Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

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hobbygaertnerin
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#61

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 5. Apr 2013, 08:00

Um auf das Thema zurückzukommen,
ich sehe mit eigenen Augen, was in einem Kleingarten an Ernte möglich ist. Ausserdem- er ist Erholungsfläche, ein Eldorado für vieles keuchendes und fleuchendes Vieh, warum sollte ich in Urlaub fahren, wenn ich unser Gärtchen habe.
Keine Transportwege, kein Verpackungsmüll für Gemüse, jederzeit frische Kräuter, Salat usw. punktgenau geerntet,
Beerenobst vom Strauch naschen, Teekräuter pflücken und ab in die Teekanne.
Selbst im Winter leben wir von den Vorräten.
Ich brauche keinen Aufsitz- oder Rasenmäher, die gute alte Sense macht das ohne Lärm, ersetzt Fitnessgeräte und die Meditation,
ob die Kleingärtner die Welt ernähren könnten, darüber kann lange diskutiert werden.
Aber solange man als derzeitigen Modetrend den Humus wegschiebt, ein Trennvlies reinmachen lässt, dann Steine darauf und ein paar mickrige Wüstenpflanzen für den pflegeleichten Garten einplant,
brauchen wir nicht weiter zu diskutieren.
Die, die keinen Garten haben, träumen davon, die einen haben, empfinden ihn teilweise als Fron.
Für mich ist es mein kleines Paradies.

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Spencer
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#62

Beitrag von Spencer » Fr 5. Apr 2013, 08:04

:lol:

Nee Armin, ich nehm Dir das nicht übel und das mit dem Schippchen ist ja eine gute Metapher... :lol:

Und ganz ehrlich gesagt, ich würde dem Yuppi aber sowas von... mit einer großen Schippe direkt in's Yuppiface ;)

Nein... ich habe doch schon mein Bewusstsein erweitert und würde natürlich jeden Menschen dem es beliebt in die Arme schließen. Ich leb ja schon jetzt nach der Regel von Bauer Horst (da wo die Wernersen wohnen). "Bei mir kann jeder machen was er will"
Leider nutzen das die meisten Menschen nur zu ihrem Vorteil aus ....

So, wir schweifen hier aber ganz schön ab.

Jeder Mensch ein Kleingärtner der sich und seine Familie ernährt, klingt doch super. Sozusagen der wahre Garten(verein) Eden ;)
:holy:

Olaf
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#63

Beitrag von Olaf » Fr 5. Apr 2013, 08:06

Die, die keinen Garten haben, träumen davon, die einen haben, empfinden ihn teilweise als Fron.
Für mich ist es mein kleines Paradies.
Brauch ich nicht drüber nachdenken, gärtnern ist bei mir eine Zwangshandlung. :mrgreen:
Wenn die Welt aus Kleingärten bestehen würde, dann würde auch in jedem Kleingarten ein Kleingärtner stehen. Und dann müßten diese Kleingärtner nur sich selbst ernähren und nicht einen Haufen Nichtgärtner dazu :pft:
....nur den Schmied und den Brunnenbauer und den Bäcker und den Müller und den ...........................................und den Stahlwerker und den Bergarbeiter.
Aber das ist uns ja allen klar....die Vorstellung ist trotzdem nett.
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Nightshade
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#64

Beitrag von Nightshade » Fr 5. Apr 2013, 14:50

Sabi(e)ne hat geschrieben::lol: SchwiePapa hat nach dem Krieg als Vertriebener ein winziges Häuschen (90qm auf 2 Stockwerken) gebaut und das Grundstück hatte wie alle der Zeit und in der Gegend 2500qm.
Das hat gereicht für die Aufzucht von 7 Kindern in 16 Jahren Abstand - zugekauft wurde Mehl, Zucker, Milch, Butter, Marmelade und Rübenkraut aus der Fabrik in 20-l-Eimern, Eier/Hühner und Kaninchen hatte man selbst, Schweinefleisch war selten, Rind ein Luxus. Kinderkleidung wurde "durchvererbt", inkl. Schuhe.
SchwieMu nähte und strickte und machte ein, im Riesenwäschekessel im Keller.
Also.... die Uroma hielt bis zu 70 Karnickel (zwecks Pelzmantel), 12 Hendln, 1 Schwein (zur herbstlichen Schlachtung), 1 Milchziege ("Lisa", zu der mein Vater bis heute eine Hassliebe pflegt), 1 Hund ("Burschi", den ließ man sogar auf Platte fotografieren) und etliche Katzen.

Mit den Kindern hat sie sich zurückgehalten - nur 2.
Von meiner 99jährigen Oma lernte ich verblüfft: Dieser ganze moderne Sexkram ist schamlos. Damals hat man diese Heftln mit den Bildern NUR unterm Tresen erhalten. Und ansonsten hat man die Monatszeit berechnet, weil mehr als 2 - 3 lebende Kinder braucht es nicht.

Zugekauft wurden auf diesem Minibauernhof: Mehl, Zucker, Butter, Fleisch, Tierfutter. Bekleidung, Werkzeuge etc sowieso.

Sabi(e)ne, sind wir uns einig, dass 1000-2000 Quadratmeter keine "Kleingartenflächen" sind? Ein Kleingarten hat für mich maximal 500 m2 - und diese Fläche reicht ganz klar zur Selbstversorgung einer vierköpfigen Familie nicht aus. Die meisten Schrebergärten bei uns haben so 300-400m2, wo auch noch eine Hütte drauf steht.
Dort kann man sich einen Erdäpfelvorrat für einen Winter ziehen, aber eine ausgewogene Ernährung geht sich nicht aus.

Die andere Urgroßmutter vermietete die Arbeitskraft von 12 Pferden. Damit war sie ausgelastet.
Irgendwelche Bauern haben also das Futter für sie und diese Viecher produziert.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#65

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 7. Apr 2013, 11:07

Ob Kleingärtner die Welt ernähren könnten, weiß ich nicht.
Aber ich kenne solche Kleinigkeiten aus Peru und Mexico - und ja: es ernährt recht gut, wenn man seine eigenen Tomaten und Chilis in Töpfen am Flachdach hat (die echten "Sattmacher" muss man schon noch zukaufen) - und in Peru hab ich etwas gesehen, was mir viel zum Nachdenken gegeben hat....
In Lima, in einer recht kleinen Wohnung, stand vor der Tür ein Käfig, in den wurden Essensreste (und ähnliches) hineingeworfen. Da waren Hühner drin! :eek:
Ich hatte nichts dazu zu sagen, denn es hätte mich niemand verstanden, vor allem, weil diese Menschen echt so arm (geldmäßig meine ich) waren, dass sie sonst keine Eier/kein Fleisch gehabt hätten.
Was soll ich da vom Tierschutz reden??
Obwohl es mich sehr sehr traurig gemacht hat - ja, auch so kann man sich ernähren, ich will das aber nicht. :im:

Und bin froh, dass ich es nicht muss - und stattdessen Gratis-Obst und -Nüsse von öffentlichen Bäumen in Wien holen könnte.....

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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#66

Beitrag von 65375 » So 7. Apr 2013, 13:54

@ina maka
So lang ist es noch nicht her, da standen vor allem im Ruhrgebiet die Ziegen in Einzelhaltung angebunden im Keller. Ziegen sind, genau wie Hühner, sehr robust, was schlechte Haltung angeht. Und wenn die Armut drückt, mag das oft die einzige Möglichkeit sein, mal an ein Stück Fleisch zu kommen.
Aber daß es den meisten Tieren in den reichen Ländern immer noch kein Stück besser geht, die Grausamkeit nur einfach aus dem Blickfeld des Einzelnen geraten ist, finde ich dramatischer.

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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#67

Beitrag von Spottdrossel » So 7. Apr 2013, 15:55

Trotzdem finde ich es immer interessant, wenn eine vermeintliche "Idylle" enttarnt wird - egal, ob das jetzt Ina mit dem Abfallrecyclingshühnchen oder Manfred mit der bäuerlichen Tierhaltung vergangener Zeiten ist.
Auf alten Fotos oder als Tourist auf Durchreise werden solche Feinheiten gerne übersehen, da wirkt alles weniger technisch als heute und wird automatisch mit "natürlich" übersetzt.
Als ich zur Schule ging, gab es noch einen Opa, bei dem die Säue Hofgang hatten. Das war in den 80ern so selten, daß jeder den Opa kannte, wenn auch nicht mit Namen, aber als "der mit den Schweinen".
Da kriege ich jetzt sogar wieder die Kurve zurück zum Kleingarten, hier im Forum habe ich auch schon gelesen, daß Leute auf Kaninchenhaltung verzichten, weil sie es für nicht artgerecht halten bzw. eine artgerechte Haltung schwierig umzusetzen wäre.
Das ist dann ein weiterer Vorteil der Eigenproduktion: ich lege selber fest, was ich wie "produzieren" möchte - oder eben lieber verzichte.
(irgendwie habe ich bei lebenden Hauptbeteiligten ein Problem mit dem Wort "Produktion." Weiß da jemand was Besseres?)
Hühner sind auch nur Menschen...
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#68

Beitrag von Bhanta » So 7. Apr 2013, 17:05

..."Lebenschenken", dass es manchmal im menschlichen Magen endet, muss man ihm/ihr ja nicht unbedingt sagen... :lol:
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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#69

Beitrag von Thomas/V. » So 7. Apr 2013, 17:59

(irgendwie habe ich bei lebenden Hauptbeteiligten ein Problem mit dem Wort "Produktion." Weiß da jemand was Besseres?)
Erzeugung? klingt auch so ähnlich wie Produktion, aber etwas abgeschwächt :hmm:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Kleingaertner koennten die Welt ernaehren

#70

Beitrag von Erzgebirgler » Mo 8. Apr 2013, 22:47

helmuth hat geschrieben:
Die Zahlen habe ich heute aus dem Netz geholt von dem "föderalen Dienst der Staatlichen Statistik" Rußlands. Man kann mit Sicherheit noch detailliertere Aufstellungen finden, ich denke aber es reicht aus so. Die Hauptaussage ist wohl, daß im Jahre 1999 55% der inländischen Produktion an Lebensmitteln in Rußland aus den privaten Gärten kam = aus einem winzigen Bruchteil der gesamten Anbaufläche!!!
Wer es noch genauer wissen will sollte selber suchen, mehr Lust habe ich derzeit nicht dazu.

Eine Diskussion darüber ob es denn geht oder gehen könnte erübrigt sich meiner Meinung damit vollständig. Es hat auch keineswegs jede Familie in Rußland einen Garten!

Liebe Grüße Helmuth
Wenn mich nicht alles täuscht erwähnt Oswald Hitschfeld in seinem Buch "der Kleinsthof" etwa dieselbe Zahl, bezogen allerdings auf die Zeit vor 1990. Flächengröße allerdings wohl kleiner.

Egal. Bill Mollison erwähnt auch irgendwo Werte aus USA und london der Nachkriegszeit. Alles in allem scheint die Richtung zu stimmen.

Gruß aus dem Erzgebirge

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