Allan Savory Blog - auf Deutsch

Moderator: kraut_ruebe

Manfred

Allan Savory Blog - auf Deutsch

#1

Beitrag von Manfred » So 20. Mär 2016, 03:10

Allan hat vor Kurzem einen Blog zum Thema Holistic Management gestartet.
Ich will versuchen, wenigstens seine Blogeinträge nach und nach auf Deutsch zu übersetzen.
(Um auch noch die Diskussionen dazu einzudeutschen, fehlt mir die Zeit.)

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#2

Beitrag von Manfred » So 20. Mär 2016, 03:16

Beitrag 1

Quelle: http://savory.global/allanUncensored/We ... y-new-blog

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Willkommen auf meinem neuen Blog

22.Februar 2016

Herzlich willkommen auf meinem neuen Blog. Ich möchte eure Aufmerksamkeit auf ein Thema richten, das entscheidend für die Zukunft der Menschheit auf diesem Planeten ist, und euch ermutigen mitzumachen und mit zu diskutieren.

Wir stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen – Drogen, Armut, Gewalt, religiöser Fanatismus, Terrorismus, Wilderei die Nashörner, Schuppentiere anderen Tierarten an den Rand der Ausrottung bringt, zunehmende Dürre- und Flutkatastrophen, eine Landwirtschaft, die weltweit jedes Jahr 20 mal mehr Boden durch Erosion verliert als sie Nahrung produziert, Enttäuschung über unsere Regierungen, die Einkommensverteilung, Umwelt-Flüchtlinge, Migranten, die auf dem Weg nach Europa im Meer ertrinken, neue Krankheiten – um nur einige zu nennen.

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Beim Umgang mit diesen Problemen sitzen wir alle in einem Boot, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Religion, politischer Überzeugung, Reichtum oder Armut, Geschlecht oder Nationalität. Das Team Menschheit ist in diesem Boot zusammengepfercht und befindet sich im Sturm auf hoher See. Während ein gewaltiger Tsunami auf uns zurollt, versuchen wir verzweifelt, die vielen Löcher in unserem Boot zu stopfen.

Millionen fürsorglicher Menschen, intelligenter als ich, diverse Organisationen, wohltätige Stifter, Regierungen und internationale Agenturen tun ihr Bestes, um all diese und weitere Problemen zu beheben.

Die vielen Probleme der Menschheit mit Lecks in einem Boot zu vergleichen, weckt lebhafte Erinnerungen in mir. Vor 59 Jahren überquerte ich die Sumbu-Bucht des Tanganyika-Sees in einem kleinen Boot aus Holzplanken, zusammen mit meiner Frau, zwei Fährtenlesern und der Nanny mit unserem Baby im Arm. Der aufziehende Sturm war nicht unsere Sorge, obwohl zwischen den morschen Planken unseres Bootes beständig Wasser einsickerte, das die zwei Fährtenleser gemächlich wieder herausschöpften. Doch plötzlich leckte immer mehr Wasser ins Boot. Zwischen all dem Gepäck konnten wir das Leck nicht finden. Während ich das Boot steuerte und im zunehmenden Sturm das Leck suchte und die Nanny das Baby festhielt, schöpften meine Frau und die zwei Scouts mit allen verfügbaren Hilfsmitteln panisch das eindringende Wasser über Bord. Endlich und in Lebensangst erreichten wir den Strand. Direkt vor den Füßen der Nanny war ein dicker Ast aus einer Planke geploppt. Nur sie hatte sehen können, wo das Wasser eindrang. Doch da sie mit der Situation überfordert war, hatte sie sich nur versteinert vor Angst mit dem Baby im Arm zusammengekauert. Sie hätte einfach nur ihren nackten Fuß auf das Astloch drücken brauchen, hatte aber die Bedeutung dieses einen Lecks nicht verstanden, weil wir ja diverse Lecks im Boot hatten und schon die ganze Zeit Wasser schöpften.
Genau diese Situation erlebe ich heute wieder: Die Menschheit sitzt in einem sinkenden Boot und schöpft Wasser von tausenden von Lecks, während wir das eine große Leck direkt vor unseren Füßen übersehen, welches unser Schicksal bestimmt.
Dieses eine Leck vor unseren Füßen ist das reduktionistische Management in einer ganzheitlich funktionierenden Welt.
Aber: Schon ein nackter Fuß auf diesem Leck wird unser Boot am Schwimmen halten, während gleichzeitig fast alle anderen Lecks versiegen.
Warum? Weil fast jedes Problem, mit dem wir kämpfen, ein Symptom des derzeitigen Managements und der derzeitigen Strategien ist. Z.B. schiebt die Gesellschaft (und deshalb auch alle Institutionen) den Klimawandel fast vollständig auf die fossilen Energieträger und die Nutztiere.
Ressourcen können aber kein Problem verursachen. Das reduktionistische Management, welches entscheidet, wie diese Ressourcen eingesetzt werden, ist das Problem.

In den wenigen Jahren, die ich evtl. noch genießen kann, will ich meinen Blog nutzen, um, so gut ich kann, klar und einfach das zu erklären, von dem ich glaube, dass es echte Hoffnung für zukünftige Generationen bietet.
Wer meinen Namen googelt, wird viele finden, die dem Holistic Management und meinem TED-Talk zum Thema wie man die Ausbreitung der Wüsten umkehren kann, kritisch gegenüber stehen. Nicht einer meiner wohlmeinenden Kritiker hat sich die Mühe gemacht irgendetwas von dem zu studieren, was ich die letzten 60 Jahre gesagt habe, während ich zunächst darum kämpfte zu verstehen, und dann darum, einen Weg zu finden, wie wir Menschen die Probleme lösen können, die unser Management verursacht.
Deshalb lade ich alle, und speziell die Kritiker ein, mitzumachen und mit zu diskutieren und zu helfen, damit wir einen Fuß auf das Leck zu bekommen, welches das Boot des Teams Menschheit versenkt.

Die eine Ressource, die wir nicht im Überfluss genießen, ist Zeit. Deshalb müssen wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und unsere Stimmen erheben.
Ich gelobe öffentlich: Sollte irgendjemand, ob Viehalter, Ackerbauer, vom Studenten bis zum Nobelpreisträger jeden Fachgebiets, Fehler in der Wissenschaft oder der Logik hinter dem ganzheitlichen Management aufdecken oder ein größeres Leck in unserem gemeinsamen Boot finden, dann werde ich der erste sein, der dies anerkennt und der seiner Führung folgt.
Ich freue mich auf eure Beteiligung in jeder Form, während ich weiter Beiträge schreibe, um das Bewusstsein für dieses Thema zu fördern und die Diskussion anzuregen. Ich vertraue darauf, dass das, was wir zusammen lernen, für jeden hilfreich sein wird, der daran arbeitet, die vielen Löcher in unserem Boot zu stopfen.

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#3

Beitrag von Manfred » Mo 21. Mär 2016, 00:27

Beitrag 2

Quelle: http://savory.global/allanUncensored/Co ... y%27s-boat

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Komplexität versenkt das Boot der Menschheit

29.Februar 2016

In meinem Eröffnungsbeitrag habe ich angekündigt, eure Aufmerksamkeit auf das größte Leck im Boot des Teams Menschheit zu richten. Damit werde ich nun beginnen:

Ich breche eine insgesamt verwirrende Situation auf einzelne, leicht verständliche Teile herunter, und werde daraus in meinen weiteren Beiträgen das Gesamtbild erstellen.
So können wir leichter jeden Teilaspekt diskutieren und versumpfen nicht in einer Mammutsitzung.

Ich beginne mit dem einfachen Grund dafür, wieso trotz all der gutwilligen Menschen, Universitäten, Umweltschutzorganisationen, Regierungen, internationaler Behörden, trotz Billionen-Investitionen in gut gemeinte Projekte, die Ergebnisse so enttäuschend und unbeabsichtigte Nebenwirkungen so gängig sind.
Nehmt als Beispiel die weitgehend gescheiterten aber gut gemeinten UN-Millenniumziele und die kürzlich verkündeten 17 Ziele der UN zur nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs). Diese SDGs wurden zu hohen Kosten, gemeinsam durch viele Organisationen, in endlosen Sitzungen durch hochkompetente, fürsorgliche Menschen, mit viel helleren Köpfen als meinem entwickelt.
Fast alle SDGs beziehen sich auf Symptome des gegenwärtigen Managements und der Ausbreitung der Wüsten.
Ich sehe kein einziges SDG, das sich gegen die Ursache der Probleme richtet.
Deshalb können wir schon jetzt vorhersagen: Es wird weitere Enttäuschung und noch mehr unbeabsichtigte Nebenwirkungen geben. Und in ca. 10 Jahren erfolgt dann der nächste Anlauf unter noch schlechteren Voraussetzungen. Und das ist keine nachträgliche Einsicht. Ich habe das Gleiche bereits beim letzten Mal vorhergesagt.

Viele gute Menschen haben die Probleme angesprochen und weithin publiziert – z.B. Wilderei bis zu Ausrottung, Biodiversitätsverlust, Drogen, Terrorismus, Umweltflüchtlinge, ganze Bootsladungen von Flüchtlingen, die auf dem Weg nach Europa ertrinken, der Verfall amerikanischer Kleinstädte - und haben dazu aufgerufen zu handeln.
Millionen von besorgten Bürgen spenden Geld an diverse Umweltschutz- und gemeinnützige Organisationen, die Maßnahmen ergreifen.
Diese Maßnahmen sind es, auf die ich mich hier konzentrieren will. Solange uns nicht klar ist, was die eigentliche Ursache eines Problems ist, wird eine ergriffene Maßnahme (die sich nicht gegen die Ursache des Problems richtet) wahrscheinlich nicht zum Erfolg führen.
Ich denke, da sind wir uns alle einig. Aber wir handeln nicht danach, sondern bekämpfen weiter Symptome statt Ursachen.

Ich verwende wieder das Bild vom Team Menschheit in einem Boot mit vielen Lecks.
Lecks, die immer schlimmer werden, trotz all der guten Menschen und Organisationen, die vergeblich Billionen ausgeben, um die Lecks zu stopfen, weil niemand seinen Fuß auf das größte Leck stellt, das unser Boot beständig volllaufen lässt.
Um es noch einmal klar zu sagen: Die Lecks, die unsere Institutionen stopfen, sind Symptome, während das eine große Leck, die Ursache, unbeachtet unser Boot versenkt.

Das eine große Leck, welches unser Boot versenkt, weil die kleinen Lecks, die es verursacht, Jahr für Jahr schlimmer werden, ist unsere anhaltende Unfähigkeit, mit Komplexität umzugehen.

Was bedeutet das Wort Komplexität und warum ist es so wichtig?
Schaut euch diese zwei Listen an:

1)
-Transport in der Luft, an Land, auf dem Wasser
-Kommunikation durch Radio, TV, Satelliten etc.
-Raumfahrzeuge
-Waffen
-Computer, Roboter
-Dämme, Gebäude, Straßen

2)
-Landwirtschaft
-Ackerbau, Nutztierehaltung
-Wirtschaft
-Finanzen
-politische Leitlinien
-Entwicklungsprojekte
-Zwischenmenschliche Beziehungen
-Bürokratien
-Kirchen
-Regierungsführung

Bei der ersten Liste handelt es sich um Dinge, die wir „herstellen“. Alles was wir herstellen, vom einfachen Bleistift bis zum Raumschiff erfordert Expertenwissen und den Einsatz von Technologie in irgendeiner Form. Was wir herstellen ist nicht selbstorganisierend und funktioniert nicht mehr, wenn ein Teil kaputt geht, der Treibstoff ausgeht, etc.
Ding die wir herstellen, von der Zahnbürste bis zur Autobahnbrücke, von Gebäuden bis zum Raumschiff, tun das, wofür sie entwickelt wurden und nicht mehr. Sie tun nichts Unerwartetes. Wenn Probleme auftreten, sind sie relativ einfach zu beheben. Im Jargon der Systemwissenschaften ist alles was wir herstellen ein kompliziertes, hartes System. Per Definition kompliziert und nicht komplex.

Betrachten wir diese Ding, die wir „herstellen“ sehen wir erstaunliche Erfolge, die uns sogar auf den Mond und in den Weltraum führen. Der technologische Fortschritt verbessert immer schneller unser Leben, unseren Komfort, unsere Unterhaltung. In diesen Bereichen unseres Lebens werden die Dinge besser. Und irgendwelche widrigen Folgen treten erst Jahre später auf und oft weit entfernt von der Ursache, z.B. die Ozonlöcher in der Stratosphäre, verursacht durch von uns gemachte Kühlmittel. Oder der ganze Plastikmüll, der das Leben in den Ozeanen und so indirekt auch unser Leben gefährdet, weit entfernt von den Einkaufszentren.

Und was ist jetzt mit der 2. Liste? Nichts, was wir herstellen, sondern alles Dinge, die wir „managen“. Was mir managen bedarf keines Expertenwissens und keiner Technologie. Alles was wir managen, inklusive unserer Organisationen und Institutionen und der Natur ist „selbst-organisierend“. Unsere Organisationen / Institutionen arbeiten in umorganisierter Form weiter, wenn die Schlüsselpersonen sterben. Und die ganze Natur macht weiter, aber in veränderter Form, jedes Mal, wenn wir eine Art ausrotten oder ihre Zahl zu stark reduzieren, als dass sie in der Wildnis weiter überlebensfähig wäre. Diese Dinge, die wir managen, die selbstorganisierend sind, sind alle komplex. Von menschlichen Organisationen, die als komplexe, weiche Systeme definiert sind, bis zur Natur, einem komplexen natürlichen System.
Unsere menschengemachten Organisationen und Institutionen tun das wofür sie ausgelegt wurden, ähnlich wie Dinge, die wir herstellen. Aber, da sie komplex sind, zeigen alle Organisationen auch ungeplante, „auftauchende“ Eigenschaften, die nie beabsichtigt waren. Wenn Probleme auftreten, nennt man diese „bösartige Probleme“, weil sie immer schwerer zu lösen sind.

Während wir gut sind im Herstellen von Dingen, müssen wir leider feststellen, dass es mit den Dingen, die wir managen, weniger gut läuft. Das ist nicht neu. Seit sich vor ca. 10.000 Jahren die ersten städtisch organisierten Zivilisationen gebildet haben, haben die Menschen mit erheblichen Problemen zu kämpfen und viele Zivilisationen in allen Regionen der Erde sind gescheitert.
Jetzt ist die weltweite Zivilisation stärker bedroht als durch alle Kriege, die je gefochten wurden, weil sich der „perfekte Sturm“ in Form der weltweiten Ausbreitung der Wüsten und der Klimaerwärmung über uns zusammenbraut.

Lasst mich auf diese zwei Themen, die ich hervorgehoben habe – globale Wüstenausbreitung und Klimawandel – näher eingehen:

Heute schiebt die Gesellschaft (und deshalb auch unsere Institutionen) die Ausbreitung der Wüsten und den Klimawandel hauptsächlich auf zwei Dinge. Zum einen die Nutztiere, wie wir an der wachsenden Vegetarischen und Veganen Bewegung, und den Leitlinien von Umweltschutz-, Regierungs- und internationalen Organisationen sehen. Und zum anderen die fossilen Energieträger, wie es Al Gore in seinem neuesten TED-talk https://www.ted.com/talks/al_gore_the_c ... ate_change
so gekonnt dargestellt hat, und uns hoffen lässt, dass wir schnell zu alternativen Energiequellen wechseln.

Aber wenn ihr darüber nachdenkt: Fossile Energieträger und Nutztiere sind einfach Ressourcen. Und keine Ressource kann je die Ursache eines Problems sein. Menschen werden Produkte aus fossilen Ressourcen noch die nächsten 10.000 Jahre oder noch länger benötigen und sollten sie auch nutzen können. Aber das wird nicht passieren, wenn wir unsere Köpfe jetzt nicht aus dem Sand ziehen.
Es waren ausschließlich Management- und Richtlinien-Entscheidungen, die fossilen Ressourcen so schnell für billige Energie und obszöne Gewinnmargen zu verbrennen. Wir können und sollten nicht mit dem Finger auf andere zeigen, weil die meisten von uns davon profitiert haben und das Ausmaß des Problems nicht verstanden und die Wenigen ignorierten, die schon vor Jahren warnten. Und die Nutztiere haben keine Kontrolle über unser Management, das dazu führte, wie wir Nutztiere halten und das in den USA und weltweit über Jahrhunderte zur Wüstenbildung geführt hat und das noch heute tut. Ich werde immer wieder darauf hinweisen, dass das Management das Problem ist, und nicht irgendeine unserer Ressourcen. Weil wir nur, wenn die breite Öffentlichkeit diesen Punkt versteht, das Leck verstopft bekommen, das unser Boot versenkt, und wir nur so die Zivilisation, wie wir sie kennen, retten können.

Während wir uns auf die Ausbreitung der Wüsten und den Klimawandel fokussieren, sollten wir nicht vergessen, dass das Management nicht nur hierbei versagt, sondern auf allen möglichen Schauplätzen, durch fehlerhafte Richtlinien und Entwicklungsprojekte. Einzelne Menschen entwickeln keine Richtlinien jenseits ihres Zuhauses. Institutionen entwickeln die Richtlinien. Fast alle menschlichen Bemühungen werden durch unsere Institutionen gelenkt – durch die Richtlinien, die sie entwickeln (inklusive der Gesetze und Regularien) und durch die Entwicklungsprojekte, die sowohl durch die öffentliche Hand als auch durch unsere großen, gut-meinenden, gemeinnützigen Stiftungen finanziert werden.

In meinem nächsten Blogeintrag werde ich den einfachen Grund näher erklären, weshalb wir als Menschen nie in der Lage waren, mit Komplexität erfolgreicher umzugehen, und wie einfach es ist, das zu ändern. Meine große Sorge ist, dass das, was zum Niedergang früherer Zivilisationen führte, wenn wir es nicht schnell ändern, auch unsere weltweite Zivilisation scheitern lässt.
Zum Abschluss möchte ich euch erinnern, dass dies kein Weltuntergangs-Blog ist, sondern einer, von dem ich glaube, dass er größere Hoffnung für die Menschheit bietet, als je zuvor in der Geschichte.

Ich lasse euch jetzt darüber nachdenken und gebe euch Zeit, es zu kommentieren. Macht all dies Sinn für euch? Wenn ja, bitte verbreitet es weiter und ladet andere ein, mitzumachen. Wenn nicht Millionen von Menschen anfangen, über den Hauptgrund, die Wurzel unserer menschengemachten Probleme zu diskutieren, wird unser Boot samt allen an Bord untergehen. Ich kann nur versuchen es so einfach zu erklären, wie ich es vermag. Und ich hoffe, dass genug von euch es wichtig finden, die weltweite Aufmerksamkeit auf das Management zu lenken, statt die Schuld es auf die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen zu schieben.
Wenn irgendwas von dem, was ich geschrieben habe, Sinn für euch macht, dann bleibt bitte nicht apathisch, sondern teilt es und ladet andere ein mitzumachen, speziell diejenigen, die alles kritisiert haben, was ich seit einem halben Jahrhundert sage. Jetzt ist ihre Chance, sich zu äußern und einen besseren Weg zu finden.

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#4

Beitrag von Manfred » Di 22. Mär 2016, 21:56

Beitrag 3

Quelle: http://savory.global/allanUncensored/Wh ... vilization

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Warum das Management der Komplexität der Schlüssel für das Überleben der Zivilisation ist

07. März 2016

In meiner Begrüßung zu meinem neuen Blog habe ich erklärt, wieso ich das Bild vom Team Menschheit verwende, das zusammen in einem sinkenden Boot sitzt. Viele gute Menschen bemühen sich, das Wasser unzähliger Lecks aus dem Boot zu schöpfen, während sie das eine große Leck ignorieren, welches unweigerlich das Boot versenkt. Mein Bild vom Team Menschheit in einen Boot halte ich für eine perfekte Analogie, weil das eine große Leck im Boden bewirkt, dass das Boot immer tiefer ins Wasser sinkt und so der Wasserdruck auf all die anderen Lecks ständig weiter steigt, was die Gesamtsituation immer schwieriger macht, und immer mehr Wasser ins Boot dringen lässt.
In meinem zweiten Beitrag habe ich erklärt, was unter dem Begriff Komplexität zu verstehen ist. Ein Begriff, den wir oft leichtfertig verwenden, wenn wir ausdrücken wollen, dass etwas kompliziert ist. Kompliziertheit und Komplexität unterscheiden sich aber erheblich, wie ich erläutert habe. Und ich habe darauf hingewiesen, dass im Allgemeinen, und natürlich auch in den Medien, die Menschen diesen Unterschied zwischen Kompliziertheit und Komplexität nicht berücksichtigen. Dieser Fehler ist aus meiner Sicht extrem gefährlich, weil sich über der Menschheit der perfekte Sturm zusammenbraut – die weltweite Ausbreitung der Wüsten und der Klimawandel.

In diesem 3. Beitrag will ich aufzeigen, wieso die Gesellschaft ihre höchste Aufmerksamkeit auf die Komplexität richten muss, wenn wir ernsthaft seltene und nicht ganz so seltene, aber allesamt bedrohte Arten (vom Schuppentier bis zum Menschen) retten wollen.
Bleibt dran. Ich muss diese wesentlichen Grundlagen erklären, bevor ich damit beginnen kann aufzuzeigen, welche unglaublichen Chancen das Management der Komplexität für die Menschheit bietet, und wie viele Menschen damit bereits erstaunliche Veränderungen auf 6 Kontinenten der Erde bewirken.

In ihrem Buch „The Watchman´s Rattle: Thinkig Our Way Out Of Extinction“ (Frei übersetzt: “Die Ratsche des Wächters - Wie wir der Auslöschung entgehen können.”) schreibt die Soziobiologin Rebecca Costa, dass vor langer Zeit nachts Wächter durch die Städte patrouillierten und die Bevölkerung mit einer lautstarken Ratsche alarmierten, wenn sie eine Gefahr entdecken.
Sie verwendet dieses Bild um zu erklären, dass manche vergangene Zivilisationen nicht nur deshalb untergegangen sind, weil ihre Landwirtschaft ihre Umwelt degradierte, sondern auch, weil sie nicht in der Lage waren, mit Komplexität richtig umzugehen. Ihre Bürger, sagt Costa, wandten sich ab vom Wissen (ihrem Äquivalent zur Wissenschaft) und hin zu mehr Menschenopfern, um ihre Götter zu besänftigen, während sie die Probleme auf zukünftige Generationen abwälzten. Evtl. wiederholt sich die Geschichte einfach nur?

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Costas Lösungsvorschlag war, dass wir die sich ständig weiterentwickelnde Technologie nutzen sollten, um schleunigst einen Zusatz-Teil für das menschliche Gehirn zu entwickeln, der mit Komplexität umgehen kann. Jedoch umfassten einige ihrer Beispiele gar keine Komplexität, sondern die Lösung sehr komplizierter Probleme durch kreative Menschen. Und ich glaube nicht, dass wir darauf warten können, das menschliche Gehirn zu verändern, um das Scheitern unserer Zivilisation aufzuhalten. Aber wir müssen lernen, Komplexität erfolgreich zu managen, wie ich erläutern werde. Bleibt dran!

In seinem Beststeller „Voltaire´s Bastards“ (übersetzt: Voltaires Bastarde) listet John Ralston Saul einige der schlimmsten Management-Fehler auf. Vor Voltaire, schreibt er, wurden mehr und mehr Management-Fehler mit Amateuren in Führungspositionen begründet, weil die Menschen Führungsposten erben oder kaufen konnten. Das Zeitalter der Aufklärung oder Vernunft, an dessen Entstehung Voltaire einen wesentlichen Anteil hatte, setzte dieser Praxis ein Ende. Von da an wurden Organisationen und Institutionen durch professionell ausgebildete Personen geleitet, wie es heute weitgehend üblich ist. Napoleon hat diese Praxis mehr als jede andere Führungspersönlichkeit in ganz Europa verbreitet.

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Saul erforschte, was passierte, als die Profis die Amateure ersetzen, um zu sehen, ob die Management-Fehler unter professioneller Führung wirklich weniger wurden. Was er herausfand und durch Fallstudien in verschiedensten Fachgebieten und Situationen belegte, war, dass die Fehler sich alles andere als reduzierten, sondern in Umfang und Häufigkeit deutlich zunahmen.
Eines der bekanntesten Beispiele, das er anführt, ist der von US Verteidigungsminister Robert McNamara in den 1960er Jahren angeschobene weltweite Waffenhandel, um Amerikas immer kostspieligere Waffenentwicklungen bezahlen zu können. Britannien, Frankreich und Russland folgten auf dem Fuß und heute ist der weltweite Waffenhandel eine der größten Industrien der Erde.

Saul schreibt die höhere Häufigkeit der neuzeitlichen Management-Fehler den arbeitsteiligen Organisations-, Regierungs- und Bildungssystemen zu, wo die Menschen isoliert in ihren Silos arbeiten:
Die Realität ist, dass die Unterteilung des Wissens in feudale Machtbereiche des Expertenwissens ein übergreifendes Verständnis und koordiniertes Handeln nicht nur schlicht und ergreifend unmöglich macht, sondern auch noch Verächtlichkeit und Misstrauen sät.
In vielerlei Hinsicht sind die Unterschiede zwischen diversen Sprachen heute weniger tiefgründig als die Unterschiede zwischen den Dialekten der einzelnen Fachgebiete innerhalb der jeweiligen Sprache. Jeder halbwegs strebsame Mensch kann eine oder zwei zusätzliche Sprachen erlernen. Aber die Dialekte der Buchhalter, Ärzte, Politologen, Wirtschaftler, Literaturhistoriker oder Bürokraten sind nur denen zugänglich, die selbst einer werden.


Ich glaube das ist wahr, weil ich selbst über viele Jahre mit Ablehnung und Anfeindung aufgrund von Fachspezialistentums zu kämpfen hatte, während ich den Ganzheitlichen Rahmen für das Management (darüber werde ich in einem späteren Beitrag schreiben) entwickelte. Durch nur 20 Minuten TED-Talk über einen Teilaspekt des Problems https://www.ted.com/talks/allan_savory_ ... anguage=de ist es mir gelungen, mehr Informationen in die Öffentlichkeit zu tragen und mehr Fortschritt zu erreichen, als durch 50 Jahre Kampf gegen den Widerstand der Institutionen.
Aber das Problem mit dem Management der Komplexität durch eine wesentliche Veränderung der institutionellen Silos von innen heraus erreichen zu wollen, wäre in der Tat ein hoffnungsloses Unterfangen.

Wenige Dinge zeigen den nachteiligen Einfluss unserer institutionellen Silos so sehr auf, wie die Herausforderung, Komplexität zu managen. Z.B. werden der Verlust an Biodiversität, die Ausbreitung der Wüsten und der Klimawandel von unterschiedlichen Abteilungen der Universitäten, Umweltschutzorganisationen, Ministerien und internationalen Organisationen und in unterschiedlichen Fachkonferenzen, Magazinen, Reporten und wissenschaftlichen Veröffentlichungen bearbeitet. Natürlich berichten auch die Medien und die meisten Dokumentationen darüber, als wären es voneinander unabhängige Probleme. Und ebenso handhaben es diejenigen, die wir für Anführer und Befürworter eines Wandels halten.
Aber: In der ganzheitlichen Welt in der wir leben, gibt es ohne Biodiversitätsverlust keine Ausbreitung der Wüsten. Wüstenbildung ist ein Symptom des Biodiversitätsverlustes. Und ohne die menschengemacht Ausbreitung der Wüsten umzukehren, wird es nicht möglich sein, viele der weltweiten Probleme zu lösen, inklusive des Klimawandels.
Während sie als 3 unterschiedliche Probleme behandelt werden, sind sie in Wahrheit ein Gesamtproblem, oder drei Fenster ein und desselben Raumes. Aber alleine schon dagegen, auch nur eine gemeinsame Konferenz abzuhalten, auf der man sie als das eine Problem diskutieren könnte, das sie sind, würden sich unsere Institutionen mit Händen und Füßen wehren.
Ich glaube nicht, dass auch nur ein Buchladen so wirklich wusste, in welches Regal er mein Buch „Holistic Management“ einordnen sollte. Und ich bin sicher, sie werden wieder vor dieser Herausforderung stehen, wenn die 3. Ausgabe später dieses Jahr erscheint. Wir haben einfach das Bedürfnis, alles in irgendwelche separaten Kategorien einzusortieren.

Ich glaube nicht, dass es aktuell auch nur eine passende Plattform gibt, auf der man das eine große Leck, welches das Boot des Teams Menschheit versenkt – unsere Unfähigkeit Komplexität zu managen – auch nur diskutieren könnte. Oder die Methode zu diskutieren, es richtig zu machen, die vor 32 Jahren entdeckt wurde. Das Beste was ich tun kann ist, diesen Blog anzubieten, denn ich kenne keinen Platz oder Ort auf dieser Welt, wo wir zusammenkommen könnten und über das Management von Komplexität reden könnten. Und ich kann nur hoffen, in den wenigen Jahren, die mir bleiben, dass das, was ich schreibe, für Millionen von Menschen Sinn macht, wenn es geteilt und verteilt wird. Wenn das, was ich sage, für euch irgendeinen Sinn macht, dann bleibt nicht teilnahmslos und drückt nur den Like-Button, sondern teilt es, teilt es, teilt es, bis der gesunde Menschenverstand viral wird. Ich versuche einfach so viel Lärm zu machen, wie ich kann, wie das jeder gute Nachtwächter tun sollte, weil die Situation der wir gegenübersehen, viel gefährlicher ist als alle Kriege, die wir je gefochten haben. Wir können… Wir werden gewinnen können, gewinnen, sobald genug Menschen in unserer Gesellschaft verstehen, dass das Management der Komplexität das wahre Problem ist, und nicht all die sekundären Lecks, die wir ständig zu stopfen versuchen.

Nachdem ich erklärt habe, warum das Management der Komplexität die Achillesfärse der Menschheit ist, und ich glaube das mit Abstand größte Problem der Menschheit überhaupt, werde ich mich in meinem nächsten Beitrag damit befassen, wieso die Menschen bisher in keiner Gesellschaft fähig waren, die Komplexität erfolgreicher zu managen.

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#5

Beitrag von Manfred » Do 24. Mär 2016, 12:59

Beitrag 4

Quelle: http://savory.global/allanUncensored/Wh ... ccessfully

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Weshalb die Menschheit Komplexität nicht erfolgreich managen kann

15. März 2016

Dies ist der vierte in einer Serie von Blog-Beiträgen, die jeden auf der Erde betreffen. Im Ersten habe ich das Bild vom Team Menschheit in seinem sinkenden Boot verwendet, weil wir, während wir gegen Millionen von Leckagen kämpfen, dem größten Leck keinerlei Aufmerksamkeit schenken. Der zweite Beitrag erläuterte den Begriff Komplexität, der in unserer Gesellschaft oft missverstanden wird. Der Dritte handelte davon, wieso das Management der Komplexität die größte Notwendigkeit (unter Milliarden anderen drängenden Notwendigkeiten) ist, der die Menschheit gegenübersteht. In diesem vierten Beitrage werde ich diskutieren, wieso Menschen es nie schafften und es noch immer nicht schaffen, Komplexität erfolgreich zu managen.

Am liebsten würde ich einfach damit weitermachen, über die wirklich aufregende Zukunft zu reden, die durch das Management der Komplexität jetzt möglich ist. Leider musste ich feststellen, dass das nicht funktioniert. Das liegt daran, dass die meisten Wissenschaftler und die Gesellschaft nicht einmal bemerken, dass das Management das Problem ist. Wir schieben die Ausbreitung der Wüsten und den Klimawandel noch immer auf die fossilen Energieträger und die Tierhaltung. Aber Ressourcen können niemals die Ursache eines Problems sein. Unser Management ist es, das dazu führt, dass wir die fossilen Lagerstätten als billige Energie verbrennen, dass wir unsere Nutztiere in Fabriken halten, und wie wir sie auf den meisten Ranches halten und so den Klimawandel befeuern. Es ist ein Management-Problem.
Ich musste feststellen: Wenn wir nicht zuerst verstehen, dass ein Problem existiert, dann ist niemand im Geringsten daran interessiert, für ein gefühlt nicht existierendes Problem eine Lösung zu finden.
Also lasst uns jetzt darüber reden, wieso es ein existenzbedrohendes Problem für das Überleben der Menschheit ist, dass wir so schlecht im Management von Komplexität sind.

Zum Management gehört es, Entscheidungen zu treffen. Wir glauben, wir hätten dafür diverse Ansätze – wissenschaftlich, demokratisch, diktatorisch, gemeinschaftlich, individuell, usw. – und wir sind überzeugt, es gäbe eine große Auswahl an Management-Methoden, was auch stimmt.
Aber wir müssen uns diese Überzeugungen genauer ansehen, um zu erkennen, was hinter ihnen steckt. Nur wenn wir das tun, können wir herausfinden, wieso wir fähig sind, einen Menschen auf den Mond zu bringen, aber nicht fähig sind, Komplexität erfolgreich zu managen.

Werkzeugnutzende Tiere

Zuerst müssen wir erkennen, dass wir „werkzeugnutzende“ Tiere sind. Während viele Arten Zweige, Muscheln, Steine etc. als Werkzeuge nutzen, können nur Menschen und einige Vögel selbst Werkzeuge herstellen. Während der Millionen von Jahren unserer genetischen Entwicklung zum werkzeugnutzenden Tier, haben wir immer bessere Werkzeuge (unsere erste Technologie) entwickelt, indem wir Steine an Stöcken befestigten, Steine spalteten und Stöcke anspitzten. Wir konnten unsere Umwelt nicht mehr beeinflussen als Affen, Otter, Geier, Rinder oder andere Werkzeugnutzer. Dann lernten wir das Feuer zu nutzen und selbst Feuer zu machen. Von da an konnten wir Steine erhitzen und gelangten in die Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit, und entwickelten unsere erste Technologie, hauptsächlich getrieben von der Waffenherstellung, so lange weiter, bis wir die heutigen Wunder der Technik genießen konnten. Alles um euch herum, während ihr dies lest, inklusive des Gebäudes in dem ihr euch aufhaltet und der Kleidung, die ihr am Leib tragt, wurde nur dadurch möglich, dass die Nutzung des Feuers die Technologie vorangetrieben hat.

Für mehr als 99,9% der Zeit seit der moderne Mensch existiert, hatten wir nur zwei Klassen von Werkzeugen: Technologie und Feuer. Heute haben wir vier Klassen von Werkzeuge, die zwei ersten bleiben aber die am meisten verwendeten. Über die letzten 15.000 Jahre haben wir einige Pflanzen und Tiere domestiziert, damit begonnen, Pflanzen zu nutzen, um unsere Umwelt zu verändern, und Mikroorganismen, um Käse und Wein herzustellen. Als wir erkannten, dass unsere Umwelt degradiert, haben wir die Idee der Stilllegung (die heutige Vorstellung von Naturschutz) als Mittel zur Erholung entwickelt. Dies begann mit der zeitweisen Stilllegung entweder im Ackerbau oder in der Weidewirtschaft vor ca. 10.000 Jahren. So haben wir das Kultivieren von Pflanzen und die Stilllegung dem Werkzeugkasten hinzugefügt. Seither haben wir keine neue Werkzeugklasse mehr entwickelt.

Dass diese, und nur diese – Technologie, Feuer, Stilllegung und die Nutzung lebender Organismen in Form von Pflanzen und Micro-Organismen – die Werkzeugklassen in unserem menschlichen Werkzeugkasten sind, weiß ich deshalb, weil wir in all den Jahren in Lehrgängen mit Wissenschaftlern und anderen nur diese kurze Liste aufstellen konnten. Ich habe die Lehrgangsteilnehmer, viele von Ihnen mit Doktortitel, alle Werkzeuge auflisten lassen, die sie je daheim oder für ihre Arbeit genutzt haben oder deren Handhabung sie an ihnen Universitäten erlernten. Die Listen waren lang. Und dann haben wir sie eingeteilt in Werkzeugklassen und landeten bei dieser kurzen Liste. Einige sagten dann, wir könnten ja die Gesetzgebung als Werkzeug ansehen, oder das Wasser. Aber: Die Gesetzgebung kann die Umwelt nicht anders beeinflussen als durch eine der obigen Werkzeugklassen. Und ohne an den nächsten Fluss zu gehen und das Wasser mittels Händen und Mund zu schöpfen, können wir bis heute nicht mal Wasser trinken ohne die Nutzung irgendeiner Technologie (Tasse, Becher, Staustamm, Wasserleitung, Wasserhahn etc.)

Genetisch verankerte Denkstruktur

Über Millionen Jahre der Evolution haben werkzeugnutzende Tiere, inklusive des Menschen, einen Weg entwickelt, Entscheidungen über den Einsatz von Werkzeugen zu treffen, der genetisch verankert wurde. Ähnlich genetisch verankert, wie z.B. bei einigen Vogelarten die Fähigkeit verankert ist, außerordentlich komplizierte Nester zu bauen, ohne jedes Training durch ihre Eltern. Unsere genetisch verankerte Art Entscheidungen zu treffen verursachte keine Umweltschäden, bis wir, im Unterschied zu anderen Arten, die Nutzung des Feuers und damit den immer weiteren technologischen Fortschritt erlangten.
Diese Entscheidungsstruktur ist aufgebaut wie folgt:

-Zielsetzung
-Werkzeuge
-Entscheidung

Während man dieses Entscheidungsmuster bei jeder werkzeugnutzenden Art erkennen kann, hat es sich beim Menschen leicht verändert. Während ein Affe, Rind oder Otter einfach eine Zielsetzung hat, erweitern wir das auf Zielsetzungen, Ziele, Missionen oder Visionen. Während die anderen werkzeugnutzenden Arten nur ihre Kreativität haben, um ihre einfachen Technologien (Steine, Stöcke, Schalen etc.) zu nutzen, haben wir zusätzlich zur Kreativität beachtliche Mengen an Arbeitskraft und Geld zur Verfügung. Aber keine Arbeit, kein Geld und keine Kreativität kann irgendetwas tun um unsere Umwelt zu beeinflussen, solange wir nicht eine unserer 4 Werkzeugklassen nutzen. Und während andere Werkzeugnutzer ihre Entscheidungen generell an dem ausrichten, was sie von ihren Eltern oder durch die Beobachtung anderer gelernt haben, nutzen wir Menschen, weil wir der Sprache mächtig sind, viel mehr Faktoren für unsere Entscheidungen – frühere Erfahrungen, Forschungsergebnisse, Expertenmeinung, Gewinn, Cashflow, Gruppenzwang, kulturelle Überzeugungen, Zweckmäßigkeit, Kompromisse, Gesetze und Regeln, Intuition und viele mehr.
Trotzdem bleibt es die gleiche genetisch verankerte Denkstruktur, wie sie bei allen werkzeugnutzenden Tieren zu erkennen ist. Ein Seeotter z.B., der eine Muschel knacken will, packt sich einen Stein auf die Brust und knackt damit die Muschel, wie er es von seinen Eltern und anderen abgeschaut hat. Ein Team von Wissenschaftlern mit dem Ziel, den Mond zu erreichen, nutzt Technologie in verschiedenster Form und trifft Entscheidungen auf Basis früherer Erfahrungen, Expertenrat, Forschungsergebnissen, Kosten, etc.

Wir dürfen diese genetisch verankerte Denkstruktur nicht geringschätzen, weil wir, wie ich in meinem zweiten Beitrag verdeutlicht habe, durch sie erstaunliche Fortschritte erreichen konnten – eine längere menschliche Lebenserwartung, eine globale Kommunikations-Infrastruktur, Luftfahrt und sogar Raumfahrt.
Aber diese Denkstruktur, die jeder Mensch nutzte, der je existierte, und die auch heute noch jeder von uns nutzt, in allen Bereichen des Lebens, hat uns nicht befähigt, Komplexität zu managen.
Die meisten Menschen sind gut und tun ihr Bestes. Wenn diese Denkstruktur in der Lage gewesen wäre, Komplexität zu managen, dann hätten wir das schon vor tausenden von Jahren vermocht und würden nicht da stehen, wo wir heute stehen: Im Angesicht der realen Gefahr eines selbst verursachten, vorzeitigen Aussterbens unserer Art.

Warum unsere genetisch verankerte Denkstruktur Komplexität und im Speziellen die globale Ausbreitung der Wüsten und den Klimawandel nicht managen kann.

Ich verwende ein weiteres Bild – diesmal einen Computer. Stellt euch unser Hirn als einen Computer vor – den erstaunlichsten Computer, der jemals entwickelt wurde. Das Hirn jedes Menschen, der je geboren wurde, kam mit fertig installierter Basissoftware auf die Welt – die genetisch verankerte Denkstruktur Version 1.00, die sich bei allen werkzeugnutzenden Tieren entwickelt hat.
Ein Betriebssystem, das für eine von der biologischen Intaktheit ihrer Umwelt abhängige Art perfekt funktioniert hat – bis eine Art lernte, das Feuer zu nutzen.
Ab diesem Punkt war unser Betriebssystem nicht mehr länger in der Lage, die Fähigkeit des Menschen, seine ihn erhaltende Umwelt zu zerstören, zu kontrollieren, wegen zwei Fehlern in der Software.
Lasst uns nun diese 2 Fehler diskutieren, bevor ich damit weitermachen kann, das spannende neue Update (v1.01) vorzustellen, welches sicherstellen wird, dass unser Boot am Schwimmen bleibt.

Fehler 1: Zielsetzungen benötigen einen Grund oder einen Kontext. Wenn sie keinen Grund oder Kontext haben, führen unsere Aktivitäten zur Erreichung unserer Zielsetzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu unerwünschten Nebenwirkungen. Ohne einen Kontext ein Feuer anzuzünden z.B. Wir haben immer einen Kontext für unsere Zielsetzungen. Wenn man sich jede Zielsetzung, jedes Ziel anschaut, welches irgendjemand verfolgt, ist der Kontext z.B. ein Bedürfnis oder ein Verlangen zu befriedigen, einen Gewinn zu machen, sich mit anderen zu Messen, Beachtung zu finden oder generell ein Problem zu lösen. Im Fall der Politik oder bei Entwicklungshilfeprojekten ist der Kontext im Allgemeinen ein Problem zu vermeiden oder zu lösen.

Ein einfacher Kontext für unsere Zielsetzungen reicht normalerweise aus, wenn wir etwas „herstellen“. Wir haben ein Problem, weil der Verkehr einen Fluss nicht überqueren kann. Also bauen wir eine Brücke. Problem gelöst. Bei allem, was wir „herstellen“, also Dingen, die nicht komplex sind, sehen wir täglich Verbesserungen der Technologie, ob für daheim oder für die Raumfahrt.
Aber alles, was mir managen, ist immer komplex, seien es unsere Organisationen und Institutionen oder unsere Umwelt. Management kann soziale, kulturelle , wirtschaftliche und ökologische Komplexität schlicht und ergreifend nicht umgehen. Solcherlei Komplexität auf Bedürfnisse, Verlangen, Gewinninteresse, Problemspezifisches etc. zu reduzieren, als Kontext unserer Entscheidungen, ist eine zu starke Vereinfachung. Eine so starke Vereinfachung, dass der Kontext quasi komplett verloren geht, und so ständig unbeabsichtigte Nebenwirkungen entstehen.

Unbeabsichtigte Nebenwirkungen des Managements sind derart häufig, dass es sogar ein „Gesetzt der unbeabsichtigten Folgen“ („Low of unintended consequences“, oder auch „Murphy´s law“) gibt, ein Begriff, der glaube ich zuerst von Ökonomen geprägt wurde. Dadurch, dass es ständig die Komplexität auf einen einfachen Kontext reduziert, ist das Management zwangsläufig reduktionistisch. Selbst in dem Fall, dass ein fachübergreifendes Team ausgesuchter Spezialisten eine Richtlinie entwickelt, ist uns klar, dass es soziale, wirtschaftliche und ökologische Folgen geben wird, dass die Komplexität noch immer auf das Problem reduziert wird, das als Kontext für die Richtlinie dient. Also weiterhin Reduktionismus.

Mein Bewusstsein für dieses Problem kam auf, als ich als Wissenschaftler als Berater für meine Regierung gewirkt und Richtlinien mit formuliert habe. Es vertiefte sich, als ich als Vorsitzender einer politischen Partei Richtlinien quer über alle Fachgebiete der Regierung entwickelt habe. Und es verstärkte sich weiter, als ich anfangs der 1980er Jahre als Berater engagiert wurde, um Tausende von Fachleuten zu schulen, welche Richtlinien für das US-Landwirtschaftsministerium, die Weltbank und das US-Entwicklungshilfebüro entwickelten.

Solange es keinen alles umfassenden Kontext gibt, der die gesamte Komplexität menschlicher Organisationen und der Natur einschließt, wird das Management reduktionistisch sein und der Erfolg wird ausbleiben, wie er es seit tausenden von Jahren tut.

Fehler 2: Unter den Werkzeugen in unserer Werkzeugkiste ist keines, dass wir wirkungsvoll gegen die Ausbreitung der Wüsten und so gegen den Klimawandel einsetzen könnten. Natürlich haben wir die Werkzeugklasse der Technologie, die zunehmend eingesetzt wird, um umweltfreundliche Alternativen zum Verbrennen fossiler Energieträger zu entwickeln. (Al Gore´s TED talk feierte die atemberaubende Entwicklung auf diesem Gebiet in den letzten 5 Jahren.)

Aber obwohl diese fortschreitende Technologie sehr willkommen und eindrucksvoll ist, haben wir es wieder einmal mit Dingen zu tun, die wir herstellen, die also nicht komplex sind. Es bleibt das Problem der Landwirtschaft, die weltweit jedes Jahr 20 Mal so viel Boden erodiert, wie an Nahrung benötigt wird, das Abbrennen der Biomasse auf Millionen Hektar Land, den kommerziellen Raubbau am Leben in den Ozeanen, und die Notwendigkeit, das CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren, indem wir die degradierten Böden überall auf der Erde regenerieren – alles Themen, die Komplexität beinhalten.

Ihr wundert euch evtl., wieso ich sage, wir haben kein passendes Werkzeug im Kasten, während Wissenschaftler und Gesellschaft glauben, wir können mit dem gewinnen, was wir haben? Der Grund ist, wie schon in einem vorherigen Beitrag ausgeführt, dass die menschengemacht Ausbreitung der Wüsten ein Symptom des Biodiversitätsverlustes ist, ohne den sie nicht auftritt. Und ohne die Ausbreitung der Wüsten in den Regionen der Erde mit saisonalen Regenfällen (speziell dort, wo Gräser eine entscheidende Rolle in der Wiederherstellung der Böden und bei der Speicherung von Wasser und Kohlenstoff spielen) umzukehren, können wir dem Klimawandel nicht im vollen Umfang bekämpfen. Diese entscheidenden Grasland-Biotope bedecken ca. 2/3 der Landmasse der Erde und sind auf dieser NASA-Karte gut als braune bis hellgrüne Flächen zu erkennen. Ich solchen Biotopen bricht bei Abwesenheit von großen Pflanzenfressern der grundlegende Lebenszyklus der meisten mehrjährigen Gräser zusammen, weil dann chemische Oxidation den biologischen Abbau der jährlich absterbenden, oberirdischen Blätter und Stängel ersetzt. Das ist ein biologisches Problem und damit ein komplexes Problem.

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Wir haben die Werkzeuge, die wir brauchen, um die Biodiversität auf dem 1/3 der Landmasse der Erde wieder herzustellen, wo die Feuchtigkeit gut über das Jahr verteilt ist. Aber diese Regionen, wie z.B. der größte Teil Europas, sind kaum von der Ausbreitung der Wüsten betroffen. In solchen Gegenden brauchen wir die Flächen nur stillzulegen oder entsprechend zu schützen und die Biodiversität kehrt zurück.

Für den größten Teil der Landmasse der Erde jedoch, wo sich die Wüsten ausbreiten, fehlt uns das passende Werkzeug. Keine Technologie, die man sich auch nur vorstellen könnte, kann jedes Jahr auf 2/3 der Landmasse der Erde die Oxidation durch die Sonneneinstrahlung verhindern.
Feuer, also schnelle Oxidation, das Werkzeug zum schnellen Beseitigen von langsam oxidierendem Gras (was von vielen Institutionen propagiert wird), schafft es seit 50.000 Jahren nicht (und viele haben es versucht) das zu tun, was nötig wäre.
Und Stilllegung von Land in diesen Gegenden bewirkt genau diese Oxidation, die Gräser vorzeitig killt, und so zur Wüstenbildung führt, wie wir in diesem US-Nationalpark sehen können.

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Oder auf diesem Bild des Aldo Leopold memorial forest entland des Rio Grande in Albuquerque.

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Der Einsatz lebender Organismen – das Pflanzen von Bäumen – gewinnt zwar internationale Auszeichnungen, verhindert aber nicht die Oxidation und stoppt nicht die Wüstenbildung.
Das sehen wir an den gewaltigen Anstrengungen Chinas, Israels und der Arabischen Emirate. Dieses Bild stammt aus einem 30 Milliarden $ UAE Projekt, das Bäume pflanzt und bewässert und trotzdem klar sichtbar daran scheitert, den Oberboden zu regenerieren und so die Wüstenbildung zu stoppen.

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Wegen der genetisch verankerten Denkstruktur, die schon zur Geburt in jedem menschlichen Gehirn installiert ist, inklusive euren und dem von Einstein, können wir den Weltraum erkunden, sind aber nicht in der Lage, den Planeten zu managen, der uns erhält. Ohne die Fähigkeit, Komplexität im großen Maßstab zu managen, und ohne jedes Werkzeug, das auf 2/3 der Landmasse der Erde die landwirtschaftlich genutzten Böden und das Bodenleben wieder herstellen könnte, um mehr Kohlenstoff und Wasser zu speichern und die Ausbreitung der Wüsten umzukehren, schaut die Zukunft wirklich düster aus.

Nach einer Pause, in der wir diskutieren können, was ich bisher geschrieben habe, mache ich mit der wirklich aufregenden Neuigkeit weiter, wie wir unsere genetisch verankerte Denkstruktur ändern können, um die 2 großen Fehler zu beheben. Wir nennen es den „Rahmen für das ganzheitliche Management“. Er wurde in den letzten paar Jahrzehnten ausführlichsten Praxistests unterzogen und steht jedem zum „Download“ zur Verfügung, wenn die Gesellschaft erkennt, dass das Management der Komplexität das eigentliche Problem ist, und nicht all die Dinge, auf die wir es schieben.
Bitte macht mit und teilt diese Informationen, wenn euch die Zukunft am Herzen liegt. Und das Wichtigste: Bitte helft, jeden Fehler in meiner Logik oder meinen wissenschaftlichen Aussagen zu finden, weil die Situation, in der wir uns als Menschheit befinden, gefährlicher nicht sein könnte.

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#6

Beitrag von Manfred » Fr 1. Apr 2016, 18:04

Beitrag 5

Quelle: http://savory.global/allanUncensored/ma ... complexity

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Komplexität managen

28. März 2016

Komplexität managen – das größte Leck im Boot der Menschheit stopfen

In meinem 4. Beitrag beschrieb ich, warum Menschen Probleme mit dem Management von Komplexität haben. Dass alle werkzeugnutzenden Tiere, inklusive des Menschen, die gleiche, genetisch verankerte, sehr simple Entscheidungsstruktur verwenden. Derart simpel, dass wir sie bis vor kurzem gar nicht bemerkt hatten. Wenn wir das Bild vom Computer verwenden, werden wir schon bei der Geburt mit einem vorinstallierten „Betriebssystem“ in unserem Hirn ausgeliefert. Ich diskutierte auch, wie erfolgreich diese genetische Programmierung bei allem ist, was wir „herstellen“, wenn wir die langfristigen Auswirkungen im Moment ausblenden. Wenn ihr Al Gore´s kürzlichen TED-Talk anschaut, in dem er seiner großen Begeisterung über die schnellen Erfolge der regenerativen Energien Ausdruck verlieh: Auch das ist etwas, das wir „herstellen“- Stromerzeugung aus Sonnenstrahlung, Wind, etc. – nichts davon beinhaltet Komplexität.
Auf der anderen Seite sehen wir jedoch immer stärker ausufernde Probleme bei den Dingen, die wir „managen“, die alle Komplexität beinhalten. Nicht nur die Komplexität der menschlichen Institutionen, sondern auch die der Natur.

Erst heute früh saß ich zusammen mit zwei Gästen am Lagerfeuer, Wissenschaftler aus dem Gebiet des Krüger Nationalparks in Südafrika. Die Diskussion hat sich in den letzten 60 Jahren nicht verändert. Es ging um all die Probleme und was man tun könnte, die Vorschläge besorgter Wissenschaftler und anderer, die für Verwirrung und für Streit zwischen unterschiedlichen Ansichten sorgen. Jedes der diskutierten Probleme war ein Symptom des gegenwärtigen, reduktionistischen Managements. Und alle vorgeschlagenen Maßnahmen waren ebenfalls reduktionistisches Management. Könnte ich für weitere 80 Jahre leben, ich bin mir sicher, wir würden immer noch die gleiche Diskussion führen – egal ob es um bedrohte Tiere, Drogen, Terrorismus, Migration nach Europa oder irgendein anderes Management-Thema ginge. Es ist unwahrscheinlich, dass wir aus diesem endlosen Kreis ausbrechen können, ohne eine Management-Revolution, die passieren wird, wenn die Öffentlichkeit versteht, dass Management ganzheitlich statt reduktionistisch sein muss.

Wie wir Komplexität managen können.


Lasst mich jetzt beschreiben, wie es uns seit fast 50 Jahren gelingt, Komplexität erfolgreich zu managen, mit wirklich spannenden Ergebnissen. Wenn wir bei dem Bild vom Computer bleiben: Ich habe 2 Fehler im genetisch verankerten Betriebssystem erkannt, die es schwer machen, Komplexität zu managen, und die es unmöglich machen, die menschengemachte Wüstenbildung und den Klimawandel zu vermeiden, die zu so viele Problemen führen. In diesem Beitrag befasse ich mich mit dem ganzheitlichen Rahmen inklusive der zwei ersten, einfachen „Betriebssystem-Updates“, die es relativ einfach machen, Komplexität zu mangen.

Zur Erinnerung: Wir benötigen einen Kontext oder Grund für unsere Handlungen.
Ohne einen solchen kann alles Mögliche passieren. Unbeabsichtigte Folgen wie sie z.B. entstehen könnten, wenn ich ohne Grund ein Feuer anzünde. Wir haben immer einen Kontext oder Grund für unsere Handlungen. Dabei geht es ausnahmslos darum, ein Bedürfnis oder Verlangen zu befriedigen, einen Gewinn zu machen, sich zu messen, etc. Gemeinhin ergreifen wir Maßnahmen oder entwickeln Richtlinien oder entwickeln Projekte, um ein Problem zu beheben. Darum drehte sich auch die ganze Diskussion diesen Morgen. So ein einfacher Kontext reicht normalerweise für die Dinge aus, die wir „herstellen“, von denen keines sich selbst organisierende, komplexe Systeme enthält. Bei allem, das wir „managen“ jedoch, was soziale, ökologische und wirtschaftliche Komplexität beinhaltet, führt es allzu oft zu nicht beabsichtigten Folgen, wenn wir die Komplexität auf einen einfachen Kontext reduzieren. Das passiert so häufig, dass wir ein „Gesetz der unbeabsichtigten Folgen – Murphys Gesetz“ haben. Ich meine, dieses Gesetz wurde zuerst von Wirtschaftswissenschaftlern formuliert.

Management benötigt einen ganzheitlichen Kontext

Herauszufinden, was einen Kontext für das Management von Komplexität bieten könnte, war der schwerste Schritt auf dem Weg zu lernen, wie man Komplexität managet. Erste Ergebnisse in den 1970er Jahren, die Wüstenbildung durch das Management der Komplexität von Tieren, Pflanzen, Boden und Wetter umzukehren, mit dem Kontext einer gesunden, produktiven und stabilen Umwelt, waren auf ermutigende Weise eindrucksvoll. Jedoch wurden die Ergebnisse dann inkonsistent. Etwas fehlte. Eine Analyse der enttäuschenden Ergebnisse zeigte, dass mein Fehler war, die soziale und wirtschaftliche Komplexität nicht mit einzubeziehen. Der Kontext war noch immer zu einfach und das Management deshalb reduktionistisch. Was also könnte den nötigen Kontext bieten und es gleichzeitig erlauben, Bedürfnisse und Verlangen zu erfüllen, Gewinn zu machen oder ein Problem zu lösen?
Nach und nach bildete sich die Vorstellung eines ganzheitlichen Kontexts heraus, und was so einen alles umschließenden Kontext bilden könnte. Das Bild war noch trübe und verwirrend, als ich die ersten beiden Ausgaben des Holistic-Management-Handbuches schrieb.
Während der letzten 20 Jahre ist das Konzept klarer und einfacher anwendbar geworden, wie sich in der 3. Ausgabe von Holistic Management: A Commonsense Revolution to Restore Our Environment (Ganzheitliches Management: Eine Revolution des gesunden Menschenverstands, um unsere Umwelt wieder herzustellen.) zeigen wird, die später in diesem Jahr erscheinen soll. Ein ganzheitlicher Kontext war schwer zu konzipieren und zu entwickeln, weil es in keiner Fachrichtung der Wissenschaften, den Religionen und der Philosophie nichts gab, was uns als Vorlage hätte dienen können.

Der nötige ganzheitliche Kontext wird für jede Management-Situation neu definiert, sei es eine einzelne Person oder eine Familie, die ihr Leben managt, oder auf nationaler oder internationaler Entscheidungsebene. Jeder ganzheitliche Kontext ist einzigartig, weil jede zu managende Situation einzigartig ist. Trotzdem haben fast alle ganzheitlichen Kontexte Ähnlichkeiten, weil Menschen mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede zeigen, und wir die gleichen grundlegenden Bedürfnisse teilen, die von derselben lebenserhaltenden Umwelt erfüllt werden. Wie ein sehr einfacher ganzheitlicher Kontext aussehen kann, seht ihr an diesem Beispiel:

Ein einfacher ganzheitlicher Kontext

Wir wollen stabile Familien, die friedliche Leben in Wohlstand und körperlicher Sicherheit führen und die ihren religiösen und spirituellen Überzeugungen folgen können. Ausreichend nahrhaftes Essen und sauberes Wasser. Gute Bildung und ein gesundes, ausgeglichenes Leben mit Zeit für unsere Familie, Freunde, die Gemeinde und Freizeit für kulturelle und andere Aktivitäten. All dies wird durch sich erneuernde Böden und eine hohe Biodiversität auf den Landmassen der Erde und in ihren Flüssen, Seen und Meeren sichergestellt, für viele zukünftige Generationen.


Diesen allgemein gehaltenen ganzheitlichen Kontext nutze ich selbst, wenn ich neue Länder und Kulturen besuche, Berichte, Forschungsarbeiten, Zeitungen lese, die Nachrichten anhöre oder wenn ich höre, was die Menschen im Management machen. Wenn ich erfahre, welche Management-Aktionen erfolgen – um Bedürfnisse oder Verlangen zu befriedigen, eine Vision zu verfolgen, ein Problem durch eine Richtlinie oder ein Entwicklungsprojekt zu lösen – schaue ich mir diese Aktionen einfach vor diesem ganzheitlichen Kontext an, dem die meisten Menschen zustimmen könnten.

In der Praxis wird natürlich ein realer ganzheitlicher Kontext durch die Menschen aufgestellt, die die Management-Entscheidungen treffen. Wenn das Management die Regierungsführung, ganze Nationen oder andere Situationen betrifft, in denen nicht alle Betroffenen an der Erstellung eines ganzheitlichen Kontexts mitwirken können, wird ein lokal angepasster, allgemeiner ganzheitlicher Kontext verwendet. Unterlagen zur Selbsthilfe sind beim Sayory Intitute (http://www.savory.global) oder beim wachsenden weltweiten Netzwerk lokal geführter und gemanagter Hubs erhältlich.

Wenn wir unsere genetische verankerte Entscheidungsstruktur ändern und die ganzheitliche Entscheidungsstruktur für das Management nutzen, geleitet durch einen umfassenden Kontext, wird es relativ einfach, soziale, ökologische und wirtschaftliche Komplexität zu managen. Und das von der Familie bis zur ganzen Nation und darüber hinaus, faktisch überall, wo wir jetzt noch unsere überall präsente, genetisch verankerte Entscheidungsstruktur nutzen. Einen ganzheitlichen Kontext zu haben, um unsere Aktivitäten zu steuern, ist aber nicht ausreichend um sicherzustellen, dass Komplexität in allen Teilen der Welt erfolgreich gemanagt wird. Nach wie vor besteht der zweite Software-Fehler – das fehlende Werkzeug – um den wir uns noch kümmern müssen, was ich in meinem nächsten Blogbeitrag tun werde.

Bei relativ einfachen Entscheidungen, die wir im Alltag treffen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen oder Probleme zu beheben, fangen wir intuitiv an zu spüren, ob sie in Linie mit unserem ganzheitlichen Kontext sind. Wir haben aber schnell gelernt, dass das in schwierigeren Situationen nicht funktioniert. Diese Schwierigkeit wurde dadurch gelöst, dass wir erkannt haben, dass unser Geist im Allgemeinen nicht mehr als zwei oder drei Variablen gleichzeitig handhaben kann. Wir haben deshalb ein Set aus sieben Kontext-Testfragen entwickelt. Diese Fragen, auf die ich hier nicht im Detail eingehe, werden wie eine geistige Krücke verwendet, um sicherzustellen, dass unsere Aktionen, Richtlinien usw. wirklich sozial, ökologisch und wirtschaftlich stimmig sind und sowohl kurz- als auch langfristig in Übereinstimmung mit dem ganzheitlichen Kontext.

Ich weiß, dass die meisten von euch, wenn sie dies zum ersten Mal lesen, mit den Augen rollen und meinen, das alles klinge viel zu kompliziert. Ihr werdet vielleicht sagen: Sag uns einfach, was wir tun sollen! Würde ich euch beschreiben, wie man Fahrrad fährt: Je länger ich es beschriebe, desto komplizierter würde es erscheinen. Hättet ihr dagegen ein Fahrrad und könnt euch ansehen, wie eines Gefahren wird und würdet etwas Anleitung bekommen, dann würdet ihr es einfach finden, so wie es die meisten Menschen tun.

Über die vielen Jahren, während der Schulung von tausenden von Menschen, habe ich gelernt, dass die meisten Menschen, inklusive Analphabeten, innerhalb sehr kurzer Zeit damit beginnen können, Komplexität erfolgreicher zu managen. Einige schaffen den Einstieg an nur einem Tag, und werden dann immer geübter. Was ich auch gelernt habe, während ich tausenden von Menschen half: Unwissenheit behindert das Lernen nicht. Nur was wir schon „wissen“, womit mir vertraut sind, und unsere Egos behindern das Lernen. Aus bisher noch nicht ganz verstandenen Gründen fällt es Frauen im Allgemeinen leichter, das ganzheitliche Management zu erlernen und anzuwenden, und Männern beim Verständnis des Prozesses zu helfen.

Beispiele für ganzheitliches Management

Ein paar Beispiele aus dem echten Leben: Als erstes eine angestellte, alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn. Die Frau und ihr Sohn verbrachten ein paar Monate bei meiner Frau und mir, während ihrer Ausbildung als Trainerin für Dorfbewohner in Afrika. Als sie die Verwendung eines ganzheitlichen Kontexts kennenlernte, fragte sie, ob sie das auch für ihr eignes Leben tun könnte. Ich half ihr dabei, ihren eigenen ganzheitlichen Kontext zu entwickeln. Sie und ihr Sohn, zwar kein Land, dass sie managt, aber wie alle Menschen abhängig vom Land, und das Geld, dass sie verdienen konnte, das war das Ganze, das sie managte. Sobald sie einen ganzheitlichen Kontext hatte, der klar ausdrückte, wie sie sich ihr Leben als alleinstehende Mutter, die einen gebildeten Sohn aufzog, sein sollte, schlug ich ihr vor, die solle doch damit beginnen, diesen Kontext für kleinen Entscheidungen des Alltags zu nutzen.
Ein paar Tage später kam sie ganz aufgeregt zu mir und sagte: Es funktioniert! Auf die Bitte das zu erklären erzählt sie, das sie mit ihrem Sohn und ihrer Einkaufsliste einkaufen war. Nachdem sie den Einkaufswagen gemäß ihrer Wunschliste vollgepackt hatten, mussten sie an der Kasse warten. Während des Wartens erinnerte sie sich an ihren ganzheitlichen Kontext und ihren Wunsch, wie ihr Leben aussehen sollte. Sie sah sich die Einkaufsliste mit all ihren Bedürfnissen an und verglich sie damit, wie sie sich ihr Leben wünschte. Danach legten sie kleinlaut die meisten Artikel zurück in die Regale. Es kann wirklich so einfach sein.

Jetzt lasst uns komplexere Richtlinien ansehen.
Anfang der 1980er Jahre haben mich einige weitsichtige Offizielle im US Landwirtschaftsministerium damit beauftragt, über einen Zeitraum von zwei Jahren insgesamt 2.000 Beamte für jeweils eine Woche in der Anwendung der ganzheitlichen Entscheidungsstruktur zu schulen. Die Reaktionen auf dieses Training waren enthusiastisch und führten zu steigender Nachfrage, sodass das Projekt auf das gesamte öffentliche Landmanagement, die Fischerei- und Jagdbehörde, die Entwicklungshilfebehörde, die Weltbank und Fakultätsmitglieder westlicher Universitäten ausgeweitet wurde. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, ihre eigenen Richtlinien und Programme mitzubringen, zur Verwendung in den Kursen. Über diese zwei Jahre hinweg haben die Teilnehmer alle Arten von Richtlinien und Praktiken zum Umgang mit natürlichen Ressourcen mittels des ganzheitlichen Rahmens unter die Lupe genommen. Für alle diese Richtlinien, ohne Ausnahmen, haben sie beschlossen, dass diese mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern und zu unbeabsichtigten Nebenwirkungen führen würden. Eine der Gruppen kam, nach langer Diskussion, zu einem einstimmigen Beschluss, den wir festhielten: Sie könnten jetzt erkennen, dass schlechtes Ressourcen-Management in den USA allgegenwärtig sei.

Ähnliche Situationen gab es, wenn auch mit einer geringeren Anzahl professioneller Richtlinien-Entwickler, in Indien und Lesotho, wo sie Richtlinien für die Forstverwaltung und für den Bodenschutz analysierten. Sie selbst (nicht ich) befanden, dass ihre Richtlinien die Situation verschlimmern würden.

Lasst mich ein aktuelles Beispiel anführen, das uns alle betrifft. Die Vereinten Nationen haben kürzlich 17 neue Nachhaltigkeitsziele (SDGs) verkündet, die bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen. Wir brauchen nicht bis 2030 zu warten, um das wahrscheinliche Ergebnis zu kennen. Wenn ich den einfachen ganzheitlichen Kontext von oben verwende, und mir die UN Nachhaltigkeitsziele vor diesem Hintergrund ansehe, dann wird klar, dass die soziale, ökologische und wirtschaftliche Komplexität auf die verschiedenen Probleme reduziert wurde, welche den jeweiligen Kontext für die Nachhaltigkeitsziele bilden. Selbst ohne sich in die einzelnen Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele zu vertiefen: Die erste Kontext-Checkfrage lautet, ob sich das Ziel oder die Maßnahme mit dem eigentlichen Problem oder nur einem Symptom beschäftigt. Im Allgemeinen beziehen sich die UN Nachhaltigkeitsziele entweder auf die Symptome kultureller Praktiken (einige davon) oder (die meisten) auf Symptome des derzeitigen reduktionistischen Managements und der globalen Wüstenbildung. Dazu kommt die Tatsache, dass die aktuellen Praktiken und Richtlinien von Regierungen und internationalen Organisationen in den problematischsten Regionen von Nordafrika bis hoch nach China, die Wüstenbildung noch verschlimmern und damit gegen die Nachhaltigkeitsziele arbeiten.

Weil wir durch unsere genetisch verankerte Entscheidungsstruktur nie die Mängel in solchen gut gemeinten Nachhaltigkeitszielen erkennen konnten, kann man niemandem die Schuld dafür geben. Aber wir können diese Fehler jetzt durch Anwendung der ganzheitlichen Entscheidungsstruktur beheben. Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen, dass es viele unbeabsichtigte Folgen, viel Händeringen und 2030 (oder schon vorher) eine neue Liste von Nachhaltigkeitszielen geben wird, in einer schlechter werdenden Gesamtsituation. Eine Wiederholung der gut gemeinten und ebenfalls verfehlten Jahrtausend-Ziele.

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Eine spannende Zukunft

Das wirklich Spannende ist, dass dieser endlose Kreis verlassen werden kann, sobald es eine merkliche Veränderung im öffentlichen Verständnis gibt, dass das Management ganzheitlich werden muss. Obwohl es wirklich aufregend ist, wie schnell sich die regenerative Energienutzung (die Nutzung von Sonnen- , Windenergie, etc., also wieder etwas, das wir „herstellen“) ausbreitet, erreicht sie doch nur, dass kein weiterer Kohlenstoff aus fossilen Energieträgern mehr in die Atmosphäre geblasen wird – ein kleiner Teil des Gesamtproblems. Der Klimawandel wird weitergehen, wegen der Kohlenstoffemissionen der Landwirtschaft durch die Bodenzerstörung, das Verbrennen von Biomasse und die Ausbreitung der Wüsten – alles Management-Probleme. Die Atmosphäre zu dekarbonisieren und den überschüssigen Kohlenstoff an den sichersten Platz, also in die sich regenerierenden Böden, zu packen, ist wieder Management. Ab dem Punkt, an dem die Öffentlichkeit das versteht, können nicht nur unsere Institutionen ihre Nachhaltigkeitsziele vor einem ganzheitlichen Kontext so ändern, dass sie die Wurzeln der Probleme angreifen, sondern es ermöglicht uns auch, ernsthaft den Klimawandel anzugehen.

Ich glaube nicht, dass das Problem der fehlende Wille ist, wie viele Kritiker der Bürokratie und der Politiker meinen. Es ist auch kein Mangel an Expertenwissen. Das Problem ist einfach, dass alle Betroffenen unbewusster Weise ihre genetisch verankerte Entscheidungsstruktur nutzen. Wir brauchen dringend eine längst überfällige Revolution des Managements durch die jüngeren Generationen.

Wäre uns schon vor tausenden Jahren die Notwenigkeit eines ganzheitlichen Kontexts für unsere Aktivitäten bewusst gewesen, wir hätten die Komplexität auf dem Großteil des Planeten managen können: Seine Ozeane, Seen und die Landgebiete mit guter Feuchtigkeitsverteilung über fast das ganze Jahr. Und doch hätten wir es auf 2/3 der Landmasse nicht zustande gebracht, weil uns das dazu nötige Werkzeug fehlte. Dieses Werkzeug, ohne das wir die weltweite Ausbreitung der Wüsten und den Klimawandel nicht ernsthaft angehen können, werde ich in meinem nächsten Beitrag vorstellen.

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#7

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » So 3. Apr 2016, 20:00

Zwar hab ich das jetzt alles gelesen, aber irgendwie werd ich nicht schlau, was dieser Mensch der Welt erzählen will.
Es ist auch nicht so, dass sich die Wüsten weltweit ausbreiten - "menschengemacht"

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2011-3 ... 52011.html

Am Ende ist der "Klimawandel" gar ned so übel...

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#8

Beitrag von Manfred » So 3. Apr 2016, 22:53

"Zwischen den späten 1960er und den frühen 1990er Jahren litt die Zone südlich der Sahara unter ausbleibenden Regenfällen."
Erklärt doch eigentlich schon einen guten Teil der Meldung?

Ich frage mich die ganze Zeit, wieso dieses Thema so schlecht angenommen wird.
OK, Allan Savory schreibt recht langatmig und mit vielen Wiederholungen.
Aber die Kernbotschaft ist doch recht einfach:
Die Ausbreitung der Wüsten, der Klimawandel, Krieg, Flüchtlingsproblem, Hunger, Drogen usw. usw. sind allesamt Symptome ein und desselben Problems: Unser Hirn ist so gestrickt, dass wir auf komplexe Situationen idR mit viel zu stark vereinfachten Antworten reagieren, die sich meist mit irgendeinem Symptom beschäftigen, aber das eigentliche Problem außen vor lassen und so immer neue Probleme produzieren.
Das Holistic Management dreht die Sache um. Es sucht nach den wirklichen Ursachen (Symptome werden dagegen ignoriert, außer in extremen Notfällen, weil die Beschäftigung damit unnötig Ressourcen verschwendet) und bemüht sich, diese unter Berücksichtigung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen zu beheben.

Im Falle der Wüsten liegt der Hauptgrund darin, dass der Mensch in Regionen mit sprödem Klima das natürliche Gleichgewicht aus Grasland und ziehenden Pflanzenfresserherden plus Raubtieren zerstört hat und allerlei an diese Regionen nicht angepasste landwirtschaftliche Methoden betreibt.
Allan Savory hat gezeigt, dass man dieses Problem durch das Simulieren des ehemaligen natürlichen Geleichgewichts mit Nutztieren diese Regionen wieder fruchtbar machen kann. Das wird inzwischen auf allen 6 landwirtschaftlich genutzten Kontinenten erfolgreich praktiziert, auf ständig wachsender Fläche.

Darüber hinaus hat das Holistic Management das Potential auch bei allen anderen komplexen Fragestellungen zu helfen, an denen wir bisher scheitern.
Allan konzentriert sich aus zwei Gründen auf das Thema Biodiversitätsverlust (mit dem Symptomen Wüstenbildung und Klimawandel). Erstens weil er den Biodiversitätsverlust für die größte Gefahr für die Menschheit überhaupt hält und zweitens, weil die dabei erzielten Erfolge das Potential das HM sehr gut veranschaulichen.
Wir in Mitteleuropa sind halt durch unser mildes Klima von diesem Thema noch nicht so stark betroffen wie der größte Teil der Erde. Deshalb geht das Thema Biodiversität an uns noch stärker vorbei. Wir sehen zwar auch einen gewaltigen Schwund in der Zahl der Individuen vieler unserer heimischen Arten, aber direkte, existenzbedrohende Auswirkungen spüren wir noch nicht.
Wir bekamen 2015 nur einen leichten Vorgeschmack au das, was auf uns zu kommt, als in einem Jahr mal eben 2 Millionen Flüchtlinge aus den stärker betroffenen Regionen nach Deutschland kamen. Die Reaktion war bisher wieder nur Symptombehandlung. Grenzen zu. Das Symptom IS ist eines, das man wohl behandeln muss. Aber wenn die Ursachen nicht behoben werden, das Land nicht wieder fruchtbar wird und seinen Bewohnen ein gutes Auskommen und friedliches Leben ermöglicht, dann werden uns die Fluchtwellen aus Afrika früher oder später überrollen, egal wie hoch wir unsere Zäune bauen.

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#9

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » So 3. Apr 2016, 23:21

Na bitte wie soll holistic management gehen, z.B. in Syrien.
Die Bevölkerung ist von 3,5 Mio in Jahr 1950 auf knapp 23 Mio angewachsen, Brunnen wurden immer tiefer gebohrt, für Landwirtschaft und Drinkwasser. Im Raum Damaskus ist der Grundwasserspiegel 6 m pro Jahr abgesackt, und alles wird dem "Klimawandel" zugeordnet.
Manche Ideen von ihm mögen ja nicht falsch sein, aber der große Guru isser nicht..

Manfred

Re: Allan Savory Blog - auf Deutsch

#10

Beitrag von Manfred » Mo 4. Apr 2016, 00:31

Syrien...

Da es derzeit ja anscheinend nicht möglich ist, alle an den Tisch zu bekommen, müsste man wohl mit einem allgemeinen Kontext anfangen, wie den von oben.

"Wir wollen stabile Familien, die friedliche Leben in Wohlstand und körperlicher Sicherheit führen und die ihren religiösen und spirituellen Überzeugungen folgen können. Ausreichend nahrhaftes Essen und sauberes Wasser. Gute Bildung und ein gesundes, ausgeglichenes Leben mit Zeit für unsere Familie, Freunde, die Gemeinde und Freizeit für kulturelle und andere Aktivitäten. All dies wird durch sich erneuernde Böden und eine hohe Biodiversität auf den Landmassen der Erde und in ihren Flüssen, Seen und Meeren sichergestellt, für viele zukünftige Generationen. "

Welche Maßnahmen führen langfristig da hin?

Antworten

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