Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3561

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mi 19. Jan 2022, 10:35

emil17 hat geschrieben:
Mi 19. Jan 2022, 10:19
Wenn die Produktion etwas zurückgefahren wird, steigen die Preise und das ist in diesem Fall für alle gut. Wenn man die Produktion weiter fördert, sinken die Preise, die Qualität verbessert sich nicht, weil Menge die Rendite machen muss, die Umweltbelastung steigt weiter und das ist vor allem der Ruin der Kleinen.
TRUGSCHLUSS!

Wenn hier weniger produziert wird, Fahrt eben ein Schüttgutfrachter mit Weizen mehr die Donau hoch, die Polen schicken drei Lkw mehr Milch. Dänemark liefert das Schweinefleisch, Polen die Eier und die Niederlande Gemüse und Geflügelfleisch. Rind kommt aus Frankreich oder Übersee usw.

Die deutsche Produktionsmenge hat kein Einfluss auf den Preis.
Wenn wir weniger als das wirtschaftliche Optimum produzieren haben wir also nur weniger verdient und weiter passiert nichts.

Mit deinen abstrusen Ideen und Forderungen drückst du den Monetärenertrag so weit dass sich die Sache nicht mehr rechnet. Das ist nicht schwer, denn sie lohnt sich jetzt schon kaum:
nach Vollkosten bleiben pro Hektar Brotweizen etwa 20-50 € Gewinn.
Bei 2.000 € Umsatz macht das eine Umsatzrendite von
1-2,5 %. Ein absolut grottenschlechtes Ergebnis, verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen.

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3562

Beitrag von Rohana » Mi 19. Jan 2022, 11:45

emil17 hat geschrieben:
Mi 19. Jan 2022, 10:19
Ihr sollt kein Geld fürs nixtun kriegen. Die Idee ist ja gerade, Subventionen an gesellschaftsrelevante Leistungen zu binden, die nicht über den Produktpreis abgegolten werden.
Naja was genau willst du an einer Blümchenwiese tun wenn sie erstmal drin ist? :roll:
Die erbringt ein Schweinemastbetrieb wenig oder gar nicht, der die maximal zulässige Güllemenge ausführt und gerne Sondergenehmigung für noch mehr hätte, ein Bergbauer hingegen sehr wohl.
Der Schweinemastbetrieb tut etwas, genau wie der Bergbauer, was gerne übersehen wird: Er produziert Lebensmittel und erhält nebenbei die Kulturlandschaft, und ist über seine Produktion verbunden mit dem vor- und nachgelagerten Bereich. In einer Zeit, in der die Regale IMMER voll sind, wo es Lieferketten um den halben Globus gibt und der, der beim Preis nicht mitspielt, eben durch einen anderen ersetzt wird, da wird die Lebensmittelproduktion und alles was daran hängt als so selbstverständlich wahrgenommen...
Produktion notwendiger Güter alleine erfüllt das Kriterium nicht
Wie lange überlebst du ohne Schrauben und Schuhe? Vermutlich länger als ohne Nahrungsmittel, aber wir können es gerne drauf ankommen lassen. Davon abgesehen geht es hier um Urproduktion, die in Zeiten der Globalisierung ja eh kaum noch als lokal notwendig wahrgenommen wird (auch wenn paradoxerweise alle von regional und saisonal reden - vor Ort darf es weder stinken noch laut sein oder auch nur sichtbar...). Hey, alles kein Problem, in D ist man schon auf dem besten Weg auszuprobieren wie schön das sein wird wenn man die Produktion von Lebensmitteln genau wie die von Schrauben oder Schuhen so gut wie möglich ins Ausland verlagert, weil's da billiger ist :pfeif:

Die Abhängigkeit von Schrauben ist übrigens gar kein schlechtes Beispiel. Dumme kleine Ersatzteile vom Arsch der Welt die mal wieder lange Lieferzeiten haben, können nämlich ganz GANZ grosse Probleme machen. Fängt deswegen nun jemand an, die wieder in D zu produzieren?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3563

Beitrag von penelope » Mi 19. Jan 2022, 12:06

Rohana hat geschrieben:
Mi 19. Jan 2022, 11:45

Der Schweinemastbetrieb tut etwas, genau wie der Bergbauer, was gerne übersehen wird: Er produziert Lebensmittel und erhält nebenbei die Kulturlandschaft ...
In wie weit das der Fall ist, hängt aber eben sehr stark von der Art ab, wie (gerade im speziellen) Schweinemast betrieben wird. Wenn die Art und Weise einer Prokution eines Gutes, vom dem es im Land eine Nettoexportüberschuss gibt, die Kulturlandschaft eben nicht erhält, sondern gefährdet und externe Kosten verursacht, dann ist es sehr schwer zu rechtfertigen, warum das dann auch noch massiv öffentlich gefördert werden sollte. Die Höhe der öffentlichen Förderung daran zu knüpfen, in wie weit auch öffentliche Güter bereitgestellt werden, ist absolut folgerichtig, wenn es sich nicht um ein Produkt handelt, an dem ein schwerwiegender Mangel herrscht.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3564

Beitrag von Rohana » Mi 19. Jan 2022, 14:27

Wenn die Art und Weise einer Prokution eines Gutes, vom dem es im Land eine Nettoexportüberschuss gibt, die Kulturlandschaft eben nicht erhält, sondern gefährdet und externe Kosten verursacht, dann ist es sehr schwer zu rechtfertigen, warum das dann auch noch massiv öffentlich gefördert werden sollte.
Das muss man sich echt auf der Zunge zergehen lassen. Wer, wenn nicht die Landwirtschaft, erhält denn die Kultur(!)landschaft eben durch Bewirtschaftung?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

penelope
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3565

Beitrag von penelope » Mi 19. Jan 2022, 15:01

Es steht ja ein "wenn" vor dem Satz.
"Die" Landwirtschaft ist viel zu allgemein. Natürlich gibt es sehr viele sehr gut arbeitende Landwirte, aber es gibt auch ganze Landstriche, die unter Nitratbelatung und Bodenerosion, verursacht durch intensive Landwirtschaft, leiden. Wer deutlich zum Erhalt einer vielfältigen Landschaft beiträgt, schafft auch ein öffentliches Gut und sollte gefördert werden (so ja auch der aktuelle politische Plan). Wer sich nur am zulässigen Mindestmaß orientiert, kann das ja im Rahmen bestehender Gesetze tun - nur muss das nicht mit öffentlichem Geld gefördert werden.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3566

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mi 19. Jan 2022, 16:03

penelope hat geschrieben:
Mi 19. Jan 2022, 15:01
Es steht ja ein "wenn" vor dem Satz.
"Die" Landwirtschaft ist viel zu allgemein. Natürlich gibt es sehr viele sehr gut arbeitende Landwirte, aber es gibt auch ganze Landstriche, die unter Nitratbelatung und Bodenerosion
Wo sind diese Landstriche in diesem Land?
penelope hat geschrieben:
Mi 19. Jan 2022, 15:01
verursacht durch intensive Landwirtschaft
Das ist falsch. Bioanabau verursacht durch die mechanische Unkrautbekämpfung und die vermehrte Bodenbearbeitung ein höheres Erosionspotential. Überhöhte Nitratauswaschung sind am ehesten dort möglich wo hohe Nährstoffmengen durch organische Dünger aufgebracht werden. Der Bioanabau hat 100 % organische Düngemittel...
penelope hat geschrieben:
Mi 19. Jan 2022, 15:01
Wer deutlich zum Erhalt einer vielfältigen Landschaft beiträgt, schafft auch ein öffentliches Gut und sollte gefördert werden.
Jeder Landwirtschaftliche Betrieb trägt zum erhalt der Kulturlandschaft bei.

Auch die großen Flächen im Osten und Nordosten der Republik sind Kulturlandschaften...

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3567

Beitrag von sybille » Mi 19. Jan 2022, 18:21

Rohana hat geschrieben:
Mi 19. Jan 2022, 14:27
Das muss man sich echt auf der Zunge zergehen lassen. Wer, wenn nicht die Landwirtschaft, erhält denn die Kultur(!)landschaft eben durch Bewirtschaftung?
Du kannst nicht von der Landwirtschaft im Allgemeinen schreiben. Manche Landwirtschaft (Monokultur, Massentierhaltung) zerstört doch die Kultur(!)landschaft. Das wirst Du zugeben müssen. Was ist mit den Schäfern die wirklich ihren Beitrag zum Erhalt der Kultur(!)landschaft beitragen? Die gehen doch in D wirklich zugrunde.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3568

Beitrag von sybille » Mi 19. Jan 2022, 18:26

Oelkanne hat geschrieben:
Mi 19. Jan 2022, 16:03
... Auch die großen Flächen im Osten und Nordosten der Republik sind Kulturlandschaften...
ja, Monokultur gibt es auch in vielen asiatischen und südamerikanischen Ländern und wird von uns als sehr böse bezeichnet weil dafür der Regenwald abgeholzt wurde.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3569

Beitrag von sybille » Mi 19. Jan 2022, 18:31

Rohana hat geschrieben:
Mi 19. Jan 2022, 09:59
Haja. Das passt wenigstens zur Aussage von Cem die ich gestern im Radio gehört habe, vonwegen man will die Landwirtschaft umbauen, und Umwelt, Natur, yadayada, Soziales, Öko, hastenichtgesehn. Das einzige wovon gar nicht die Rede war: Lebensmittelproduktion. Also freue ich mich drauf dass wir in einigen Jahren alle nur noch Blümchenwiese machen und Geld für's Nixtun bekommen!
:ohm:
Rohana, Du musst Dich nicht für die Lebensmittelproduktion zuständig fühlen. Wenn Dir das alles keine Freude mehr macht weil zu wenig Geld dann mach was anderes. So einfach ist das. Sollen sich andere kümmern.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#3570

Beitrag von emil17 » Mi 19. Jan 2022, 19:14

Ihr könnt gerne aus jeder Abweichung unserer Ansicht von dem, was landwirtschaftlich gute Produktion ist, ein Unfähigkeitszeugnis für uns machen.
Aber:
Was unter Kulturlandschaft zu verstehen ist, das definieren nicht nur die Bauern, da haben die 98% Nicht-Bauern genauso mitzureden. Schliesslich finanzieren die den ganzen Spass mit ihren Steuergeldern mit. Zudem ist es die Umwelt aller Leute, die da produktionsoptimiert wird.
Im Falle der Schweinemast: es ist Kulturlandschaft, da es Landschaft ist und da sie kultiviert wird. Aber es ist nicht die, welche viele Leute möchten. Zudem werden Kollateralschäden im eigenen Land wie Grundwasserbelastung, Gestank, Trivialisierung der Landschaft und Verlust an Biodiversität der Gesellschaft überlassen.

Was die Unabhängigkeit der Urproduktion vom Ausland angeht: Wie lange können denn die Bauern produzieren, wenn die Grenzen wirklich zu sind? Kein Import von Diesel, kein Import von Futtermitteln, kein Import von Strom, sehr bald kein Unterhalt und Reparatur von Landmaschinen mehr, die Leute werden grantig weils weder Sushi noch Orangen gibt. Wenn jedes Land sich abschottet, funktioniert in Europa sehr bald gar nichts mehr. Das betrifft alle Wirtschaftszweige und das ist ein wesentlicher Grund für unseren Wohlstand und für die Verhinderung von Krieg. Deshalb ist es politisch blind so zu tun als könne man auch anders, und dafür Geld ausgeben ist Verschwendung.

Der offene Markt hat übrigens eine gute Methode, zu entscheiden, was für die Menschen sinnvoll ist und was nicht: Der Produzent entscheidet, was er auf den Markt bringen will, und der Konsument entscheidet, was er kauft. Was gewinnbringend verkauft werden kann, wird produziert und ist erhältlich. Das ist solange ein gewaltiger Vorteil gegenüber jeder Art obrigkeitlicher Definition von sinnvoller Produktion, wie Umwelt und Sozialpolitik nicht beeinträchtigt werden. Deshalb muss der Staat schon aus Gründen der Fairness dafür sorgen, dass diese Dinge respektiert werden - durch Vorschriften und Gesetze, die natürlich aus Sicht des Produzenten produktionsverteuernd sind. Anders ist es aber nicht möglich, einen dicht besiedelten Industriestaat mit hohem Wohlstand bewohnbar zu halten.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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