Pferd und Kirschkerne

(wir werden nicht gebraten)
Sabi(e)ne
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Re: Pferd und Kirschkerne

#21

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 3. Sep 2013, 22:30

Da, wo Pferde natürlich vorkommen, hat es keine Eiben oder sonstige pferde-unbekömmliche Gewächse.
Pferde = Grasland.
Eiben etc. = Waldland.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Toni del Campo
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Re: Pferd und Kirschkerne

#22

Beitrag von Toni del Campo » Mi 4. Sep 2013, 11:14

Der Vorfahr des europäischen Hauspferdes ist der Equus caballus silvaticus-leidr kein Steppen-sondern ein Waldpferd.
Eslebte weiter als Caballus germanicus bis in die Nacheiszeit und ist die Stammform unserer heutigen Pferde.
Selbst Wald-und Steppentarpan,sowie das Equus pzewalskii sind Unterarten davon.
Darüber hinaus gliedern sich unsere Pferde in vier Grundtypen:
Nordpferd-Tundrenpferd-Steppenpferd-Ramskopfpferd
Der Mustang ist in dem Sinne kein Wildpferd,sondern ein verwildertes Hauspferd.Entstanden im 15ten Jahrh. aus verschiedenen
europäischen und orientalischen Pferderassen.
Noch ein Beispiel für Instinkt:
Unsere Weiden stehen voll mit giftigen Wolfsmilchgewächsen,sie sind oft,zusammen mit unseren Oleanderhecken das letzte Grün
im Sommer.Die Pferde kannten beide Pflanzen aus der Heimat nicht- haben sie aber nie angerührt.
Anders sieht es mit Feigen,Steineichen,Oliven,Mandeln und Johannisbrot aus; davon fressen sie,wenn auch mässig.
...und wenn sie können,meine Rosen!!!! :nudel:
Sie sind futtermässig eher knapp gehalten- etwas Hafer und Gerste,früher Samengrasstroh,heute nur noch Stroh.Kräuter-Mineralstoff-
mischung.

Liebe Grüsse an alle Pferdefreunde

Toni del Campo

Sue
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Re: Pferd und Kirschkerne

#23

Beitrag von Sue » Mi 4. Sep 2013, 12:54

An Wolfsmilchgewächse gehen sie aber nicht ran, weil die bitter schmecken.

Toni del Campo
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Re: Pferd und Kirschkerne

#24

Beitrag von Toni del Campo » Fr 6. Sep 2013, 12:46

Hmm,Eicheln und Oliven sind auch sehr bitter und werden doch gefressen...
Im Übrigen macht die Dosis das Gift.
Da können sogar Mandeln in ausreichender Menge Koliken auslösen,wie Kollege Fuentes ja ganz richtig schrieb.
Ich meine aber gelesen zu haben,dass Wolfsmilchgewächse nicht bitter,sondern brennend-scharf sind?
Oleander hab ich vorsichtshalber noch nicht probiert,weiss also nicht wie der schmeckt... :lol:

Liebe Grüsse

Toni del Campo

Adjua
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Re: Pferd und Kirschkerne

#25

Beitrag von Adjua » Fr 6. Sep 2013, 16:41

Toni, bei allem Respekt vor deiner sicherlich großen praktischen Erfahrung - wenn du die Wahl hast zwischen Steppe und Wald für Pferdehaltung, was wirst du nehmen? Eben.

Und sicherlich nimmst du, wenn es sich vermeiden lässt, keine Weiden, deren Gras für Kühe optimiert ist, und am besten auch Gegenden, wo die Pferde ganzjährig draußen sein können und Futter finden.

Die Haltung der Pferde ist von den Voraussetzungen der Umgebung her (Platzmangel ...) hierzulande etwas ungünstig. Trotzdem halten "überzüchtete" Pferde bei geeigneter Umgebung in Freilandhaltung erstaunlich viel aus, brauchst nur nach Ungarn schauen ...

Toni del Campo
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Re: Pferd und Kirschkerne

#26

Beitrag von Toni del Campo » Mo 9. Sep 2013, 12:32

Zur Praxis: Haben Pferde die Möglichkeit sich bei stärkerer Sonneneinstrahlung,Wind und Regen im Wald einzustellen,
So tun sie das.
Pferde die ohne diesen Schutz auskommen müssen, leiden sehr.
In der Zeit zwischen Juni und November,wächst hier auf der Steinsteppe kein Gras.Der Boden strahlt bei hochsommerlichen
Temperaturen um die 40 C eine unglaubliche Hitze ab.
Die Pferde verlassen dann den Wald,der ca. 1/3 der Weide bedeckt,nur nachts und in den frühen Morgenstunden.
Noch auffälliger ist dieses Verhalten bei den ca. 100 Pferden unseres Arbeitgebers,die die Möglichkeit haben auf 1000 ha.
verschiedene Vegetationsflächen und Geländevariationen aufzusuchen.
Die überall vorhandenen Schutzhütten,werden nur sehr selten,allenfalls bei Sturzregen aufgesucht.
Auch Wildlings-Rassen wie Dülmener,Konik,Huzule und einem Dutzend anderer ähnlicher Rassen leben gern in Gebieten mit Waldbewuchs.

Zur Theorie: Lies mal hier. www.bild der Wissenschaft.de. Die galoppierende Kultur-Revolution. 8/2001
Und noch was: 2011 belegten amerikanische Forscher anhand von Genuntersuchungen,daß das asiatische Steppenpferd
Equus Przewalskii nicht der Vorfahr unseres Hauspferdes ist.
Noch eine Theorie: Die Evolutionsgeschichte des Pferdes. www.noram.at/arbeiten/Pferd.pdf
Es gibt eben verschiedene Meinungen und die Wissenschaft entwickelt sich immer weiter.

Einen erfolgreichen und fröhlichen Tag

Toni del Campo

Toni del Campo
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Re: Pferd und Kirschkerne

#27

Beitrag von Toni del Campo » Mo 9. Sep 2013, 12:44

Hallo Fuente,

zu Deinem Problem mit Mandeln und Kolik habe ich folgendes herausgefunden:
2 % der Mandeln auf einem Mandelbaum sind Bittermandeln.Vielleicht tragen eure Bäume mehr davon.Meinen Und den anderen Pferden hier macht's nichts aus und es stehen hier wirklich viel Mandelbäume auf der Weide.

Toni del Campo

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Re: Pferd und Kirschkerne

#28

Beitrag von Adjua » Mo 9. Sep 2013, 12:55

Toni, das sind keine mitteleuropäischen Bedingungen, die du da beschreibst :) Im Wald wächst bei uns nicht viel, was ein Pferd erfreuen würde, viele Wälder sind nämlich Fichtenmonokulturen.

Bei uns würden sich die Pferde maximal am Waldrand aufhalten, der Wald besteht aus zu vielen sehr, sehr feuchten Teilen, die außerdem steil sind ... die Wiesen sind fett, und es gibt lange Winter, sodass man gerade robuste Rassen wie unsere Haflinger im Frühjahr langsam anweiden muss. Pferde, die ganzjährig genutzt werden, können nicht auf die Alm gebracht werden, weswegen sie nie Zugang zu extensiven Flächen mit ausreichend hartem Boden haben. Eine künstliche Haltung ist so vorprogrammiert.

Das altösterreichische Militär betrieb umfangreiche und sehr erfolgreiche Pferdezuchten vor allem in Ungarn und Rumänien. Diese Pferde lebten allesamt nicht im Wald, sondern auf weiten Flächen in großen Herden, wo Verluste in Kauf genommen wurden (Fohlen, die im Winter erfrieren usw.). Gerade aus Radauz in Rumänien kamen die härtesten Pferde, deren Nachkommen zum Teil heute noch in der Reitpferdezucht zu finden sind.

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Little Joe
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Re: Pferd und Kirschkerne

#29

Beitrag von Little Joe » Mo 9. Sep 2013, 18:53

Als ich ins neue Haus gezogen bin, hatten die Pferde im ersten Winter die Möglichkeit sich im wald unterzustellen. Die Pferde fandens klasse, ist aber Eichenwald, nach 4 Wochen wusste ich was Eichelmast bedeutet :roll: . Aber krank geworden ist keines. Deshalb dürfen sie seitdem nur noch unter dem Ahorn stehen.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Pferd und Kirschkerne

#30

Beitrag von anja » Mi 4. Jul 2018, 10:03

Das Thema ist zwar schon uralt, ich bin drauf gestossen, als ich nach Pferd und Kirschkernen gegoogelt habe. Eine unserer Eselstuten hat es leider auch nicht raus, beim Genuss von Kirschen die Kerne auszuspucken.

Ich bin ehrlich gesagt erschüttert wie sehr die Diskussion am Thema vorbei ging und falls nochmal jemand hier zu dem Thema Rat sucht, koch ich das jetzt erneut hoch.

Schon angefangen beim Fragesteller, das Problem beim Kauen von Kirschkernen ist wohl weniger der holzige Anteil als die enthaltene Blausäure!!! Es wurde zwar in den Antworten vereinzelt dezent darauf hingewiesen, aber die Tragweite der Problematik wird für mein Empfinden nicht ansatzweise klar.

Ich stell euch mal einen Link hier rein, der sagt mehr als tausend Worte aus meiner Feder:

http://www.vetmed.uni-leipzig.de/blaue- ... ologie.pdf

LG anja

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