Darum traue ich dem ganzen nicht ...

Moderator: kraut_ruebe

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kraut_ruebe
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#221

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 9. Aug 2019, 10:40

ina maka hat geschrieben:
kraut_ruebe hat geschrieben:HM ist als system nahezu überall anwendbar.


Wieso um alles in der Welt sollte ich?
Wieso sollte ich nach so einem Glauben leben?
Wieso alle Menschen im spröden Klima?
weils dich offenbar interessiert, sonst würdest du hier nicht unzählige fragen dazu stellen
welchem glauben?
welche menschen in welchem klima? der zusammenhang zum zitat ist wo?
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SunOdyssey
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#222

Beitrag von SunOdyssey » Fr 9. Aug 2019, 11:06

Ich habe mir die Mühe gemacht und auf Manfreds Blog die Ansichten von Allan Savory durchgelesen. Leider erfährt man in diesem Blog nicht so genau, wie das HM aussieht. Aber dank Manfred, der es ja hier ins Forum hineinkopiert hat, bin ich schon schlauer geworden.
Ohne es zu wissen, mache ich bei genau das! Ich lasse meine Tiere um den Hof wandern, sammle aber den Kot ab und er kann ein Jahr kompostieren, bevor er wieder im frühen Frühjahr alle drei Jahre mit Dolomitkalk zusammen auf die Weide zurückkommt. Das ist nötig, da ich nur Pferde habe, um den Parasitenkreislauf zu durchbrechen. Hätte ich noch Rinder, wäre das nicht nötig.
Was soll ich sagen? Das ähnelt den Beschreibungen von Savory schon sehr. Meine Nachbarn haben schon gefragt, wie ich es hinbekomme, dass meine Weide im trockensten Teil so gut dasteht mit voll ausgebildetem Untergras trotz Trockenheit. (Ich erinnere noch kurz an die Postings von mir in Bezug auf die Trockenheit im Münsterland). Das ist der Teil, der von mir im Frühjahr die Kompostpackung bekommen hat. Dort hat sich sogar die Esparsette, ein sehr eiweißhaltiges Pflänzchen sehr ausgebreitet, was den Nährwert der Weide noch erhöht.
Der Teil der Weide, der vor drei Jahren das letzte Mal Kompost bekommen hat und nur gekalkt wurde, hat dagegen kaum Untergräser und sieht nicht sehr gut aus. Obwohl dieser Teil im feuchteren Areal liegt. Ich lasse alle drei Jahre Bodenproben untersuchen und stelle fest, dass die Humusbildung leicht zunimmt. Klar, mein Hof liegt nicht in einem spröden Bereich der Erde und ist auch eher klein, aber wenn es auch im Kleinen funktioniert....Ähnlich ist wohl auch das Prinzip des Films "Meine große kleine Farm", in dem sehr eindrucksvoll dargestellt wird, dass nur ein komplexer Kreislauf eine stabile natürliche Situation wieder herstellen kann mit allen Facetten der Natur, auch für uns Menschen sogenannte Rückschläge, aber eben natürlich.

Ich glaube schon, dass viel Wahrheit in dem liegt, was A. Savory beschreibt. Er tut es natürlich in einer sehr amerikanisch reißerischen Art. Aber was ist falsch daran, es zu probieren, wenn doch alles vorher nicht zum gewünschten Ziel geführt hat? So viel Zeit für eine Prozessumkehr haben wir nicht mehr und ehrlich gesagt, richtig gute Ideen haben wir auch nicht mehr
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#223

Beitrag von Tom Schäferle » Fr 9. Aug 2019, 11:44

Ich weis nicht, ob das hier richtig ist, aber ich wollte einfach mal ein paar Bilder reinstellen, wie eine Ödlandfläche im 7. Jahr der Beweidung mit Schafen aussieht.
Ein Freund von mir betreibt Landschaftspflege mit Schafen im Auftrag des Landesumweltamtes Brandenburg.
Es handelt sich um die Renaturierung eines Militärflughafens.
Der Boden ist stark sandig mit 15 Bodenpunkten.
Neben seiner Weidefläche sind noch ein paar Hektar auf dem Flugfeld, die die Besitzer von vor 1945 zurückbekommen haben.
So gibt es einen tollen direkten Vergleich von 1m auf den nächsten.
Ich besuche ihn regelmässig und finde das faszinierend, wie die Natur in der Lage ist, die von Menschen geschaffen Wunden zu heilen
und das einfach einmal photographiert.
Die ersten beiden Bilder sind von der Fläche, die nach der Wende an den Privatbesitzern rückübertragen wurden und seit 1994 sich selbst überlassen wurden.
Die anderen beiden Bilder sind Flächen, die direkt daneben liegen und die nun im 7. Jahr intensiv aber nur kurzzeitig beweidet werden.
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Verbuschung_Ginster_klein.jpg
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#224

Beitrag von Tom Schäferle » Fr 9. Aug 2019, 11:46

die anderen beiden Bilder musste ich leider separat hochladen
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#225

Beitrag von SunOdyssey » Fr 9. Aug 2019, 22:15

Genau so sehen meine Weiden auch aus, natürlich jetzt trockener, da das Gras bereits geblüht hat. Wird aber trotzdem noch gern abgefressen bis auf 10cm.
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#226

Beitrag von emil17 » Sa 10. Aug 2019, 08:37

Mir gefallen Eure Wiesen!
Die Bilder zeigen, warum Weide zur Biodiversität beiträgt und in Naturparks praktiziert wird.
Kannst du mir sagen, was die gelb mehrköpfig blühende Pflanze auf dem oberen Bild ist?
Meine Wiesen, nach Rodung von Gestrüpp auf aufgegebenen Ackererrassen entstanden, sind auch nach kurzer Zeit sehr viel artenreicher und bunter geworden, obwohl (oder weil?) ich da nur mähe. Sie unterscheiden sich in der Artenzusammensetzung sehr deutlich von den benachbarten Weiden, die ein anderer bewirtschaftet, und es ist auch nicht jedes Jahr gleich. Wäre nur Wald, oder nur meine Wiesen, oder nur seine Weiden, so hätte es insgesamt deutlich weniger Arten.

Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass Brandenburg in einer Klimazone mit ganzjährigem Niederschlagsüberschuss und kaltem Winter mit Vegetationsruhezeit liegt. Das ist wie jede Klimabeschreibung eine statistische Aussage, an der auch die letztjährige Trockenheit nichts ändert. In solchem Klima gibt es nach Bewirtschaftungsaufgabe zuerst ein Brachstadium und dann Gebüsch und Wald.
In diesem Klima sind die Böden sehr tolerant und die Vegetation ist sehr stark - zum Glück, denn sonst hätten wir hier unser Land durch Übernutzung schon längst ruiniert. Im ehemaligen Jugoslawien beispielsweise hat die Abholzung zum fast völligen Bodenverlust geführt und ist vermutlich nicht wieder gutzumachen (dort wurden u.a. die Winnetou-Filme gedreht).
Was Savory in Simbabwe zeigt, findet in einer ganz anderen Klimazone statt und ist deshalb so nicht übertragbar.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#227

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 10. Aug 2019, 09:45

emil17 hat geschrieben: Was Savory in Simbabwe zeigt, findet in einer ganz anderen Klimazone statt und ist deshalb so nicht übertragbar.
danke für diesen satz. das ist m.A.n. ein schlüsselpunkt.

ich hab keinerlei animo, simbabwe zu simulieren und die dortige art und weise 1:1 zu übertagen. toms freund und sun tun das den postings nach auch nicht. wir tun, wie du auf deiner bergwiese, das was wir auf unseren böden in unseren umständen für unsere ziele für richtig und machbar halten. und erzielen tolle ergebnisse, die wir alle zu recht feiern können.

ich hab savory nie so verstanden, als müssten wir alle nun haargenau das gleiche tun und wäre nie auf die idee gekommen, dass er das so meinen könnte, denn das grundprinzip von HM ist ja das genaue gegenteil von 'fertigsystemen'.

ich hab längst nicht alles gelesen/gehört was er veröffentlicht hat, und dabei bestimmt was verpasst. ich meine aber, das muss gar nicht, denn HM ist das prinzip von selber denken, eigene umstände betrachten, selber machen, selber die ergebnisse prüfen, selber korrigieren, selber weiter verbessern.
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#228

Beitrag von emil17 » Sa 10. Aug 2019, 11:11

kraut_ruebe hat geschrieben: ... HM ist das prinzip von selber denken, eigene umstände betrachten, selber machen, selber die ergebnisse prüfen, selber korrigieren, selber weiter verbessern.
Das ist ein weiterer Grund meiner etwas zurückhaltenden Begeisterung für neue Landwirtschaftsmethoden. Wenn man HM auf das reduziert, was auf andere Gegenden übertragbar ist, bleiben nur noch Selbstverständlichkeiten. Nur so konnten unsere Vorfahren mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, alles Handarbeit, von Selbstversorgung leben. Das war früher zwar alles Tradition, sprich über Generationen erworbenes Erfahrungswissen, aber es ändert nichts daran, dass auf alle lokalen Gegebenheiten sehr genau geachtet worden ist. Deswegen denke ich, dass auch meine Uroma schon Permakultur und mein Uropa schon HM konnte, passend für ein schmales Tal im nordwestschweizer Jura bzw. für das platte Land in Schleswig-Holstein und so, wie es alle anderen dort auch gemacht haben.

Hier vermute ich als Grund für das Sendungsbewusstsein das, was ich glaub es war rati schon mal gebracht hat. Der angelsächsische Kulturkreis war (leider?) sehr erfolgreich in der Eroberung fremder Länder und die haben dort mit ihren Hauruckmethoden nicht nur althergebrachte Strukturen der angetroffenen Bevölkerung zerstört, sondern auch durch kurzfristigstes Renditedenken, viele Naturgrundlagen dezimiert. Es ist also keine Tradition mehr da, die vor kurzfristig rentablen, aber langfristig desaströsen Methoden der Landbestellung warnen könnte. Es hat nur riesige, leere Flächen mit denen man doch etwas machen muss. Die paar Eingeborenen, die nicht mal wissen wie man richtig arbeitet, die zählen nicht. Mit Kunstdünger und Maschinen (der grössere Mähdrescher ist der bessere) kann man eine Weile wider die Landschaft produzieren, aber irgendwann geht das nicht mehr.
Auf dieser Grundlage gedeihen Gurus und Sendungsbewusste aller Art vermutlich gut, sobald genug Leute erkannt haben, dass irgendwas grundsätzlich falsch läuft, aber noch kein Rezept dagegen gefunden haben. Man hat ja keine Tradition und will ein Rezept, weil die Rentabilität um jeden Preis weiterlaufen muss. Deshalb tönt ja mehr Vieh pro Fläche und erst noch CO2-Bindung so gut.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#229

Beitrag von DieterB » Sa 10. Aug 2019, 12:06

emil17 hat geschrieben:Wäre nur Wald, oder nur meine Wiesen, oder nur seine Weiden, so hätte es insgesamt deutlich weniger Arten.
Ich halte es fuer einen Fehler, Weide gegen Wald (Kuhhirten, Yeomans, Savory, etc.) oder Wald gegen Wiese (Veganer) auszuspielen. Beide haben eine Existenzberechtigung. Je nach Fall kann eine Wiese oder ein Wald besser sein. Wir koennen sogar beides kombinieren, wie es die traditionelle Landwirtschaft in meiner Region in Portugal macht. Wie das auf der iberischen Halbinsel funktioniert, ist in dem Dehesa Projekt beschrieben:

Die Weideflaechen in den Korkeichenwaeldern erhalten genug Licht durch die sperrigen Aeste der Korkeichen, damit Gras wachsen kann. Gleichzeitig ist das Gras geschuetzt vor der groessten Hitze damit es nicht zu schnell verdorrt. Und wenn das Gras in der Trockenzeit abgestorben ist, sequestrieren die Korkeichen immer noch CO2.

Die Landwirte haben ein Einkommen durch den Verkauf des Korks. Gleichzeitig koennen sie Weidetiere wie Ziegen, Schafe oder Schweine auf den Weideflaechen halten. Das iberische schwarze Schwein liefert hochwertiges Fleisch und kann teuer verkauft werden. Die Tiere bewegen sich fast ausschliesslich in der freien Natur. Wenn sie sonst nicht mehr viel zu fressen finden, kann man immer noch Eicheln, Johannisbrot-Fruechte, Oliven, usw., verfuettern. Die Schweine sind so fit, dass sie mit Leichtigkeit einen halben Meter hohen Gartenzaun ueberspringen und meinen Hunden davonlaufen koennen.

Die Korkeichen sind Wirt fuer viele Edelpilze wie Kaiserlinge oder Steinpilze, die hohe Preise erziehlen und deren Geflecht im Boden Humus produzieren.

Jede Region der Welt hat landwirtschaftliche Traditionenen, die den lokalen Gegebenheiten angepasst sind.

viktualia

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#230

Beitrag von viktualia » Sa 10. Aug 2019, 14:23

was die gelb mehrköpfig blühende Pflanze auf dem oberen Bild ist?
Ich tippe auf Odermennig. https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Odermennig

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