Eure Wälder?

Manfred

Re: Eure Wälder?

#21

Beitrag von Manfred » Sa 27. Aug 2016, 16:01

Diese Woche habe ich eine Erstdurchforstung durchführen lassen.
Das Waldstück hatte vor gut 30 Jahren ein Sturm komplett abgeräumt. Danach haben meine Großeltern und Eltern es gekauft und den Anflug aus Birken und Fichten einfach wachsen lassen. Gemacht wurde an der Fläche in der ganzen Zeit fast gar nichts, nur einzelne Birken als Zierbüsche für den Fronleichnamsumzug und zur Brennholznutzung entnommen.
Wegen der engstehenden, dünnen Fichten gab es in dem Zeitraum mehrere kleine Schneebrüche, die nicht beräumt wurden.
Die Fläche war teilweise so dicht bewachsen und von Schneebruch-Verhau verlegt, dass ein Begehen ohne viel Kletterei nicht möglich war.

Zielvorgabe für den Eingriff waren:
-Feinerschließung des Bestandes
-Entnahme der krummen Birken, um Platz für die Fichten und die belassenen besseren Birken zu machen
-Freistellung besserer Fichten
-Schwachholz unter 7 cm, Äste und fauliges/morsches Holz flächig im Bestand lassen, zur Humusbildung. Bei Bedarf umsägen und grob zerteilen, um den Bestand begehbar zu machen

Der Förster der Waldbauernvereinigung hat die besseren Birken und die geplanten Rückegassen markiert. Die Wege haben wir dem Bestand angepasst so geführt, dass mögl. wenig gute Bäume entnommen werden mussten.
Durchgeführt hat die Fällarbeiten nach Einweisung durch Förster eine örtliche Firma, welche ungarische Forstarbeiter einsetzt, die auf Akkord arbeiten.

Die besseren Fichten sollten nach dem ersten Durchforstungsvorgang (sobald der Bestand begehbar und die Birken, die im Fallen noch einige Fichten schädigen würden, gefällt wären) ausgewählt und freigestellt werden. Diese Maßnahme haben wir dann aber aufgeschoben, um den Bestand nicht zu sehr zu destabilisieren, weil bereits mehr Holz angefallen war als vorher geschätzt. Die Fläche soll jetzt erstmal 3 bis 5 Jahre Ruhe erhalten, und dann eine weitere Durchforstung erfolgen.

Die Kosten für das manuelle Fällen und Vorrücken bis an die Rückegassen betragen 16 Euro pro Raummeter.
Das Rücken an die Waldstraße und Sortieren durch einen Forwarder wird weitere 6 Euro pro Raummeter kosten.
Die Gesamtkosten betragen damit 16 Euro + 6 Euro + ca. 1 Euro für den Förster = 23 Euro pro Raummeter.

Es ist fast nur Brennholz angefallen. Beim Fichten-Brennholz wird der Erlös voraussichtlich knapp kostendeckend sein. Beim Schleifholz (das ist nur wenig) und Birken-Brennholz (der größte Anteil des geernteten Holzes) dürften ca. 10 Euro pro Raummeter übrig bleiben.

Hier einige Bilder, wie sich der Bestand direkt nach der Maßnahme präsentiert.
Auf den Rückegassen wurde gezielt so viel Astmaterial belassen, um den Boden zu schonen.

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Manfred

Re: Eure Wälder?

#22

Beitrag von Manfred » Mo 28. Nov 2016, 12:20

Die Bilder im letzten Beitrag passen gut zum parallelen Thread, Verarmung der Waldböden.
Ich lasse den Schlagabraum mögl. liegen, wenn von den Bedingungen her machbar.

Die Abrechnung für die Durchforstung ist jetzt gekommen.
Die Einschlag- und Rückekosten belaufen sich auf 22 Euro netto pro Raummeter.
Dazu kommen 90 Euro netto für die Arbeit des Försters (Auszeichnen des Bestandes und Einweisen der Arbeiter).
An Verkaufserlösen wurden erzielt:
30 Euro netto je RM Birken-Brennholz
24 Euro netto je RM Fichten-Brennholz
33,50 Euro netto je RM Papierholz
Davon gehen noch 0,5 Euro je RM für die Vermarktung über die Waldbauernvereinigung ab.

Insgesamt wurden knapp 105 Raummeter eingeschlagen.
Unter dem Strich bleibt dafür ein Erlös von 645 Euro netto, also gut 6 Euro je RM.

Wäre es nur Fichtenholz gewesen, wäre es wohl zu Null ausgegangen.
Deshalb die Bemühungen, die Jungdurchforstungen mit mögl. wenig aufwand durchzuführen, wie z.B. hier beschrieben:
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 08&t=16614

Deshalb ist es auch so attraktiv für uns Kleinwaldbesitzer, in Richtung Plenterwald umzubauen, weil dort weniger Pflegeaufwand je Einheit Wertholz anfällt.
Aber auf solchen Sturmwurf-Flächen wie der obigen oder Käferflächen muss man halt bei Null wieder anfangen...

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Re: Eure Wälder?

#23

Beitrag von Thomas/V. » Mo 28. Nov 2016, 14:55

Könntest Du als Waldbesitzer nicht Privatleute dazu bringen, das sie die Aufräumung machen und das Holz für den Eigenbedarf mitnehmen?
Dann hättest Du wenigstens keine Kosten und nur wenig Arbeit. Also so ähnlich, wie ich das hier mache, wenn mir der Förster solche Schneebruchbestände zuweist, wo ich kleineres angeknicktes oder umgefallenes Holz hole, wo keine Maschinen hin kommen.
Ich bezahle 5€ fürn RM, ein bissl was würde da für Dich auch noch hängen bleiben...
Oder haftest Du, wenn dort jemand zu Schaden kommt? Ich muß ja auch was unterschreiben, das ich das auf eigene Gefahr mache...

Erschreckend die Preisunterschiede: Im Baumarkt verkaufen die das Holz fürs doppelte oder dreifache, da verdient sich mal wieder jemand ne goldene Nase...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Manfred

Re: Eure Wälder?

#24

Beitrag von Manfred » Mo 28. Nov 2016, 17:15

Ja, Selbstwerber wären auch eine Möglichkeit. Gibt sich aber von Erlös her nicht viel und macht mir eher mehr Arbeit.
Mit der rechtlichen Seite des Selbstwerber-Einsatzes habe ich mich noch nicht befasst.
Die Schwierigkeit ist halt, zuverlässige Leute zu finden. Die bekannt Zuverlässigen haben ihre festen Waldbauern. Und bei den Testkandidaten sind immer wieder mal welche dabei, die große Sprüche klopfen, wo du dann aber die Hälfte selbst nachputzen musst, nachdem sie die paar schönsten Stücke am Weg lang rausgesägt haben. Zumindest wenn ich dem Förster und ein paar anderen Bauern glauben schenken kann, der damit wohl schon öfter Probleme hatten.

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Re: Eure Wälder?

#25

Beitrag von emil17 » Mo 28. Nov 2016, 21:38

Mein Wald ...
Immerhin hat es einen mit Schubkarre fahrbaren Weg.
Hangneigung überall etwa 35 Grad (85%). Ich säge alles auf 80 cm, dann kann ich die Rollen noch tragen. Ab 20 cm Durchmesser wird an Ort mit Spalthammer und Keil gespalten, weil sonst zu schwer (mein Rücken ist nicht mehr der jüngste), und es passt unter ein Wellblech mit Standardbreite von 90 cm.
Hinunterwerfen geht nicht, weil dann ist es weg. Der Hang geht noch 200 Höhenmeter nach unten und wird felsig und unpassierbar steil.
Das Holz ist "nur" zum selber verheizen, eine Kostenrechnung mache ich gar nicht erst.
Nach zwei Jahren unter Blech im Freien wiegt es nicht mal mehr die Hälfte, dann erst wird es wegtransportiert und ofenfertig aufbereitet.

Ich nehme vor allem die Fichten weg, weil die zu sehr verdämmen und darunter überhaupt rein gar nichts mehr wächst. Die Lärchen geben mit der Zeit schöne sonnendurchflutete Bestände mit Gras im Unterwuchs. Sonst hat es nur ganz vereinzelt Salweide, Birke und Vogelbeere. Alles Laubholz wird vom Hirsch grausam verbissen. Die Fichte reinigt sich in diesem Klima nicht mehr und bleibt auch im Alter bis unten beastet, was diese Bestände sehr unwegsam macht. Es ist sogar gefährlich, sich quer durchs Holz zu bewegen, weil so ein dürrer Fichtenaststummel leicht ins Auge gehen kann.
Was mich am Gebirgswald immer wieder erstaunt, ist, wie langsam alles geht. Wenn man einen Baum freistellt, passiert erst mal einige Jahre lang gar nichts, bis er reagiert und die Äste mehr zum Licht hin wachsen.

Diese Wälder haben vorrangige Schutzwaldfunktion (Lawinen- und Steinschlagschutz). Die offizielle Holznutzung durch die Forstverwaltung ist absolut nicht kostendeckend und erfolgt nur aus Gründen der Bestandesstabilität. Das Holz wird dann mit dem Heli rausgeflogen.
Dateianhänge
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Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Eure Wälder?

#26

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Mo 28. Nov 2016, 22:24

Manfred hat geschrieben:
Die Abrechnung für die Durchforstung ist jetzt gekommen.
Die Einschlag- und Rückekosten belaufen sich auf 22 Euro netto pro Raummeter.
Dazu kommen 90 Euro netto für die Arbeit des Försters (Auszeichnen des Bestandes und Einweisen der Arbeiter).
An Verkaufserlösen wurden erzielt:
30 Euro netto je RM Birken-Brennholz
24 Euro netto je RM Fichten-Brennholz
33,50 Euro netto je RM Papierholz
Davon gehen noch 0,5 Euro je RM für die Vermarktung über die Waldbauernvereinigung ab.

Insgesamt wurden knapp 105 Raummeter eingeschlagen.
Unter dem Strich bleibt dafür ein Erlös von 645 Euro netto, also gut 6 Euro je RM.

.
Hmm :hmm:

https://www.landwirt.com/ez/index.php/k ... age/621238

Hier in der Gegend kostet Brennholz auch so zwischen 60 und 70 € der Festmeter, plus Zustellung.
Im Supermarkt bieten sie grad Holzscheite in der Steige um 4,50 an, Bockerl im Sack um 3,50.

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Re: Eure Wälder?

#27

Beitrag von Tika » Mo 28. Nov 2016, 22:32

Na ja, das ist zersägt, gespalten und getrocknet. Die Arbeit muss ja auch bezahlt werden...
Lebe das Leben, das Du liebst und liebe das Leben, das Du lebst.

Benutzer 3991 gelöscht

Re: Eure Wälder?

#28

Beitrag von Benutzer 3991 gelöscht » Mo 28. Nov 2016, 22:49

Tika hat geschrieben:Na ja, das ist zersägt, gespalten und getrocknet. Die Arbeit muss ja auch bezahlt werden...
Ja, eh.
Lysistrata hat geschrieben:30 Euro netto je RM Birken-Brennholz
24 Euro netto je RM Fichten-Brennholz
Mir ist nicht klar, ob da das Brennholz noch nicht ganz in Form ist.

Tika
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Re: Eure Wälder?

#29

Beitrag von Tika » Mo 28. Nov 2016, 23:04

Direkt aus dem Wald ist das ja Frischholz in Form von abgelängten Stämmem, ich nehme mal an in 2 m Länge. Normalerweise wird das dann auf 1m abgelängt, mit dem Spalter gespalten, als "Holzbeige" (so sagt man hier, hat bestimmt noch andere Namen) aufgesetzt und je nach Holzart 1-2 Jahre evtl. abgedeckt trocknen gelassen (Laubholz sollt schon 2 Jahre trocknen). Dann wird es in für den Ofen passende Stücke gesägt, meist 50, 33 oder 25 cm, weils dann mit dem Meter aufgeht.
Lebe das Leben, das Du liebst und liebe das Leben, das Du lebst.

Manfred

Re: Eure Wälder?

#30

Beitrag von Manfred » Mo 28. Nov 2016, 23:14

@Lysi: Wie Tika schreibt: Das ist frisches Holz in 2 m langen Stücken frei Waldstraße.
D.h. es muss erst transportiert, gesägt, gespalten und getrocknet werden.

Die städtische Forstverwaltung verkauft derzeit frei Waldstraße Fichte für 27 Euro brutto (22,69 Euro netto) und Hartholz (Buche, Eiche) für 37 Euro (31,09 Euro netto).
Ofenfertiges Fichtenbrennholz wird teilweise für 45 Euro (37,82 Euro netto) je RM angeboten.
Es gibt hier viele private Schwarz-Anbieter, die auf die Preise drücken. Der Markt war zwischenzeitlich etwas besser, aber seit das Öl wieder so billig ist...

Ofenfertiges Brennholz mache ich deshalb nur für den Eigenbedarf. Mit meiner Ausrüstung käme ich da auf keinen nennenswerten Stundenlohn.
Gibt immer wieder mal welche, die sich an der professionellen Aufbereitung und Vermarktung versuchen. Die meisten verschwinden nach ein paar Jahren wieder, weil einfach nicht genug hängen bleibt.
Die Ausnahmen bestätigen die Regel. Kenne z.B. einen Brennholz-Nebenerwerbler, der in Erlangen arbeitet und sein Holz per 3,5 t PKW-Anhänger mitnimmt und dort unten zu städtischen Preisen verkauft.

Und die Baumarkt-Kaminholzkunden, die auch hier relativ hohe Preise bezahlen, nehmen ihR nur kleine Mengen ab, was durch den Aufwand die Preise wieder relativiert. Wenn du wegen einem RM 1,5 Stunden unterwegs bist und dabei 20 km mit Geländewagen + Anhänger fährst... Außerdem wollen die blitzsauberes Holz, am besten feinsäuberlich gestapelt. Deshalb kommen die Baumarkt-Paletten großteils aus Osteuropa, wo das Lohnniveau den Aufwand hergibt.

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