Fukuoka Masanobu

Moderator: kraut_ruebe

ingetraut
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Re: Fukuoka Masanobu

#11

Beitrag von ingetraut » Sa 10. Dez 2011, 22:40

guenther hat geschrieben:


nur stellt sich die frage, wenn du irgendwas sicher weisst, wozu dann inuition? :hmm: :haha:

lg. guenther
lieber guenter, ich kann intuitiv etwas als sicher erkennen, und dann weiß ich es ganz sicher, aus der quelle meiner intuition.

inge

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Albert
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Re: Fukuoka Masanobu

#12

Beitrag von Albert » Do 15. Dez 2011, 18:18

Hallo Leute,

ich hab mir "The One-Straw Revolution" gekauft, weil dein Link nicht mehr geht.
Ich sag sowas nicht oft, aber ich bin begeistert. So wie er möchte ich's auch gerne machen.
"Mutter Natur hat alles Wissen und alle Resourcen um Leben wachsen zu lassen."
"Wenn man Mutter Natur aus dem Fenster wirft, kommt sie mit der Mistgabel durch die Tür." :nudel:
Fukuoka's erstes Prinzip ist Weglassen. Was passiert wenn ich mein Feld nicht pflüge? Nicht dünge? Das Unkraut nicht bekämpfe?
Fukuoka ist überzeugt daß Menschen die Natur nie vollständig begreifen können. Daher können sie die Folgen von Eingriffen nicht vorhersehen oder im Griff behalten. Nur wer so wenig wie möglich eingreift kann ein funktionierendes Ökosystem erhalten.
Ein funktionierendes Ökosystem erhält sich selbst, ist gegen Krankheiten und Schädlinge robust und fördert die Gesundheit derer die darin leben.

Nur was mir gerade davon eingefallen ist. Lest es!
Wenn der Stier das Gatter durchbricht und auf den Abgrund zurennt, so bringt er die Hörner und die Hufe durch,
warum jedoch nicht auch den Schwanz?

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Heiko
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Re: Fukuoka Masanobu

#13

Beitrag von Heiko » Do 15. Dez 2011, 20:25

Hallo Albert!

Hast du dir die englische Ausgabe gekauft oder eine deutsche im Antiquariat?
Es gibt ja diesen großen Versandhandel, der wegen seiner Arbeitsbedingungen zu Recht in der Kritik steht. Dort gibts die engl. Ausgabe.
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

AnamPrema

Re: Fukuoka Masanobu

#14

Beitrag von AnamPrema » Do 15. Dez 2011, 23:21

@ Günther

Weil durch die Intuition Informationen zu Dir kommen,
die oft weit jenseits dessen liegen,
was Du weißt, erwartest, gelernt hast, ...

Und wenn Du darin geübt bist mit diesen Intuitionen,
Inspirationen (In-spirit = Der Geist tritt in Dich ein)
zu leben,
dann weisst Du genau,
ob es eine wahre Inspiration ist
oder ob Du Dir :) was zurechtspinnst.

AnamPrema
zumindest ists bei MIR so

DieterB
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Re: Fukuoka Masanobu

#15

Beitrag von DieterB » Fr 16. Dez 2011, 00:15

Der westliche Geist trennt sich nur schwer von seinen analytischen Gewohnheiten und kann oft die synthetischen Gedanken der Menschen in Fernost nicht nachvollziehen. Fuer Fukuoka ist es ganz natuerlich, Elemente aus dem Buddhismus, Taoismus, Christentum und anderen Glaubensrichtungen in sich zu vereinen. Seine spirituelle Heimat ist jedoch der Buddhismus. Deshalb ist auch die Inspiration fuer seine Methode des Landbaus die Doktrin vom Nicht-Sein (Sunyata) des Mahayana Buddhismus und nicht das Wu-Wei des Taoismus. Das Schluesselerlebnis - das seine Weltsicht bestimmt - ist die Erkenntnis: „es gibt nichts“ (nani mo nai). Dabei darf dies nicht mit Nihilismus verwechselt werden.

Bevor wir also im taoistischen Dunstnebel davonschweben, moechte ich daran erinnern, dass es Fukuoka um ganz konkrete Dinge geht, also z. B. die Erkenntnis, dass Ackerbau ohne Pfluegen moeglich ist – ja sogar besser ist. Hier kommen wir zu einem anderen Unterschied im westlichen und oestlichen Denken: der Orientale denkt vorzugsweise in konkreten Einzelfaellen und nicht in allgemeinen Theorien. Es ist also ein Fehler Fukuokas Gedanken in eine allgemeine Theorie des Nicht-Tuns umzudeuten.

Die Tendenz Fukuoka in taoistischen Termini zu interpretieren, hat vielleicht auch den deutschen Verleger seines ersten Buches dazu verleitet, den Titel „Der grosse Weg ...“ zu waehlen. Dieser Uebersetzung fehlt jede Entsprechung im Original. Der englische Titel „The One Straw Revolution“ ist eine ausgezeichnete und direkte Uebersetzung des Japanischen „Ichiwara no Kakumei“. Es geht Fukuoka naemlich um nichts weniger als um Kakumei oder Revolution: nach fuenf Tausend Jahren Pfluegen sollen wir umdenken und die Erde ohne Pfluegen bebauen. Das erfordert nichts geringeres als eine Revolution – eine totale Umkehr. So nennt Fukuoka auch den letzten Text, den er kurz vor seinem Tod geschrieben hat: „Iroha no Kakumei“, was buchstaeblich so viel bedeutet wie „Das Abc der Revolution“. Der zweite Band zum Thema Religion aus seiner Trilogie „Mu“ traegt den Titel „Kami no Kakumei“, also die „Revolution Gottes“. Drei von neun Buechern enthalten damit das Wort „Revolution“ im Titel. Das ist sicher kein Zufall. Dies zeigt wie eine kleine Verschiebung in der Uebersetzung zu einer Interpretation fuehren kann, die nichts mehr mit dem Original zu tun hat.

Das Wichtigste ist jedoch Fukuokas Gedanken in die Tat umzusetzen. Dann koennen wir auf die Buecher verzichten. Daran hapert es meistens.

Hier einige Zeilen aus seinem letzten Text zusammen mit meiner vorlaeufigen Uebersetzung. Der Text is eine Art Gedicht - oder Aphorismensammlung - in dem er seine Sicht des Lebens zusammengefasst hat.

いろは革命歌
Das Abc der Revolution

一番初めに 捨てりゃよい
手錠の時計 足かせお金
Zuerst, werfe alles weg,
die Handschellen der Uhr, die Fussfesseln des Geldes.

恥ずかしいのは 人間ばかりが偽物造り
悪銭身につけ 浮き名を流す
Beschaemend ist, dass nur die Menschen Faelschungen produzieren,
Betrug und schlechter Ruf.

知恵と知識は違うぞなもし
知識集めじゃ 知恵滅ぶ
Wissen ist nicht Weisheit,
wir sammeln Wissen und zerstoeren Weisheit.

理屈屁理屈 馬のわら靴
Argumente gegen Argumente,
sie werden gewechselt wie die Strohschuhe eines Pferdes.

聞く耳持たず 話しもしない 山川草木
秘め言葉天知る地知る
Berge, Fluesse, Gras und Baeume, sie haben keine Ohren und sprechen nicht,
doch ihre geheime Sprache kennt die Erde und versteht den Himmel.

見たい聞きたい知りたいが仇となり
弱れて死ねる知恵の海
Du willst sehen, hoeren und wissen – das ist dein Verderben,
der Ozean der Weisheit verebbt und stirbt.

lg. Dieter

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Heiko
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Re: Fukuoka Masanobu

#16

Beitrag von Heiko » Di 20. Dez 2011, 20:34

Insgesamt kann ich dir nur zustimmen Dieter.

Die ostasiatischen Geisteslehren haben sich immer gegenseitig beeinflußt. Daher diese als "reine" und losgelöste Lehren zu begreifen die falsche Richtung. Es gibt eine Theorie wonach sogar Jesus vom Buddhismus angeregt wurde. Und die alten indischen Veden wiederum den B. Gerade die Ostasiaten haben eine Vorliebe dafür alles aufzunehmen um etwas Neues zu schaffen (und wenns auch nur eine Kopie ist).

Speziell der Daoismus bereichert die Welterklärungen durch die Vorgänge in der Natur (5 Elemente, Lehre vom Qi,...). Daher meine Vermutung das dieser bedingt durch Geographie und Geschichte am ehesten inspirierend zwischen China und Japan gewirkt hat.

Am Ende gehts auch nicht um diesen ganzen analytischen Kram sondern nur um das Sein mithilfe der vorhergehenden hilfreichen Bewußtseinserweiterung durch eben diese Gedankengebilde, die man wiederum ablegen muß. :lol:
Die vollends aufgeklärte Welt erstrahlt im Zeichen triumphierenden Unheils.

stevo12

Re: Fukuoka Masanobu

#17

Beitrag von stevo12 » Di 20. Dez 2011, 20:52

hi
@dieterB: starke zitate!
vg

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guenther
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Re: Fukuoka Masanobu

#18

Beitrag von guenther » Di 20. Dez 2011, 22:31

he collapsed into a deep sleep at the foot of an elm tree.

He awoke at dawn to the cry of a heron. He watched the sun break through the morning mist. Birds sang. At this moment Fukuoka had a revelation: "In this world there is nothing at all." There was no reason to worry about life. As he wrote later, he suddenly understood that "all the concepts to which he had been clinging were empty fabrications. All his agonies disappeared like dreams and illusions, a something one might call 'true nature' stood revealed."
:ohm: :bet: :opa: :pfeif: :grinblum:

lg.guenther


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Spencer
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Re: Fukuoka Masanobu

#20

Beitrag von Spencer » Sa 28. Sep 2013, 11:13

:daumen:

Eigentlich doch genial und einfach... und dann auch noch RICHTIG !

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