Fragen zu Streuobstwiese

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10753
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#81

Beitrag von emil17 » Do 10. Okt 2019, 20:08

Da würde ich den guten alten Seifert, Gärtnern, ackern ohne Gift lesen, der beschreibt dort seinen Umgang mit Obstbäumen.
Soweit ich mich erinnere, hat er einfach die Baumscheiben, also den stammnahem Bereich, gemulcht und dort Kompost gegeben.
Wenn ihr Weidevieh habt, habt ihr ja auch Mist - den kompostieren und im Folgejahr ausbringen, passt auch wunderbar für Beerenkulturen.
Ältere Hochstämme reagieren recht träge auf sowas. Solange der Ertrag passt und die Bäume gesund aussehen, würde ich mir da nicht zu viele Sorgen machen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
osterheidi
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 1552
Registriert: Mo 21. Okt 2013, 20:32
Familienstand: rothaarig
Wohnort: endmoräne, obendrauf, klimazone 6b, höhe 600

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#82

Beitrag von osterheidi » Sa 23. Jul 2022, 12:45

Frage: habe alte obstbäume ( ca. 100 jahre alt) . sie sind auch langsam fällig ( im wörtlichen sinn ;) ). wir möchten neue obstbäume pflanzen und ich frage mich ob wir das in der nähe der alten bäume machen können . denn der standort soll bleiben. ich möchte nicht unbedingt die zwei ganz alten bäume sofort gänzlich entfernen.
ich denke mir ich könnte die alten bäume stark zurückschneiden , ihnen ihren gnadenplatz lassen und ausserhalb ihrer krone neue pflanzen. licht ist nicht das problem, es ist alles sehr frei stehend. für äpfel habe ich ich noch zwei kleinere bäume bis die neuen tragen.

was meinen hier lesende spezialisten?

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10753
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#83

Beitrag von emil17 » Sa 23. Jul 2022, 13:00

Wenn der Platz da ist, passt das. Die alten Bäume nicht mehr als nötig beschneiden, weil sie das vermutlich schlecht vertragen, und darauf achten, dass man sie fällen kann ohne dass dabei die Neupflanzung kaputt geht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Sven2
Beiträge: 441
Registriert: Do 7. Mär 2019, 23:37

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#84

Beitrag von Sven2 » So 10. Dez 2023, 07:16

Ich will die Frage mal hier stellen um keinen neuen Thread aufzzmachen:

Ich lese gerade wieder im Buch "Streuobstwirtschaft".
Darin wird - in einem Nebensatz quasi- gesagt, es wäre Vorteilhaft, (Hochstamm)Obstbäume ohne Stüttpfahl zu Pflanzen, da durch die erhöhte Bewegung der jungen Bäumchen dann Haarwurzeln brechen, was zu einer stärkeren Bewurzellung führt. Kurz zuvor wird darauf hingewiesen, das Pfähle in großen Mengen einfach viel kosten...

Hat da jemand schon mal von gehört? Ich hab nichts
dazu gefunden

Ps: es wird auch gesagt, Ansitzstangen für Greifvögel wären sinnvoll, da die Greifvgel sonst die Krone der Bäume beschädigen könnten beim absitzen, hat das schon jemand beobachtet?

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10753
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#85

Beitrag von emil17 » So 10. Dez 2023, 15:15

Meine Meinung dazu (für mich ist es Liebhaberei, ich muss Gott sei Dank nicht von den Erträgen leben):
Zu den Pfählen:
Wenn du so viele Bäume pflanzen willst, dass die Kosten für die Pfähle ein wichtiger Budgetposten werden, dann solltest du Dir allgemeine Lehrbücher über Obstbau als Erwerb durcharbeiten.
Pfähle sind am Anfang sinnvoll, weil der Baum wenn du wurzelnackte Ware pflanzest ja am Anfang noch wenig Halt hat. Später kommt der Pfahl ja dann weg.
Was die Geschichte mit den Haarwurzeln betrifft, so halte ich das für Unsinn: Wenn man einen angewurzelten Baum ausreisst, reissen Wurzeln von Fingerdicke ab. Haarwurzeln sind aber Bruchteile von Millimetern dick, die bewegen sich in der Erde nicht wenn man am Baum zupft. Hingegen ist es schlecht, wenn man einen frisch wurzelnackt gepflanzten Baum schüttelt, der alle seine Feinwurzeln neu bilden muss. Um austreiben zu können, braucht es Feinwurzeln, um den Austrieb zu ernähren - deshalb auch einen Pflanzschnitt machen, der lieber stärker als schwächer sein sollte, damit nicht zu viele Austriebe das noch nicht richtig gebildete Wurzelwerk überlasten. Nicht wegen dem Gewicht, aber weil Wasser und Nährstoffe durch Feinwurzeln aiufgenommen werden müssen. Auch da hilft ein Pfahl, weil sich bei einem noch nicht angewachsenen Baum im Sturm vermutlich die Wurzeln im Boden bewegen. Genau das ist aber unerwünscht.
Man hilft den Bäumen mehr, wenn man ihr WUrzelwerk in Ruhe lässt; dazu gehört auch, den Boden nicht durch schwere Fahrzeuge und nahes Beifahren bei nassem Wetter zu verdichten.
Ein weiterer Punkt ist den Baum vor Vieh- oder Wildverbiss zu schützen. Da sollte man keinen Aufwand scheuen, und dafür braucht es viel mehr Material.

Schutz gegen Greifvögel: Ist sinnvoll bei frischen Pfropfungen, die noch nicht fest genug mit dem alten Holz verwachsen sind, um grosse Vögel tragen zu können. Möglicherweise auch noch bei extrem schwachwüchsigen Zwergunterlagen, die keine gescheite Krone ausbilden und wo oft das Gewicht der Ernte zu viel für das kümmerliche Astwerk wird. Ansonsten sollte man durch gute Kronenpflege dafür sorgen, dass die Bäume gegen Sturm und Schneedruck widerstandsfähig werden. Man kann natürlich stark belastete Äste im Laufe des Sommers durch Astgabeln und so weiter stützen, wenn die Last der Früchte zu schwer wird.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

wörpedahler
Beiträge: 123
Registriert: Mo 15. Nov 2021, 14:40
Familienstand: verheiratet

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#86

Beitrag von wörpedahler » So 10. Dez 2023, 15:55

Moin,

mein Baumschul-Experte hat mir gesagt:
  • Herbstpflanzung Wurlzelnackt immer ohne Pfahl
  • Frühlingspflanzung mit Ballen immer mit Pfahl
Argumente waren:
Bei Herbstpflazung ist der Pfahl nicht nötig, es gibt ein halbes Jahr kein Laub, da gibt es auch nicht viel Winddruck. Stattdessen bekommt der Baum hormonelle Reize sich "festzukrallen". Das betrifft auch den Stamm, der härteres Holz gegen die Windrichtung bildet.

Wir haben das genau so gemacht. Gemischte Obstbäume im Herbst Wurzelnackt alle ohne Anbinden gepflanzt. Jeweils nur ein Quadrat Zaun gegen Verbiss um den Baum gezogen.

Im Frühjahr haben wir noch Nussbäume mit Ballen gepflanzt und die mit Pfahl angebunden. Die hatten ja gar keine Zeit mehr genügend Wurzeln bis zum Austrieb zu bilden.

Alle unsere Bäume sind gut ausgetrieben. Keine Verluste. Keiner ist umgefallen. (Norddeutschland, gut windig, keine 100km zur Küste)
Bei Hochstämmen rechne ich jetzt auch eher in 40-Jahres-Zeiträumen. Ob es da ein Jahr länger dauert oder ein Jahr schneller geht ist für mich nicht entscheidend.

Ich mache das ganze als Hobby, nicht für den Erwerb. Für mich sind die Pfähle schon ganz schöne Kosten. Dazu kommt noch der Arbeitsaufwand. Das war so schon für uns kaum zu stemmen.

Also: N=1 bei mir hat das gut funktioniert. Keine Garantien für andere Standorte.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10753
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#87

Beitrag von emil17 » So 10. Dez 2023, 18:14

Kommt wohl auch aufs Klima an. Hie sind die Winter oft kalt, verglichen mit Norddeutschland, und da glauibe ich nicht dass die Bäume übern Winter etwas machen. Hingegen ist Frostttrocknis manchmal ein Problem: Boden hart gefroren, Sonne scheint auf das Gezweig. Zudem beutelt der Föhn alles sehr heftig. Und, für Nordlichter vielleicht nicht offensichtlich: Alle Standorte sind Hanglage, die Bäume aus der Baumschule oder aus dem Topf standen aber nicht so.
Aber ich habe vermutlich den Pfahl-Reflex, ausser bei wirklich kleinen Bäumchen und Sträuchern. Ich glaube auch nicht dass Pfähle etwas schaden, selbst dann nicht wenn sie unnötig sind.
Dann hat ein Pfahl noch eine Mitteilungswirkung: Hier wurde etwas absichtlich gepflanzt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
Nordhang
Beiträge: 614
Registriert: Mi 24. Nov 2010, 11:33
Wohnort: CW

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#88

Beitrag von Nordhang » Sa 16. Dez 2023, 09:42

emil17 hat geschrieben:
So 10. Dez 2023, 18:14

Aber ich habe vermutlich den Pfahl-Reflex, ausser bei wirklich kleinen Bäumchen und Sträuchern. Ich glaube auch schon nicht dass Pfähle etwas schaden, selbst dann nicht wenn sie unnötig sind.
Dann hat ein Pfahl noch eine Mitteilungswirkung: Hier wurde etwas absichtlich gepflanzt.
Dieser Schutzengelpfahl ist nicht zu unterschätzen. Bei Sträuchern unter Wiesenhöhe hab ich mich auch schmerzlich verschätzt. Bei Absprachen mit anderen Personen oft unabdingbar. Was hab ich mich letztes Jahr gut mit einem jungen Förster verstanden. Es ging um die Flächen eines Waldkindergartens. Besprochen was geht und was nicht... Wildapfel und Kirschen schonen klaro. Charakter eines Waldes muss erhalten bleiben .Habe die schönsten Bäumchen der Naturverjüngung, sie waren schon 2m hoch, freigestellt. Schnell noch einen Hollunder gesetzt und notdürftig mit Dachlatte markiert.Später das Mähen der Fläche durch wechselnde Gemeindemitarbeiter. Fazit: Mit der Aufgabe Brombeeren zu schneiden geht jeder anders um...und Dachlatten retten Leben! :holy:

Sven2
Beiträge: 441
Registriert: Do 7. Mär 2019, 23:37

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#89

Beitrag von Sven2 » Di 19. Dez 2023, 23:25

Ja, das mit der Mitteilungswirkung hat was für sich, daran hatte ich noch gar nicht gedacht.
Ich kenne es auch nur mit einem Pfahl, wobei "kennen" sich auf gesehen und gezeigt bekommen, nicht auf gemacht bezieht. Drei Pfähle habe ich z.B. eher auf Spielplätzen gesehen, ubf da ists vermutlich auch eher Signalwirkung, vermute ich.
Dankefür eure Erfahrung, ich werd's vermutlich mit Pfahl Pflanzen, wenn's soweit ist.

Ich werde auch keine Massen Pflanzen, die mich Arm machen wenn ich Pfähle besorge ;) Das war nur ein Argument in besagtem Buch, das fraglich der Hauptgrund war, und da wird von drei Pfählen pro Baum ausgegangen

Küstenharry
Beiträge: 535
Registriert: So 5. Feb 2017, 12:33
Wohnort: Wurster Nordseeküste

Re: Fragen zu Streuobstwiese

#90

Beitrag von Küstenharry » Mi 20. Dez 2023, 09:19

Ich schütze meine Jung Bäume auch mit 3 Pfählen und Kanickeldraht aussen herum.
Markanter Schutz gegen gefräßige Rehe und Treckerfahrer.
Dazu nehme ich Erlenknüppel vom auslichten.
Doch dann kommen die Wühlmäuse und fressen sich zwischen Stamm und Wurzeldrahtschutz durch.
Je teurer die Bäume um so lieber. Wildaussaat Bäume lassen sie in Ruhe.
Gruss von der Küste

Harry

Antworten

Zurück zu „Kern- und Steinobst“