Fukuoka - Erfahrung mit dem Unterlassen

Moderator: kraut_ruebe

ANDAL

Fukuoka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#1

Beitrag von ANDAL » Di 22. Mär 2011, 09:31

Hallo zusammen,

wer hat hierzulande eine mehrjährige Erfahrung mit Fukuokas Prinzipien beim Gemüseanbau bzw. hat diese so umgewandelt, dass sie hier anzuwenden sind?

Kein Umgraben/Pflügen, kein Dünger/Kompost (Pflanzenjauchen etc.) von aussen, keine Chemikalien (Bioschneckenkorn, Jauchen etc), keine/kaum mechanische Unkrautunterdrückung.
Ohne Umgraben ok, ohne Kompost etc. aber durch Mulch und Weissklee auch, keine Chemikalien sowieso klar aber mit der Unterdrückung von Gräsern und Hahnenfuss mittels Mulch habe ich meine Probleme. Ich verwende Wiesengras von der benachbarten Wiese, bin aber mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden. Das Gras drückt einfach durch und dominiert ohne jäten sehr stark; mit dem Hahnenfuss konnte ich noch relativ gut leben , er beherrscht den Garten nicht.

Wer hat zudem Erfahrungen mit niemals geschnittenen Obstbäumen (gehört zwar nicht in diese Rubrik, aber zu diesem Thema).

Danke für die Antworten
Grüsse
Andal

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Re: Fukuka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#2

Beitrag von Waldläuferin » Di 22. Mär 2011, 12:03

Hi,
der gute Mann heißt Fukuoka.
Ich habe keine Ahnung davon, möchte aber die Frage hinzusetzen: Muss es Weißklee sein? Fukuoka schwört (in einem Youtube Video), nur Weißklee, sonst nix, egal welche Klimazone.
Hat jemand einen anderen "Bodendecker" erfolgreich benutzt?
Und zum Sinn und Zweck von Obstbaumschnitt gibt es einen langen Thread hier im Forum, bitte mal Suchfunktion bemühen, Faultier hat es seinerzeit sehr gut erklärt.
Grüße
Waldläuferin
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Olaf
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Re: Fukuka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#3

Beitrag von Olaf » Di 22. Mär 2011, 12:22

ich will mal so sagen: Das Thema taucht hier sporadisch immer wieder auf wie die sauren Gurken im Sommerloch. Ganz wertungsfrei:
Ich wüßte niemanden, der hierzulande von ernstzunehmenden Erfolgen berichten kann.
Aber vielleicht findet sich ja jemand. :aeh:
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Manfred

Re: Fukuoka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#4

Beitrag von Manfred » Di 22. Mär 2011, 15:10

ANDAL hat geschrieben:Hallo zusammen,

wer hat hierzulande eine mehrjährige Erfahrung mit Fukuokas Prinzipien beim Gemüseanbau bzw. hat diese so umgewandelt, dass sie hier anzuwenden sind?

Kein Umgraben/Pflügen, kein Dünger/Kompost (Pflanzenjauchen etc.) von aussen, keine Chemikalien (Bioschneckenkorn, Jauchen etc), keine/kaum mechanische Unkrautunterdrückung.
Ohne Umgraben ok, ohne Kompost etc. aber durch Mulch und Weissklee auch, keine Chemikalien sowieso klar aber mit der Unterdrückung von Gräsern und Hahnenfuss mittels Mulch habe ich meine Probleme. Ich verwende Wiesengras von der benachbarten Wiese, bin aber mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden. Das Gras drückt einfach durch und dominiert ohne jäten sehr stark; mit dem Hahnenfuss konnte ich noch relativ gut leben , er beherrscht den Garten nicht.

Wer hat zudem Erfahrungen mit niemals geschnittenen Obstbäumen (gehört zwar nicht in diese Rubrik, aber zu diesem Thema).

Danke für die Antworten
Grüsse
Andal
Habe oben den Titel korrigiert, zwecks wiederauffindbarkeit.

Was du schreibst, trifft auf Fukuoka im wesentlichen nicht zu. Dieses "Unterlassen" aus der japanischen Philosophie führt immer wieder zu Übersetzungs- und Interpretationsfehlern/Missverständnissen.

Sein relativ kleiner Hof wurde von einer realtiv großen Zahl von freiwilligen Helfern ganztätig intensiv (aber halt von Hand) bearbeitet.
Und er selbst war auch täglich stundenlang mit seiner langstieligen Sichel unterwegs, um jedes unerwünschte Kräutlein zurück zu schneiden.
In den Reisfeldern übernahmen das angestaute Wasser und Trupps von Enten die Unkrautbekämpfung. Also durchaus mechanisch, aber nicht (oder nur eingeschränkt) mit Werkzeugen/Maschinen.
Und es wurden kaum Nährstoffe vom Hof abgeführt, weil das meiste auf dem Hof gegessen (von den vielen Helferlein) und die Ausscheidungen dort wieder ausgebracht wurden. Wo wenig Nährstoffe entnommen werden, braucht man auch nicht viele zuzuführen.

Nur Weißklee ist ebenfalls falsch. Er hat viele stickstoffbindende Bäume gepflanzt und viel Holz (in dem Klima wächst ja alles wie blöd) zur Bodenverbesserung verrotten lassen.

Das "Unterlassen" kannst du also im Sinne einer naturnahen Landwirtschaft auf Basis körperlicher Arbeit (ebenfalls natürlich) ansehen, und den Versuch, Beobachtungen aus der Natur zum Nutzen des Bauern/Gärtners nachzuahmen.

Geld abgeworfen hat der Hof übrigens nicht. Er hat ja als Wissenschaftler mal ganz gut verdient und das dann mit dem Hof aufgebraucht. Nur für den Fall, dass der Ruf kommt, es sollten doch alle Bauern so machen. Das war mehr eine SV-Kommune mit Feldwebel als ein Bauernhof. :)
Für jeden der so leben mag sicher der Nachahmung bzw. Adaption auf unsere Verhältnisse wert. Mit faul im Garten liegen und sich die Nahrung in den Mund wachsen lassen hatte Fukuokas Methode aber ganz und gar nichts zu tun.

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Re: Fukuoka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#5

Beitrag von Dagmar » Di 22. Mär 2011, 15:42

Hallo,
Manfred hat geschrieben: Mit faul im Garten liegen und sich die Nahrung in den Mund wachsen lassen hatte Fukuokas Methode aber ganz und gar nichts zu tun.
diese Methode suche ich aber im Moment. So wie im Schlaraffenland eben. Tauben fliegen einem gebraten in den offenen Mund, das gegrillte Schwein läuft vorbei und ich schneide mir ein Schnitzel aus der Keule usw. usw. :pft:

Bruegel der Ältere läßt grüßen.


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Re: Fukuoka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#6

Beitrag von Theo » Di 22. Mär 2011, 16:32

Manfred hat geschrieben:...Mit faul im Garten liegen und sich die Nahrung in den Mund wachsen lassen hatte Fukuokas Methode aber ganz und gar nichts zu tun.
:lol:
Das kommt eben heraus, wenn ein Westler was asiatisches liest...
Dagmar hat geschrieben:diese Methode suche ich aber im Moment. So wie im Schlaraffenland eben. Tauben fliegen einem gebraten in den offenen Mund, das gegrillte Schwein läuft vorbei und ich schneide mir ein Schnitzel aus der Keule usw. usw. :pft:

Bruegel der Ältere läßt grüßen.
Und wohin führt es?
Das Elend der Fülle
Gruß
Theo

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Re: Fukuoka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#7

Beitrag von lmao90 » Di 22. Mär 2011, 19:21

Ich hab mir auch mal ein Buch von Fukuoka ausgeliehen (Der Große Weg hat kein Tor), nachdem ich mich mit Sepp Holzer beschäftigt habe. Sepp Holzer hat mir eigentlich ganz gut gefallen, weil er eben wenns sein musste auch mal nen halben Berg abgetragen hat um die Natur nach seinem Nutzen zu gestalten. Außerdem kam ganz gut rüber, dass ohne Arbeiten gar nix geht (sieht man auch ganz gut an den Arbeiterhänden von dem guten Herren).
Nach ein paar Seiten des Buches hab ich das Thema Fukuoka gleich abgehakt. Erst erzählt er von einem Anbau der meiner Meinung nach nur in Japan möglich ist, und erzählt nebenbei andauernd von seiner Lebensphilosophie die in meinen Augen gänzlich fortschrittfeindlich ist. Kurz: Für meinen Geschmack war nichts dabei, und nach meiner Meinung nach ist auch die Gartenphilosophie von Fukuoka nicht viel Wert. Das einzige was ich in diesem Jahr mal ausprobieren werde sind diese Seed Balls, obwohl die Fukuoaka ja nicht erfunden, sondern nur wiederentdeckt/bekannt gemacht hat.

BernhardHeuvel
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Re: Fukuoka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#8

Beitrag von BernhardHeuvel » Di 22. Mär 2011, 19:58

Ich habe meinen Garten verwildern lassen, um Fukuoka nachzuempfinden und zu lernen. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen, denn selten habe ich so viel gelernt.

Siehe:
http://selbstversorgerforum.de/viewtopi ... =14&t=1894

Heute sind die Bäume mehr als beindick und etwa 20 Meter hoch. Ich habe die ganze Zeit die Sukzession in diesem Garten beobachtet.

Wenn Du eine essbare Landschaft ähnlich wie Fukuoka einrichten willst, dann besorge Dir das Buch:

Creating a Forest Garden: Working with nature to grow edible crops von Martin Crawford, ISBN: 978-1900322621

Damit musst Du nicht alles neu erfinden, sondern kannst Erfahrungen in unserem Klima von mehreren Generationen nutzen.

Du bist auf dem richtigen Weg!

Bernhard

Benutzer 72 gelöscht

Re: Fukuoka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#9

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 22. Mär 2011, 21:35

hallo!

:mrgreen: Vorweg: ich kenne Fukuoka nicht - noch nicht? (weil ich sehr gerne lese....)
Aber in meinem Garten lass ich mich sehr viel von meinem Gefühl leiten, oder wie soll ich sagen? Ich halte nicht viel von globalen, für alle gültigen Gartenregeln :im:

Bei mir wächst nicht Klee als "Lebendmulch", sondern vor allem Vogelmiere - alle anderen "Un"kräuter, vor allem die, die groß werden können (Brennessel!) werden entweder weggeerntet oder rausgerissen.
Ich gebe den Schlamm von unserem Teich als "Dünger" in den Garten.
Umstechen tun wir nicht, aber doch hacken - wobei ich da heute eine echte Überraschung erlebt habe, als ich das Buchweizenbeet hacken wollte, um ausgewählte Buchweizenkörner dort anzusähen - "ausgewählte" deshalb, weil ich ein paar extra große aufgehoben habe, in der Hoffnung, dass das dazu führt dass mein Buchweizen nicht kleiner sondern größer wird - mit der Zeit :rot:
Die Überraschung: die Erde war so locker, dass ich mit meinen bloßen Händen kleine Löcher machen konnte, um die Samen zu versenken! *freu*!!!!
Das Beet war über Winter mit einer Algenschicht bedeckt gewesen - und es ist seit ein oder zwei (oder drei?) Jahren allerdings beinah unbearbeitet.
hab dort Buchweizen aus dem Samenpacket angesäht, dann wollte ich mir die Mühe nicht mehr antun und hab dieses Beet (am Rande unseres Gartens) ganz aufgegeben, weil dort ohnehin recht wenig Sonne hinkommt...
Der Buchweizen kommt seitdem immer wieder und ehrlich gesagt, bin ich froh darüber!
Einmal hatte ich Erdäpfel dazwischen gesetzt (voriges Jahr), aber die sind echt klein geblieben - mach ich nicht mehr.

Die andere Seite ist, dass ich heute sehr sehr böse war :aeh:
Ich hab kleine Bäume rausgerissen.....
Nämlich aus unserer Feuchtwiese - dort wuchern mir Brombeeren, Forsythien ( :eek: - über bewurzelte abgerissene Ästchen!!), Weiden und Erlen sonst alles zu - ich hab die Wiese zwei Jahre sich selbst überlassen und zu meinem Entsetzen kann ich das Knabenkraut nicht mehr sehen - vielleicht nur deshalb. weil es zu früh im Jahr ist.
Trotzdem will ich, dass dort Wiese bleibt.
Der Wald bleibt Wald und darf verwildern. - Teilweise, weil für den geplanten "eßbaren" Wald müssen Fichten und Robinien weichen :im:
Und ich weiß nicht, wie ich das ganz ohne Bearbeiten hinkrigen soll.

liebeGrüße!

BernhardHeuvel
Beiträge: 701
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 13:02

Re: Fukuoka - Erfahrung mit dem Unterlassen

#10

Beitrag von BernhardHeuvel » Di 22. Mär 2011, 23:20

Das ist ein Missverständnis von Fukuoka's Aussagen, wahrscheinlich bedingt durch die Übersetzung. Er spricht nicht vom Nichtstun oder Unterlassen. Er spricht vor allem vom Reduzieren. Im Prinzip reduziert er Schritt für Schritt unter Erhalt der Funktion. Man könnte es Gesundschrumpfen nennen. Das hat nicht zur Folge, dass jede Tätigkeit unterlassen wird, und damit Kultur unterlassen wird. Sondern, es hat zur Folge, daß alles sehr effizient abläuft.

Man fragt sich: Was kann ich weglassen und es funktioniert trotzdem? Das Ergebnis kann unter verschiedenen Umständen ganz anders ausfallen.

Ich finde es immer sehr schade, wenn die Philosophie Fukuoka's, die sehr ästhetisch ist, wenn diese auf Weißklee und Seedballs reduziert wird. Das zeigt mir immer, daß er nicht verstanden wird, sondern nur kopiert.

Ich kann jedem nur zur eigenen Beobachtung und Erfahrung raten, zum Experimentieren. Um es mit den Worten V. Schauberger's zu sagen: Die Natur erst kapieren und dann kopieren.

Viele Grüße
Bernhard

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