanten zu irgendwas berechtigt.
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Re: Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#9

Beitrag von Maria » Sa 13. Dez 2025, 20:59

Ich frage mich sowieso, wie das geht - wo wird all das angebaut, was wir essen? Geht sich das rein rechnerisch aus? Ein befreundeter Grieche hat mir gesagt, es gibt gar nicht soviele Olivenbäume in Kalamata, wie Öl verkauft wird.... hm?

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Re: Butterpreis? Fragt sich eigentlich jemand wie das geht?

#10

Beitrag von emil17 » Sa 13. Dez 2025, 21:18

Das mit den Genossenschaftern kann schon so sein. Bei uns gab es eine Weinbaugenossenschaft, die von den Genossenschaftern ruiniert wurde, weil sie aus Eigennutz zu hohe Abnahmepreise für Trauben beschlossen haben. Da die meisten Genossenschaften auch unter eigenem Namen Wein verkaufen, wurde zudem in Jahren mit starker Nachfrage oder wenig Ernte zu wenig an die Genossenschaft abgeliefert, so dass diese gegenüber den Kunden als unzuverlässiger Lieferant gegolten hat.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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