Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

Manfred

Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#1

Beitrag von Manfred » Sa 25. Jan 2014, 22:43

Ich lese gerade in "Restoration Agriculture", dass das die Defense Advanced Research Projects Agency (USA) feststellt hat, dass die amerikanische Haselnuss (Corylus americana) die mehrjährige Pflanze mit dem höchsten Ölertrag pro ha in ganz Nordamerika ist.
Die Kerne enthalten zwischen 50% und 75% Öl und typischer Weise knapp 15% Eiweiß.
Die trockenen Schalen haben etwa den doppelten Brennwert in Vergleich zu Holz und sollen sehr sauber verbrennen.
Der Presskuchen hat bis zu 30% Eiweiß und kann im Gegensatz zu Sojapresskuchen ohne Aufbereitung bedenkenlos verzehrt werden.

Eicheln erreichen zwar ähnliche Ölgehalte, haben aber durch ihre Neigung zu stark unregelmäßigen Erträgen (Stichwort Mastjahre)insgesamt einen geringeren Ertrag.

Ich muss wohl doch noch einige Versuche mit Haselnüssen machen. Die wuchern hier zwar wie blöd, aber ich habe noch keine Sorte gefunden, die hier anständig trägt. Ich kann immer nur einzelne Nüsse ernten...

Sabi(e)ne
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Re: Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 25. Jan 2014, 23:28

Nur mal eben aus dem Handgelenk: Nüsse sind meist verpartnert mit Bodenpilzen, was bedeutet, daß der pH-Wert passen muß, und ebenso die Wasserversorgung.
Bei mir klappte es bislang NIE mit der Befruchtung, aber die Pollen sind hier in Mengen unterwegs *nies*.
Ich meine, es ist lächerlich - ich wohne hier seit 10 Jahren, hab eine massive Haselwucherung auf 50 qm, aber noch nie auch nur eine Nuß hier gesehen. :motz:
Dafür könnte ich jedes Jahr etwa 10kg Ahornsamen einsammeln - von einem Baum....bloß schmecken die nicht.
Hat denn schon mal jemand Lambert-Nüsse im Garten gezogen?
Das sind wohl die, die industriell interessant sind, aber ich fürchte, die meisten kommen aus wärmeren Gegenden als bei uns.

Hier hat die Stadt auf 1km Baumhaseln als Straßenbäume gesetzt, aber diese Nüsse haben nur winzige Kerne und fallen in 3 von 5 Jahren total aus, außerdem sind die Schalen so hart, daß man sie meist beim Öffnen zerbröselt - sogar die islamische Neubaugemeinde sammelt die nicht mehr auf.
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Re: Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#3

Beitrag von Adjua » Sa 25. Jan 2014, 23:47

Bei uns wachsen die Haselnussbäume prächtig und zahlreich, aber die Nüsse fressen die Eichhörnchen. Was könnte man da tun?

Manfred

Re: Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#4

Beitrag von Manfred » Sa 25. Jan 2014, 23:54

@Sabine: Ich denke nach wie vor das ist ein Sortenproblem.
Von den ca. 400 Sorten sollen weltweit nur ca. 20 anbauwürdig sein.
Davon in unserem Klima vermutlich noch mal nur ein Bruchteil.

Hallsche Riesen und Gunslebert werden für spätfrostgefährdete, höhere Lagen empfohlen.
Dazu 10% Rote Zellernuss als Bestäuber.

Für mittelbrächtige Lagen Katalonski (LouisensZeller) und Webbs Preisnuss + Bestäuber.

Für Gunststandorte Corabel, Cosford, Webbs Preisnuss, Ennis, Butler, Katolonski + Bestäuber.

Das Problem ist aber auch, die passende Baumschule zu finden. Die meisten vermehren und haben schlechtes Ausgangsmaterial, weil der Ertrag im Hausgarten eh nicht interessiert...
Am besten wendet man sich wohl an einen der Anbauvereine, die es in D inzwischen gibt und lässt sich für seinen Standort beraten, inkl. passender Bestäubersorte.
Das werde ich auf jeden Fall machen, bevor ich wieder welche pflanze.
Meine blühen alle gut. Ich vermute, dass die Fruchtansätze wegen der jährlichen Spätfröste kaputt gehen.


http://www.aelf-fu.bayern.de/gartenbau/ ... rl_0_3.pdf
http://haselnuss-franken.de/wordpress/w ... rsdorf.pdf
http://www.aelf-fu.bayern.de/gartenbau/ ... rl_0_1.pdf
http://www.gauchs.ch/projekt_gauch_28_11_2012.pdf
http://www.haselnussanbauverein.de/

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Re: Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#5

Beitrag von ahora » So 26. Jan 2014, 06:00

Wir haben in Hessen rings ums Haus Haselnußsträucher und die tragen so gut wie jedes Jahr und einige tragen richtige gute Nüsse. Das Aufsammeln ist etwas mühselig, deswegen gehen die meisten Nüsse unter, und die Eichhörnchen und Haselmäuse freuen sich. Aber einen 10l Eimer gibt es in der Regel und sie schmecken unvergleichlich gut. Da wir jedoch einen riesen Walnussbaum auf dem Grundstück haben, sind wir mit Nüssen mehr als versorgt.

Sorten kann ich keine nennen, die meisten haben sich selbstausgesät und wir haben die ertragreichen, gut knackbaren, stehen gelassen. Mit Frösten hatten die nie Probleme, ich wußte garnicht, dass deren Blüte erfrieren kann, da sie doch in einer Zeit blühen, in der Fröste normal sind. - :aeh:

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Re: Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#6

Beitrag von kraut_ruebe » So 26. Jan 2014, 07:03

warum die rote zellernuss bloss als bestäuber? spricht was gegen die sorte?

ich hab ein paar von denen und die trugen letztes jahr gut, trotz ihrer jugend. und liefern ausreichend grosse früchte, es lohnt sich die zu knacken.
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Manfred

Re: Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#7

Beitrag von Manfred » So 26. Jan 2014, 11:57

@rübe: Die Empfehlung ist ja für kalte Lagen. Vermutlich ist die Rote da nicht ertragssicher oder nicht ertragsstark genug.

@alle:
In Oregon werden viele Haselnüsse angebaut. Hier eine Kostenauswertung von verschiedenen Standorten:

http://arec.oregonstate.edu/oaeb/files/pdf/EM8748-E.pdf

Die schreiben nach 12 Jahren von Vollertrag und geben im Mittel eine Erntemenge von 3000 Pound/Acre an.
Das wären umgerechnet 3360 kg pro ha.
Der Preis wird mit 70 $-Cent pro Pound angegeben. Das sind 1,60 Euro pro kg (in Schale).
Das Betriebsergebnis ist bei dem Preis aber nicht rosig...

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Re: Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#8

Beitrag von Ex-User » So 26. Jan 2014, 13:04

Hallo,

ich habe mehrere Exemplare der Preißnuß im Garten zu stehen und im letzten Jahr erstmalig Schaden durch den Haselbohrer gehabt. Dadurch habe ich nach einer resistenten Sorte gesucht und siehe da, habe sie hier:http://gateway.selltec.com/go/ahornblat ... B,9VG.html gefunden. Diese Sorte soll eine der letzten heimischen Waldhaselsorten sein - klar dass die resistent sein muss. Dafür schwer zu knacken.

MfG

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Re: Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#9

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » So 26. Jan 2014, 13:15

Auf dem Wochenmarkt kosten die Hasselnüsse knapp 8 € da sieht das mit dem Ertrag schon anders aus.Die meisten Nüsse auf dem Markt kommen aus Ungarn habe ich gesehen. Am liebsten würde ich ja Nüsse selber holen von einem Bauern aber so genau weis ich noch nicht wie ich das am besten Anfange weil mir die Kontakte fehlen. :aeh:
Ich hab zu Weihnachten einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt mit Äpfeln und Mandarinen das ist schon eingetütet.
Also wenn noch jemand einen kennt der neben einem wohnt der vielleicht aus Ungarn kommt gerne melden :) Ein paar Haselnüsse habe ich hier zwar auch stehen aber rein vom Gefühl her ist es hier zu feucht und zu kalt für Nüsse

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Little Joe
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Re: Die Haselnuss - Olive und Sojabohne des Nordens?

#10

Beitrag von Little Joe » So 26. Jan 2014, 15:19

Manfred hat geschrieben:Hallsche Riesen und Gunslebert werden für spätfrostgefährdete, höhere Lagen empfohlen.
Dazu 10% Rote Zellernuss als Bestäuber.
... ich hab im letzten Herbst die Hallsche Riesennuss an der Grundstücksgrenze gepflanzt. Dann werd ich wohl noch die Rote Zellernuss dazupflanzen. Die Haselnüsse, die schon hier waren, (k. A. welche Sorte) haben immer nur recht kleine Früchte und das Meiste holen die Eichhörnchen.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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