Quorum Sensing und Komposttees 3

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emil17
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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#141

Beitrag von emil17 » Sa 13. Apr 2024, 22:52

Eberhard hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2024, 15:56
Es bedarf einer bemerkenswerten Konsequenz, sich beständig Augen und Ohren zuzuhalten und sich trotzdem als allsehender Experte zu sehen und von Seriösität zu dozieren.
Gabe Brown siehe oben hat 5.000 Acres, das sind wohl 2.023 ha und damit etwas mehr als 200 m².
Die 200 m2 hast du.
Auf der Webseite von Gabe Brown beeindruckt, dass er einfach nur sagt, was er warum macht, was er warum für richtig hält, und niemanden beleidigt.
Eberhard hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2024, 15:56
Wirf bitte niemandem vor, lokal etwas klüger zu handeln.
Warum du dauernd alles als Vorwurf empfindest, was bloss ein Gegenargument sein will, weisst hoffentlich Du selbst. Üblicherweise reagieren religiöse Fanatiker so, wenn man es wagt, ihnen irgend etwas nicht einfach zu glauben oder nicht in dem Licht zu sehen, in dem sie es selbst darstellen.
Wo habe ich denn behauptet, Urin als Düngung sei unklug? Ich behaupte, und begründe mit Zahlen, dass die meisten der Hausgartenmethoden nicht auf Betriebe anwendbar sind, die Dutzende Hektar oder mehr haben. Damit ist nichts gegen diese Methoden im Kleingarten gesagt.
Eberhard hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2024, 15:56
Tiere gibt es dann auch noch ...
An solchen Bemerkungen erkennt man den wahren Experten?
Eberhard hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2024, 12:36
Als einfach denkender Geist lehne ich mich an übersichtliche Leitlinien
Für mich sind das z.B. Nährstoffbilanzen.
Eberhard hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2024, 12:36
Es gibt Erkenntnisse, dass Pflanzen "wissen". was sie benötigen, und steuern können, was sie aufnehmen und vom umgebenden Bionom anfordern (wenn man sie in dieser Lage leben lässt). Wenn also die Vorratskammer ausreichend gefüllt ist, kann sich die freie und "intelligente" Pflanze selber angemessen bedienen. Das wird wiederum nicht zwingend auf Maximierung eines Ertrages hinauslaufen, aber doch auf gute Erträge.
Ich sehe also eine Verschiebung von zeitlich abgestimmter bedarfsgerechter Düngung zu einer kontinuierlichen Eigenversorgung.

Das ist alles Grundstoff in der Pflanzenphysiologie und zwar spannend, aber überhaupt nicht neu. Da kann man mit ganz wenig Nachdenken selbst drauf kommen. Sonst wäre eine Pflanze ja nichts anderes als ein Schwamm, der alles aufsaugt was da ist. Es gibt übrigens eine Gruppe von Herbiziden, die diese Selektivität aufhebt, so dass sich die Pflanzen zu Tode wachsen.
Was nun die Erträge anbetrifft, so tritt, wenn der Mensch nicht dreinpfuscht, eine Vegetation auf, die an die herrschenden Verhältnisse optimal angepasst ist, also auch mit der jeweiligen Nährstoffsituation am besten zurechtkommt. Trocken- und Magerzeigerpflanzen werden ja deshalb so genannt - weil sie dann eben konkurrenzfähig sind.
Da ist dann Einklang und Harmonie, alle Kreisläiufe sind geschlossen, nichts geht verloren. Das Ganze hat nur einen Nachteil: Das meiste davon kann man nicht essen. Deshalb hat man Kulturpflanzen gezüchtet, deren Wachstumsziel oder, wie du es nennst, "Intelligenz", besser mit dem übereinstimmt, was wir von den Pflanzen möchten, als dies bei Wildpflanzen der Fall ist. Es ist nämlich durchaus nicht im Interesse einer Wildpflanze, grosse saftige wohlschmeckende Blätter zu haben. Deshalb braucht es Gärten und Äcker, und deshalb hilft man mit Düngen oder Bodenverbesserung und Giessen nach, damit das wächst, was uns am meisten nützt. Kulturpflanzen sind in freier Natur hilflos - das ist der Preis für hohe Erträge an essbarer Biomasse - und man muss sie deshalb dauernd vor Frassfeinden und Unkraut schützen. Das spricht nicht gegen Böden mit guter und dauernder Nährstoffverfügbarkeit, nur hätte man dort ohne dauerndes Eingreifen sehr schnell eine für uns nutzlose Vegetation.
Guckst du Neolithische Revolution.
Eine nochmalige gewaltige Steigerung der Erträge pro Fläche und Arbeitsaufwand erreichte dann die Industrialiserung.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Eberhard
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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#142

Beitrag von Eberhard » Sa 13. Apr 2024, 23:07

Ui, eine Zahl. Die steht jetzt da so im Raum.
Ja, das mit dem Lesen ist ein zweischneidiges Schwert.
Wenn der Urin täglich anfällt, könnte er auch täglich ausgebracht werden, im Kleinbereich immer möglich. Stickstoff-Form: Harnstoff organisch. Wenn Du begleitend Fermentierung von Urin wahrgenommen hast, die die Urease und damit den Zerfall des Harnstoffs stoppt: Lagerfähigkeit ist gegeben. Professionelle Anbieter würden dann noch zum Handling größerer Massen Wasser entziehen. Technisch kein großes Problem, die Genehmigungsverfahren dann schon. Da gibt es Startups mit Akademikern, die da kämpfen.
wenn du viel organische Masse einbringst, braucht die ebenfalls was zum verrotten
Pauschale und ungenaue Aussage: Wenn man frischen Rasenschnitt als Flächenrotte einbringt, bringt der sehr viel eigenen Stickstoff mit, so das man man eher aufpassen und verhindern muss, dass da kein Faulen eintritt => durch Mischen strecken, zeitversetzt verlängert ausbringen, Rottelenker einsetzen.
Ein weitgehend durchgerotteter Kompost hat seine wichtigen Phasen mit C/N-Verhältnis schon hinter sich. Stroh oder Laub für sich sind bei mir zu windgefährdet und verleiten Amseln zu ungewünschter Hochaktivität.

Also was ist "organische Masse", die kritisch wäre? Mein ehemaliger Holzkompost (Kubikmeter von Fichtenreisig im mittleren zweistelligen Bereich) hat bereits auf dem Haufen viel Stickstoff und Mineralien und viel Zeit bekommen. Der Rest davon ist brauchbare Anzuchterde geworden.
uns dann vorwerfen dass wir eh nicht wissen was wir tun...
Diesen Eindruck hast Du, wenn ich womöglich von etwas anderem erzähle als dem, was Ihr auf der Landwirtschaftsschule gelernt habt und zum guten fachlichen Wissen zählt?
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#143

Beitrag von Eberhard » Sa 13. Apr 2024, 23:25

Tier-"Experten": Auch von Tieren wurde Jauche gesammelt, heutzutage Gülle, was schon deutlich etwas anderes ist. Da soll es lokal Verteilungsprobleme geben und eine Börse, die sich darum kümmert.
Für mich sind das z.B. Nährstoffbilanzen.
Dein Blaukorn streust Du nach vorgelegter Nährstoffbilanz aus?

@emil17: Wenn ich Deinen Beitrag verstehe und zusammenfasse, ist alles gut so und kann so bleiben und wird so bleiben, und Du bist glücklich darüber. Dann lehn Dich doch entspannt zurück. Deine Meinung wurde oft genug wahrgenommen, die Zustimmung, die Dir zufliegt, muss tausendfach sein.
Deshalb braucht es Gärten und Äcker, und deshalb hilft man mit Düngen oder Bodenverbesserung und Giessen nach, damit das wächst, was uns am meisten nützt.
Das ist schon klar, dass neue Bedingungen geschaffen werden mit einem neuen Gleichgewicht. Die kleine Frage ist dann, ob man weiter mit der Natur arbeitet oder diese in Stress versetzt.
Was mancher unter Verbesserung versteht, kann sich als großes Problem herausstellen. Die Vergangenheit hat dazu viele Beispiele.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#144

Beitrag von emil17 » So 14. Apr 2024, 09:34

Die Frage ist, wo man den Kompromiss zwischen „mit der Natur“ - bitte nicht stören - und „Ertrag um jeden Preis“ - kurzfristige Rendite über alles - legt. Dazu muss man erst mal die Vorteile jeder Methode würdigen und die Nachteile nicht kleinreden.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#145

Beitrag von Eberhard » So 14. Apr 2024, 10:01

Wenn man über Methoden und Varianten diskutieren und diese vergleichen will, muss man erst einmal zulassen und anerkennen, dass es mehr als das eigene Tun gibt. Diese anderen Varianten sollten dann eine gleiche Aufmerksamkeit und Intensität an Beschäftigung und Forschung bekommen, um zu einer wirklichen Vergleichbarkeit zu kommen - was aber aktuell in Widerspruch zu ureigenen Interessen des agrochemischen Komplexes stehen dürfte.

Ein kleiner Auswuchs dazu: Warum ist Brennesseljauche in Frankreich verboten?
Hier wirkt(e) schlicht die Bürokratie: Die Wirkungen von Brennesseljauche sind nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht und dokumentiert. Davon leitet man dann ab, dass man keine Marktzulassung erteilen kann und also das ganze verbieten und verfolgen muss.
Auf der anderen Seite gibt es Pestizide, die man nur unter Vollschutz und größter Vorsicht in nur geringen Mengen wegen der Giftigkeit ausbringen darf und kann, diese haben aber die geforderten Untersuchungen und Unterlagen vorliegen und erhalten deshalb Marktzulassung.
Wer macht jetzt das Geld locker, um die Wirksamkeit und Unschädlichkeit eines jahrhundertelang bewährten Mittels auch vor der Bürokratie ausreichend nachzuweisen und damit die "Marktzulassung" nachholen zu können?

Um mal die Umgebung zu wechseln: E-Autos sind keine Erfindung von heute, sondern der E-Antrieb war schon bei ersten Autos praxistauglich eingesetzt. Allerdings haben sich Verbrenner aus gegebenen Vorteilen durchgesetzt und eine Menge bewegt. Woher kommt der Drang und die Überzeugung, dass E-Autos wieder eine Alternative sein können und sollen?
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#146

Beitrag von Rohana » So 14. Apr 2024, 10:12

Wenn Eberhard mit seinen Anbaumethoden aus 2000qm seine kompletten Nahrungsmittel, Bekleidungsrohstoffe, Energie- und NaWaRo-Ausgangsstoffanteil beziehen kann, gilt ihm mein vollster Respekt.
In allen anderen Fällen wäre es vielleicht an der Zeit einzusehen dass nicht alles was im Hausgarten toll und easy ist, auch auf grossen Masstäben unbedingt funktioniert, die eben ein Minimum an Ertrag bringen MÜSSEN. Wir können im laufenden Betrieb keine Experimente mit hohem Risiko machen oder solche, wo man mit Sachkunde und gesundem Menschenverstand schon absehen kann dass es nicht zum gewünschten Ergebnis führt... dafür sind die Forschungsanstalten da, die können sich da in aller Ruhe ausbreiten weil ihre Finanzierung und ihre Ernährung (!) abgesichert ist.

Und: Dinge die funktionieren erkennt man daran dass sie sich verbreiten und überall anwendbar sind, nicht nur bei Gurus. Man braucht keine teuren Seminare und kein Geheimwissen.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#147

Beitrag von Eberhard » So 14. Apr 2024, 10:28

im Hausgarten toll und easy
Das liest sich wie eine Gartenmarkt-Werbung.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#148

Beitrag von Nordhang » So 14. Apr 2024, 16:35

Solche Aussagen führen meist nicht zu mehr Glaubwürdigkeit. Diese sind aber nützlich ein Gegenüber zu ermüden. Ich empfehle bei dieser Ausdauer, Anhänger und Gelder um sich zu scharen und einen Professionellen Versuch zu starten, um Teile der Welt zu überzeugen. Sollte das Konzept für Privatmenschen und oder Profis Nutzen bringen dürfen nach spätestens 10 Jahren einige Menschen durch Seminare und Bücher ein Auskommen haben. So wäre die Saat ausgebracht für eine Veränderung! Ich bin dan mal im Garten.

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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#149

Beitrag von Rohana » So 14. Apr 2024, 17:29

Naja das ist doch der Punkt. Wir verdienen unser Geld damit die Erzeugnisse unserer Landwirtschaft zu verkaufen, nicht mit Seminaren über revolutionäre Methode X.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Eberhard
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Re: Quorum Sensing und Komposttees 3

#150

Beitrag von Eberhard » So 14. Apr 2024, 18:27

Rohana hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2024, 19:48
Wer von den Anwesenden arbeitet schon mit Kunstdünger und "Pestiziden" im Garten? Du bist absolut nix besonderes
Worin liegt der Vorwurf an meinen(?) Anbaumethoden? Schließt sich die Autorin mit anderen nun ein oder aus? Weiß sie, was sie sagen will?
Komposthaufen, Mischkultur, Fruchtfolge, Gründüngung & Co. habe ich nicht erfunden und bin auch nicht der Einzige in der Anwendung.

Ich bin mir unschlüssig über die Generalaussage in dieser ewigen Gegen-Diskussion.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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