Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

Moderator: kraut_ruebe

Manfred

Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#1

Beitrag von Manfred » Do 2. Nov 2017, 09:11

Es gibt inzwischen diverse erfolgreiche Projekte in Europa und den USA, die auf großen Agrarflächen Altgrasstreifen / Käferbänke / Prairie strips für den Arten- und Bodenschutz einsetzen.
Diese Streifen stören die Bewirtschaftung kaum, weil sie in Abständen passend zu den eingesetzten Maschinenbreiten angelegt werden können.
Und sie bieten mehrfachen Nutzen:
Quer zum Hang angelegt bremsen sie ablaufendes Wasser und die in diesem Wasser abgespülten Nährstoffe und Bodenpartikel und lassen das Wasser durch die gute Durchwurzelung des Bodens versickern.
Die tief eingewurzelten Pflanzen neben Nährstoffe aus den unteren Schichten auf und bringen sie wieder nach oben.
Die Streifen dienen vielen Kleintierarten/Nützlingen als Deckung und Nahrung. Sie können dort überdauern und die neu bestellten Flächen schnell wieder besiedeln.
Die Streifen helfen Bodenbrütern ihre Reviere zu strukturieren und dienen als Einflugschneisen in die heute idR sehr dichten Feldfruchtbestände. Die Bodenbrüter brüten dabei fast nie in den Streifen selbst (weil diese regelmäßig vom Raubwild abgesucht werden), sondern laufen von dort mehrere Meter in den Feldfruchtbestand und bauen dort ihre Nester.
Wo es von den rechtlichen Voraussetzungen her möglich ist, können diese Streifen teilweise durch Mehreinnahmen aus der Niederwildjagd finanziert werden.

Einige Beispiele:
Das Prairie strips Projekt der Iowa State University:
https://www.news.iastate.edu/news/2017/ ... ips10years

Das Projekt von Jacques Hicter in Frankreich (Ton in Englisch)
https://www.youtube.com/watch?v=AxBACSg1rsU

Jäger legen Käferwälle (bisher kannte ich das unter dem Begriff Käferbänke) an:
http://www.outfox-world.de/im-revier/ja ... chtum.html

Wichtig wäre, dass bürokratische Hürden für solche Projekte aus dem Weg geräumt werden.
-Die Ackerstatus der Streifen müsste gesichert werden, auch wenn diese Länger als 5 Jahre an gleicher Stelle bestehen bleiben.
-Die Streifen müssten mind. so gefördert werden wie die angebaute Feldfrucht.
-Die Notwendigkeit, die Streifen für die Antragsstellung aus den Schlägen herauszumessen, sollte entfallen. Das Verursacht erheblichen Aufwand für die Betriebe und die Ämter.

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Re: Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#2

Beitrag von kraut_ruebe » Do 2. Nov 2017, 14:25

wie breit sollte denn so ein streifen sein, damit der auch der tierwelt freude macht?
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Manfred

Re: Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#3

Beitrag von Manfred » Do 2. Nov 2017, 15:02

Wenn ich sehe, was unter meinen Zäunen auf teilweise nur 30 cm breiten Streifen so alles kreucht und fleucht:
Es wird jede Nische, die du schaffst, von irgendwelchen Lebewesen angenommen.
Ich denke es wäre trotzdem besser, wenn die Streifen wenigstens 1 bis 2 m breit sind, damit sie auch größeren Tieren Unterschlupf und insgesamt bessere Deckung bieten.

Ich kenne Altgrasstreifen auch von Wiesenprojekten, wo bei der Mahd im jährlichen Wechsel irgendwelche Streifen stehen bleiben, damit die spätreifenden Pflanzen aussamen können, Insekten Platz zum Überwintern finden etc.

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Re: Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#4

Beitrag von kraut_ruebe » Do 2. Nov 2017, 16:59

meine sind so ca 1 meter breit. ausser dass sich die vögel extrem vermehrt haben, hab ich noch nix grösseres gesehen. die rebhuhnfamilie hat heuer alle 5 kindchens gross gekriegt, aber die leben in der brache oberhalb am waldrand und meine streifen sind ihnen egal.

vielleicht noch zu schmal oder zu jung? das eine oder andere tierchen hätt ich gerne angelockt. vielleicht sollte ich mehr stacheliges dazugeben :hmm:
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Manfred

Re: Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#5

Beitrag von Manfred » Do 2. Nov 2017, 18:18

Ich weiß nicht, wie bei dir die Landschaft aussieht, sie scheint aber schon einiges an Strukturen zu haben, so weit ich die Bilder erinnere?
Diese Streifen werden ja hauptsächlich auf großen, monotonen Flächen angelegt, um überhaupt erst wieder Struktur zu schaffen.

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Re: Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#6

Beitrag von kraut_ruebe » Do 2. Nov 2017, 19:17

bei mir ist das ein hektar hinterm haus, zwischen mais/soja-äckern. keine riesenflächen, ein paar hektar bearbeitete fläche links und rechts, darüber wald, darunter meine schafe und dann das dorf.

eigentlich ne schöne randzone, wo sich bissl was einfinden könnte, was auf den äckern regelmässig verscheucht wird.
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Re: Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#7

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 2. Nov 2017, 21:02

Das ist doch wohl vor allem für die Insekten wichtig? und nicht, dass das wenig wäre! :)
Und vielleicht auch zur Selbstaussaat diverser Wildkräuter/Gräser?
Früher haben die Bauern das bei uns gemacht, damit sich das Gras verjüngen kann (=durch Aussaat vermehren)

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Re: Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#8

Beitrag von osterheidi » Do 2. Nov 2017, 21:33

sollen diese streifen was bringen wenn der acker dazu mit totalherbizid behandelt wird?

Manfred

Re: Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#9

Beitrag von Manfred » Do 2. Nov 2017, 23:55

@osterheidi: Ja, natürlich bringen die auch was, wenn die Ackerfläche dazwischen abgespritzt wird. Wieso sollten sie das nicht?

@rübe:
Unbesehen ist dazu schlecht was zu sagen. Welche Tiere in welcher Zahl möchtest du denn anlocken?
Ein Hase und ein Rebhuhn auf 1 ha wären schon herausragend gute Bestände und sind nur mit intensiver Hege zu erreichen.

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Re: Mehrfachnutzen durch Altgrasstreifen / Prairie strips

#10

Beitrag von Rohana » Fr 3. Nov 2017, 07:55

Ich hab mich schon länger gefragt wie man diese riesigen Schläge im Osten irgendwie etwas freundlicher machen kann. Wird ja keiner auf die Idee kommen da Hecken einzuziehen und sich selbst das leben schwer zu machen.
Denke bei uns, wo es kaum was grösseres gibt als 2ha und eigentlich jedes Feld irgendwie einen "Steinriegel" oder "Hecke" hat, hat das nicht ganz so viel Effekt.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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