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Heumulch und Heumilch

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 07:50
von emil17
abgetrennt vom tiefenpflügen /mod k_r

Ich weiss jetzt grad nicht, obs hier her passt: Die bisher besten Kartoffeln habe ich auf einem kleinen Stück Land auf 1500 Meter über Meer gelegen. Da kommt immer im Herbst nach der Ernte eine 10 - 20 cm dicke Schicht altes Heu drauf und das geht so in den Winter.
Im Mai schiebt man die Mulchschicht, die durch den Schnee zusammengedrückt worden und samt der Erde darunter schön feucht ist ist, etwas auseinander und legt die Kartoffeln auf den Boden und deckt wieder zu.
Dann muss man gar nichts mehr machen bis zur Ernte. Nix anhäufeln, nix giessen, nix jäten, nix düngen. Man muss bloss darauf achten, dass die Mulchschicht nirgendwo zu dünn wird, weil das grüne Kartoffeln gibt.
Die Ernte geht auch ganz ohne Grabewerkzeug. Einfach das, was vom Mulchheu noch da ist, wegnehmen und die Kartoffeln einsammeln.
Das hat jetzt schon mehrere Jahre hintereinander am gleichen Ort funktioniert.

Re: Tiefenpflügen

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 10:07
von Rohana
Das wird so lange funktionieren bis die Bodenvorräte an Nährstoffen doch mal erschöpft sind. "Altes Heu" ist sicher guter Mulch, aber als Dünger nur begrenzt wirksam. Auf Dauer geht nicht mehr raus als rein.

Re: Tiefenpflügen

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 12:41
von emil17
Das ist mir auch bewusst, nur scheint Heu eben doch eine gewisse Nährstoffmenge zu haben. Kühe geben ja auch Milch, wenn sie im Winter vorwiegend mit Heu gefüttert werden. Der Boden unter den Kartoffeln war vorher jedenfalls mager, was man an den Pflanzen erkennen kann, die davor dort waren und jetzt noch daneben sind.
Das gleiche Verfahren habe ich anderswo auch schon mit Lärchenstreu mangels Heu versucht. Dort war sehr bald nichts mehr mit Ernten, auch wenn die Pflanzen ebenfalls gesund geblieben sind und gut ausgesehen haben.

Re: Tiefenpflügen

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 13:20
von Rohana
Kommt halt drauf an was für ein Heu das war, da gehen die Qualitäten von bis, aber nicht gegen unendlich. Das Heu für Heumilch ist ein Spezialprodukt, das hat mit dem luftgetrockneten "normalen" Heu fast nix zu tun... So ein Heu wie wir haben, spät gemähte Magerwiese mit vorwiegend Blümchen und Unkraut wie mein Mann es nennt, das ist wie Salzstangen - lecker, aber davon leben ist nicht so geil.

Re: Tiefenpflügen

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 13:29
von Benutzer 72 gelöscht
Rohana hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 13:20
Das Heu für Heumilch ist ein Spezialprodukt,


Was meinst du damit? ist dieses Heu vor allem Gras von einer (stark) gedüngten Wiese?
Rohana hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 13:20
das hat mit dem luftgetrockneten "normalen" Heu fast nix zu tun...
Bei uns "in der Blümchensteiermark" haben die Bauern früher einfach die Wiesen gemäht und das Heu auf den Heumandeln trocknen gelassen und jaaaa - die Kühe haben Milch gegeben.
Gedüngt worden sind die Wiesne nicht, der Dünger war für den Acker.

Re: Tiefenpflügen

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 15:41
von Rohana
"Früher" hat man von 12 Tieren am Tag 10-20l Milch gehabt... :aeh:
Heumilchkühe bekommen auch Kraftfutter, der Unterschied besteht im Grundfutter ;) Das gute "Heumilchheu" kommt aus der Trocknung: Das (qualitativ möglichst hochwertige, sprich junges (Klee)Gras) Mähgut wird noch feucht eingefahren und mit Warmluft getrocknet. Dadurch werden Bröckelverluste vermieden, in Folge bleiben wertvolle Nährstoffe erhalten, ausserdem ist das Heu staubarm und vergleichsweise wenig mit Schimmelpilzen belastet. Nu frag aber nicht nach den Kosten dabei... :ohm:

Emil, wie gross ist dein Heukartoffelstück? Und wie lange reicht dein alter Heuvorrat noch?

Re: Tiefenpflügen

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 16:31
von Benutzer 4754 gelöscht
emil17 hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 07:50
Ich weiss jetzt grad nicht, obs hier her passt: Die bisher besten Kartoffeln habe ich auf einem kleinen Stück Land auf 1500 Meter über Meer gelegen. Da kommt immer im Herbst nach der Ernte eine 10 - 20 cm dicke Schicht altes Heu drauf und das geht so in den Winter.
Im Mai schiebt man die Mulchschicht, die durch den Schnee zusammengedrückt worden und samt der Erde darunter schön feucht ist ist, etwas auseinander und legt die Kartoffeln auf den Boden und deckt wieder zu.
Dann muss man gar nichts mehr machen bis zur Ernte. Nix anhäufeln, nix giessen, nix jäten, nix düngen. Man muss bloss darauf achten, dass die Mulchschicht nirgendwo zu dünn wird, weil das grüne Kartoffeln gibt.
Die Ernte geht auch ganz ohne Grabewerkzeug. Einfach das, was vom Mulchheu noch da ist, wegnehmen und die Kartoffeln einsammeln.
Das hat jetzt schon mehrere Jahre hintereinander am gleichen Ort funktioniert.
Wie war denn der Ertrag, Sortierung und die Qualität (nach Berliner Vereinbarung)?
Rohana hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 15:41
"Früher" hat man von 12 Tieren am Tag 10-20l Milch gehabt... :aeh:
Heumilchkühe bekommen auch Kraftfutter, der Unterschied besteht im Grundfutter ;) Das gute "Heumilchheu" kommt aus der Trocknung: Das (qualitativ möglichst hochwertige, sprich junges (Klee)Gras) Mähgut wird noch feucht eingefahren und mit Warmluft getrocknet. Dadurch werden Bröckelverluste vermieden, in Folge bleiben wertvolle Nährstoffe erhalten, ausserdem ist das Heu staubarm und vergleichsweise wenig mit Schimmelpilzen belastet. Nu frag aber nicht nach den Kosten dabei... :ohm:
https://www.youtube.com/watch?v=2ghyFEZYw60
Tja, das ging 2 Jahre gut dann kam die Ölkrise... Aber die Futterqualität des Trockenfutters aus maschineller Trockung ist heute immer noch überragend,
nur wirtschaftlich ist es für normale Betriebe nicht aber deshalb geht man ja in der Nische den Weg und zieht mit "Heumilch" den leuten das Geld aus der Tasche.
Wo bei eine Fütterung nur mit Heu und Trockengut für eine heutige Milchkuh nicht Tiergerecht ist.
https://www.youtube.com/watch?v=rrGy7XQ-5ak
Hier wird das Gras mit fossilem Erdgas getrocknet.

Re: Tiefenpflügen

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 16:53
von emil17
Also, die Fläche sind etwa 10m2 (Quadratmeter, nicht Hektar) - mehr geht dort wegen Hanglage nicht.
Es geht ja auch darum, zu zeigen dass es überhaupt geht. Ich will damit keinem betriebswirtschaftlichen Berufsagronomen vormachen, wie man mit Kartoffeln Geld verdient.
Zum Heu: Das wird auch wieder so eine Geschichte. Wieso gibt es jetzt plötzlich Spezial-Heumilchheu, das mit viel Energieaufwand getrocknet werden muss, wo doch die Sonne die Arbeit umsonst macht?

Klar, man wird unabhängig vom Wetter.
Klar, Klee und anderes Blattzeug ist heikel, wenn feucht gemäht und es trocknet nicht rasch ab.
Klar, es gibt bei viel Kraut Bröckelverluste.

Dass einem in nassen Jahren eine Grastrocknerei aus einiger Verlegenheit helfen kann, ist das eine. Dass man das aber als Standard-Methode etabliert und ich als Konsument den Eindruck bekomme, das sei nun endlich einmal vernünftig produzierte Milch, das lässt mich fast schon wieder einen dicken Hals kriegen. Warum steht das nicht auf der Packung? Warum ist da eine glückliche Kuh drauf und nicht eine Grastrocknerei?
Gleichzeitig verzichtet man auf den Ertrag dieser Bergwiesen, weil solches Heu in eine Trocknerei zu fahren und dann wieder nach Hause, macht schon aus Gründen der Topographie keinen Sinn. Früher gabs überall Maiensässe, wo man eingeheut hat und dann im Winter mit den Tieren hingegangen ist und hat leerfressen lassen, weil die Tiere selber laufen, das Heu muss man tragen. Das haben die ganz alleine ohne Computer und Betriebswirtschafts-Consulting herausgefunden.

Zu meinem Heu:
Man (ich)mäht die Wiese so Ende Juni, Anfangs Juli, lasse das Zeug trocknen, nehme es auf, bringe es in die Scheune und verfüttere es im Winter den Tieren. Die Wiese ist eine Blümchenwiese und voll mit Faltern und anderem Krabbelzeug. Dass man davon nicht aus einer Holsteinerkuh pro Tag 50 Liter Milch ziehen kann, ist sogar mir klar.
Der Heuvorrat reicht solange ich Lust habe, dort Heu zu machen. Dieses Bergheu hat übrigens einen ganz hervorragenden Duft, weil viel Kälberkropf drinnen ist - die Karnickel sind ganz wild danach. Das Heu von einer Fettwiese, wo ein Bauer Futterbau macht und ich, nachdem der Selbstlader durch ist, das Liegengebliebene aufnehmen kann (da geht keiner mehr mit einem Grasrechen hinterher wie früher), fressen sie auch, aber nicht, wenn Bergheu da ist.
Was eine Berliner Vereinbarung ist, weiss ich nicht, bei uns werden die nach Grösse sortiert, aus den grössten gibts Kartffelgerichte wo man schälen muss, aus den mittleren Pellkartoffeln, aus den kleinen (Eigrösse abwärts) Raclette-Zugabe

Re: Tiefenpflügen

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 17:07
von Benutzer 72 gelöscht
Rohana hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 15:41
"Früher" hat man von 12 Tieren am Tag 10-20l Milch gehabt... :aeh:
äh :hmm: von 12 Tieren solltest du in etwa 95 Liter bekommen?
Woher nimmst du die Zahl ca. 1,5 Liter pro Kuh ?

(ein Kälbchen braucht 8 Liter pro Tag)

Unser Nachbar hatte damals nur eine Kuh - nicht artgerecht, ich weiß! Aber der hatte täglich eine große Blechkanne voll zum Liefern und noch eine für sich und zum unter der Hand verkaufen.

Re: Tiefenpflügen

Verfasst: Mo 14. Okt 2019, 17:26
von emil17
patates_web.jpg
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So sieht das aus, wenn man zur Ernte das bereits ziemlich verrottete Heu wegschiebt. Das Kartoffelkraut ist bereits völlig vertrocknet. Sorte weiss ich nicht, ausser dass es eine kommerzielle und zugelassene Sorte für die Schweiz ist.
Berlin ist mir zu weit, wir sortieren sie gleich auf dem Stückle :)