Herdenschutzhunde

Theorie und Praxis zu Hunden, die gezielt zur Arbeit eingesetzt werden
Manfred

Re: Herdenschutzhunde

#71

Beitrag von Manfred » Mi 18. Mär 2015, 09:59

Hier ein schriftlicher Bericht vom Referenten Florian Wenger über seine Erfahrungen mit den Herdenschutzhunden beim Einsatz für Rinder:

http://www.protectiondestroupeaux.ch/fi ... Wenger.pdf

Wild-Bunch-Chris
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Re: Herdenschutzhunde

#72

Beitrag von Wild-Bunch-Chris » Mi 18. Mär 2015, 12:51

Das ist spannend zu lesen - wir hier haben noch keine Herdenschutzprobleme, es gab also noch keine Übergriffe, möchten uns aber aufgrund einiger deutlicher Hinweise in letzter Zeit einfach auf der möglichst sicheren Seite bewegen. Unsere Tiere sind hier im Umfeld die einzigen, die draussen gehalten werden. Hinterwälder sind nun mal ziemlich klein, entsprechend klein fallen auch die Kälber aus. 2 Wochen vor dem Kalben haben wir - als noch Schnee lag - die letzte auffallende Spur gesichtet. Wohlgemerkt, innerhalb des Aussenzaunes. Bis dahin gab es hier 3 Reihen E-Zaun, u. a. auch der Pferde wegen, was ja schon mehr ist, als bei vielen anderen Rinderhaltern. Und auch im letzten Herbst gab es einige Hinweise, ebenfalls innerhalb des Aussenzaunes. Leider fehlt es noch an bestätigten und richtig dokumentierten Hinweisen, das muss man sich ja auch erstmal anlesen, worauf es da ankommt und Pfotenabdrücke im Schnee sind auch nicht so einfach zu fotografieren, wenn man die Tricks noch nicht kennt, so dass das hier eine dieser Phasen ist, in der man mit regelmäßigen Durchziehern oder sich allmählich etablierenden Einzeltieren rechnen muss und in der die offiziellen Stellen noch recht schweigsam sind. Glücklicherweise haben wir guten Kontakt zu den Jagdpächtern im Umfeld.

Unser Ansatz ist also mehr der, gleich von Anfang an mit möglichst sicherer Umzäunung Übergriffe so zu erschweren, dass der Risiko-Nutzen-Faktor sie möglichst unattraktiv macht.

Die offiziellen Empfehlungen der zuständigen Stellen gehen dahin, die Weiden kälber-ausbruchssicher einzuzäunen und auf die Instinkte der Muttertiere zu setzen - damit sind die Flächen aber nicht eindring/übersprungsicher eingezäunt. Das ist für mich, grad, wenn man Berichte über gerissene Jungtiere verfolgt, die es in Regionen mit etablierten Rudeln bereits regelmäßig gibt, eine "Salami-Taktik", also scheibchenweises Reagieren, das einem Beutegreifer mit etwas Pech immer wieder Erfolgserlebnisse verschaffen kann, so dass er auch bei der nächsthöheren Reihe E-Zaun versuchen wird, diesen Erfolg zu wiederholen. Anders sieht der Lerneffekt aus, wenn es erst zu gar keinem Erfolg kommt, weil ein gut gebauter und gut wirkender E-Zaun den Erfolg nachhaltig verhindert. Das ist meine Einstellung dazu - und solange warten, bis erst einmal was passiert ist, damit man von offizieller Seite aus dann endlich auch unterstützt wird, möchte ich nicht. Zuschüsse und Co gibt es allerdings erst, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist - eine Vorgehensweise, die ich persönlich für bedenklich halte, denn eine sinnvolle Prävention ist m. M. n. wirksamer als eine Reaktion auf bereits Geschehenes. Und nur so kann man auf Dauer nebeneinander her leben, ohne sich ständig in die Quere zu geraten.

LG, Chris

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Re: Herdenschutzhunde

#73

Beitrag von Reisende » Mi 18. Mär 2015, 13:58

eine "Salami-Taktik", also scheibchenweises Reagieren, das einem Beutegreifer mit etwas Pech immer wieder Erfolgserlebnisse verschaffen kann, so dass er auch bei der nächsthöheren Reihe E-Zaun versuchen wird, diesen Erfolg zu wiederholen. Anders sieht der Lerneffekt aus, wenn es erst zu gar keinem Erfolg kommt, weil ein gut gebauter und gut wirkender E-Zaun den Erfolg nachhaltig verhindert. Das ist meine Einstellung dazu - und solange warten, bis erst einmal was passiert ist, damit man von offizieller Seite aus dann endlich auch unterstützt wird, möchte ich nicht. Zuschüsse und Co gibt es allerdings erst, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist - eine Vorgehensweise, die ich persönlich für bedenklich halte, denn eine sinnvolle Prävention ist m. M. n. wirksamer als eine Reaktion auf bereits Geschehenes.
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Manfred

Re: Herdenschutzhunde

#74

Beitrag von Manfred » Mi 25. Mär 2015, 01:41

Komme gerade vom Vortrag in Himmelkron zurück:

Mit Wild-Bunch-Chris durfte ich wieder ein nettes Forenmitglied persönlich kennen lernen. Leider hatten wir nur wenig Zeit zu reden, weil meine Fahrgemeinschaft zum Aufbruch drängte.

Der Vortrag war recht interessant.
Neben dem Referenten Florian Wenger aus der Schweiz war auch Frank Hahnel aus Brandenburg angereist, Berufsschäfer und stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde.

Florian Wengers Hunde arbeiten freilaufend in den schweizerischen Bergen. Er berichtete ausführlich über seine Erfahrungen mit Pyrenäen-Berghunden zum Schutz seiner Rinder. Der oben verlinkte Bericht fasst es recht gut zusammen.
Er überriss außerdem, wie breit das Einsatzspektrum der Schutzhunde ist. Nicht nur Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine, sondern auch Geflügel, Gehegewild etc. lässt sich mit den Hunden schützen. In Australien habe man sogar Herdenschutzhunde erfolgreich in eine von der Ausrottung durch Fressfeinde bedrohte, wildlebende Pinguinkolonie integriert. Der Pinguinbestand sei seither wieder im Aufwind.
Bei der Rassewahl solle man mögl. auf Rassen setzen, die schon lange Zeit in dichter besiedeltem Gebiet eingesetzt werden. Herkünfte aus dem Kaukasus, der Türkei etc. seinen für unsere Verhältnisse oft nicht geeignet, da diese Hunde auf einen sehr großräumigen Einsatz und extrem hartes Vorgehen gegen Eindringlinge selektiert seien. Kangals z.B. sollen nicht nur die Herde schützen, sondern das Raubwild, vor allem Wölfe, auch gezielt verfolgen und töten.
Aber selbst seine Pyrenäen-Hunde sind nicht zimperlich. Sie haben bereits mehrere Dachse und Füchse getötet.

Die Vereinigung der schweizerischen Herdenschutzhundehalter ist, wie die deutsche, recht engagiert, um die rechtlichen Voraussetzungen für den Einsatz der Hunde zu schaffen und zu verbessern. Die Hunde unterliegen in der Schweiz einer Eignungsprüfung und rund um ihr Einsatzgebiet müssen Hinweistafeln für Wanderer und Freizeitsportler errichtet werden. Es gibt auch einen Aufklärungsbroschüre, die Besucher in mehreren Sprachen über den richtigen Umgang mit den Hunden informiert.
Trotzdem sei er schon zwei mal angezeigt worden, weil seine Hunde sich mit Hunden von Wanderern gebissen haben. Rechtlich sei die Situation in der Schweiz aber inzwischen so, dass der Herdenschutzhundehalter strafrechtlich nicht haftet, wenn die Voraussetzungen (geprüfter Hund, Beschilderung des Einsatzgebietes) erfüllt sind. Es liegt in der Verantwortung der Besucher, ob sie dieses Gebiet betreten wollen und wie sie und ihre Hunde sich dort verhalten.

Frank setzt seine Hunde in mobilen Schafkoppeln (Euronetze) ein. Wenn er die Schafe tagsüber hütet, werden die Schutzhunde herausgenommen, damit es keine Konflikte mit den Hütehunden gibt.
Die Erfahrungen mit den Pyrenäen-Berghunden in Koppelhaltung seinen in der AG Herdenschutzhunde recht gut. Die meisten Hunde würden die elektrifizierten Schafnetze als Grenze respektieren. Es komme aber immer wieder mal vor, dass einzelne Hunde ausselektiert werden müssten, wenn sie den Respekt vor dem Zaun verlieren.
Auch mit regem Publikumsverkehr, z.B. direkt an einem viel begangenen Schulweg, habe er gute Erfahrungen gemacht.

Es wurde immer wieder betont, dass die Sozialisierung der Hunde sehr wichtiger Bestandteil der Erziehung sei. Florians Hunde haben draußen relativ wenig Menschenkontakt. Der nimmt sie deshalb schon als Welpen viel mit in den Ort und beschäftigt sich intensiv mit ihnen, damit sie reichlich Erfahrung mit menschlichem Verhalten sammeln können. Diesen Erfahrungsschatz benötigen sie, wenn sie freilaufend in den Bergen selbständig Entscheidungen treffen müssen, wie sie mit den Menschen umgehen, denen sie dort begegnen.
Bei Frank laufe die Sozialisierung eher nebenher. Seine Kinder würden sehr viel mit den Welpen spielen und im täglichen Einsatz auf der Weide lernen sie von ihren Eltern den Umgang mit dem Besucherverkehr.
Darauf meinte Florian, seine Kinder seien inzwischen erwachsen. Kleine Kinder wären für die Sozialisierung der Hunde sehr hilfreich. Jetzt müsse er selbst entsprechend viel Zeit aufwenden, und sich mit den Hunden abgeben.

Florian führte als Vergleich an, dass es in der Schweiz praktisch keine Unfälle mit Fleischrinderbullen gäbe, aber relativ viele mit Milchvieh-Deckbullen. Er führe das darauf zurück, dass die Fleischrinder auf der Weide aufwachsen, von ihrer Mutter und der ganzen Herde sozialisiert werden und einen großen Erfahrungsschatz an Begegnungen mit verschiedenen Lebewesen und mit überraschenden Situationen sammeln würden.
Der Milchviehbulle dagegen kenne nur seinen Menschen und seine Box im Stall. Jede Veränderung oder Überraschung löse daher viel größeren Stress aus als beim erfahrenen Fleischrinderbullen und entsprechend groß sei die Unfallgefahr.
So gelte auch für Hunde: Je mehr Erfahrung sie in unterschiedlichsten Situationen haben, desto besser seien ihre Entscheidungen wenn es kritisch wird.

Die Unterhaltskosten pro Hund (ohne die nötige Arbeitszeit) bezifferte Frank auf ca. 1000 Euro pro Jahr, bei Einsatz von preiswertem Trockenfutter.
Realistische Anschaffungspreise lägen im Bereich von 900 Euro für einen tauglichen Welpen bis 3000 Euro für einen ausgebildeten Hund.
Interessant war der Aspekt, dass seine Betriebshaftpflichtversicherung seiner Schäferei die Schutzhunde kostenlos mitversichert und für die ersten 3 Schutzhunde des Betriebes sogar einen Beitragsrabatt gewährt, weil die Erfahrung zeigt, dass es bei Betrieben mit Schutzhunden viel weniger Flurschäden aufgrund "unerklärlicher" Herdenausbrüche (sprich irgendwelche Dödel legen nachts den Zaun um, freilaufende Hund hetzten die Herde etc...) gäbe.

Die Empfehlung beider Profis war, sich frühzeitig wenigstens einen Herdenschutzhund anzuschaffen, damit die Herde sich an dem Umgang mit dem Hund gewöhnen kann. Bis der Hund richtig als Herdenmitglied eingegliedert sei, könne es mehrere Monate dauern. Mutterkühe seien dabei besonders problematisch. Bei Schafen ist es wohl um einiges leichter. Wenn mal ein Hund in der Herde etabliert ist, könne man bei Bedarf (Wolfsrudel vor der Tür) ohne viel Probleme und sehr schnell weitere Hunde integrieren.
Meine Frage, ob es zur schnelleren Integration hilfreich sein könnte, neben dem Hund gleich einige Tiere die den Hund bereits kennen mit in die neue Herde zu bringen, damit die anderen Rinder / Schafe sich von diesen den Umgang mit dem Hund abschauen, wurde mit "vermutlich ja" beantwortet. Im Rinderbereich gäbe es dazu aber noch keine Erfahrungen.


Mein Fazit: Für meinen Betrieb wären Schutzhunde nur sehr bedingt geeignet. Ein freilaufender Einsatz wie in den schweizerischen Bergen scheint mir hier nicht machbar zu sein. Das gäbe sehr schnell massive Konflikte mit Spaziergängern und ihren Hunden, Jägern, dem Autoverkehr etc.
Und für eine Koppelhaltung der Hunde sind die Rinderzäune nicht geeignet. Da müsste man erst mal für viel Geld die Flächen komplett neu einzäunen, z.B. mit einem Drahtkontengeflecht zusätzlich zum Elektrozaun.
Falls man Hunde findet, die auch eine Einzäunung mit einer dichteren Folge von elektrifizierten Drähten (z.B. 15 cm Drahtabstand, bis gut 1 m Höhe) respektieren, ohne diesen Zaun zu untergraben oder zu überspringen, wäre das natürlich deutlich billiger, weil die vorhandenen Zaunanlagen nur aufgerüstet werden müssten.
Dann bleiben aber immer noch die hohen Kosten für den Hund / die Hunde sowie die zusätzliche Arbeitszeit, was im extensiven Nebenerwerbsbetrieb besonders weh tut. Man müsste sich ja gezielt mit den Hunden beschäftigen und kann das nicht teilweise „nebenher“ erledigen, wie jemand der eh mehrere Stunden pro Tag mit und an der Herde arbeitet.

:hmm:

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Re: Herdenschutzhunde

#75

Beitrag von Reisende » Mi 25. Mär 2015, 10:41

danke für den bericht. :)
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Herdenschutzhunde

#76

Beitrag von Wild-Bunch-Chris » Mi 25. Mär 2015, 12:57

Wow, Du bist ja fix! Danke für die tolle Zusammenfassung.
Und wenn wir uns das nächste Mal irgendwo treffen, hoffe ich, dass wir etwas mehr Zeit für Gespräche haben.

Der Vortrag, die Erfahrungsberichte und das ganze Drum-Rum waren spannend - was ich mir besonders mitgenommen habe, gestern abend, ist die nicht unerhebliche Vorlaufzeit, die man grad beim Thema HSH in der Mutterkuhhaltung einplanen muss und da finde ich es von den offiziellen Stellen her angenehm vorausschauend, dass sie sich bereits jetzt in unserer Gegend mit dem Thema Herdenschutz beschäftigen und erste Versuche mit HSH starten möchten, um entsprechende Erfahrungen zu sammeln, die dann natürlich auch weiteren Betroffenen zur Verfügung gestellt werden.

Dann die Sache mit der Kommunikation untereinander - sowohl das Thema Beutegreifer an sich ist ein sensibles Thema, bei dem viel schief laufen kann und bei dem meist recht "extreme" Reaktionen ausgelöst werden können, die sich oft zwischen Hysterie und Pfadfinder-Romantik ansiedeln lassen. Die eher pragmatische Mitte, die sagt, ok, dann ist das nun mal so, was also kann und soll ich tun, um meine Tiere vor Übergriffen zu schützen, damit man sich gegenseitig in Ruhe lassen kann, da rechtzeitig mit dem nötigen Informationsfluss zu erreichen, ist sicher nicht leicht für die zuständigen Stellen. Ganz besonders in den "Beutegreifer-Erwartungsland-Phasen", in denen es gelegentliche, aber unbestätigte Hinweise gibt, aber eben noch keine sicheren Nachweise. Aber auch das Thema HSH ist ein sensibles - auch da gibt es, gestern abend ja auch von Teilnehmern geäußert, sehr viele Bedenken. Seien es unbedarfte Kinder, die allseits beliebten Touristen, die Tierfütterer, oder die "Tut-Nixe" unter den Hunden, die auf Herde und Hunde zugeprescht kommen oder bellend am Zaun rumhopsen und somit alles in Alarmbereitschaft versetzen. Deshalb bin ich der Meinung, dass alle, aber ganz besonders die ersten Versuche mit HSH in der Mutterkuhhaltung hier in der Region sorgfältig geplant und durchdacht sein müssen, damit die potentiellen Konfliktsituationen so gering wie möglich gehalten werden können.

Ich hatte ein wenig den Eindruck, dass die Bedenken der Teilnehmer da etwas runtergespielt wurden, was aber vermutlich einfach an den bisher überwiegend guten Erfahrungen der HSH-Halter liegt, die das ja nun auch schon einige Jahre machen - denn so ganz einschätzen kann ich die rechtliche Lage in D zu diesem Thema noch nicht, bin mir aber sicher, dass wir in D noch lange nicht soweit sind, wie Florian Wenger es für Schweizer Verhältnisse formuliert hat:
Es liegt in der Verantwortung der Besucher, ob sie dieses Gebiet betreten wollen und wie sie und ihre Hunde sich dort verhalten.
Das ist etwas, was für mich, hier in einer Touristen-Region lebend, nur schwer vorstellbar ist. Dazu hat man schon die skurrilsten Dinger mit Touristen erlebt. Auch wenn Frank Hahnle da offensichtlich sehr gute Erfahrungen mit der Lernbereitschaft der Menschen durch Aufklärungsmaßnahmen gemacht hat - seine HSH agieren u. a. auch unmittelbar im Umfeld eines Schulgeländes mit vielen Kindern und dort gibt es keine Probleme.

Das Verhalten anderer Menschen und Hundehalter im Umgang mit HSH im Einsatz wäre für mich das, wo ich am meisten Bedenken hätte.
Leider gab es die Zeit nicht mehr her, um intensivere Fragen zur grundsätzlichen Ausbildung der Hunde zu stellen - das ist also ein Thema, das ich für mich unbedingt noch vertiefen möchte. Auch, wenn das Thema für uns jetzt noch nicht aktuell ist. Wer weiß schon, wie es weitergeht.

Für mich als auch Hunde-Mensch wäre es eine neue Erfahrung, die Arbeitshunde ihre eigenen Erfahrungen, gerade in der Eingewöhnungsphase mit Mutterkühen - machen zu lassen. Da auch einfach mal zuzuschauen, ohne sich gleich einzumischen, stelle ich mir als Hundehalter, der es bisher gewohnt ist, seinen Hunden viele Entscheidungen abzunehmen, erst mal gar nicht so einfach vor. Aber das ist eben der Unterschied zwischen eher Familienhunden und Arbeitshunden. Und was ich an Video- und Bildmaterial gesehen habe, spricht da seine eigene Sprache, eben die, dass die zwischenartliche Kommunikation mit anderen Tierarten das ist, was diese Hunde ganz besonders auszeichnet. Beeindruckend fand ich zu sehen, wie die Rinder sich auf ihre Hunde einstellen und deren Verhalten beobachten, um die Lage mit einschätzen zu können, also beide Seiten wirklich gut in der Lage sind, sich gegenseitig zu "lesen".

Ich bin gespannt, wie sich das hier in der Region weiterentwickelt und werde jeden Möglichkeit nutzen, HSH im Einsatz erleben zu können, um von den Erfahrungen anderer und speziellen Lösungen für spezielle Gegebenheiten mit profitieren zu können.

LG, Chris

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Re: Herdenschutzhunde

#77

Beitrag von smallfarmer » Mi 25. Mär 2015, 22:50

Nachdem Manfred oben schon bemerkt hat, dass nicht alle HSH Schläge für unsere Gegebenheiten geeignet sind möchte ich auch noch was bemerken.
Wir haben sehr wenig gut veranlagte HSH Hunde. Angeblich sollen sich nur 10% der geborenen Welpen später zum HSH eignen. Man merkt es eigentlich erst wenn die Hunde erwachsen sind. Was passiert mit solchen ungeeigneten Hunden? Wer nimmt solche Hunde in die Familie?

In einer Hütehaltung müssen die HSH vor dem Austrieb aus der Herde genommen werden. Ein klimatisierter Spezialanhänger wäre für einen sicheren,gesunden Aufenthalt tagsüber nötig. Abends müsste dann der Anhänger mit den Schutzhunden wieder an den Nachtpferch geholt werden. Wenn die Schäfer zu zweit unterwegs sind, ist so was zu organisieren, aber alleine?????????

Landfrau
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Re: Herdenschutzhunde

#78

Beitrag von Landfrau » Do 26. Mär 2015, 18:41

Moin,

nicht für ihren Zweck geeignete Hunde / menschengefährliche HUnde werden in den Ursprungsländern schlicht getötet. Weil man de für Sentimentalitäten keinen Sinn hat. Auch würde niemand einen Welpen mit der Hand aufziehen oder einen schwachen durchpäppeln. Selektion nennt man das (Ist zumindest ein Teil der Selektion) und das ist maßgeblicher Bestandteil von Zucht und leider ziemlich aus der Mode gekommen. Wodurch wir bei Hunden und allen mehrheitlich in Hobbyhalterhand befindlichen Nutztieren reichlich Minderleister haben und eben endlos genetisch verfestigte Schwächen und Krankheiten. Also: kaum einer nimmt in den Bergregionen der Herkunftsländer unbrauchbare Hunde in die Familie. Wer hier einen HSH als FAmilienhund nehmen will, tut gut daran, eben das Weichei fürs Sofa zu nehmen und nicht die selbstsichere Granate.

Wieso um Gottes willen sollen Hunde in klimatisierte Spezialanhänger? Will man sie festsetzen für eine bestimmte Zeit, mag das Gründe haben, aber ist das nicht ein wenig krass...soll der Hundeanhänger dann noch mit Fördermitteln gesponsored werden????? Zumindest von unseren KAngals weiß ich, dass sie im WInter im Schnee schlafen bis zu 20 Grad minus und im Sommer sich für tags Löcher buddeln, in denen sie die TAgeshitze abwarten. In der Tat kommen sie mit der hohen Luftfeuchte im Sommer schlecht zurecht. Wenn man das nun für eine tierschutzwidrige Haltung ansieht, dürfte man diese - und viele andere - Tiere nicht außerhalb ihrer Ursprungsregion halten.

Das ganze muss man sich mal auf der ZUnge zergehen lassen.

In einem dicht besiedelten Land lässt man - aus grünideologischer Überzeugung - ein großes Landraubtier, den Wolf, sich ausbreiten. Einschließlich "Wildtiermanagement" und diverser aus Steuermitteln finanzierter Pöstchen für Sesself+++zerbiologen. Wenn aber hier, in NDS, eine alte Dame ein Hündchen sich aus dem Tierheim holen will, braucht sie einen Sachkundenachweis, den Hundeführerschein!!! Und für die HAltung von HSH in eben diesem dicht besiedelten Land - HSH sind klassisch in einsamen Bergregionen im Einsatz - möchten Nutztierhalter wiederum die HAnd aufhalten......das ist alles oberkrass und ungesund.
Da werden Wildtiere gemanaged, Herdenschutzhunde klimatisiert, Wolfsrisse an Nutztieren aus Steuermitteln erstattet, aber ein getöteter Wolf mit bis zu 5 a Haft geahndet, Hundeführerscheinprüfungen für Yorkshireterrierhalterinnen abgenommen...in was für einem Land leben wir eigentlich???? Alles gepampered, gesponsored, kontrolliert, geprüft, akkreditiert, zertifiziert, subventioniert? Gibt es eigentlich noch echtes Leben?

L.
Den Inhalt einer Botschaft bestimmt der Empfänger :-)

centauri

Re: Herdenschutzhunde

#79

Beitrag von centauri » Do 26. Mär 2015, 18:47

Jut! Mal eine frage!
Wer hat denn hier im forum einen herdenschutzhund?

Adjua
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Re: Herdenschutzhunde

#80

Beitrag von Adjua » Do 26. Mär 2015, 18:56

Landfrau, wenn du "echtes Leben" willst, musst in eine echt dünn besiedelte Gegend ziehen. In Mitteleuropa hingegen muss es Regeln und Interessensausgleich geben, weil hier schlicht viele Menschen mit unterschiedlichen Interessen auf engem Raum zusammenleben.

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