Obstbaum plus Stickstoff-Fixierer?

Moderator: kraut_ruebe

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mirandola

Obstbaum plus Stickstoff-Fixierer?

#1

Beitrag von mirandola » Mo 3. Okt 2011, 22:10

Hallo,

In Toby Hemmenways "Gaia´s Garden" gibts ne Stelle, wo er von der Erfahrung eines Permakultur-Projekts berichtet, die Obstbäume öfters mit einem sibirischen Erbsenstrauch (Caragana Arborescens, einem Stickstoffanreicherer) gepflanzt haben und darauf schwören, dass die so gepflanzten Bäume durch die indirekte Stickstoffdüngung schneller wachsen.

Hat sowas Euch mal jemand ausprobiert und kann das bestätigen? Wenns so gehen würde, wäre das ja ganz nett :-)

mirandola

DieterB
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Re: Obstbaum plus Stickstoff-Fixierer?

#2

Beitrag von DieterB » Do 6. Okt 2011, 17:29

Hallo Mirandola,

die Idee, Baeume zur Stickstoffanreicherung zu verwenden geistert durch die Permaszene seit Fukuoka in den 80ern seine Erfahrung mit Akazien veroeffentlicht hat. Die meisten Akazien sammeln Stickstoff an den Wurzeln. Auch wenn einige darauf schwoeren moegen, so stellen sich mir doch einige Fragen:

• Wissen wir, dass es dem Boden an Stickstoff mangelt?
• Wissen wir, dass Obstbaeume zusaetzlichen Stickstoff benoetigen?
• Brauchen sie nicht vielmehr alle die Stoffe, die durch das Verrotten von Blaettern usw. entstehen?
• Der Stickstoff, der durch eine Pflanze gesammelt wird, wird meistens von derselben Pflanze auch wieder benutzt - meistens um Samen zu produzieren. Damit der Stickstoff einer anderen Pflanze zugute kommen kann, muss die Pflanze erst abgeschnitten werden. Wenn aber der stickstoffsammelnde Baum nicht abgeschnitten wird, wie soll denn eine andere Pflanze davon profitieren?
• Es gibt reichlich stickstoffsammelnde einjaehrige Pflanzen (Klee, Lupinen, Bohnen, Erbsen ...) die schneller wachsen als Baeume und die man problemlos waehrend der Bluete abmaehen kann. Wenn es also tatsaechlich an Stickstoff mangelt, waeren nicht einjaehrige Leguminosen besser?

Es gibt zahlreiche Beispiele, wie Graeser, Leguminosen oder andere Pflanzen eine Obstwiese anreichern koennen. Das einfachste ist es, die natuerlich wachsenden Graeser und Wildkraeuter wachsen zu lassen und diese nur ab und zu mal zu maehen oder abgrasen zu lassen.

lg. Dieter

PS: Ich habe einige Akazien (hauptsaechlich Mimosen). Die haben schon eine dicke Schicht Mulch produziert. Aber unter den Baeumen waechst nichts mehr. Dafuer bluehen sie sehr schoen im Fruehling.

BernhardHeuvel
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Re: Obstbaum plus Stickstoff-Fixierer?

#3

Beitrag von BernhardHeuvel » Do 6. Okt 2011, 18:28

Alles zum Nachbauen nachzulesen im Buch:

Creating a Forest Garden: Working with Nature to Grow Edible Crops
Martin Crawford
ISBN: 978-1900322621

Wissenschaftlich untersucht. Geht nicht nur um Stickstoff, sondern auch um Nährstoffe im Allgemeinen.

Gruß
Bernhard

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emil17
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Re: Obstbaum plus Stickstoff-Fixierer?

#4

Beitrag von emil17 » Fr 7. Okt 2011, 11:44

Das ist alles nicht so einfach. Erlen und Leguminosen können mit Wurzelbakterien Stickstoff fixieren, sind selbst aber oft phosphatlimitiert. Die Streu dieser Pflanzen ist leicht abbaubar und reichert den Boden darunter an. Deshalb wurde anfangs 19. Jhdt mit Kleewiesen stat Brachen der herkömmlichen Dreifelderwirtschadt eine bedeutende Ertragssteigerung erzielt (s. z.B. hier.
Gerade in Gebieten mit einer Trockenzeit scheiden viele Pflanzen Hemmstoffe aus, die andere Pflanzen in der Nähe am Keimen oder Wachsen hindern. Unter Robinien stellt sich in der Regel ein Brombeergestrüpp ein, wegen der Stickstoffanreicherung.
Was in einem Ökosystem steigen soll, ist nicht der frei verfügbare Stickstoff, sondern der in den Pflanzen vorhandene. Man beurteilt ja den Reichtum einer Stadt auch nicht danach, wieviel Geld auf der Strasse herumliegt.
Caragana ist eine Steppenpflanze, die volles Licht braucht; auf Dauergrünland wie in einem Obstgarten wird sie nicht glücklich. Da sind die üblichen Gründüngungsleguminosen besser geeignet, zumal man sie auch noch als Futterpflanzen verwenden kann. Man könnte ja relativ grosse Baumscheiben mit einjährigen Kleearten (Alexandriner) ansäen.
Zuviel Stickstoff bringt grössere, aber nicht bessere Früchte, und erhöht die Anfälligkeit gegenüber Blattläusen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Obstbaum plus Stickstoff-Fixierer?

#5

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 7. Okt 2011, 18:29

hallo!
emil17 hat geschrieben:Unter Robinien stellt sich in der Regel ein Brombeergestrüpp ein, wegen der Stickstoffanreicherung.
kann ich bestätigen - viel mehr wächst da drunter nicht...
Oh! Doch! Übermannshohe Brennessel :mrgreen: zumindest bei uns.

liebe Grüße!

mirandola

Re: Obstbaum plus Stickstoff-Fixierer?

#6

Beitrag von mirandola » Fr 14. Okt 2011, 13:39

Danke für Eure Antworten!

Ich hab jetzt noch mehr zur Quelle gefunden - das Permakultur Projekt ist der Garten der Bullock Brüder, der jetzt seit beinahe 30 Jahren besteht: http://www.youtube.com/watch?v=oW7LcNAYBWg
In diesem Video erklären sie auch nochmal genau ihr Prinzip der Gilden für Obstbäume: http://www.youtube.com/watch?v=u14g8IDvNvs - da ist Caragana als N-Fixer nur ein Teil von (bei Hemenway selbst sind die Obstbaum Gilden ja auch ziemlich reichhaltig und bestehen aus 20 oder mehr Pflanzen) - mich hätte halt interessiert, ob die simple Version (nur ein N-Fixer Strauch/Baum als Nursery Tree) auch was bringt bzw. jemand damit praktische Erfahrungen unter den hiesigen Bedingungen gemacht hat.


zum Thema ob Stickstoff per N-Fixer für benachbarte Pflanzen hab ich grade eben in einem anderen Forum was interessantes gefunden, eine wissenschaftliche Studie die genau das untersucht hat:

"In intercropping, companion plants benefit from biological fixation by legumes and subsequent transfer of N from legumes to non-legumes. This transfer from legumes to the release of N compounds by legume roots, a process named rhizodeposition, then the uptake by the companion crop. The two main rhizodeposition pathways are (i) decomposition and decay of nodules and root cells, and (ii) exudation of soluble N compounds by plant roots. The contribution of root N and rhizodeposited N to the soil-N pool is difficult to measure, particularly in the field. Firstly, root N is often underestimated because root recovery is problematic. Second, assessment of N rhizodeposition is challenging. Several N labelling methods have been performed for different legume species. Rhizodeposition of N, as a percentage of total plant N, varied from 4 to 71%."
( http://www.agronomy-journal.org/index.p ... Itemid=129 )

Liebe Grüße,
mirandola

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