Baum-Gilden zusammenstellen?

Moderator: kraut_ruebe

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kraut_ruebe
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Re: Baum-Gilden zusammenstellen?

#21

Beitrag von kraut_ruebe » Mi 27. Nov 2013, 13:12

ich gönn dir deine annahme rati, ich seh es trotzdem anders ;)

ein baum kann den anderen in mehrfacher hinsicht unterstützen.

zB indem er den boden so aufbereitet dass der andere seine bedingungen vorfindet durch transport von nährstoffen und wasser nach oben oder durch verbrauch von zuviel vorhandenem wasser oder durch verbrauch von stoffen die den anderen stören würden,

durch windschutz,

durch sonnenschutz im jungstadium oder im erwachsenenstadium,

durch die lieferung von biomasse in der richtigen zusammensetzung für den anderen als futter,

durch schutz, wohnraum oder anziehungskraft für bestäuber/samenverbreiter für den anderen,

und bestimmt hab ich was vergessen, denn das thema ist ausserordentlich tief.

wenn man nun versucht im rahmen der permakulturerkenntnisse seine bäume so zusammenzustellen ist das nicht gar so einfach. man muss erstmal mit dem vorhandenen boden anfangen, ungefähr wissen wie der sich verändert wenn man den erstbaum und dann den zweitbaum und den nächsten hinpflanzt, drüber nachdenken was in 10 jahren sein wird, in 20, in 100. welche tiere werden/sollen kommen, wie wird der schattenwurf und wie werden die windverhältnisse werden, welche formen, blütezeiten, grössen, höhen, wurzeln wird es geben. wie und wo bleibt dann platz für alles was drunter wachsen soll.

das wissen darum gibt es in der natur seit jeher. vielleicht/zumindest teilweise gab/gibt es das wissen auch in den menschen. PK ist unter anderem auch der versuch, dieses wissen auszugraben, zusammenzuführen, (wiederzu)entdecken, der natur abzuschaun.

natürlich kann man das differenziert sehen. und vieles ist versuch und das wird es auch noch viele jahre bleiben. einiges wird nicht gelingen, anderes schon. manches wird anderswo nachahmbar sein, manches nicht. das macht es so spannend ;)
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Re: Baum-Gilden zusammenstellen?

#22

Beitrag von unkrautaufesserin » Mi 27. Nov 2013, 13:50

Ich meinte es auch so, wie Kraut-Rübe das geschrieben hat:

Bäume begünstigen sich, indem sie sich gegenseitig das passende Mikroklima zur Verfügung stellen.

Bei der Anlage meiner Streuobstwiese gehe ich also folgendermaßen vor:
Die Wiese, auf der schon einige alte Bäume und viel Totholz stehen, ist ein nach Norden geneigter Hang. Das ist nicht sehr gut, läßt sich aber schlecht ändern.
Also pflanze ich östlich und westlich Wildfruchthecken, die den Wind und den Frost bremsen sollen. Nach Norden kommen die hochwachsenden Apfel-und Birnbäume. So werfen sie keinen Schatten auf die kleineren Bäumchen, wie Sauerkirschen, Quitten und Pfirsiche. Sollte ein empfindlicher Baum trotzdem Frostprobleme haben, bekommt er noch einen lebenden Weidenzaun zur Seite.
Bäume der gleichen Art pflanze ich zusammen, damit sie sich gegenseitig befruchten können bzw vom gleichen Befruchter profitieren können. Das bringt zwar das Problem, daß sich artentypische Krankheiten besser ausbreiten, aber dafür habe ich dann auch alle Patienten zum Behandeln auf einem Fleck...

Große Bäume profitieren von der Umpflanzung mit kleineren Bäumen auch, denn die Kleinen beschatten die Wurzeln, ohne der Krone das Licht zu nehmen.

Ob man dazu nun Sonnenfalle pflanzen sagt oder Baumgilde, oder... ist mir wurst. Es kommt auf das Prinzip an.

Liebe Grüße, M.

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Re: Baum-Gilden zusammenstellen?

#23

Beitrag von utebo » Mi 27. Nov 2013, 13:53

Von Symbiose zwischen Bäumen würde ich auch nicht sprechen, denn dann müssten beide Partner einen Vorteil aus der Vergesellschaftung ziehen.
Das Konzept der Ammenbäume ist aber schon lange in der Forstwirtschaft etabliert, insbesondere die Verwendung von stickstofffixierenden Gehölzen.

Hier noch ein paar schöne Links zum Thema:

Bäume und Sträucher in Agroforstsystemen
http://www.agroforst.de/3-gehoelze.html
(von PK-Designer Burkhard Kayser)

Nitrogen Fixing Trees: Multipurpose Pioneers
http://agroforestry.net/pubs/NFTs.html

Quantifying Nitrogen Fixation of Agroforestry Shrub Species by the N Natural Abundance and Dilution Techniques Under the
Greenhouse Condition
http://www.usask.ca/soilsncrops/confere ... _Issah.pdf
(Saskatchwan, Canada, Sanddorn/Erbsenstrauch/Shephardia)

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Re: Baum-Gilden zusammenstellen?

#24

Beitrag von Rati » Mi 27. Nov 2013, 15:52

utebo hat geschrieben:Von Symbiose zwischen Bäumen würde ich auch nicht sprechen
danke utebo.

@all (die es interessiert) Unterstützung ist etwas aktives. Die hier benannten "Vergünstigungen" sind einfach nur die Nutzung gegebener Umstände. :aeh:

So gut nu, ich hab keine anständigen Baumgildenangebote zu machen und halte jetzt meine Klappe. :)

Grüße Rati
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Re: Baum-Gilden zusammenstellen?

#25

Beitrag von kraut_ruebe » Do 28. Nov 2013, 17:36

nennen kannst du es wie du willst rati, den bäumen wirds wurscht sein :aeh:

@thema: hier ist ne liste was sich in der natur von alleine zusammenfindet. wenn man nicht (nur) mit obst plant ist die auflistung auch ne hilfe.
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Re: Baum-Gilden zusammenstellen?

#26

Beitrag von Fred » Do 28. Nov 2013, 22:49

unkrautaufesserin hat geschrieben:Ich meinte es auch so, wie Kraut-Rübe das geschrieben hat:

Bäume begünstigen sich, indem sie sich gegenseitig das passende Mikroklima zur Verfügung stellen.

Bei der Anlage meiner Streuobstwiese gehe ich also folgendermaßen vor:
Die Wiese, auf der schon einige alte Bäume und viel Totholz stehen, ist ein nach Norden geneigter Hang. Das ist nicht sehr gut, läßt sich aber schlecht ändern.
Also pflanze ich östlich und westlich Wildfruchthecken, die den Wind und den Frost bremsen sollen. Nach Norden kommen die hochwachsenden Apfel-und Birnbäume.
Ja, nur irgendwie scheint es in Deutschland VIEL mehr Nordhänge als Südlagen zu geben... Wobei bei Frost, da denke ich sollte man auch darauf achten, daß die Kaltluft noch nach unten abfliesen kann, man sich also nicht seinen eigenen Kaltluftstauriegel baut. Das wäre ein Grund auf Nadelbäume zu verzichten, obwohl ich
für das allgemeine Argument "obstbaum verträgt keine Nadelbäume" sonnst keinen Grund sehe.
Wobei für spätfrostempfindliche Sorten, die selbst nicht soviel Sonne brauchen, kann so eine Lage auch mal günstig sein, da sie auf der Nordseite die sich langsamer erwärmt später blühen/austreiben, wenn die argsten Kaltlufteinbrüche vorbei sind.

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Re: Baum-Gilden zusammenstellen?

#27

Beitrag von Fred » Fr 29. Nov 2013, 00:25

Ja jetzt kommt doch etwas an Informationen zusammen. Sind doch einige Anhaltspunkte auf den genannten Web-Seiten, und auf dasIntegrated Forrest gardening-Buch, das werde ich mir auf alle Fälle vormerken.

Wobei die meisten Abhänigkeiten scheinen schon mehr unverträglichkeiten als Fördernde Beziehungen zu sein. Was Birken betrifft, so fand ich gerade in einem Buch den Hinweis, daß diese durch Wurzelausscheidungen u.a. die Besenheide (Calluna vulgaris) verdrängen. Fördernde Beziehungen waren bislang ja nur im Sinne von Stickstoffsammelde Arten als Düngungsunterstützung, wie z.b. die Erle die Heinz Erven in seinem Obstgarten versuchsweise anpflanzte.

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Baum-Gilden weshalb keine Nadelbäume im Obstgarten?

#28

Beitrag von Fred » Mo 9. Feb 2015, 00:08

Hallo nochmal an alle,
Obwohl ich diese Meinung schon von verschiedenen Seiten gehört habe: Keine Nadelbäume bei Obstbäumen zu pflanzen, frage ich mich noch immer weshalb? - Im Forstwald wird der Mischwald Laub&Nadel ja auch allgemein für besser angesehen. Wer darüber was weis oder herausgefunden hat, würde mich noch immer sehr interessieren.
Zumal ich bei Bernhard Gruber jetzt gelesen habe, daß er Lärchen als Support-Pflanzen im Obstgarten einsetzt, weil diese die Mykhorifizierung der Wurzeln fördern. Wobei Lärchen eventuell ja auch ein Sonderfall unter den Nadelbäumen darstellen?

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Re: Baum-Gilden zusammenstellen?

#29

Beitrag von kraut_ruebe » Mo 9. Feb 2015, 08:58

ich denk, das hat damit zu tun dass nadelbäume den obstbäumen nahrung, wasser und vor allem sonne wegnehmen und den boden versauern (pauschalaussage).

bernhard grubers ansatz ist sehr interessant. über die pilze im boden gibts vermutlich noch sehr viel zu lernen, bernhard dürfte sich da schon intensiv damit beschäftigt haben (hat er nicht auch ein buch über pilzzucht, also essbare, rausgegeben?). pappelzweigemulch find ich auch spannend, vor ein paar wochen hab ich bisserl was davon ausgebracht, leider krankts bei mir überall an der masse, aber besser wenig als nichts.

ich hab auf meinem grundstück ein einziges kleines teilstück das mit altbestand bewachsen (also kein ackerland) war bei übernahme. das ist mein lern- und probierstück. da stehn ein paar reihen fichten, dort ist alles tot und trocken. dann kommt eine tanne und eine lärche als übergang, da wächst schon bisserl was drunter. danach dann zwei nuss- und zwei apfelbäume. da sieht man schön was wie wirkt auf boden und umgebung. vielleicht steht die lärche da sogar mit absicht, die ist hier fast zu selten um da von allein gekommen zu sein, früher wusste man ja einiges über richtige bepflanzung :hmm:
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Re: Baum-Gilden zusammenstellen?

#30

Beitrag von Baumfrau » Fr 30. Okt 2015, 13:55

Erfahrungen mit Obstbaum-Gilden - leider nur in englisch
http://www.peakprosperity.com/wsidblog/ ... ree-guilds

Ich fand' besonders die Zusammenstellung der empfehlenswerten Unterpflanzungen gut & auch die Einschätzungen aus der Praxis.

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