HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

Moderator: kraut_ruebe

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HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

#1

Beitrag von kraut_ruebe » So 16. Aug 2015, 13:20

Manfred hat geschrieben:Das Problem bei kleinen Tierbeständen ist halt, irgendeine Methode zu finden, die arbeitswirtschaftliche funktioniert und auch einigermaßen tiergerecht ist.
Man könnte z.B. mit einer Art kombiniertem Verfahren arbeiten. Eine größere "Opferfläche" die für die Bewegungsfreiheit der Tiere überweidet wird und außenherum kleine Flächen fürs Futter mit jeweils kurzzeitiger Zuteilung.
Die Opferfläche könnte man dann in gewissen Zeitabständen wechseln und ihrerseits zur Zuteilung nutzen, damit sie sich wieder erholen kann.
(...)
Aber mit der Zeit werden auch dafür brauchbaren Ideen entwickelt werden.Umso schneller, je mehr Leute sich damit beschäftigen.

ich halte das in etwa so.

ich habe rund um stall und heuraufe eine fest eingezäunte gehegefläche, wo bei bedarf, zB beim umstecken, die tiere auch eingeschlossen werden können. duch ein tor kommen die tiere auf ihre weidefläche. der bereich nach dem tor ist eine fixfläche, die ihnen immer zu verfügung steht und über die sie zu den variablen flächen gelangen, die je nach bedarf zugeteilt werden.

die fixflächen sind bei mir für die nächsten paar jahre in der vegetationsperiode nicht abänderbar, das stallgehege ist rund um die einzigen beiden bäume dies gibt gebaut. das ist die einzig mögliche schattenfläche zurzeit.

die variablen flächen wechsle ich nicht so oft, wie man könnte. mir fehlt die zeit da alle paar tage umzustecken, bei mir bekommen sie eher grössere frischanteile zugeteilt und behalten die bis sie sichtlich mal überall drübergefressen haben. je nach jahreszeit ist das dann mehr oder weniger lang. die frischflächen werden sofort zu lieblingsflächen, um zu fressen gehen sie nahezu nur auf diese.

die fixflächen werden nur als schlafplatz und zum rumrennen beim spielen genutzt, bis auf zwei ausnahmen: der schattenbereich im gehege unter zwei blaufichten wird regelmässig abgefressen. beschattetes gras schmeckt offenbar. und wenn im winter gar nix mehr wächst, dann nehmen sie auch das gras aus dem fixauslauf. das taugt also nur zur not.

die fixfläche muss ich ab und zu mähen in der wachstumszeit, da wird ja nix gefressen und - wider erwarten - noch nicht genug umgetreten. innerhalb eines jahres hat sie sich von schütter und mit unkraut/verschiedenartigen gräsern/disteln bewachsenen fläche zur grünsten, am dichtesten bewachsensten, aber einseitig von einer einzigen grassorte + löwenzahn bewachsenen stelle entwickelt. wird wohl gut gedüngt sein inzwischen und zeigt mir sehr schön, dass tiere nix fressen mögen was am eigenen mist gewachsen ist.

die zuteilungsflächen kamen noch nicht so oft zur beweidung dran, haben sich aber schon sichtbar entwickelt. man könnte die zuteilungsflächen noch wesentlich besser managen, und wenns mal mehr tiere sind werd ich das auch machen. vorläufig mit dem kleinen tierbestand ist es eher eine laaangsame sache, aber es erscheint mir im moment nicht sinnvoll die tiere abzuziehen bevor mehr als ein paar spitzen und lieblingsgräser rausgefressen sind und noch kaum dung drauf ist.

im laufe der zeit werd ich ein paar fotos einstellen, um zu sehen was sich wie entwickelt, bei mehr tieren und/oder anderer beweidung. einstweilen ist das was ich mache hauptsächlich ein üben darin, weidetiere möglichst ohne zukauf ganzjährig gut zu nähren. dass die weide sich dadurch verbessert ist natürlich gewünscht, vorläufig aber nicht hauptpriorität.

vorläufige erkenntnisse:

hat man fixflächen, muss man die entweder von der zur fütterung dienenden gesamtweideflächezahl vollkommen abziehen, weil sie nicht mehr als dazu taugen oder sich was überlegen wie man den fixflächen doch mal für ne (noch zu bestimmende bzw. auszutestende) zeit tierfrei geben kann.

hält man tiere auf einem platz ohne wechselmöglichkeit, zwingt man sie dazu, was zu fressen, was sie, so sie die wahl haben, nicht anrühren.
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Re: HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

#2

Beitrag von kraut_ruebe » So 16. Aug 2015, 13:28

dazu mal die ersten fotos:

das ist meine derzeitige heufläche und zwar jenes stück wo noch nie beweidet wurde. so sah die weide auch aus bei übernahme, ziemlich lückig. die heufläche hab ich zuletzt gemäht im mai, seitdem ist kaum was nachgewachsen durch die trockenheit:
2 heuwiese noch nie beweidet (3).JPG
2 heuwiese noch nie beweidet (3).JPG (143.13 KiB) 2618 mal betrachtet
so sieht die fixfläche zurzeit aus, die ist wesentlich grüner und dichter. gemäht hab ich die zuletzt anfang juli:
1 ständige fläche.JPG
1 ständige fläche.JPG (106.35 KiB) 2618 mal betrachtet
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Re: HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

#3

Beitrag von kraut_ruebe » So 16. Aug 2015, 13:32

so sieht das teilstück aus, wo die schafe heuer zweimal für bisschen länger standen. da sind die lücken schon weniger:
3 wechselweide 2 mal pro jahr (2).JPG
3 wechselweide 2 mal pro jahr (2).JPG (150.1 KiB) 2616 mal betrachtet
auf dem teilstück waren sie heuer viermal, aber jeweils bisschen kürzer. da sind die lücken schon so gut wie weg:
4 wechselweide 4 mal pro jahr (2).JPG
4 wechselweide 4 mal pro jahr (2).JPG (149.36 KiB) 2616 mal betrachtet
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Re: HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

#4

Beitrag von Reisende » So 16. Aug 2015, 16:32

oh das find ich klasse rübchen, dass du auch so eine dokumentation machst. :daumen:
einiges kann ich aus meiner praxis bestätigen, und es gibt ein paar unterschiede.
der eingezäunte bereich um den unterstand herum (schätze so 200qm) ist inzw hauptsächlich blanker boden. ansonsten gibt es keine fläche, die sie nicht begrasen. auf den direkt anliegenden 3 wechselweiden habe ich die köttel immer konsequent abgesammelt. deshalb hab ich dort auch schon 1x mit kalkstickstoff gedüngt. das gefällt mir grds nicht gut, ließ sich aber bislang wegen zu wenig fläche nicht vermeiden. nun wo ich eine neue weide gefunden hab wird sich das ändern.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

#5

Beitrag von kraut_ruebe » So 16. Aug 2015, 19:59

ein, für mich sehr wesentlicher, bestandteil der ganzheitlichen betrachtung der beweidung ist das bodenleben.

trampelpfade und ne nackige fläche vor dem stall lässt sich schwer vermeiden wenn man den stall nicht mobil hat (was natürlich besser wäre), aber ansonsten liegt das augenmerk sehr auf ständig bedecktem boden, dem der tierdung und welke bewuchsüberschuss zugeführt werden, um die bodenlebewesen im sinne von fruchtbarkeitssteigerung so gut wie möglich zu füttern.

das ziel ist, soviel feingefühl zu entwickeln, dass der tierbestand sich nur solange mit fressen und düngen auf der aktuellen fläche aufhält, um genau die richtige mischung die dem boden guttut zu erwischen. grob gesagt wäre die richtige mischung genau die zeit, die eine wildlebende herde auf der fläche verbringen würde.

das braucht reichlich fläche und viel bewegung. je grösser der tierbestand, umso schneller muss weitergezogen werden. je mehr der boden sich verbessert, umso schneller wird der dung abgebaut und in wachstum ugewandelt, umso mehr weidetiere können enährt werden.

natürlich kann man auch mit anderem weidemanagement gute tierhaltung betreiben, keine frage. bem HGP liegt nur einfach der schwerpunkt in der bodenverbesserung, da der boden der beginn des nahrungskreislaufes ist.
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Manfred

Re: HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

#6

Beitrag von Manfred » So 16. Aug 2015, 20:12

Danke für die Infos!
Es spricht also einiges für mobile Unterstände / Schattendächer.
Ich habe vor längerer Zeit einen älteren Herren mit ca. 4 ha am Haus und kleiner Schafherde besucht.
Der hatte sich aus einem alten Leiterwagen (noch mit Holzrädern) einen mobilen Unterstand gebaut. An beiden Seiten des Wagens hatte er klappbare Planendächer montiert. Und der Wagen selbst war mit Heuraufe und ich glaube auch einem Wassertank versehen.
Den zog er mit seinem kleinen Traktor jeweils zur nächsten Koppel.
So etwas lässt sich leicht aus einem alten PKW-Anhänger oder Ackerwagen bauen, wie sie immer wieder günstig zu haben sind.
Und soweit ich das im Blick habe, müsste man so ein Ding mit 25 km/h-Schild und Folgekennzeichen dran und entsprechend langsamer Fahrt auch mit dem Auto von einer Weide zur anderen umsetzen dürfen, ohne Zulassung. Aber sicherheitshalber die örtliche Zulassungsstelle fragen. Stichwort landwirtschaftliche Anhänger bis 25 km/h Transportgeschwindigkeit.

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Re: HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

#7

Beitrag von kraut_ruebe » So 16. Aug 2015, 21:41

ja, wenn man ein paar hektar mit einer tierart abweiden will, dann ist ein mobiler stall ein hit. besonders wenn man mit stromzaun absteckt und häufig flächen zugeben will, da wird man ja sonst mit der zaunlänge kirre.

bei mir ist halt so, dass selbstbau (auch umbau, obwohl ich einen fahrbaren untersatz der sich eignen trotzdem würde sofort nehmen würde) von etwas anspruchsvollerem wie ein mobiler stall einfach ne illusion ist. ich krieg meinen tag schon ohne baumassnahmen nur noch schwer gebacken seit ich wieder meine arbeitsstunden am PC und im aussendienst leiste und hasse es zu bauen und bin entsprechend schlecht darin, was sich in ewig langen bauzeiten äussert.

ist aber im moment noch nicht weiter schlimm. ich hab noch wenig tiere und mehr fläche als sie abfressen können und halt noch keine weiteren tiere angeschafft deswegen. und ich will auf eine mischherde hinaus. theoretisch sollte es ja dann so sein, dass zB schwein oder gans dort schon fressen könnte wo das schaf nicht mehr will und umgekehrt (natürlich keine vollkommen versauten flächen, sondern das was jetzt stehen bleibt).

die unterbringung der mischherdentiere ist dann noch ne herausforderung für sich. vorerst spiel ich halt mit kleinem team und lasse das alles nur ganz langsam wachsen.
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Re: HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

#8

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 22. Aug 2015, 11:59

die regnerationsfähigkeit

es hat geregnet, nach ner wochenlangen dürreperiode und einem überhaupt viel zu trockenem jahr. heuer ist zwar aussergewöhnlich trocken und schwierig, hier ist aber aber generell eine trockene region, das ist ein dauerproblem. und das versuch ich zu lösen.

das hier betrachtete stück ist ein hektar, vor jahren mal als acker genutzt. danch wurde es durch brachliegen lassen in ne 'wiese' umgewandelt, die entsprechend der mähpflicht 2 mal jährlich gemäht wurde.

vor dreieinhalb jahren hab ich das übernommen. ein kleines eckerl hab ich, um es zu beobachten und um das rebhenderl das drin wohnt nicht zu vertreiben, weiter brachliegen lassen, da geh ich nur zur hauptblüte der disteln einmal mit der sense so auf der höhe von nem halben meter drüber, damit mir die nicht alles ansandeln. für heuer sollt ich das jetzt gleich dann machen, ist höchste zeit.

das ist dann wohl der weitgehend natürliche bewuchs der fläche, disteln, ackerwinde, ein paar gräser:
völlig unbearbeitete fläche.jpg
völlig unbearbeitete fläche.jpg (162.81 KiB) 2496 mal betrachtet
zwei jahre hab ich bis auf die kleine brache alles konsequent gemäht vor der distelblüte, und noch etliche disteln gezogen. das ergebnis davon ist ne schüttere wiesenfläche, mit wenig disteln und wenig ackerwinde. nur, brauchbar ist das immer noch nicht. ich hab ein drittel davon als heuwiese behalten. mit dem ziel drei schnitte heu oder zwei schnitte heu + einmal beweidung zu gewinnen, dazu sollte ein kleiner anteil davon dazu dienen, mir frisches schnittgut für die cuyfütterung zu liefern.

die heuwiese ist vom ziel weit entfernt. schnittgut gibts seit mai gar keins mehr, das futter für die cuys muss ich mir täglich neu von sonstwo beschaffen. vielleicht geht sich noch ein zweiter schnitt heu aus, vielleicht verbuch ich das aber als sinnlos und stelle besser die schafe drauf.

die heuwiese hat kaum regenerationsfähigkeit, auf den nackigen stellen siedelt sich nix an, kein gras und kein kraut. ein paar tage nach dem regen sieht sie aus wie vorher auf den fotos vom 16.8., der einzige unterschied ist, dass das vorhandene gras saftiger ist und nicht mehr zäh und wie gummi:
heuwiese nach dem regen.jpg
heuwiese nach dem regen.jpg (182.9 KiB) 2496 mal betrachtet
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Re: HPG mit Kleinherden - kraut&rüben-Praxis

#9

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 22. Aug 2015, 12:03

auf die anderen 2/3 fläche hab ich vor knapp mehr als einem jahr die schafe untergebracht. dort ist die regenerationsfähigkeit schon viel besser.

insgesamt sind die flächen merklich grüner nach dem regen, durch mehr gras und durch einen unterbau von klee und kräutern, der sich ansiedeln konnte, die verdorrten halme verschwinden sehr schnell im boden, teils wohl umgetreten, teils aber von alleine, flächendeckend sind die schafe da sicher noch nicht drübergelaufen:
2 mal beweidet nach dem regen.jpg
2 mal beweidet nach dem regen.jpg (165.8 KiB) 2496 mal betrachtet
4 mal beweidet nach dem regen.jpg
4 mal beweidet nach dem regen.jpg (164.36 KiB) 2496 mal betrachtet
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