Der rot geschriebene Satz wird jeder Biologe so stehen lassen. Es ist bekannt, dass bei mehrzelligen Lebewesen mit Zelldifferenzierung jede Zelle das gesamte Genom hat und die Differenzieung z.B. in eine Leberzelle oder ein Gehinganglion durch gezielte Abschaltung der dafür nicht beötigten genetischen Infomation zu Stande kommt. Dazu muss die Zelle natürlich "wissen", wo im zukünftigen Organismus sie sich befindet und wie man sich an dieser Stelle mit dieser Funktion zu benehmen hat. Das hat mit Esoterik gar nichts zu tun.
Tiere und Pflanzen unterscheiden sich hier im wesentlichen dadurch. dass bei Pflanzen die Differenzierung rückgängig gemacht werden kann, d.h. an einem Spross können z.B. wieder Wurzeln gebildet werden. Aber auch dort muss eine Zelle wissen, wo sie such befindet. Dies ist leicht durch Experimente zu zeigen: Entspitzt man z.B. eine Fichte, so werden sich einer oder mehrere Seitenäste aufrichten und die Gipfelfunktion übernehmen. Die Knospen der Seitenäste "wissen" also, dass sie Seitenknospen sind, solange ein Gipfel da ist.
Das Ganze geht so weit, dass auch das Wachstum benachbarter Organe derart aufeinander abgestimmt ist, dass übergeordnete Strukturen möglich werden. Das Fellmuster einer getigerten Katze entsteht dadurch, dass benachbarte Haarbildungsgewebe in aufeinander abgestimmter zeitlicher Abfolge unterschiedliche Farbstoffe einlagern. Für die Zellen selbst macht das keinen Sinn, für das einzelne Haar auch noch nicht, für das Tier als Ganzes ist es überlebenswichtig.
Ebenso funktioniert nur mit Zellkommunikation gezieltes Wachstum, etwa wenn sich ein Spross dem Licht zuwendet. Der Prozess macht fü den Spross Sinn, für die beteiligten Zellen nicht und wenn es keine übergeordnete Choreografie gäbe, würde das alles nicht funktionieren.
Der Hauptunterschied zu Quorum besteht darin, dass diese Signale und gezielten Genaktivierungen von Einzelzellen der Differenzierung eines einzigen Organismus dienen, der sich als Ganzes in der Umwelt behaupten muss. Bei Quorum ist es "nur" Interaktion von sonst unabhängigen, einzeln lebensfähigen Individuen. Ob Quorum von Einzellern eine Differenzierung zu mehrzelligen Organismen ermöglicht hat, ist damit weder widerlegt noch bewiesen, denn Kommunikation zwischen Zellen ist eine unbedingt notwendige Fähigkeit der Zellen mehrzelliger Lebewesen. Differenzierung ohne Organisation würde bloss nur ungeregelte Zellhaufen hervorbringen können, die als Ganzes nichts leisten. Krebs ist ja gerade die typische Erkrankung, wenn sich einzelne Zellen nicht dem Gesamten unterordnen. Organisation ohne Differenzierung wiederum könnte keine Lebewesen mit unterscheidbaren Zelltypen hervorbringen, also keine Tiere oder Pflanzen mit Organen.
Anders gesagt, mehrzellige Lebewesen zeichnen sich eben dadurch aus, dass die Einzelzellen sich durch Differenzierung einem Gesamtorganismus unterordnen und dabei ihre Überlebensfähigkeit als Einzelzellen verlieren. Ohne Interaktion von Zellen sind mehrzellige Lebewesen undenkbar und man kann deshalb nicht die Tatsache der Interaktion als Erklärung benutzen. Genauso kann man nicht die Tatsache, dass eine Pflanze nicht ausgestorben ist, als Beweis für ihre Lebenstüchtigkeit hernehmen. Man kann schon, aber es erklärt nichts. Differenzierung ohne Kommunikation ist unmöglich, denn die einzelne Zelle muss von aussen erfahren, was sie tun und werden soll, damit ein funktionierendes Ganzes entsteht.
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Entwicklungsbiologie
Über Düngung und Pflanzenschutz werden auch starke chemische Reize gesetzt. Erfolgt das stets neutral und folgenlos zu althergebrachten Lebensprozessen?
Natürlich nicht. Das ist wie bei Medikamenten: solange die positiven Auswirkungen überwiegen, wird es verwendet. Pflanzenschutzmittel beispielweise werden nur eingesetzt, um die Wahrscheinlichkeit einer besseren oder sichereren Ernte zu erhöhen, mit der Nebenbedingung, die Kollateralschäden an Konsument und Umwelt erträglich zu halten. Düngen wird keiner so, dass es folgenlos für den Stoffwechsel der Pflanze bleibt, denn der Zweck ist ja Wachstumsförderung.
Das ist nicht a priori schlecht - ohne jede Düngung würden die Ernten nicht ausreichen, um alle Menschen zu ernähren. Ob eine Getreidepflanze es toll findet, gemäht, gedroschen, gemahlen und gebacken zu werden, ist eine andere Frage. Da unsere Physiologie uns zwingt, uns von anderen Lebewesen zu ernähren, sind wir durch unsere blosse Existenz gezwungen, in die Lebensprozesse unserer Nahrungspflanzen (und Tiere) einzugreifen. Das ist keine Erfindung entfremdeter Zivilisationsmenschen, das läuft so seit es Tiere gibt.