Milpa oder Die drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen)

Moderator: kraut_ruebe

Benutzeravatar
Zacharias
Beiträge: 3997
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 22:11
Wohnort: Bezirk Häädemeeste in Estland

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#41

Beitrag von Zacharias » Sa 25. Aug 2012, 00:39

Ich hab die 3 Schwestern vor ein paar Jahren mal versucht. Das war aber ein Flop, weil der Mais anfangs viel langsamer gewachsen ist als die Bohnen. Wie macht ihr das? Vorgezogen habe ich den Mais auch, die Bohnen nur angekeimt.
Grüße,
Birgit

Winnie07
Beiträge: 892
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 21:24
Wohnort: Kematen

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#42

Beitrag von Winnie07 » Sa 25. Aug 2012, 06:57

Ich finde die Kombination Stangenbohne - Sonnenblume auch interessant, die Sonnenblume muss halt eine nicht nur auf Höhe gezüchtete Sorte sein. Jetzt bekommen sie schon etwas Schieflage: Bohnen und der große reifende Kopf ziehen nach unten ;).
lg
Winnie07

Adjua
Administrator
Beiträge: 4321
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 22:44

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#43

Beitrag von Adjua » Sa 25. Aug 2012, 16:56

Zacharias hat geschrieben:Ich hab die 3 Schwestern vor ein paar Jahren mal versucht. Das war aber ein Flop, weil der Mais anfangs viel langsamer gewachsen ist als die Bohnen. Wie macht ihr das? Vorgezogen habe ich den Mais auch, die Bohnen nur angekeimt.
Ich hab für den Anbauversuch nächstes Jahr Samen von Reiserbohnen bei Deaflora bestellt und schon bekommen. Keine Ahnung, ob das was wird, mal probieren. Das wären dann:

Mais Morado und Jade Blue
Reiserbohnen Rote Kidney und Vermont Yellow Eye

Bei den Kürbissen weiss ich noch nicht, was ich nehme - die Zuccini waren/sind heuer super, von den Kürbissen ist bisher nur der Spaghettikürbis ansprechend, die anderen kriegen erst jetzt (!) weibliche Blüten. Wenn schon, hätte ich aber gerne etwas lagerbares.

Ausserdem ranken die Kürbisse auch sehr stark, und die Rondinis auch. Vielleicht kann man den Mais so setzen, dass er den Kürbis wenigsens davon abhält, die Bohnen zu ermorden ...

Ullerich
Beiträge: 94
Registriert: Mi 31. Aug 2011, 13:14

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#44

Beitrag von Ullerich » Sa 25. Aug 2012, 17:19

Wieso eigentlich drei Schwestern? Dieser Gender Mainstream Quatsch regt mich im Amt zwar schon dauernd auf, aber trotzdem:

Der Mais und der Kürbis sind männlich und die Bohnen sind weiblich. Also zwei Brüder und eine Schwester, :opa:

:pft:

Gruß Ullerich

Adjua
Administrator
Beiträge: 4321
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 22:44

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#45

Beitrag von Adjua » Sa 25. Aug 2012, 17:28

Ullerich hat geschrieben:Wieso eigentlich drei Schwestern? Dieser Gender Mainstream Quatsch regt mich im Amt zwar schon dauernd auf, aber trotzdem:

Der Mais und der Kürbis sind männlich und die Bohnen sind weiblich. Also zwei Brüder und eine Schwester, :opa:

:pft:

Gruß Ullerich
Der Ausdruck ist doch von den Maya, oder? Weisst Du denn, welches Geschlecht die Pflanzen in der Sprache der Maya haben bzw. ob deren Sprache überhaupt Geschlechter kennt wie bei uns?

Ullerich
Beiträge: 94
Registriert: Mi 31. Aug 2011, 13:14

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#46

Beitrag von Ullerich » Sa 25. Aug 2012, 17:48

Adjua hat geschrieben:
Ullerich hat geschrieben:Wieso eigentlich drei Schwestern? Dieser Gender Mainstream Quatsch regt mich im Amt zwar schon dauernd auf, aber trotzdem:

Der Mais und der Kürbis sind männlich und die Bohnen sind weiblich. Also zwei Brüder und eine Schwester, :opa:

:pft:

Gruß Ullerich
Der Ausdruck ist doch von den Maya, oder? Weisst Du denn, welches Geschlecht die Pflanzen in der Sprache der Maya haben bzw. ob deren Sprache überhaupt Geschlechter kennt wie bei uns?
Achso,

die Mayas also. Das müsste man doch rauskriegen, sind zwar keine Mayas, aber die Indiosprache Quecha wird doch noch gesprochen.Trotzdem schon erstaunlich, wie man in der deutschen Sprache automatisch die Artikel zuteilt. Vermutlich haben es die Mayas deswegen auch nicht zur praktischen Anwendung des Rades gebracht und sind bei komplizwickter Mathematik und abstrusen Kalendern hängengeblieben. Ansonsten haben sie sich gerne gegenseitig gerne umgebracht, menschengeopfert und fertigen heute schöne Volkskunst. Meine Frau hat mir aus Guatemala eine wunderschöne Umhängetasche mitgebracht.

Gruß Ullerich

Manfred

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#47

Beitrag von Manfred » Sa 25. Aug 2012, 18:27

Evtl. hilft euch das weiter:
http://www.reneesgarden.com/articles/3sisters.html

Deutsche Kurzfassung für alle, die kein Englisch können:

Der Mais ist die Hauptfrucht. Die Bohnen sollen Stickstoff fixieren. Die Kürbisse sollen mit ihren Blättern das Unkraut unterdrücken.
Der von den Bohnen fixierte Stickstoff ist im ersten Anbaujahr für den Mais nicht verfügbar (weil er erst mit Absterben der Bohnenpflanzen frei wird). Deshalb gut mit Kompost/Mist düngen.

Damit der Mais anständig vom Wind befruchtet wird, müssen mehrere Reihen angebaut werden. Passiert das nicht (weil man z.B. nur eine Reihe anbaut) werden viele Blüten nur unvollständig befruchtet. Dann bekommt man keine vollständigen, schönen Kolben, sondern die Kolben sind nur teilweise mit Körnern besetzt.

Das Feld sollte den ganzen Tag volle Sonne haben.
Als vernünftige Mindestgröße für ein 3-Schwestern Feld wird eine Größe von ca. 3 x 3 Metern angesehen.
Bei einem Feld dieser Größe werden 3 Reihen Pflanzen gesät, mit einem Abstand in der Reihe und zwischen den Reihen von je ca. 75 cm, also 5 Pflanzstellen pro Reihe.

Es wird immer abwechselnd eine Pflanzstellen mit Mais + Bohnen und eine mit Kürbis angelegt.
In der 2. Reihe erfolgt die Saat um einen Platz versetzt, so dass sich ein schachbrettartiges Muster von Mais/Bohne und Kürbis ergibt.

Die Aussaat beginnt im Frühjahr, wenn die Nachttemperaturen ca. 10°C erreichen (bei uns, wenn keine Frostgefahr mehr für die Keimlinge besteht, also nach den Eisheiligen).

Zuerst wird der Mais gesät. An jede Mais-Saatstelle legt man 4 Körner in einem Quadrat mit 15 cm Seitenlänge.

Sobald die jungen Maispflänzchen 10 cm groß sind, werden die Bohnen und Kürbisse gesät. Die Bohnen kommen mit an die Mais-Pflanzplätze. Ebenfalls 4 Kerne pro Platz. Bei den Kürbissen werden 3 Kerne pro Platz gesteckt.

Bis die Kürbisse die Fläche überwuchert haben und das Unkraut wirkungsvoll unterdrücken, muss mehrmals gejätet werden.

In feuchten Klimabereichen haben die Indianer an jeder Pflanzstelle einen ca. 10 cm hohen Hügel aufgehäuft. Das hat den gleichen Effekt wie ein Kartoffeldamm. Nässe kann besser abziehen und die Erde wärmt sich schneller auf. In Trockengegenden wurde das nicht gemacht, damit nicht zusätzlich das eh schon knappe Wasser verdunstet wird.
Wenn man mit solchen Pflanzhügeln arbeitet, kann man zum Gießen in den ersten Wochen in die Mitte der Hügel eine Mulde drücken. Wenn die Pflanzen mal anständige Wurzeln haben, kann einfach zwischen den Reihen gegossen werden.

Ergänzung meinerseits:
Wichtig scheint mir eine gute Sortenwahl zu sein. Die alten Indianermaissorten stammen meist aus südlicheren Breitengraden und sind in der Lage, mehrere Triebe pro Pflanze zu bilden. Bei uns würde ich zu modernen Zuckermaissorten greifen, die an unser Klima angepasst sind. Die meisten werden nur ein kleines Beet anlegen und den Mais lieber frisch in der Küche verwenden wollen. Dafür passt Zuckermais sehr gut. Bei dem Pflanzabstand und berücksichtigend, dass die modernen Maissorten nur einen Stängel machen, könnte man evtl. auf 5 bis 6 Korn pro Pflanzstelle hochgehen, vorallem auf guten Gartenböden.

4 Stangenbohnenkerne scheinen mir bei den Abständen eine gute Wahl zu sein. Ein Teil der Bohnen wird auch auf dem Boden kriechen. Sollten sich bei 4 Kernen die Bohnen als zu dominant für den Mais erweisen, kann man notfalls ein bis 2 Bohnenpflanzen je Pflanzstelle über dem Boden abschneiden.

Der Saatabstand für die Kürbisse ist bei modernen Sorten auch für Arten mit kleineren Pflanzen sehr eng.
Hokkaido-Kürbisse werden im Profianbau ca. auf Abstände von 1,5 m x 0,75 m gepflanzt.
Bei der obigen Saatmengenangabe würden sicher Verluste durch die Direktsaat mit einkalkuliert. Sollten alle Kürbisse aufgehen, würde ich später auf 1 Stück pro Pflanzstelle ausdünnen.
Stärkerwachsende Kürbisarten würde ich für diese Kombination gar nicht verwenden. Die überwuchern nur alles.
Wer die Kürbisse lieber vorzieht und pflanzt (z.B. wegen der Schnecken) sollte mit dem Vorziehen trotzdem warten, bis der Mais groß genug ist. Sonst werden die Kürbisse zu dominant und überwuchern evtl. den Mais.

Den Mais vorzuziehen und alles gleichzeitig ins Beet zu bringen, erreicht evtl. nicht den gewünschten Erfolg. Der Mais braucht evtl. einige Tage um aus den Ballen in den Boden einzuwachsen und verliert so seinen Vorsprung.

Viel Erfolg bei den nächsten Versuchen. :)

Manfred

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#48

Beitrag von Manfred » Sa 25. Aug 2012, 19:55

Hab mir noch ein paar Gedanken gemacht, wie man das System auf unsere Verhältnisse optimieren könnte:

Früherer Ertragseintritt, bessere Bodenbedeckung:
Beet im Vorjahr nach der Ernte (jetzt) nach Bedarf umgraben/lockern und mit Roggen seinsäen.
Je nach Aufwuchs im Herbst einmal mähen (Karnickelfutter, Mulch), um die Bestockung des Roggens zu fördern.
Mitte Mai den Roggen als Futter oder Mulchmatieral mähen.
Sobald keine Frostgefahr mehr besteht, Kompost oder Mistkompost aufbringen, das Beet umgraben (um den Roggen abzutöten) und den Zuckermais in Reihen aussäen. Reihenabstand 120 cm, Abstand in den Reihen 20 cm. Evtl. verschiedene Sorten säen, damit sich die Ernte bei Frischernte über einen längeren Zeitraum erstreckt.
Zeitgleich zwischen die Maisreihen je 2 Reihen vorgezogener Buschbohnen (frühe Sorte, 5 Bohnen je Topf, Aussaat mind. 14 Tage vor Pflanztermin) im Abstand von 40 x 40 cm pflanzen. Die Buschbohnen haben ab Pflanzung bei Grünernte eine Kulturdauer von ca. 55 bis 75 Tagen.

Sobald der Mais 10 cm groß ist, die Kürbisse in großen Töpfen vorziehen. (Kleibleibende Speisesorten wie Butternut oder Hokkaido).
Nach dem ersten Durchpflücken der Buschbohnen einige Bohnenpflanzen entfernen und dort die Kürbisse setzen (in der Mitte zwischen den Maisreihen, Abstand in der Kürbisreihe ca. 80 cm).
Die Bohnen können dann je nach Entwicklung der Kürbisse noch 1 bis 2 mal durchgepflückt werden. Oder man lässt die restlichen Schoten reif werden, zur Ernte der Kerne. In dem Fall mit Beginn der Reife die ganzen Bohnenpflanzen ernten und an einem luftigen Ort (Dachüberstand, Scheune) zum Trocknen aufhängen. Das Wurzelwerk und die Knöllchen der Bohnen bleiben dabei großteil im Boden und dienen wie die verrottenden Rottenreste als Futter für Mais und Kürbis.

Benutzeravatar
luitpold
Beiträge: 2888
Registriert: Fr 6. Aug 2010, 18:00
Wohnort: wien/nö

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#49

Beitrag von luitpold » So 26. Aug 2012, 01:01

gefällt mir sehr gut.

ich überlege ob man statt der vorkultur eventuell was mit einer folienabdeckung (strohballen rundrum, mit folie bespannte lattenrahmen darauf) basteln könnte?
die lattenrahmen könnte man später als tomatenhäuser weiterverwenden, die strohballen für das humusclo.

wo ich dann beim flächenbedarf wäre.

hast du schon überlegt wieviel m2 beet/person sinnvoll sein könnten?
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

Adjua
Administrator
Beiträge: 4321
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 22:44

Re: Drei Schwestern (Mais, Kürbis, Bohnen) Erfahrungsbericht

#50

Beitrag von Adjua » So 26. Aug 2012, 09:22

Wie gesagt, ich werde Reiserbohnen nehmen, keine Stangenbohnen, zumal Bohnen bei mir sehr gut wachsen, für Mais ist es recht kühl - in der englischen Quelle steht übrigens 6 bis 8 Stunden Sonnen, 6 Stunden bringe ich jedenfalls zusammen, zumindest auf meinen besten Plätzen im Garten.

Im Batam-Mais Forum gibt's auch einen Thread über die Drei Schwestern, da verwenden sie auch Reiserbohnen. Wenn man das eh nur im Garten macht und nicht gleich ein Riesenfeld bestellt, kann man ja zusätzlich Rankhilfen aufstellen, falls die Bohnen zu gross werden, oder der Kürbis zuviel rankt - Stangenbohnen auf dem Boden liegen lassen ist bei mir gar keine gute Idee, dazu ist es bei mir zu feucht, und es gibt zuviele Schnecken.

Ich stelle mir das im Moment so vor, dass ich sonnenzugewandt einen Kürbis hinpflanze, dahinter ein paar Pflanzen Mais - weil der Kürbis dem Mais meine spärliche Sonne nicht wegnehmen sollte, umgekehrt aber vielleicht schon - dem Mais von vornherein vielleicht einen etwas höheren Hügel mache, und dahinter die Bohnen. Vorziehen müsste ich alle drei, raus erst nach den Eisheiligen.

Es gab übrigens im Alpenland, als hier noch Getreide angebaut wurde, ebenfalls die Drei Schwestern Kombination, allerdings immer am Rand von Maisfeldern - und auch mit Reiserbohnen.

Antworten

Zurück zu „Permakultur Elemente“