Darum traue ich dem ganzen nicht ...

Moderator: kraut_ruebe

Manfred

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#201

Beitrag von Manfred » So 4. Aug 2019, 09:29

Filmmacherin Amy Browne hat einige der bekannten regenerativen Farmer in Australien besucht:

https://www.youtube.com/watch?v=6vQW8Tl_KLc

DieterB
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#202

Beitrag von DieterB » So 4. Aug 2019, 11:02

Nach Generationen, die denselben Hof bewirtschaftet haben, wissen traditionelle Bauern sehr wohl, wie sie ihr Land am besten behandeln. Dazu brauchen sie Savory nicht. Mein Grossvater kannte jede Ecke seiner Aecker und wusste ganz genau, was wo am besten waechst.

Das Problem ist, dass es in den Laendern, die aus dem englischen Kolonialreich hervorgegangen sind, keine traditionelle Landwirtschaft gibt. Dort haben die weissen Siedler europaeische Methoden auf Boeden angewandt, die dafuer gar nicht geeignet waren. Dadurch sind riesigen Mengen an fruchtbarer Erde verloren gegangen. Das bekannteste Resultat ist die sogenannte Dust Bowl. Auch wenn in anderen Regionen die Folgen nicht so sichtbar sind, so ist doch an vielen Orten sehr viel fruchtbare Erde verloren gegangen.

Die diversen alternativen Landbau Methoden, die aus der angelsaechsischen Welt kommen, muessen auf diesem Hintergrund gesehen werden. Es ist eine Reaktion auf eine sehr destruktive Landwirtschaft. Das ist aber nicht unbedingt relevant fuer Regionen, wo Landwirte noch in der traditionellen Landwirtschaft verwurzelt sind.

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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#203

Beitrag von Rohana » So 4. Aug 2019, 11:31

DieterB hat geschrieben:Nach Generationen, die denselben Hof bewirtschaftet haben, wissen traditionelle Bauern sehr wohl, wie sie ihr Land am besten behandeln. Dazu brauchen sie Savory nicht. Mein Grossvater kannte jede Ecke seiner Aecker und wusste ganz genau, was wo am besten waechst.
Man braucht dafür keine Generationen, sondern ein paar Jahre oder besser Jahrzehnte Aufmerksamkeit. Aber das glaubt heute so oder so doch kein Mensch mehr, ausser denen die es eben tun... und das ist eine verschwindende Minderheit.
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#204

Beitrag von emil17 » So 4. Aug 2019, 14:47

Rohana hat geschrieben:Aber das glaubt heute so oder so doch kein Mensch mehr
Ich glaube es ... und bin auf meinen Stücken eben auch erst daran, das herauszufinden.
Die Vorbesitzer kann ich nicht fragen, weil das meiste Jahrzehntelang brach lag und sich die Verkäufer nur noch so eben erinnern, dass sie als Kind oft dem Vater das Mittagessen hinbringen und auf dem Rückweg noch eine Bürde Feuerholz heimnehmen mussten. Jetzt sind das alles selber schon Rentner.
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#205

Beitrag von Fred » Mo 5. Aug 2019, 21:08

DieterB hat geschrieben:Nach Generationen, die denselben Hof bewirtschaftet haben, wissen traditionelle Bauern sehr wohl, wie sie ihr Land am besten behandeln.
Da empfehle ich das Buch "Dreck" von D. Montgomery, wo man wissenschaftlich akribisch nachlesen kann, wie so ein Stück Land im nach ~20 Generationen "bester traditioneller Bewirtschaftung" durch den schleichenden Prozess der Erosion aussehen. (In manchen Klimaten geht es auch schneller....)

Wegen Urheberrecht habe ich das Foto des Buchumschlags gelöscht. Der Untertitel des Buches "Dreck" lautet:
"Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert" Woidler

https://www.oekom.de/nc/buecher/gesamtp ... dreck.html

Fred
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#206

Beitrag von Fred » Mo 5. Aug 2019, 21:18

ina maka hat geschrieben: Ich will den Faden auch nicht unnötig in die Länge ziehen. Ich hab wie gesagt die Nicht-Antwort schon verstanden.
Aber trotzdem: nein, bei wiki steht nicht, dass Gräser nur nachwachsen können, wenn sie abgeweidet werden. Es ging mir ja nie um die Frage, ob es Gräser vertragen, abgeweidet zu werden. Es geht nur darum, dass Manfred/Savory behauptet, ohne Beweidung täten Gräser in Gebieten mit "sprödem Klima" langsam eingehen, weil sie nicht mehr wachsen können. Und dann entsehe dort (tote) Wüste.
Das ist es, was ich nicht glaube und wofür ich gerne eine nachvollziehbare Erklärung/Beweis hätte.
Bis dahin glaube ich an das, was meine Augen gesehen haben: die Gräser sterben nicht.
Zufallsfund: Dachbegrünung, bei der die Gräser abgestorben sind, weil sie durch dicht lagernden vorhergehenden Aufwuchs erdrückt worden sind.
Dachbegruenung_0001_s.jpeg
Dachbegruenung_0001_s.jpeg (126.58 KiB) 7051 mal betrachtet
Quelle: Minke, Gernot: "Dächer begrünen, einfach und wirkungsvoll"; Ökobuch Verlag, 2000; S 42

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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#207

Beitrag von Rohana » Di 6. Aug 2019, 11:15

Ist ja schön, wenn ein Geologe über Boden schreibt. "Wir alle" ist aber immer so eine Ansprache wo sich mir die Fussnägel kringeln, denn die, die Böden bewirtschaften (und nicht nur Gärten betüdeln), sind ein verschwindend kleiner Teil von "wir alle" - zumindest in unseren Breiten.
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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#208

Beitrag von Rati » Di 6. Aug 2019, 11:31

zur Dachbegrünung:
Minke, Gernot: Dächer begrünen hat geschrieben:...dass das Substrat zu nährstoffhaltig war. Die Gräser wuchsen bis zu 70 cm hoch und wurden vom Wind umgeblasen,vertrockneten schnell und lagerten sich teilweise so dicht dass darunter kein weiteres Wachstum möglich war. Einige Betrachter störten sich an dem struppigen Aussehen der Dächer....
:aeh: Herr Minke beschreibt halt Fehler die mensch bei der Dachbegrünung vermeiden sollte. Dächer mit fettem Gras auf fettem Boden sind halt nur für Kühe aus Schilda geeignet :lol: . An sonsten ist da das beschrieben was ich auch über normale Wiesen ohne flächige Abweidung geschrieben habe:
..... Da gibt es diese typischen großen Grassstuppen zwischen denen sich manchmal nackte Löcher auftuen, die entstehen wenn das nicht abgefressene Gras umknickt und den Boden bedeckt so das Stellen entstehen in denen - im nächsten Jahr!- dann kein Gras wächst. Dafür aber andere Pflanzen im übernächsten Jahr mit der Besiedlung beginnen und auch so manche Tierart Freiraum für Nist und Wohnstatt findet...
Also @ fred das heißt nicht das da Gras komplett abstirbt. Und wenn dann manche Menschen den Blick auf die struppige Fläche nicht schön finden, ist das ein rein subjektives Empfinden.
Jaaa, eine Dachbegrünung mit Löchern in der Pflanzendecke spült der Regen schnell ab, deshalb müssen da ja auch andere Pflanzen drauf. Die wachsen nun aber mal nicht ganz so schnell was manch ungeduldiges mensch mal wieder nicht aushalten kann und dann kommt es zu solchen Fehlern. :mrgreen:

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

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Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#209

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Di 6. Aug 2019, 11:32

Wir alle tragen die Verantwortung für einen gesunden Boden. Das der Bauer der einzige ist der mit den Fehlern leben muss die gemacht werden ist zwar kurzfristig richtig aber auf Längere Sicht ?
Na egal was scheren uns die die Nachkommen selber Schuld wenn sie zu spät geboren wurden oder im falschen Land

Benutzer 72 gelöscht

Re: Darum traue ich dem ganzen nicht ...

#210

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 7. Aug 2019, 10:31

ihno hat geschrieben:Wir alle tragen die Verantwortung für einen gesunden Boden. Das der Bauer der einzige ist der mit den Fehlern leben muss die gemacht werden ist zwar kurzfristig richtig aber auf Längere Sicht ?
Der Satz ist gar nicht richtig! ;)
Alle Wildtiere, das Bodenleben und die Pflanzen, die Nutztiere sowieso müssen damit leben.....

Da kraut_ruebe gesagt hat, Zweifel sollen hier ausgebreitet werden - bitte:
Ich möchte konkretisieren, was genau ich an Savorys Aussagen anzweifle....
Manfred hat geschrieben:Und nochmal: Es geht ums Management (!!!!!) der Beweidung.
Beweidung kann auf den betroffenen Flächen von extrem destruktiv bis sehr konstruktiv alles sein, abhängig vom Management.
sehr schön :)

nuuuur
Savory ist nicht der einzige, der erkannt hat, dass Überweidung in gefährdeten Gegenden fatal sein kann.
Er ist aber so ziemlich der einzige, der behauptet, keine (von Menschen gemanagte) Beweidung außer die durch Tiere, die sowieso da sind (Wildtiere), täte dazu führen, dass aus dem Land Wüste wird.

Ich zweifle genau diese Theorie an.

Dass er einen recht nachhaltigen Weg gefunden hat, spröde Gegenden zu bewirtschaften und Geld zu machen, bezweifle ich nicht

zur Dachbegrünung: Wir haben auf unserm Dach keine geplant oder angelegt, trotzdem ist es inzwischen begrünt ;)
Zuerst Flechten und Moose, dann die ersten Blühpflanzen.
Es wächst dort oben ohne von uns aufgebrachte Streu recht stabil "etwas".
Wir pflegen oder mähen dort natürlich nicht.
ist nur ein sehr kleines Dach und es ist feucht, ja.
Aber "Natur" erholt sich ohne Eingriffe recht schnell.
Meiner Beobachtung nach zumindest - auch in México und Bolivien!

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