Multispecies Grazing - Mischherden auf der Weide

Moderator: kraut_ruebe

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Multispecies Grazing - Mischherden auf der Weide

#1

Beitrag von kraut_ruebe » Di 9. Sep 2014, 14:10

am vorbild der natur wo auch verschiedene tiere am selben seeufer fressen und jede art so seine vorlieben hat und dadurch nix stehenbleibt orientiert sich multispecies grazing:

je nach vorhandenem weidebe- bzw. zustand wird die herde aus verschiedenartigen tieren zusammengestellt welche dort friedlich vor sich hin grasen.

http://tcpermaculture.com/site/2014/08/ ... roduction/
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Manfred

Re: Multispecies Grazing - Mischherden auf der Weide

#2

Beitrag von Manfred » Mi 10. Sep 2014, 08:55

kraut_ruebe hat geschrieben:und jede art so seine vorlieben hat und dadurch nix stehenbleibt
Dieser Effekt funktioniert nur beschränkt.
Gut (und aufwändig) gepflegtes Grünland in unseren Breiten wird auch von einer einzelnen Art idR fast komplett runter gefressen.
Durch mehrere Arten kann man das noch etwas verbessern.
Auf extremeren Standorten klappt das nicht. Savory hat damit auch viel experimentiert und viel Lehrgeld bezahlt. Am Ende ist er zu dem Schluss gekommen, dass die einzelnen Arten nicht jeweils spezifische Pflanzen bevorzugt fressen, sondern dass sie jeweils auf eine ausgewogene Diät hin selektieren. Das führt dazu, dass einzelne Pflanzenarten noch stärker überweidet werden und andere je nach Bedingungen (Trockenheit, Verfügbarkeit anderer Nährstoffe) trotzdem nicht angerührt werden.
Entscheidende Verbesserungen wurden erst durch Anwendung des Herdeneffekts erzielt. Also sehr hohe Tierdichte für kurze Zeit.
Bei völlig abgetrocknetem Gras mit viel Legninanteil (davon sind oft nur 10 % überhaupt verdaubar für die Wiederkäuer) musste teils sogar auf eine stündliche Futterzuteilung umgestellt werden, damit die Tiere nicht zu stark selektieren und die verbleibenden Stängel ausreichend flach treten, um im nächsten Aufwuchs eine bessere Futterqualität und besseres Wachstum zu erreichen.
Nach dieser Behandlung wurden im zweiten Durchgang, nach der nächsten Regenzeit, oft schon 25% verdaulicher Anteil bei gesteigertem Aufwuchs erreicht, so dass auf der selben Fläche das doppelte und mehr an Tieren gefüttert werden konnte.

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Re: Multispecies Grazing - Mischherden auf der Weide

#3

Beitrag von kraut_ruebe » Mi 10. Sep 2014, 10:14

Manfred hat geschrieben:
Gut (und aufwändig) gepflegtes Grünland
das bestimmt. wenn man sie denn schon hat - da steckt schon ein ordentliches stück arbeit samt guter planung dahinter und die will man u.u. gar nicht durch extra zutun verändern.

ich finds recht spannend die tiere die arbeit übernehmen zu lassen wenn man (noch) keine perfekte(n) weideflächen hat. ohne beobachten und wissen wer was wann frisst wirds sicher nicht gehen, um gute planung kommt man da auch nicht herum. aber die tatsache, dass tiere nix fressen wollen was auf ihrem eigenen mist gewachsen ist aber andernartigen mist ok finden ist ne überlegung wert (ich würd nicht schafsdreck von 2 hektar absammeln wollen, ich brauch den dünger ja eigentlich dort und es ist ein blöder job)
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Manfred

Re: Multispecies Grazing - Mischherden auf der Weide

#4

Beitrag von Manfred » Mi 10. Sep 2014, 10:44

kraut_ruebe hat geschrieben:ich finds recht spannend die tiere die arbeit übernehmen zu lassen
Ja. Auf jeden Fall. Schon aus Kostengründen. Jede Traktorstunde kostet richtig Geld.
Für einen 80 PS Allradschlepper mit Mann und Diesel und ohne Anbaugerät kannst du 35 Euro netto pro Stunde kalkulieren. Mit Gerät 40 bis 45 Euro pro Stunde.
Das erfordert aber viel Erfahrung und gutes Timing. Ich musste dieses Jahr z.B. einige ha nachmähen, weil das Futter zu alt wurde und damit zu viel Weiderest bleib. Vor allem verholzte Grasstängel, die dann auch im neuen Aufwuchs erhalten bleiben und den Tieren das Fressen vermiesen, so dass die Futteraufnahme und damit die Tierleistung sinkt und der Weiderest noch mehr wird.
Dann verschlechtert sich die Belichtung der Wachstumsknoten, der Grasnarbenschluss wird schlechter und die verbleibende Grasmasse kann sogar zur Vertorfung und Versauerung führen. Ein Problem, dass z.B. häufig auf Almen auftritt, wenn die im Frühjahr nicht früh genug genutzt werden. Dann nehmen innerhalb von ein paar Jahren Futterertrag und -Qualität deutlich ab.

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Re: Multispecies Grazing - Mischherden auf der Weide

#5

Beitrag von kraut_ruebe » Do 11. Sep 2014, 16:35

mit den verholzten grasstengeln hab ich auch probleme. auf der ansonsten bis auf die brennesseln schön abgefressenen wiese bleiben die in büscheln stehen und ich muss deswegen nachmähen.

ob das meine schuld wegen unregelmässiger mahd im frühjahr (mit der sense wird das schon öfter mal unrund) oder ob das ne bestimmte grassorte ist die nicht so schmeckt oder das gras einfach schon zu hoch war beim freigeben hab ich noch nicht raus. nächstes jahr wenn die tiere von anfang an die weide besiedeln weiss ich da vielleicht mehr.

anfangs hatte ich noch die hoffnung dass sie das auch abknabbern oder wenigst abbrechen beim drauftreten. das passiert aber gar nicht, die schafe sind erstaunlich leichtfüssig und achten sehr drauf wo sie hinsteigen.

mob grazing scheint jedenfalls die beste lösung zur weideverbesserung zu sein. die tiere haben riesenfreude mit neuer fläche und fressen jedesmal als obs sonst nix geben würd. wenn ich sie schnell wieder runter nehm wächst das gras schöner und schneller nach, disteln und anderes lästiges verschwindet.

ich hab aber echt keine ahnung was ich mit ner richtigen grossen herde an schafen anfangen sollte, deswegen wär mir das recht wenn sich der mob aus verschiedenen tierarten zusammensetzen lassen würde die dann nicht alle extra stehen sondern das gemeinsam erledigen. dann lohnt auch die umsteckerei.
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Manfred

Re: Multispecies Grazing - Mischherden auf der Weide

#6

Beitrag von Manfred » Sa 13. Sep 2014, 09:47

Noch ein Einstündiger Vortrag (Englisch) zum Thema:
https://www.youtube.com/watch?v=p8HhR413tSI

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