Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

Moderator: kraut_ruebe

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RainerW
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Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#1

Beitrag von RainerW » Di 15. Nov 2016, 14:03

Hallo zusammen,

unter dem Stichwort Permakultur habe ich dieses Forum gefunden und mich hier angemeldet, weil ich mich selber allmählich zu den Selbstversorgern gesellen möchte. Was meine Vorbelastung angeht, kenne ich mich als Landschaftsgärtner hauptsächlich mit dem dekorativen Aspekt des Erdbodens aus. Privat habe ich zwar schon etwas angebaut (Tomaten, Möhren), aber ich würde nicht sagen, dass ich mit sehr viel Fachkenntnis aufwarten kann.

Um etwas tiefer in die Materie einzusteigen, habe ich mir zuallererst Gedanken um das Fundament gemacht. Damit meine ich natürlich die Fruchtbarkeit und den Nährstoffgehalt des Bodens. Der erste Punkt an meiner Tagesordnung ist nun, meinen Boden zu verbessern, zu optimieren und insgesamt gesünder zu machen.

Deshalb möchte ich euch fragen, was euch dazu einfällt. Also alle Maßnahmen, die ihr mal genutzt habt, um eure Böden zu pflegen oder sonstwie aufzupeppeln. Von Zusätzen, Naturdüngern oder irgendwelchen Geheimtipps, ich würde mich freuen, etwas Input von euch zu kriegen.

Vielen Dank!

Rainer

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Thomas/V.
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Re: Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#2

Beitrag von Thomas/V. » Di 15. Nov 2016, 14:08

Hi, und willkommen im Forum!

Zuerst mal: Warum gehst Du davon aus, das Dein Boden verbessert werden muß? Hast Du mal eine Bodenuntersuchung auf Nährstoffe und Humusgehalt machen lassen? Klar, auf ner Düne müßte man sicher was verbessern, aber ansonsten müßte man erstmal den Status quo ermitteln. ;)
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

mot437
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Re: Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#3

Beitrag von mot437 » Di 15. Nov 2016, 14:14

hallo herzlich wilkomen hier

ps wiso denkst du als relatifer anfaenger (wen ich das richtig ferstanden habe) schon mit der ferbeserung des bodens an als tema
es ist in ordnung so
intresiert mich nur was den ausschlag gibt

ist die qualitaet deines gemüese zuwenig gut ? oder zuwenig wasserspeicher ?

ansaeze zum ferbesern gibt es fiele
das fangt bei kompost an und get ueber wurmkompost tera preta ect unendlich weiter

da gibts hier fiele tips
Sei gut cowboy

Torsten
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Re: Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#4

Beitrag von Torsten » Di 15. Nov 2016, 20:48

Willkommen bei den verrückten Bodenwissenschaftlern! Bin der Frage selbst im letzten halben Jahr intensiv nachgegangen und habe folgendes finden können:

Es gibt unheimlich viele Dinge die man machen kann und viele davon funktionieren. Unabhängig von Nährstoffdefiziten scheint mir vor allem eines Wissenschaftlich belegt zu sein; ein aktives Bodenleben (Mikroorganismen) ist offenbar das wichtigste für einen guten Boden. Die Mikroorganismen helfen sowohl bei der Zersetzung allen möglichen Materials, als auch bei der Speicherung von Nährstoffen und die Pflanzen sind besser gegen Krankheiten geschützt.
Der wichtigste Faktor für reichlich Mikroorganismen scheinen Wurzeln zu sein, da der allergrößte Teil dieses Bodenlebens unmittelbar um die Wurzeln herum statt findet. Du möchtest also (was viele in der Permakultur ohne weitere Erklärung auch predigen) immer eine lebende Wurzel im Boden haben, also Mehrjährige Pflanzen und/oder Gründüngung zwischen einjährigen Kulturen mischen.

Um das vorhandene Bodenleben nicht zu stören sollte zudem möglichst wenig bzw. schonend umgegraben werden. Manche graben gar nicht um und mulchen ihren Boden nur, andere graben vorsichtig um und graben Kompost mit ein. Wie auch immer sollten Mikroorganismen die gern 30cm unter der Erde im dunkeln wohnen nicht oben auf dem Acker landen...

Ein wichtiger Faktor ist der Anteil organischen Materials in deiner Erde: so um 8% Organischem Material kann dein Boden offenbar starke Regengüsse zu 100% aufsaugen und halten, bei 1% OM können nur 10-15% eines Regengusses gehalten werden, der Rest läuft davon.
Ich persönlich finde da Bokashi praktisch weil es zu dem eine tolle, geruchsarme und unstressige Art ist seine Bioabfälle zu sammeln und zu entsorgen. Mulch verrottet ebenfalls zu OM, Kompost ebenso. Ist vermutlich eine Geschmacksfrage....

Je nachdem was du vor hast (Gemüsebeet, Landwirtschaft, Waldgarten) sollte zudem ein größerer Teil deiner Pflanzen nicht für deinen Gebrauch sondern zur Erdverbesserung sein. Beinwell, Löwenzahn, diverse Stickstofffixierende Pflanzen (Klee uvm.) und "Opferpflanzen" zum Mulchen liefern die Nährstoffe für deinen Boden.

Mehr kann man immer machen (Sand in den Lehmboden mischen, Gesteinsmehle verwenden uvm.), aber wenn du keine offensichtlichen Defizite findest dürfte ein Teil von dem oben beschriebenen schon einiges richten...

Viel Spass beim forschen und ausprobieren!

T
Agriculture is really the domestication of Humans.
(Toby Hemenway)

Mein Youtube Kanal: https://www.youtube.com/c/ProjektWaldgarten

DieterB
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Re: Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#5

Beitrag von DieterB » Di 15. Nov 2016, 20:52

Der Mensch hat immer bestimmte Vorstellungen davon, wie die Natur sein soll. Manche moegen gerade Linien, wie in Versailles, andere moegen es lieber naturnah, aber auch das ist letztendlich nur ein menschliches Konzept. Die Natur ist immer anders!

Also, wie koennen wir der Natur naeher kommen? Alles verwildern lassen, wie in einem Urwald? Alle menschlichen Einfluesse ausschliessen? Sicher nicht! Denn der Mensch ist teil der Natur. Unsere Landschaft ist eine Kulturlandschaft im Wechselspiel zwischen Mensch und Natur entstanden. Der Mensch waechst zusammen mit der Natur.

Was heisst das jetzt in der Praxis? Man sollte der Natur eine Chance geben und sie nicht gleich in die Zwangsjacke unserer Vostellung von der idealen Natur einsperren. Nach 20 Jahren auf unserem Grundstueck bin ich froh, dass ich die meisten Vorschlaege aus dem Internet nicht durchgefuehrt habe. Und bei den wenigen Projekten, die ich doch durchgefuehrt habe (Graeben mit Holzstaemmen fuellen, Hochbeete, Wege mit Natursteinen, Obstbaeume in Reih und Glied pflanzen, etc.), bin ich jetzt dabei, alles rueckgaengig zu machen. Total idiotisch, solche Ideen!

Der Boden wird von selbst besser wenn er genug Nahrung hat. Der braucht organische Materialien, um Humus zu bilden. Wenn du einen humusreichen Boden hast, dann kannst du alles naturnah anbauen ohne Duenger und sogar ohne Stallmist. Also, alle verfuegbaren organischen Materialien entweder als Mulch oder Kompost auf bzw. in den Boden geben. Dann musst du experimentieren, was bei dir am besten waechst. Dafuer gibt es kein allgemein gueltiges Rezept. Ich hab ein huegeliges Gelaende. Da ist jeder Quadratmeter anders. Ein Baum, der an einer Stelle gut waechst, waechst schon 10 Meter weiter nicht mehr.

Mach nicht gleich alles mit dem Bulldozer platt. Versuche mit den Pflanzen, die es schon gibt zu arbeiten. An mancher Stelle wirst du ausduennen, an anderer Stelle wirst du etwas neu pflanzen. Nach einiger Zeit kriegst du ein Gefuehl dafuer, was deine Natur braucht.

lg. Dieter

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Re: Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#6

Beitrag von Rohana » Di 15. Nov 2016, 21:14

DieterB hat geschrieben: Wenn du einen humusreichen Boden hast, dann kannst du alles naturnah anbauen ohne Duenger und sogar ohne Stallmist.
Musst nur damit rechnen, dass der Humus dadurch auch wieder abgebaut wird :roll:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#7

Beitrag von lianehomann » Di 15. Nov 2016, 21:45

Geheimtipps sind gar nicht nötig. Einfach organisches Material draufgeben (drauf, nicht tief untergraben), Kompost, Mulchen. Und dann Geduld, das wirkt nicht in Wochen, eher in Jahren.

bielefelder13
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Re: Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#8

Beitrag von bielefelder13 » Mi 16. Nov 2016, 08:09

Hallo, ich bin damals einfach angefangen und habe durch schauen was bei mir in der Gegend so angepflanzt wurde begonnen. :hmm: Habe dann auf meine Erträge geachtet und dann nach und nach(aufgerüstet) :grr: . Bodenaufbesserung. Pflanzfolge usw. In den Jahren hab ich für mich so mein System gefunden. Habe hier noch viele Anregungen gefunden um das ganze nochmals zu verbessern und ökologischer zu wirtschaften. Habe mitlerweile einen Kreislauf geschaffen das fast alles was als "Müll" anfällt wieder verwertet wird. Ist noch nicht perfekt, aber arbeite dran. :pfeif: :kaffee: Meine Erfahrung ist das sich vieles durch Probieren erreichen lässt. Klappt zwar nicht immer, aber wenn, dann ist die Freude bei mir umso größer. :hallo:
Fang nie an aufzuhören. Höre niemals auf Anzufangen.

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Re: Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#9

Beitrag von Buchkammer » Mi 16. Nov 2016, 15:09

Holzkohle vermisse ich bisher in den Beiträgen. Als Staub oder kleingestückelt ist Holzkohle der ideale Aufenthaltsort für die Mikroorganismen, wenn sie sich mal ausruhen möchten. Außerdem kann Holzkohle eine Menge Wasser aufnehmen und langsam an den Boden abgeben.

Was aber nicht funktioniert: Einfach Holzkohle auf ein Beet streuen. Darin werden die wichtigen Inhaltsstoffe des Bodens gebunden und stehen den Pflanzen dann nicht mehr zur Verfügung.
Komposthaufen, Bokashi, Mist und möglichst dicke Mulchschichten können mit Holzkohle vermengt werden. Ein paar Mikroorganismen eröffnen dann das große Fressen - sie sollten nicht fehlen.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

viktualia

Re: Boden "heilen" (Naturkalke, Dünger, Sonstiges)

#10

Beitrag von viktualia » Mi 16. Nov 2016, 18:52

Hallo Rainer, herzlich Willkommen!
Ich hab mir wegen meines Gartens Meerschweinchen angeschafft und mein Resumee nach nem halben Jahr hier im Forum ist, dass ich es, ähm, etwas überdimensioniert hab. Ich hab nämlich kaum Gemüse, dafür viele Stauden. Und die brauchen eher den Humus, weniger den Stickstoff.
Na ja, Mikroorganismen züchten ist aber wohl nix verkehrtes; ich werd grundwassertechnisch den Kompost erst mal mehr für die Töpfe nehmen (Tomaten, Gurken, Topinambur, Rosen, Rittersporn und Dahlien) und für die Stauden nen magereren ansetzen. Geht ja.
Hätt ich mehr Gemüse, würd ich mehr flächenkompostierend machen als vor Genuss des Forums hier.....
Wie sieht denn dein Garten aus? Was ist da, was soll bleiben, was hast du Neues vor?
Ach ja, Holzkohle ist auch eine der besten Neuerungen hier durchs Forum, ich nehm sie für die Streu der Viecher, dann ist sie auch schon "aktiviert" wenn sie in den Kompost wandert.
Landschaftsgärtnern - na ja, grundsätzlich ist der Aspekt der Schönheit ja durchaus dem Einfühlen förderlich, wenn du nicht nur Steine schleppen musstest.
Ich hab im Moment das Bild, dass "Gemüse" ja erst mal hochgezüchtete Einjährige sind.
Kulturgut, im Sinne von, das Hochzüchten ging noch "ganzheitlich" ab (langsamer, nicht nur auf Ertrag, auch auf Geschmack, Geographie und Gesundheit gezüchtet), bis vor paar Generationen.
Und da ich von der Botanik her komme (3 Sorten Eisenhut, 5 verschiedene Wolfsmilcharten....) fällt es mir leicht, zwischen Frucht-Wurzel- und Blattgemüse zu unterscheiden oder den Sinn einer Fruchtfolge nachzuvollziehen.
Da hast du ja sicher auch gute Vorkenntnisse, viel Spass noch!

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