@Lhagpa: Da ist so viel Inhalt drin, dass ich mich sehr schwer tue, das irgendwie zu kürzen.
Nur ein paar Stichpunkte:
Die Idee einer Leitwährung haben die deutschen Nationalsozialisten auf Basis der Vorschläge von Hjalmar Schacht
https://de.wikipedia.org/wiki/Hjalmar_Schacht für die "angeschlossenen Gebiete" entwickelt.
Die Idee war, eine internationale Clearingbank zu schaffen, die als Zentralstelle die Importe und Exporte der einzelnen Länder verrechnet und so erzwingt, das jedes einzelne Land eine ausgeglichene Handelsbilanz mit der Summe aller anderen beteiligten Länder hat.
Eine sehr gute Idee. Die nicht ausgeglichenen Handelsbilanzen waren ja die Ursache der Weltwirtschaftskrise von 1929. Und heute sehen wir diese Problem wieder, ob im Euroraum, zwischen den USA und China oder zwischen den reichen Ländern und der 3. Welt.
Der Haken am Vorschlag der Nazis: Die Abrechnung sollte durch feste Kursbindungen an die Reichsmark erfolgen. Das hätte Nazideutschland erlaubt, alle anderen Währungen im System zu dominieren indem sie durch Geldrucken den Wert der Reichsmark hätten bestimmen können.
Die Idee der Clearingbank fand international großen Anklang. Abgelehnt wurde natürlich die Dominanz der Reichsmark.
So wurde das britische Finanz-Genie John Maynard Keynes
https://de.wikipedia.org/wiki/John_Maynard_Keynes beauftragt, einen Gegenentwurf zu entwickeln.
Er hat den Vorschlag einer Clearingbank übernommen, jedoch an Stelle der Reichsmark eine internationale, von keinem Nationalstaat abhängige Handelswährung mit Kopplung an den Goldpreis gesetzt.
Das passte den USA wiederum nicht in den Kram. Sie haben in ihrem Entwurf durch Herry Dexter White
https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Dexter_White weitgehend den Vorschlag der Nazis übernommen, allerdings mit dem US-Dollar als Leitwährung.
Dann kam der große Wurf: Maynard und White haben einen Kompromiss ausgehandelt, der sich im Entwurf weitgehend am Vorschlag der Briten orientierte und den Goldpreis als von nationalen Währungen weitgehend unabhängige Referenz vorsah.
Es wurde zur Konferenz von Bretton Woods geladen, und der Vorschlag diversen Nationen vorgestellt und zur Unterschrift ausgelegt.
Aber die USA haben betrogen und den Entwurf über Nacht geändert und zusätzlich zum Gold den US-Dollar das Standard in den Text eingefügt.
Als Maynard nach der Schiffsreise zurück in England von der Änderung erfuhr, wollte er erreichen, dass England den Vertrag nicht ratifiziert.
Die USA haben England aber mit der Gewährung eines im Nachkriegswinter lebensnotwendigen Kredits zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung zur Ratifizierung erpresst.
Die folge ist dieses System, das heute, nach Ausheblung des Goldstandards, nur noch den US-Dollar als Leitwährung hat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bretton-Woods-System
Einen Haken haben die USA aber wohl übersehen: Der Staat, der die Führungsnation in einem Leitwährungssystem ist, muss erstens die nötige Geldmenge bereitstellen und sich dazu entsprechend verschulden und er kann seine Macht durch Bestimmung des Wertes der Leitwährung eigentlich nur durch Gelddrucken und die damit verbundene Inflation ausüben. Diese Faktoren bewirkten die heute extrem hohe Verschuldung der USA.
Das Problem ist seit 1959 bekannt. Man nennt es nach dem Entdecker Triffin-Dilemma:
https://de.wikipedia.org/wiki/Triffin-Dilemma
Dass das aktuelle Leitwährungs-System deshalb irgendwann zusammenbrechen wird (oder vorher umgebaut werden muss), ist seither klar. Und die Notenbanker weltweit diskutieren wohl seit Längerem darüber, was dem aktuellen System nachfolgen soll. Vorallem China bringt die Ideen von Maynard wieder aufs Tableau. China lehnt ab, dass der Yuan Nachfolge-Leitwährung statt des Dollar werden könnte, eben wegen des Triffin-Dilemmas. Für China ist die langfristige Stabilität wichtiger als die kurzfristige Macht.
China wünscht deshalb eine von Nationalstaaten unabhängige Internationale Handelswährung. (Und Anmerkung von mir: Vermutlich wieder irgendwie an den Goldpreis gekoppelt.)
Zoche geht mit seinen Visionen noch darüber hinaus. Er meint, dass man das Währungsproblem mit den heutigen elektronischen Möglichkeiten im Extrem sogar bis auf die Einzelperson herunterbrechen könnte. D.h. bei Vorhandensein einer entsprechenden Clearingbank auf Basis einer internationalen Währung könnte im Endeffekt jeder seinen eigenen Währungsstandard festlegen (der Bauer seine Kartoffeln, die Internationale Firma die für sie wichtigsten Rohstoffe, Energiekosten etc.) und entsprechende Software könnte das bei Geschäften zwischen diesen Parteien in Sekundenbruchteilen über die internationale Währung umrechnen. Im Endeffekte also Tauschgeschäfte, aber mit der Handelswährung als Bewertungsstandard und Geldspeichermöglichkeit.
Ich finde die Maynard-Lösung jedenfalls sehr einleuchtend.
Sie würde auch meinen bisherigen Alternativen-Vorstellungen von einem mind. 3-stufigen Währungssystem wie in einigen Großreichen der Antike entsprechen, die lange Zeit für Stabilität sorgten. (Regionalwährung, nationale Währung + internationale Währung, fällt eine der drei Stufen aus, können alle Beteiligten/Betroffenen als Zwischenlösung mit den beiden anderen Stufen weiterarbeiten).