Günstiges Stück Wald

Westwood

Re: Günstiges Stück Wald

#21

Beitrag von Westwood » Mo 12. Dez 2011, 23:16

Hallo,
bitte dran denken:

1.
Holzernte ist gefährlich, Holzernte am Steilhang mehr als das. Deswegen am besten immer mit Seilschlepper.

2.
Der Preis für ein Stück Wald ergibt sich aus dem Bodenpreis und dem Preis für den aufstockenden Bestand. Deswegen ist die Frage, ob das Waldstück günstig ist, nicht ohne genauere Infos über die Lage des Grundstückes (wegen der Bodenpreise) und über die Bestandesstruktur zu beantworten. Letzteres heißt: Baumarten, Alter, Mischungsverhältnis, Bestockungsgrad (also: wie dicht ist der Wald) und Pflegezustand.

3.
Tendenziell steigen die Preise für Waldgrundstücke stetig an, da der Wert des aufstockenden Bestandes wesentlich durch den ebenfalls steig steigenden Holzpreis bestimmt ist. Also eine Anlage in Wald ist nie verkehrt, zur Zeit ist aber die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (noch) nicht so hoch wie bei alternativen Anlageformen. Kannst Du aber vernachlässigen, Dir geht es ja um die Sache an sich.

4.
Der laufende jährliche Zuwachs bei einem Fichten-Tannen-Buchen-Mischwald der mittleren Alterklasse liegt bei guter Standortsbonität bei etwa 10 (bis 12) Erntefestmeter (= Kubikmeter) pro Hektar und Jahr. Dies ist allerdings eher die Obergrenze bei wirklich gutem Standort und Wuchsverhältnissen. Dies bedeutet, dass Du bei einem Bedarf von jährlich 7 Raummeter Brennholz etwa einen halben ha (5000 qm) allerfeinsten Fi-Ta-Bu-Mischwaldes bräuchtest, um Deinen Bedarf nachhaltig decken zu können. Dabei macht es aber nicht wirklich Sinn, auch das gute Säge-oder gar Furnierholz in den Ofen zu schieben, da man entsprechend gutes Geld dafür bekommt. Davon kannst Du dir entsprechend mehr Brennholz kaufen.

Gruß
Georg

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emil17
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Re: Günstiges Stück Wald

#22

Beitrag von emil17 » Di 13. Dez 2011, 08:40

Für mich als Brennholzselbstwerber sind eher solche Waldstücke interessant, die forstwirtschaftlich von geringem Interesse sind. In Wäldern mit Zuwachsleistungen von 10 Kubik pro ha und Jahr sind die Bäume derart riesig, dass man entsprechende Maschinen braucht, um das Holz entnehmen und aufbereiten zu können, und die rechnen sich nicht, wenn man nur 10 Festmeter pro Jahr verbraucht. Man müsste also in der Praxis das Holz ernten lassen und verkaufen und vom Erlös Brennholz kaufen, und da bleibt deprimierend wenig als Nettoertrag übrig.

Im forswirtschaftlich uninteressanten Wald habe ich folgende Vorteile:
- preisgünstig
- viele Baumarten, viele Pflanzenarten (macht mir halt einfach Freude, es gibt nichts langweiligeres als eine hoch ertragreiche Fichtenmonokultur)
- ich kann in aller Ruhe und ohne Renditedruck die Bäume einzeln herausnehmen, die ich möchte
- Stämme bis 20 cm Durchmesser und "nur" 10 bis 15 Meter Länge kann man noch von Hand bzw. mit mechanischen Hilfsmitteln einigermassen bewältigen

Für Leute, die Überleben nach dem Wirtschaftskollaps im Sinne haben, wenn sie sich Wald kaufen, dürfte die Rechnung ebenfalls nicht aufgehen, Holz kann man genauso einfach klauen wie Feldgemüse. Wer also ein warmes Haus in Brennstoffmangelzeiten will, der sollte sich lieber einen grossen abschliessbaren Holzschuppen in Hausnähe bauen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Das Faultier
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Überwachungstechnik

#23

Beitrag von Das Faultier » So 18. Dez 2011, 15:00

Manch einer wird auch noch seine Bastelleidenschaft dabei entwickeln.

( und wenn der Staatsanwalt dann offiziell verkündet, daß Diebstahl nicht mehr
verfolgt wird, dann dürfen wir alle losziehen, schwer bewaffnet, wütend, neidisch
und zu allem bereit )

Das Faultier

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Re: Überwachungstechnik

#24

Beitrag von moorhexe » So 18. Dez 2011, 17:50

Das Faultier hat geschrieben:
( und wenn der Staatsanwalt dann offiziell verkündet, daß Diebstahl nicht mehr
verfolgt wird, dann dürfen wir alle losziehen, schwer bewaffnet, wütend, neidisch
und zu allem bereit )
in der straße, wo mein bauernhof war,,,wurde letzte woche ein kleiner birkenwald abgesägt und die stämme teilweise geklaut...

Westwood

Re: Günstiges Stück Wald

#25

Beitrag von Westwood » So 25. Dez 2011, 23:59

emil17 hat geschrieben:Für mich als Brennholzselbstwerber sind eher solche Waldstücke interessant, die forstwirtschaftlich von geringem Interesse sind.
...na ja, so ganz logisch ist das ja nicht. Wenn du Brennhlz werben willst, betreibst Du Forstwirtschaft, ob Du willst oder nicht. Denn Du willst doch Deinen Brennholzbedarf decken. Da musst Du dich wohl oder übel mit der Frage des Zuwachses befassen, um nachhaltig zu bleiben.

Größerer Zuwachs bedeutet aber nicht automatisch dicke hohe Bäume, sondern - wenn Du sie als junge Bäume ernstest - mitunter auch mehr dünne Bäume. Und hohen Zuwachst kannst Du auch im naturnahem Mischwald erzielen. Die Plenter(misch)wälder aus Fi -Ta - Bu beispielsweise gelten als die zuwachsreichsten Bestände. Ob Du also dicke hohe Bäume erntest oder viele kleine dünne ist also nicht eine Frage der Bestandeszuwachsleistung, sondern eher der Betriebsform (Hochwald, Mittelwald oder Niederwald) und/oder der Wirtschaftsweise (Kahlschlagswirtschaft oder Einzelbaumnutzung).

Dies alles sollte man beim Waldkauf beachten, denn man sollte schon wissen, wofür man seine Talerchen aus dem Geldspeicher holt. Auch für Waldgrundstücke werden mitunter überhöhte Preise verlangt.

Grüße
Georg

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Re: Günstiges Stück Wald

#26

Beitrag von emil17 » Mo 26. Dez 2011, 09:43

Wenn Du dich hier für so ein Stück Wald interesssierst, dann schauen Dich die Leute komisch an - "warum könnte man sowas wollen - lohnt doch nicht" Preise entsprechend. Meist kriegt man nix, weil - "wenn ich schon nichts dafür bekommen kann, warum soll ich es dann verkaufen", oder, die Notarkosten sind so hoch, dass geschenkt noch zu teuer ist.
Warum der Wald so ist:
Das hat klimatische Gründe: Inneralpine Trockenzone, flachgründige Böden, weniger als 600 mm Niederschlag. Gibt artenreiche, aber zuwachsarme Eichen-Kiefernbestände unten, Gebirgsnadelwald oben
Das hat topographische Gründe: Die bewaldeten Flächen sind durchwegs steil (35 Grad Hangneigung sind die Regel) bis felsig
Das hat historische Gründe: Früher war die landwirtschaftliche Nutzfläche so knapp, dass alles, was bewirtschaftbar war, früher gerodet und genutzt wurde. Was inzwischen wieder bewaldet ist, ist noch im Buschwaldstadium. Dies dauert hier wegen dem eher waldfeindlichen Klima lange.
Das hat wirtschaftliche Gründe: Forstwirtschaft wird hier im Sinne der Schutzwaldpflege betrieben; Kostendeckung durch den Ertrag kann man vergessen. Unten nicht, weil die Bäume von Form und Grösse her nicht Nutzholzdimensionen erreichen, unten und oben nicht weil alles steil und schwer erschliessbar ist, was die Rückekosten viel zu hoch macht.
Folglich lässt die Forstverwaltung lastwagenweise Stämme aus der Nordschweiz oder Frankreich kommen und verkauft diese dann gesägt und gespalten als Brennholz, was im Bestand weg muss wird oft nur umgelegt, kleingesägt und liegen gelassen. Fichte als Brennholz will hier keiner.
Das hat gesellschaftliche Gründe: Kein Mensch hier (na ja, fast keiner) heizt nur mit Holz. Holz ist für den Kamin, und das wird von ausserhalb zugekauft. Brennholz selber sammeln war doch etwas für die armen Leute. Ausserdem heisst es hier, nur Buche sei vernünftiges Brennholz. Buche wächst hier aber nicht. weil zu trocken (Naturverjüngung in diesem Klima unmöglich).
Was hier von selbst wächst: Eiche, 3 Arten Ahorne, Kirsche, Ulme, Nussbaum, Esche, Mehlbeere, Wildapfel, Wildbirne, gewöhnliche Kiefer, Zitterpappel im Bestand, sehr viel Straucharten im Unterholz. Keine Schattholzarten. Bestandeshöhen maximal 15 Meter, alles krumm und einseitig, da trocken und am Hang.

So gesehen macht es keinen Sinn, sich wie in Gegenden mit wüchsigen Wäldern aus Schattholzarten und bestehender Holznachfrage zu verhalten, da ich so viel Holz kriegen kann wie ich will, wenn ich mir die Mühe mache es zu holen. Selber Wald zu haben ist trotzdem lustig, weil man gezielt Bäume entnehmen oder fördern kann. Also schneide ich Goldregen, Mehlbeere oder stumpfblättrigen Ahorn frei, weil das schöne Bäume sind (fürs Auge, nicht für die Kasse) oder weil mich interessiert, wie gross ein baumförmig wachsender Weissdorn oder Kreuzdorn wirklich werden kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Westwood

Re: Günstiges Stück Wald

#27

Beitrag von Westwood » Mo 26. Dez 2011, 16:22

emil17 hat geschrieben:...... da ich so viel Holz kriegen kann wie ich will, wenn ich mir die Mühe mache es zu holen. Selber Wald zu haben ist trotzdem lustig, weil man gezielt Bäume entnehmen oder fördern kann. .....
OK, wenn das so ist, dann fällt natürlich die Grundannahme für meinen letzten Beitrag weg. Du willst Wald nicht, um Deinen Bedarf zu decken, sondern um bischen rumzugärtnern (nicht negativ gemeint!). Dann fallen aber auch die wirtschaftlichen Überlegungen bei der Kaufpreisherleitung weg und man zahlt Liebhaberpreise (oder auch nicht). Aber mit Waldwertrechnung im engeren Sinne hat das nichts zu tun.

Wohlgemerkt und richtig verstanden: Ich will das nicht kritisieren. Aber beim Thema Kaufpreisherleitung muss mann dann eine ganz andere Schublade ziehen.

Grüße
Georg

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Re: Günstiges Stück Wald

#28

Beitrag von emil17 » Mo 26. Dez 2011, 17:38

Nein, der Wert ist zur Zeit praktisch Null - viele Grundstücke fallen hier an die Gemeinde, weil die Leute keine Vermögenssteuer dafür bezahlen wollen und oft nicht einmal mehr wissen, wo es überhaupt ist.
Es schmerzt schon, zuzusehen, wie Land, das über Jahrhunderte bescheidenen Ertrag abgeworfen hat (Ackerterrassen, Wald) aufgegeben wird, weil die Landwirtschaft in den Alpen zur Zeit unrentabel ist (mühsam war sie schon immer).
Ein realer Grund für den Erwerb ist einer, der nichts mit Forstwirtschaft zu tun hat: Als Besitzer muss man bei Planungsvorhaben und Umzonungen (so nennen sich die "Aufwertungen" sprich Umweltzerstörungen in der Amtssprache) begrüsst werden und kann wesentlich mehr verhindern, als wenn man bloss wahlberechtigter Einwohner ist.
Deine Überlegungen sind für Wirtschaftswald sicher berechtigt; hier gilt es aber auch Mindest-Parzellengrössen festzulegen. 500 oder auch 1300 Quadratmeter Wald (die hier übliche Parzellengrösse) machen als Bewirtschaftungseinheit überhaupt keinen Sinn.
Energieholzernte (zum pelletieren oder für Heizkraftwerke) macht nur dort Sinn, wo der Wald maschinell geerntet werden kann und wo die Flächen, die gleichzeitig genutzt werden, eine vernünftige Mindestgrösse haben.
Wenn ich vom Förster etwas will und ihm sage, wo der Bestand ist, winkt er ab: ertraglos, lass mich bloss in Ruhe damit. Muss bei Schneebruch wie gerade jetzt eine Strasse geräumt werden, wird alles, was stört, in tragbare Stücke gesägt und über die Böschung zurück in den Bestand geworfen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Günstiges Stück Wald

#29

Beitrag von emil17 » Do 5. Jan 2012, 09:17

clochard hat geschrieben:also so ganz verstehen kann ich das nicht, daß Brennholz nicht höher im Kurs steht.
Ich verstehe es inzwischen: Wenn man mehr als 1.5 Arbeitsstunden pro Raummeter verbraucht (das ist einschliesslich Fällen, Rücken, Aufrüsten), dann rechnet sich das nicht, weil der Preis für den Raummeter die Kosten dann nicht mehr deckt. Und das ist im steilen Gelände und mit kleinen Bäumen nicht möglich.
Ausserdem haben hier zuviel Leute zuviel Geld.
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Re: Günstiges Stück Wald

#30

Beitrag von Theo » Do 5. Jan 2012, 10:57

emil17 hat geschrieben:Ausserdem haben hier zuviel Leute zuviel Geld.
Nein, die können einfach rechnen. Sonst würden sie wohl auch weniger verdienen.
Gruß
Theo

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