Joel Salatin

Moderator: kraut_ruebe

Sabi(e)ne
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Re: Joel Salatin

#71

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 17. Mär 2016, 23:10

Die -Farm? die gibt es nicht - es sind viele verschiedene.
Er hat da kein Copyright drauf - mach doch einfach das, was bei dir paßt.
Der wichtigste Punkt ist halt, daß alles Gras-basiert ist.
Wenn du also Fische als Grasfresser hättest, wundervoll - und dann suchst du dir eine Pflanze, die den Fischkot als Dünger nutzen kann, um damit wieder eine andere Species zu füttern, die du anderweitig zu eßbarem Protein umwandeln kannst.
Es geht darum, letztlich aus der Sonneneinstrahlung Eiweiß zu machen....in vielen verschiedenen Arten.
Was Joel macht, kann man man mit ner Menge Probieren überall hinkriegen - denk mal nach, wie man bei dir solche Ketten machen kann.
I love life. And it loves me right back.
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henmen
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Re: Joel Salatin

#72

Beitrag von henmen » Do 17. Mär 2016, 23:13

Wir arbeiten daran. Wobei es nicht unser Ziel ist eine Kopie von Polyface Farms zu sein. Wir schauen über viele Tellerränder und sehen beispielsweise auch die Erkenntnisse von Natural Pig Farming in Asien und viele andere vielversprechende Ansätze. Joel, den ich persönlich kenne und sehr schätze, lebt und arbeitet in seinem ureigenen Kosmos, mit seiner Geschichte, seiner Familie, seinen Erfahrungen, seinem Land und seinen Möglichkeiten. Vieles an seiner Arbeitsweise ist nahezu genial, manches kann hinterfragt und durchaus auch kritisch gesehen werden und damit meine ich definitiv nicht nur seine ausgesprochene und gelebte Geizigkeit und den Wunsch Gewinne zu machen.
Die Arbeitsweise von Polyface nimmt eine Stellung zwischen konventioneller Landwirtschaft und ökologischem Landbau ein und ist damit von beiden Seiten angreifbar. Dennoch denke ich das diese Form der Landwirtschaft, auch wenn sie zwischen den Stühlen stattfindet, eine große Zukunft haben wird.

Gruß Henmen
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

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Allgeier
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Re: Joel Salatin

#73

Beitrag von Allgeier » Fr 18. Mär 2016, 07:02

Sabi(e)ne hat geschrieben: denk mal nach, wie man bei dir solche Ketten machen kann.
Sollche Ketten sind denke ich in Thailand einfacher als in Deutschland. Ganz einfach weil man nicht an viele Auflagen gebunden ist.

Um ein Beispiel zu nennen steht ein Huehnerstall mit ein paar tausend Tieren ueber einem See und der Kot der Huehner ist zugleich das Fischfutter. Das Wasser aus diesem Teich wird benutzt um Gemuese anzubauen.
Oder Schweinekot soll sich auch sehr gut als Fischfutter eignen.

Nur wenn ich mir die Permakulturvorbilder anschaue dann hat es eigentlich nur englischsprachige. Und da denke ich mir warum?
henmen hat geschrieben: Die Arbeitsweise von Polyface nimmt eine Stellung zwischen konventioneller Landwirtschaft und ökologischem Landbau ein und ist damit von beiden Seiten angreifbar.
Oder der Idealweg weil von beiden Teilen das Gute uebernommen wird.

Wenn ich so ueberlege dann gibt es eigentlich wenig Hoefe in Deutschland die alles anbieten. Schwein, Rind und Huhn. Die ganzen Hoefe haben sich eigentlich alle spezialisiert. Oder uebersehe ich da etwas?

Ein anderer Punkt ist aber auch wieder welcher Stellenwert die Praktikanten ausueben. Man kann mit willigen und billigen Arbeitskraeften schon mehr bewegen als mit Festangestellten.

henmen
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Re: Joel Salatin

#74

Beitrag von henmen » Fr 18. Mär 2016, 11:32

Hallo Allgeier,

in der Hochzeit der von den Publikationen und Erkenntnissen von Arthur Young und Albrecht Thaer bestimmten "neuen Landwirthschaft (Kunst)" zwischen 1780 und 1860, haben alle größeren Betriebe in Europa nahezu alles produziert, was sie und ihr Umfeld zum Leben benötigten. Reit- und Arbeitspferde, Kühe, Bullen, Arbeits-Ochsen, Schafe, manchmal Ziegen, Schweine, Hühner, Enten, Gänse, Eier, Fische, das Futter für alle Tiere, Dünger, Holz als Baumaterialien für die Gebäude und zum kochen und heizen, Milch, Käse, Butter, Honig, Gemüse, Obst, Blumen, Flachs und Wolle für die Kleidung und zusätzlich Handelswaren wie beispielsweise Tabak, Brandwein, Hopfen, Gerberlohe, Vieh ... um Geld einzunehmen.

Diese "neuen Landwirthe" haben ohne Technik und Chemie, allerdings mit einem großem theoretischem und praktischem Wissen, nach vielen Versuchen, Siegen und Niederlagen und einem regen Gedankenaustausch untereinander ein Gleichgewicht beispielsweise der Stoffkreisläufe auf ihren Höfen geschaffen, von dem wir heute nur träumen können.
Diese Höfe "verfügten zwangsläufig" und unabhängig von der Größe des Hofs über ein genau ausbalanciertes Gleichgewicht von Wäldern, Hecken, Wiesen-, Weiden-, Garten-, Wasser-, Hof-, und Ackerflächen, die alle bewusst oder unbewusst in das Gesamtsystem integriert waren.
Teiche beispielsweise dienten nicht nur als Lebensraum zahlreicher Insekten, Wasser-Reservoir für trockene Perioden und der Fischzucht (in manchen Landstrichen wurden hauptsächlich Schafköttel mit Ton oder Lehm umhüllt als Fischfutter verwendet), sondern gleichzeitig auch als Viehtränke, Lieferant für hochwertigen Dünger (Teichschlamm oder Grabenaushub wurden regelmäßig entnommen, sorgfältig getrocknet und mit anderen Komponenten und verkompostiertem Stallmist gemischt auf die Wiesen und Äcker ausgebracht) und als Freibad für Schweine, die nach der Hut im Wald oder auf der Weide täglich "gewässert" wurden, bevor sie "sauber" in ihren Stall durften.
Joel Salatin hat einige dieser "alten" Erfahrungen aufgegriffen, neu interpretiert und die aktuell lukrativsten Teilbereiche ganzheitlicher Landwirtschaft herausgezogen und auch wirtschaftlich erfolgreich umgesetzt.
Ich denke, dass eine tatsächlich ganzheitliche Landwirtschaft, unterstützt durch die Möglichkeiten leichter Technik, nicht nur sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich und in Deutschland umsetzbar ist.
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Wildmohn

Re: Joel Salatin

#75

Beitrag von Wildmohn » Fr 18. Mär 2016, 12:09

henmen hat geschrieben: Joel Salatin hat einige dieser "alten" Erfahrungen aufgegriffen, neu interpretiert und die aktuell lukrativsten Teilbereiche ganzheitlicher Landwirtschaft herausgezogen und auch wirtschaftlich erfolgreich umgesetzt.
Ich denke, dass eine tatsächlich ganzheitliche Landwirtschaft, unterstützt durch die Möglichkeiten leichter Technik, nicht nur sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich und in Deutschland umsetzbar ist.
Die ganzheitliche Landwirtschaft wird sich meiner Meinung nach leider nicht durchsetzen können. Da bin ich absoluter Pessimist. Es wäre schon ein Erfolg, wenn die Anbauflächen in der ökologischen Lanwirtschaft bedeutend zunehmen würden, indem diese Wirtschaftweise politisch und finanziell mehr unterstüzt werden würde.
Woher nimmst Du den Optimismus bzgl. der Umsetzbarkeit der ganzheitlichen Landwirtschaft in D., zumal der Begriff "Permakultur" für die meisten (noch) ein Begriff mit 7 Siegeln ist?

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Re: Joel Salatin

#76

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 18. Mär 2016, 13:38

die politische und finanzielle unterstützung ist erst der zweite schritt, wobei die finanzielle so und so schon vorhanden ist, die wird ja der konvi-LW genauso gewährt.

davor kommt erstmal der konsument und die beziehung konsument/bauer und die ausbildungsmöglichkeiten für den bäuerlichen nachwuchs. das kann man sich schön im nicht so weit entfernten Ö ansehen - wir sind in prozenten immer noch weltweit die nummer 1 im bioanbau, bei uns ist laut lebensministerium jeder 6. bauer bio (plus die, die in der langen umstellungsphase sind und sich noch nicht bio nennen dürfen plus die ökos, die auf alle label pfeifen) und unsere boku geniesst einen spitzenruf und ist ganz weit oben unter den führenden unis der welt.

die fast 20% bio+öko-bauern entstanden nicht weil die politik das so wollte, sondern weil die konsumenten das kaufen (wollen, laut neuester AMA-aussage ist die nachfrage immer noch höher als das angebot). die politik ist erst in den letzten paar jahren auf diesen zug aufgesprungen und hat sich 'nachhaltig' erst auf die fahnen geheftet, als das überall schon gang und gäbe war.

-> man muss nicht auf die politik warten, die kommt dann schon nachgedackelt. jeder einzelne hats in der hand.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Manfred

Re: Joel Salatin

#77

Beitrag von Manfred » Fr 18. Mär 2016, 13:49

Naja. Die Politik hat schon großen Einfluss.
Der aktuelle "Bioboom" in Bayern z.B.
Die Staatsregierung hat einfach fast alle anderen Grünland-Programme gestrichen, die bisher im großen Umfang genutzt wurden. Schnittzeitpunkt, Grünlandextensivierung etc.
Weil viele Grünlandbetriebe ohne diese Prämien nicht existenzfähig sind, steigen sie auf bio um. An der Bewirtschaftung der Flächen ändern das kaum etwas. Die wurden vorher schon nicht mineralisch gedüngt und nicht gespritzt.
Aber die bisherige Flexibilität bei der Tierhaltung geht verloren. So konnten sie halt die vorhandenen Gebäude ohne große Umbauten nutzen, ihre Tiere konventionell verkaufen und die Flächen bio bewirtschaften. Jetzt müssen sie auch an die Tierhaltung dran, zumindest wenn sie nicht nach 2 Jahren, als zum Ende der Umstellungsfrist, eh das Handtuch werfen wollen, was ja mit den neuen Kulap-Regeln ohne Rückzahlungen möglich ist.

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Re: Joel Salatin

#78

Beitrag von kraut_ruebe » Fr 18. Mär 2016, 14:20

kann sein, dass die politik bei euch auf alles mögliche und unmögliche mehr einfluss hat als bei uns. weiss der geier, warum.

zahlen sind bei uns seit 1990 veröffentlicht, von damals bis heute haben die förderprogramme mehrfach und sinnvoll/sinnbefreit gewechselt, die bio-entwicklung ist trotzdem (und trotz bauernsterben und gesamtrückgang der bewirtschafteten flächen) ziemlich stabil.

war zuerst der einfluss oder zuerst die beeinflussbarkeit ist vermutlich die selbe frage wie ob zuerst die henne da war oder das ei; und mir nie angenehm zu diskutieren, weil in mir nirgends ein tiefes verständnis dafür zu finden ist, warum (__ausnahmebestätigtes pauschalurteil__) in D so viel 'von oben' gebraucht wird um einfach zu machen.
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Re: Joel Salatin

#79

Beitrag von henmen » Fr 18. Mär 2016, 14:33

Hallo Wildmohn,

für mich hat die industrielle Landwirtschaft bereits ihr wirtschaftliches Endstadium in Deutschland erreicht. Spezialisierte Ferkelerzeuger beispielsweise verlieren aktuell durchschnittlich und trotz Subventionen 75.000 Euro pro Jahr und je größer sie sind und je mehr sie produzieren, um so höher fallen diese Verluste aus. Ähnliches kann man über Milchviehhalter und viele weitere Spezialisten berichten. Neu ist, dass die Meinungsmacher des Wachsens oder Weichens, langsam selbst begreifen das ihr System nicht mehr funktioniert und leise und langsam anfangen, über ihre Medien die Möglichkeiten einer noch vor kurzem undenkbaren Aufgabe der Landwirtschaft als gangbaren Weg für den ein oder anderen Landwirt auszuschmücken. Auch vor diesem Hintergrund und dem absehbarem Ende der Biogasblase, wächst die Zahl der kompletten Hofverkäufe in den letzten Monaten sprunghaft an und löst damit die Goldgräberstimmung der Verpachtungen zu Fantasiepreisen der letzten Jahre ab.
Die wachsenden Aktivitäten von JBS-Food, Tyson, Smithfield & Co. auch in Europa, machen zudem den Handel inzwischen nahezu vollständig unabhängig vom Bezug einheimischer pflanzlicher oder tierischer Massenwaren, auf die sich leider 90% aller deutschen Landwirte spezialisiert haben. Und dieser Handel zeigt den Landwirten gerade in diesen Tagen sehr drastisch welche Zukunft (und noch weitaus verschärfter bei der Umsetzung von TTIP) ihnen wirtschaftlich bevorsteht.

Ich arbeite in den letzten vier Jahren ausschließlich an den Grundpfeilern einer neuen Landwirtschaft, die der Jetzigen folgen könnte.

Gruß Werner
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Wildmohn

Re: Joel Salatin

#80

Beitrag von Wildmohn » Fr 18. Mär 2016, 20:59

@hemmen
Das ist ja von Gedanken her wie mit der Bankenkrise 2007/8, die Blase platzte und den Banken wurden Milliarden in den Allerwertesten geschoben. In der Agararpolititik sehe ich es ähnlich. Die Strukturen sind so festgefahren, die Agrarmultis besitzen so viel Macht , dass die Politik nach deren Vorgaben tanzt und nicht den Ansatz von nachhaltiger Landwirtschaft fördern will und kann, da die Interessen, die Macht und das Geld bei Firmen wie Monsanto, Großagrarbetriebe und Nestle liegen.
Deine Worte in Gottes Ohr, ich würde mich sehr freuen, wenn es so käme, wie Du es beschrieben hast.

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