Waldstilllegung führt zu Artenverlust

Benutzer 72 gelöscht

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#131

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Sa 7. Mär 2015, 10:24

Manfred hat geschrieben:Da das Zeug aber nicht wie im feuchten Klima verfault, sind dann die Wachstumsknoten der Pflanzen beschattet und sie sterben ab.

??
Wir haben an zwei Stellen unseres Grundstückes Gräser, die ich nie anbschneide. Die verfaulen aber auch nicht.
Eine Stelle ist unser Hummelnest. Das greif ich nicht mehr an, weil eben dort unter dem dichten "Gestrüpp" die Hummeln nisten und ich mag das einfach.
Das Gras kommt trotzdem jedes Jahr wieder, irgendwann zerfallen die alten Halme und werden vom Winde verweht.
Die andere Stelle ist am Wegrand, dort wächst auch der Krokus und schafft es jedes Jahr zwischen den vertrockneten Halmen zu blühen, wenn wir nicht über Winter das nasse Schilf dort gelagert haben.
Das Schilf schneiden wir ab, sonst hätten wir bald keinen Teich mehr. Aber auch wenn wir es wo nicht wegschneiden, dann wachsen oben drauf einfach neue Pflanzen (ist aber echt feucht genug dort, das ist in Afrika sicher anders)

kommen in Afrika keine Büsche, wenn niemand deren Austriebe wegfrisst oder -schneidet?
in Mexico schon, auch "in der Wüste".
Die meisten (alle?) Wüsten sind normalerweise auch nicht total unbewohnt!

Gibt es keine nomadisierenden Wildtiere mehr, die diese Gräser abfressen? (ich nehme mal stark an, es sind andere Gräser als bei uns, oder?)
Manfred hat geschrieben:Die Verwüstung geht noch schneller vorwärts als unter der vorherigen falschen Beweidung. Die Versuche dazu in den US-Nationalparks laufen ja schon Jahrzehnte und belegen das wunderbar.
hast du einen link zu dieser Studie?

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#132

Beitrag von Manfred » Sa 7. Mär 2015, 13:04

@Ina:
Ich schrieb ja: In unserem ganzjährig feuchten Klima sin die Bedingungen anders. Was hier passiert, kannst du dir ja an diversen Stellen ansehen, wo die Bewirtschaftung aufgegeben wurde. Solche Nischen gibt es doch überall, z.B. entlang von Verkehrswegen. Da die Wildbestände reguliert werden, dominieren nach und nach erst die Stauden, dann Büsche, dann Bäume und am Ende hast du Wald.
Gäbe es in D ein echtes Totalschutzgebiet, sähe die Sache anders aus. Dann übernimmt mangels Großprädatoren das Wild.
In den Niederlanden existiert so ein Totalschutzgebiet, ohne Regulierung der Wildbestände. Oostvaardersplassen. Da gibt es noch ein paar ältere Bäume aus den Anfangszeiten, die noch leben. Der Rest ist schon weg und neue Bäume wachsen nicht mehr nach.
Auf Youtube kannst du diverse Videos ansehen.
Die gleiche Entwicklung erfolgte im Yellowstone-Nationalpark, nachdem man die Bejagung eingestellt hatte. Dort zogen die Herden aber auch in Gebiete außerhalb des Parks und wurden dort bejagd, weshalb die Entwicklung relativ langsam war. Der Waldanteil wurde immer kleiner, der Grünlandanteil immer mehr. Die Täler waren fast komplett offen, die Ufer ohne Baumbewuchs und die Erosion entsprechend hoch.
Man hat dann Wölfe ausgesetzt. Bären waren eh noch da und die Puma-Bestände haben sich über die Jahre auch erholt. War halt wieder ein menschlicher Eingriff, also kein Totalschutz.
Die Wölfe haben sich aufgrund der guten Nahrungsgrundlage sehr schnell vermehrt und haben die Herden aus den Tälern verdrängt. Dann sind wieder Bäume an den Flüssen gewachsen und es haben sich Biber angesiedelt, die die schnell fließenden Bäche und Flüsse innerhalb einiger Jahre in einen Bibersumpf mit vielen Staudämmen verwandelt haben. So wurde die Erosion verhindert und in den Tälern sammelt sich jetzt wieder Boden.
Das Gleichgewicht zwischen Grasfressern und Wölfen hat sich noch nicht eingependelt. Der Wolfbestand hat inzwischen seinen Peak überschritten und ist wieder am fallen und die Pflanzenfresserherden sind weiter stark rückläufig. Einen Totalschutz wird es dort nicht geben, weil Pflanzenfressen und Wölfe bei ihren Wanderungen außerhalb des Parks bejagd werden. Ein echter Groherden-Effekt ist dort nicht mehr möglich.
Das Resultat wird sein, dass sich die Bestände an Pflanzenfressern und Wölfen irgendwann auf sehr niedrigem Stand stabilisieren und der Wald den Park dominieren wird.
Das kommt halt raus, wenn man vermeintlichen Totalschutz auf kleiner Fläche betreibt, aber es nicht schafft, die ehemals von der Natur eingerichteten Kreisläufe wieder herzustellen.
Man kann die Natur nicht mehr vom Menschen trennen. Natürlich kann man kleine Räume gegen das Betreten durch Menschen sperren, aber dem menschlichen Einfluss entziehen kann man sie nicht. Der ist eben ungleich vielfältiger, als sich das mancher vorzustellen in der Lage ist.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#133

Beitrag von Manfred » Sa 7. Mär 2015, 13:08

Ach so: Wenn du Daten zu den Nationalparks im Süden der USA suchst: Lies in "Holistic Management" von Allan Savory und Jody Butterfield nach. Oder schau dir die ganzen Vorträge von Allan an, die ich hier im Forum verlinkt habe. Da zeigt er auch immer wieder mal Versuchsflächen in US-Nationalparks, wo teils schon 50 Jahre und mehr Flächen eingezäunt wurden, um den Einfluss von Tieren bzw. deren Aussperren zu untersuchen. Diese Flächen sind in den spröden Klimaten alle den Bach runter gegangen. Keine einzige davon hat sich erholt. Überall der selbe Effekt. Die ersten paar Jahre wird die Blattmasse etwas mehr, dann sterben die Pflanzen ab, weil ihre Evolutionspartner, die Grasfresser, fehlen.
Auf der Ranch, die Allen in Simbabwe den ansässigen Stamm überschrieben hat, mit der Auflage sie unter HM zu bewirtschaften, laufen neben den Rindern inzwischen wieder über 300 Elefanten und viele andere Wildtiere rum. Die Wildtiere haben sich dem Zyklus der Rinder angepassst. Sie folgen mit etwas Abstand der Rinderherde und weiden das dort entstehende junge Gras. So entsteht auch für die Wildtiere wieder der Herdeneffekt und sie wandern quasi mit den Rinder im Kreis.
Im Krügerpark nebenan sieht man Allans Erfolge natürlich. Deshalb erfolgt dort seit einigen Jahren auch ein Umdenken und man versucht mehr und mehr, sich in Richtung Holistic Management zu entwickeln, sprich die Bevölkerung endlich stärker mit einzubeziehen und auch den Herdeneffekt wieder hinzubekommen.
http://www.krugerpark.co.za/krugerpark- ... 22597.html
Ist ein zäher Prozess, sich aus dem überholten Glauben zu lösen. Aber die Probleme sind ja offensichtlich, die Möglichkeiten auch und früher oder später werden sie es wohl hinbekommen und mit dem Park die Kurve kriegen.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#134

Beitrag von unkrautaufesserin » So 8. Mär 2015, 00:12

In Island war es eine Kombination aus falscher Beweidung und Vergrößerung der Parzellen, die zur Verwüstung führten.
Neue Steinmauern verbesserten das Mikroklima und stoppten die Bodenerosion.

In Meck-Pomm macht man das Experiment immer noch: Wie sehr kann ich meine Fläche vergrößern, bis es nur noch Sand ist? Sandstürme gibt es inzwischen regelmäßig. Aber auch da gilt: Geldbeutel vor Allgemeinwohl.

Liebe Grüße, M

Benutzer 72 gelöscht

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#135

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 8. Mär 2015, 21:35

Ich bin heute mit dem Auto durch die Landschaft gefahren....
Was sah ich da?
Wälder - teilweise "ordentlich geputzt", teilweise "total verwildert" mit umgefallenen Bäumen dazwischen.
Dann sah ich Felder auf denen schon etwas wuchs. Wiesen - teilweise schön gepflegt, teilweise ziemlich vertrocknet und an manchen Stellen begann eine Verbuschung.
Und dann sah ich eine Riesenfeld mit nackter Erde, frisch umgepflügt und - wer weiß? - womöglich schon den ganzen Winter über so ungeschützt ....

Wer mich jetzt fragt, was hier eventuell zu Wüstenbildung führen könnte :pfeif:

Es ging doch um "Waldstilllegung" in Deutschland? nicht in Afrika?? nicht in Amerikas Grasländern?

Aber ja - eine vernünftige Bewirtschaftung eines Großteils "unseres" Waldes wäre sicher optimal.

Doch

wer will das kontrollieren - und wie?

ich mein, ob da "vernünftig" gewirtschaftet wird??

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#136

Beitrag von emil17 » So 8. Mär 2015, 23:49

Eigentlich sollte Land in Privatbesitz am besten bewirtschaftet werden, weil der Besitzer an langfristiger Fruchtbarkeit interessiert ist.
Da aber Landschaft nicht nur eine Ertragsfunktion hat, dürfen auf bestimmten Flächen bestimmte Dinge im Interesse der Allgemeinheit nicht gemacht werden.
Im Wald wird das Eigentumsrecht am weitestgehenden eingeschränkt, denn es gilt das Nachhaltigkeitsprinzip: Wald muss erhalten bleiben und man darf nicht mehr einschlagen als was nachwächst. Dazu sind aber bestimmte Mindestflächen nötig, meist mehr als was der einzelne Besitzer hat. In der Schweiz muss man vor jeder Fällung den Förster fragen und die Forstämter können langfristige Bestockungsziele (d.h. anzustrebende Baumartenzusammensetzung, Fällalter und dergleichen) vorgeben.
Neben dem Holznutzen hat Wald eine gleichwertige Funktion als Schutz vor Naturgefahren (Lawinen, Erosion, Steinschlag), im Wasserhaushalt und zur Erholung und Wohlfahrt sowie als Lebensraum für schützenswerte Pflanzen- und Tierarten. Je nach Standort findet man daher alles vom reinen Wirtschaftswald (Stangenholzplantage) bis zum absoluten Schutzgebiet.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#137

Beitrag von Rati » Mo 9. Mär 2015, 12:26

da ihr ja noch frisch dabei seid, kann ich ja auch noch mal. :)
Ich wollt noch etwas aus meiner Sicht erläutern:
Manfred hat geschrieben:@Rati:
Nein. Auf den Flächen stellen sich die gewesenen Gleichgewichte nicht mehr von selbst ein. Da müsste man sehr viel größere Flächen (z.B. halb Afrika) unter Totalschutz stellen und selbst dann würde es tausende Jahre dauern. In Nordamerika und Europa evtl. sogar Millionen Jahre, weil die Evolution erst längst verschwundene Arten wieder ersetzen müsste..
ich denke auch, das gewesene Gleichgewichte nicht mehr entstehen werden. Die Dinos sind ja auch nicht wieder gekommen, nur weil das Klima wieder brauchbar wurde.
Und wer das denkt - da gebe ich dir voll und ganz Recht- ist einer Illusion aufgesessen. Du hast dafür ja auch schon genug Beispiele aus der Praxis gebracht.
Aber, ein neues Gleichgewicht wird sich einstellen.
Wie ich schon schrieb,
Rati hat geschrieben:Natur wandelt sich nun mal auch.

Ich denke, das es Gebiete geben muß in denen die Natur auch (unter den gegebenen äußeren Bedingungen) komplett allein zu Recht kommen muss - und wird.
An sonsten wird auch im Rest der Natur eine langsame evolutionäre Abhängigkeit von menschlicher Technik/Einflussnahme entwickeln .
So wie die Menschen selber immer abhängiger von ihren Technik werden.
Auch wenn das für die Gesamtnatur im Notfall nicht so ein Problem wäre wie für die Menschheit, empfände ich es doch als Mangel wenn der Natur diese "Selbstverwirklichung" genommen würde.
Wer weis was dabei herauskäme.
Denn wie sagte schon der Chaosforscher in Jurassik Park 1: "Das Leben findet einen Weg." ;)

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#138

Beitrag von Manfred » Mo 9. Mär 2015, 19:44

@Rati:
Ja. Die Evolution würde sich irgendwann wieder irgendeine Art von Gleichgewicht schaffen.
Das Problem ist halt, dass wir auf das von uns zerstörte Gleichgewicht angewiesen sind, welches einen Großteil der fruchtbaren Böden unseres Planeten hat entstehen lassen.
Aktuell benötigen wir pro Mensch und Jahr ca. 500 kg Nahrungsmittel.
Gleichzeitig verlieren wir pro Jahr und Mensch 4000 kg Boden. Nicht nur durch die schlechte Landwirtschaft, sondern im großen Umfang auch durch falsch verstandenen "Naturschutz".
In den letzten 150 Jahren sind ca. 50% des Oberbodens über den Jordan gegangen.
Was meinst du, wir lange die Menschheit dieses Spiel noch überlebt? (Zumindest der Großteil der Menschheit...)

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Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#139

Beitrag von emil17 » Mo 9. Mär 2015, 20:33

Manfred hat geschrieben: Gleichzeitig verlieren wir pro Jahr und Mensch 4000 kg Boden. Nicht nur durch die schlechte Landwirtschaft, sondern im großen Umfang auch durch falsch verstandenen "Naturschutz"
Würdest du das mit den Bodenverlusten im grossen Umfang durch Naturschutz bitte begründen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Waldstilllegung führt zu Artenverlust

#140

Beitrag von Manfred » Mo 9. Mär 2015, 21:57

:hmm:
Ich dachte, du liest mit. Zumindest in diesem Thema.

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