Permakultur-Ethik

Moderator: kraut_ruebe

Manfred

Permakultur-Ethik

#1

Beitrag von Manfred » Mo 5. Jan 2015, 00:21

Die Permakultur-Ethik besteht aus 3 gleichwertigen Grundsätzen, die oft als in sich verschlungene Kreise dargestellt werden:

Earth Care - Behüte die Erde
Darunter verstehen wir die Erhaltung und Wiederherstellung der natürlichen Ressourcen und Kreisläufe.
Die Erde ist ein Ganzes, ein lebender Organismus. Wenn dieser nicht behütet und gepflegt wird, gerät er immer weiter aus dem Gleichgewicht, mit dramatischen Folgen.

People Care - Behüte die Menschen
Behüte, versorge und pflege dich selbst, deine Familie, deine Freude, deine Nachbarn, deine Gemeinde...
Wenn die Bedürfnisse der Menschen auf mitfühlende und schlichte Weise befriedigt werden, blühen ihr Umfeld und ihre Umwelt auf.

Fair Share - Faires Teilen
Lebe maßvoll und teile deine Überschüsse.
Statt anderen Vorschriften zu machen: Lebe ein positives Beispiel. Erkenne was für dich selbst angemessen ist und wo die Grenzen von Konsum und Wachstum liegen, auch wenn das manchmal harte Einschränkungen für dich selbst bedeutet.
Teile in Phasen der Fülle mit deinen Mitmenschen und dem Erd-Organismus.

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Re: Permakultur-Ethik

#2

Beitrag von Spencer » Mo 5. Jan 2015, 13:57

Sind diese Worte Deiner Feder entsprungen ? Dann bin ich gerade mal wieder angenehm überrascht. In letzter Zeit bringst Du Einiges mit so wenigen Worten genau auf den Punkt ! :daumen:

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Little Joe
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Re: Permakultur-Ethik

#3

Beitrag von Little Joe » Mo 5. Jan 2015, 13:58

Danke Manfred :daumen:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Manfred

Re: Permakultur-Ethik

#4

Beitrag von Manfred » Mo 5. Jan 2015, 14:34

Spencer hat geschrieben:Sind diese Worte Deiner Feder entsprungen?
Nicht wirklich. Es gibt in englischer Sprache ja vieles zur Permakultur-Ethik zu lesen.
Ich habe nur versucht, die Kernaussagen frei übersetzt auf den Punkt zu bringen.

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Re: Permakultur-Ethik

#5

Beitrag von Spencer » Mo 5. Jan 2015, 14:38

Das hast Du sehr gut getroffen. Ich finde es genau auf den Punkt gebracht...

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Permakultur-Ethik

#6

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Mo 5. Jan 2015, 21:32

Ja, das klingt gut.

Wenn du gestattest, tät ich doch gern ein wenig ketzern :mrgreen:
Manfred hat geschrieben:Wenn dieser nicht behütet und gepflegt wird, gerät er immer weiter aus dem Gleichgewicht, mit dramatischen Folgen.
Da hatten sies früher wesentlich einfacher, mit Rosenkranz und Vaterunser und der Beichte unkeuscher Gedanken, nebst einer Kleinigkeit an Mutter Kirche, und schon ward der Hölle ein Schnippchen geschlagen.

Heute drohen uns dramatische Folgen, (Hölle!) wenn... also, wir müssen irgendwas tun... das Gleichgewicht.. :hmm:
Manfred hat geschrieben:wo die Grenzen von Konsum und Wachstum liegen, auch wenn das manchmal harte Einschränkungen für dich selbst bedeutet.
:hmm: Ja, das Fasten und Kasteien soll ja sogar gesund sein, vielleicht. :engel:

Wann ist die Erde im "Gleichgewicht"? :hmm: Ist die Sahara, die Wüste Gobi, etc. oder das vereiste Grönland, das ja mal grün war, ein menschlicher Pflegefehler, oder eh OK, so wie es ist? Sind die unberührten Wälder ein Hort der Finsternis und des Moders, wie es manche beschrieben haben, und muss man da was tun? :hmm:

Worauf ich hinaus will: wird da nicht derselbe Schuld - Kult weitergeschrieben, ohne die wirklichen Ursachen des Wachstumszwanges auch nur zu berühren? :aeug:

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Permakultur-Ethik

#7

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Mo 5. Jan 2015, 22:23

Lysistrata hat geschrieben:Heute drohen uns dramatische Folgen, (Hölle!) wenn... also, wir müssen irgendwas tun... das Gleichgewicht.. :hmm:
Sehe ich jetzt nicht so Kirchendramatisch.

Das unser Handeln Folgen nach sich zieht dürfte unumstritten sein, denn jedes Handeln zieht Folgen nach sich :aeh:
Ob diese Folgen nun dramatisch sind, vorallem für wen ? ist eine beurteilungs Frage.
Vielleicht sind sie dramatisch für den Fortbestand des Menschen, für den Lauf der Dinge wohl kaum.
Ob dramatische Folgen gleich mit Hölle und allem biblischen Bipabo zu tun haben weiß ich nicht, kommt wohl auf die eigene Sozialisation an :aeh:

Ja das mit dem Einschränken sehe ich ähnlich nicht gerade als Kasteien, aber dennoch als extrinsisch motiviert wenn es als Verzicht aufgefasst wird, und das hält bekanntlich nicht lange, nur solange wie der äußere Druck da ist. Da bin ich eher für weniger ist mehr im Sinne von weniger Fasten dafür intrinsisch motiviert weil der Antrieb dafür aus dem Inneren kommt.

Manfred

Re: Permakultur-Ethik

#8

Beitrag von Manfred » Mo 5. Jan 2015, 22:37

Permakultur ist keine Religion, sondern eine Wissenschaft.
Auch wenn das menschliche Bedürfnis nach Spiritualität eine ständige Vermischung nicht vermeiden lässt.
Dass die Ökosysteme der Erde sich über sehr lange Zeiträume trotz aller menschlichen Einflüsse irgendwie wieder stabilisieren werden, halte ich für sehr wahrscheinlich.
Die Frage ist eher, wie wir unsere eigene Existenz als Art sichern und wie wir mit all unseren Mitwesen umgehen wollen.

Die Permakultur erforscht und praktiziert Methoden, mit denen wir langfristig stabile Systeme aufbauen können.
Dazu dient auch die Permakultur-Ethik, die uns dazu dienliche Verhaltensgrundsätze an die Hand gibt.

Menschen haben sich unwissentlich oder wissentlich immer wieder ihre eigenen Lebensräume zerstört, meist durch schleichend langsame Prozesse, die sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in ihrer Entwicklung und Wirkung nicht überblicken konnten.
Einige Beispiele kannst du bei Jared Diamond nachlesen, im Buch "Kollaps".
Auch von der Sahara wissen wir heute, dass sie großteils durch menschlichen Einfluss entstanden ist und dass diese Prozesse durch richtiges Management weitgehend umkehrbar sind. D.h. wir haben heute das Knowhow, große Teile der Sahara wieder in fruchtbares Land zu verwandeln.

Wo wir das Gleichgewicht (oder eher all die vielen Gleichgewichte) ansiedeln wollen, ist unsere Managemententscheidung. Wir sind eine Art, die wie jede andere Art auch ihr Biotop beeinflusst und gestaltet. Niemand kann uns die Entscheidung abnehmen.
Wir haben heute das Wissen, in allen Klimabereichen in allen Sukzessionsstufen stabile Ökosysteme nach unseren Bedürfnissen zu schaffen.
Und dieses Wissen wird jede Minute umfang- und variantenreicher, weil Menschen überall auf der Erde daran arbeiten.

Ich mache mir keinerlei Sorgen mehr, dass wir evtl. nicht das nötige Wissen und die nötigen Mittel haben, um unsere Ökosysteme zu stabilisieren und die Menschheit auch auf dem absehbaren Peak ihrer Bevölkerungszahl vernünftig zu versorgen.
Das verbleibende Problem ist einzig und alleine, dieses Wissen schnell genug zu vermitteln, um einen ausreichenden Anteil der Menschheit zum aktiven Handeln zu bewegen.
Leider schreitet der Zerstörung unserer wichtigsten Lebensgrundlage, der Böden, weltweit noch immer rasend schnell voran. Hier in Mitteleuropa bekommen wir davon wegen unsers sehr verzeihenden Klimas relativ wenig mit, weil diese Vorgänge hier sehr langsam sind. Aber schau mal bei Hochwasser in den nächsten Fluss. All die Schlammbrühe die da abfließt, entsteht aus gutem Boden, der dann für erdgeschichtliche Zeiträume verloren ist. In den spröderen Klimazonen (und die machen den Großteil der Landmasse der Erde aus) geschehen diese Vorgänge ungleich schneller.
Nach den letzten Zahlen die ich gesehen habe, verlieren wir derzeit weltweit für je 500 kg erzeugte Menschen-Nahrung im Schnitt 10 Tonnen Boden.
Und in den Gegenden mit intensiver Bewässerung werden die dazu verwendeten uralten Grundwasserspeicher durch immer tiefere Brunnen reduziert, ohne dass im wesentlichen Umfang Maßnahmen zum Wiederauffüllen dieser Speicher getroffen werden.
D.h. wir verlieren durch den Bodenverlust und durch den Verlust der Bewässerungsmöglichkeiten weltweit einen großen Teil unserer Nahrungs- und Rohstoffgrundlage.
Wir haben die Methoden, diese Prozesse zu stoppen und sogar im großem Umfang umzukehren. Aber wir müssen das tun. Die Theorie alleine bringt gar nichts und die bisher schon vorhandenen positiven Beispiele sind ein tropfen auf den heißen Stein.
Und wenn man dieses Wissen und diese Meinung teilt, dann hilft kein Ablasshandel und kein Gebet. Da hilft nur, sich an die eigene Nase zu fassen und aktiv am eigenen Leben etwas zu tun.
Und nein. Der Kauf von Mandelmilch aus kalifornischen Monokulturen hilft nicht, den eigenen ökologischen Fußabdruck nennenswert zu reduzieren. Die Realität ist leider etwas komplexer. :lol:

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Thomas/V.
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Re: Permakultur-Ethik

#9

Beitrag von Thomas/V. » Mo 5. Jan 2015, 23:10

ohne die wirklichen Ursachen des Wachstumszwanges auch nur zu berühren?
:daumen:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Manfred

Re: Permakultur-Ethik

#10

Beitrag von Manfred » Mo 5. Jan 2015, 23:18

Den Einwand müsst ihr mir schon erklären.
Welcher Wachstumszwang besteht denn in einem stabilen System?
Ein System mit Wachstumszwang ist doch ganz automatisch instabil.

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