Heumulch und Heumilch

Moderator: kraut_ruebe

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emil17
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Re: Heumilch

#21

Beitrag von emil17 » Di 15. Okt 2019, 07:35

Eben diese Kleinlandwirte haben das geschaffen und erhalten, worauf die Bauern zu Recht stolz sind: eine arten- und strukturreiche Landschaft, die tatsächlich unabhängig von Importen etwas produziert und nicht sofort kollabiert, wenn mit dem Aussenhandel des Landes irgend etwas harzt.
Natürlich ist Handarbeit ein Preis dafür ... aber wenn die Kids (oder die Alten) heute ganze Nachmittage vor der Spielkonsole oder im Chat am Internet abhängen, sind sie nicht besser drauf als wenn sie mal beim Gras aufnehmen helfen mussten.
Beim Heu von krautreicher Wiese ist schon das Problem, dass viel zerbröselt und dann gar nicht mehr vom Rechen erwischt wird. Dass man auf Heuwiese deshalb einen hohen Grasanteil anstrebt, kann ich verstehen. Aber das Schnittgut nass abzufahren und künstlich zu trocknen, darauf muss man erst mal kommen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Rohana
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Re: Heumulch und Heumilch

#22

Beitrag von Rohana » Di 15. Okt 2019, 07:44

Teetrinkerin hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 06:54
Bei uns bekamen die Kühe im Winter Heu, Silagegras (allerdings bei weitem nicht die Mengen, wie heute gefüttert werden), etwas Schrot (Weizen, Hafer, Gerste) und Futterrüben (die meisten haben sie so gefressen, für ein oder zwei Kühe mussten wir sie klein hacken). Später wurde aber von Futterrüben auf Mais umgestellt.
Ja, Rüben gab es hier auch als Winterfutter, bis Anfang der 70er. Erstklassiges Futter wäre das durchaus heute noch! Allerdings war der Rübenanbau mit so viel Handarbeit und Anstrengung verbunden, dass der Mais dagegen eine Wohltat ist, weil maschinenfähig auch in Klein(st)mengen. Wir haben heuer einige Wochen Frischmais verfüttern müssen weil die Silage vom letzten Jahr nicht gereicht hat bis zur neuen Ernte - mit dem "Maisprinz" Einreiher Maishäcksler und dem ältesten Trecker und Anhänger, Mini-Zeitreise in die 70er wo das noch Standard war...
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Re: Heumulch und Heumilch

#23

Beitrag von Teetrinkerin » Di 15. Okt 2019, 08:57

Ich weiß noch, wie anstrengend das ist. Ich habe als Kind noch bei der Rübenernte geholfen (gehackt hat glücklicherweise meine Oma). Rüben wurden bei uns bis Anfang 90er (oder Ende 80er?) angebaut. Die Rüben kamen dann immer über den Winter in den Rübenkeller unterm Stall. Leider gibt es den nicht mehr, das wäre sicher ein super Lager für Wintergemüse gewesen, wenn man die Lüftung verbessert hätte.

Mein Vater hat immer vorab schon Frischmais verfüttert (bei uns wurde bis zum Schluss immer mit dem Maishäcksler, der an den Traktor dran kam, gehäckselt). Bei uns war Silage (sowohl Gras als auch Mais) Winterfutter (Spätherbst, Winter und Frühjahr), im Sommer gab es Gras - normal oder auch teilweise Kleegras. Grassilage haben wir ganz lange noch traditionell in den Hochsilos gemacht.

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Re: Heumulch und Heumilch

#24

Beitrag von penelope » Di 15. Okt 2019, 09:03

Welche Grassorte auf einer Wiese vorherrscht kann wirklich einen großen Unterschied in der Futterqualität machen. Gräser werden genau so gezielt eingesetzt und gezüchtet, wie andere Nutzpflanzen auch. Das ist oft das Leid der Pferdehalter, die Weiden von Bauern pachten, die für Kühe einsähen.

Für Kühe, die viel Energie brauchen, wird vorwiegend Weidelgras genommen. Das ist besonders energiereicht. Das typische Freizeitpferd verfettet auf so einer Weide in der Regel in Nullkommanix. Gräser wie Rohrschwingel oder ähnliches mageres sind da geeigneter. Wenn man einfach nur "Gras" betrachtet, ist das ähnlich spezifisch wie allgemein Gemüse oder Getreide. Wie weit eine Kuh mit Weidegang bzw mit Heu auskommt, dürfte ganz erheblich von der Art der Weide abhängen und kann wahrscheinlich allgemein kaum zu beantworten sein.

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Re: Heumulch und Heumilch

#25

Beitrag von hobbygaertnerin » Di 15. Okt 2019, 09:29

Inzwischen fangen wieder Landwirte mit Weidehaltung (Kurzrasenweide)an- wer seinen Betrieb arrondiert liegen hat und auch von der Bodenbeschaffenheit her einigermaßene Bedingungen dafür hat- ist das bestimmt auch eine Möglichkeit. Allerdings sind auch noch ein paar andere Parameter zu berückschtigen- das Träumen von der guten alten Zet hilft da leider wenig.
Und wo heute die Leute herkommen sollen, die das Gras auf die Heinzen legen- das frag ich mich schon.
Wer seine ganzen Rinder mit Heu im Winter füttert- braucht eine Heutrockung- weil die Witterung nicht jedes Jahr dafür ideal ist.
In Hartkäsereigebieten war und ist das ein Thema- wenn da nicht ein höherer Milchpreis bezahlt würde, wäre das schon längst Geschichte.
Wir mächen unsere Streuobstwiese für unsere Kaninchen, hatte von einem Bekannten einen Ballen unter Dach getrocknetes heu geschenkt bekommen- unsere Langohren waren von da an- ziemlich lästig, sie wollten nur noch dieses feine Heu haben.
Aber zum Thema Heumulch-
vor vielen Jahren hatte ich die Hexe im Kreuz und niemand hatte Zeit mit meinen Garten umzugraben.
Hab auf dem Flohmarkt ein Buch von Ruth Stout- Mulch- gärtnern ohne Arbeit gefunden und hab das ausprobert.
Sie mulchte im Garten alles mit Heu- ich habe sehr viel gelernt, im Postiven wie im Negativen-
Kartoffeln werden mit Heumulch wirklich sehr schön, ich habe seit dieser Zeit meinen Garten nicht mehr umgegraben, höchstens eine Spatentiefe weggehoben, um Mist für Wärmepackung drunter zu legen.
Eines darf man allerdings bei der Heumulchmethode nicht übersehen, im Frühjahr erwärmt sich der Boden mit einer Heuschciht erst sehr spät und es wächst dann eben auch erst viel später.Heu, das bereits Samen liefet, macht einem im Garten richtige Freude :engel: , weil es da auch schön grün werden kann. Heumulch ist eine interessante Möglichkeit für den Hobbygaertner,
es wird aber für den grossflächigen Einsatz nicht das Wahre sein.

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Re: Heumilch

#26

Beitrag von Hildegard » Di 15. Okt 2019, 19:46

emil17 hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 07:35
Aber das Schnittgut nass abzufahren und künstlich zu trocknen, darauf muss man erst mal kommen.
Na, ganz nass wird es nicht heimgefahren, es wird einmal gewendet und angetrocknet...Mehr gibt oft auch die Wetterlage nicht her. :) ...daher bleiben die Blätter noch dran.
LG Hildegard
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Re: Heumulch und Heumilch

#27

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mi 16. Okt 2019, 07:19

Das Bergwiesenheu einer großen Tierartikelkette kommt aus Cuxhaven. Das wird auch getrocknet und dann in 20l Beuteln durch ganz Europa gefahren.
Gemacht wird was sich in € rechnet.

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Re: Heumulch und Heumilch

#28

Beitrag von Rohana » Mi 16. Okt 2019, 08:23

Für den Preis würden wir unser Heu auch verkaufen :dreh: hab letztens Bio-Dinkelstroh für 4,99 den 2kg Beutel gesehen. Verrückt.
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Re: Heumulch und Heumilch

#29

Beitrag von Hildegard » Fr 18. Okt 2019, 22:46

Spitzwegerichblätterals Kaninchenfutter Kg 12€ hab ich einer Bekannten mitnehmen müssen...hab fast einen Atemstillstand an der Kasse bekommen., denn sie lebt inmitten von Wiesen mit massenhaft Spitzwegerich! Sie war/ist sehr knapp bei Kasse, aber gesegnet mit viel freier Zeit! Hätte ihr den Vorschlag gemacht,dass mein Neffe (7) ihr gegen ein kleines Taschengeld die Blätter kübelweise pflückt, trocknen kann sie ja selber, aber darauf ging sie nicht ein. Die 12 € kann ich auch "in den Wind" schreiben. :grr: ..ist unter "Lehrgeld" zu verbuchen.
LG Hildegard
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Re: Heumulch und Heumilch

#30

Beitrag von Sonne » Fr 18. Okt 2019, 23:15

Puh - das finde ich jetzt aber ziemlich dreist von deiner Bekannten, @Hildegard.

Und die Preise vom Gartencenter sind sehr übertrieben. Egal ob Knabberstange oder Heu... Naja...wer sein Häschen liebt. Oder sein Meerschwein oder Hamster...

Mein Mann hat erst kürzlich einen Bericht über Heumilch gesehen. Soll ja viel bekömmlicher sein.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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