immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

Hotzenwalder
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immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#1

Beitrag von Hotzenwalder » Fr 4. Feb 2011, 01:29

Hi. Meinen Garten habe ich von den Eltern übernommen und mittllerweile völlig umgestaltet. Die beiden Apfelbäume hat Dad noch gepflanzt und immer radikal geschnitten "Halbstamm". Weil sie letztes Jahr nicht getragen haben wollte er sie umsägen, ich habe ihn überredet sie mir zu schenken, sodass ich den Garten jetzt komplett übernommen habe.. :) Die anderen Bäume und Sträucher habe sowieso alle ich gepflanzt und so gut wie nicht geschnitten.
Jetzt will ich die Apfelbäume auf "kein Schnitt" umgewöhnen. Ich denke, ich sollte dieses Jahr ein bisschen schneiden, aber nicht so radikal wie bisher, und vielleicht ab nächstem Jahr nicht oder fast nicht mehr. Nur noch, was in den Weg kommt bzw. die Pflanzen links und rechts daneben stört. Nach dem Mondkalender kann ich erst am 27. schneiden, das ist der nächste Fruchttag im abnehmenden Mond. Wann schneidet Ihr ??
Frost sollte ja auch nicht sein, sonst wäre letzten Sonntag ok gewesen.. ich denke, Ende Februar geht schon, oder wie seht Ihr das ?? mfG

Das Faultier
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beginnen wir mit: was ist jetzt und welches Ziel hast Du

#2

Beitrag von Das Faultier » Fr 4. Feb 2011, 14:24

Beginnen wir einmal mit der einfachsten Frage.
... Nach dem Mondkalender kann ich erst am 27. schneiden, das ist der nächste Fruchttag im abnehmenden Mond. Wann schneidet Ihr ??
Frost sollte ja auch nicht sein, sonst wäre letzten Sonntag ok gewesen.. ich denke, Ende Februar geht schon, oder wie seht Ihr das ?? ...
Nachtfröste sollten nicht unter -5°C sein, dafür sollte schönes sonniges
Winterwetter sein. Schneiden kannst Du, so lange noch Saftruhe ist.
Wenn Du später mal noch einen Zweig abschneidest, ist es auch nicht schlimm.
Mond? - hat sicher seinen Einfluß, aber so dominierend ist der nicht,
mal abgesehen von Ebbe und Flut sowie einigen Leuten, die die ganze Nacht
durchmachen, wenn Vollmond ist.
... Die beiden Apfelbäume hat Dad noch gepflanzt und immer radikal geschnitten "Halbstamm"...
Vermutlich ist der Baum so um die 40 Jahre alt und hat einen mittelstarken Wuchs ?
Mache bitte mal ein Bild davon, bevor ich jetzt weiter vermute,
z.B.
- nach jedem Schnitt hat der Baum ca. 1,50m lange Neutriebe gebildet
- diese hat Daddie jedes Jahr wieder abgeschnitten
- voriges Jahr hat er nur etwas tiefer geschnitten
- und dadurch die wenigen zufälligen alten Fruchthölzer mal mit weggenommen ?
... Jetzt will ich die Apfelbäume auf "kein Schnitt" umgewöhnen. Ich denke, ich sollte dieses Jahr ein bisschen schneiden, aber nicht so radikal wie bisher, und vielleicht ab nächstem Jahr nicht oder fast nicht mehr. Nur noch, was in den Weg kommt bzw. die Pflanzen links und rechts daneben stört...
Grundsätzliche Erfahrung von mir:
Willst Du durchweg einen gesunden Baum mit Qualitätsfrüchten haben,
dann darf der Baum sich nicht verdichten und nicht vergreisen.
Das geht nur durch einen regelmäßigen Baumschnitt in möglichst geringem
Umfang.
Starkwüchsige Bäume sollen erst mal 25 Jahre wachsen. Da wird nur die
Symmetrie korrigiert, falls notwendig. Danach ist etwas jährliche Auslichtung
erforderlich.
Schwachwüchsige Bäume beginnen oft schon im 10 Standjahr zu vergreisen.
Bei denen ist der regelmäßige Schnitt notwendig, damit der Baum sich verjüngt
und nicht schon in jungen Jahren zu Tode trägt.

Was wäre denn eine vernünftige Zielstellung für keinen Baumschnitt?
z.B.:
- viele kleine Äpfel für die Pferde
- schöne Bienenweide
- Schatten für den Pool im Sommer
- schöne dichte runde Krone ohne Arbeit
- kräftige Kletterbäume für die Kinder

Das Faultier

Landfrau

Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#3

Beitrag von Landfrau » Fr 4. Feb 2011, 14:39

der letzte Passus ist hübsch, Faultier!

LAndfrau

Benutzer 72 gelöscht

Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#4

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 4. Feb 2011, 16:02

hallo!
Das Faultier hat geschrieben:Starkwüchsige Bäume sollen erst mal 25 Jahre wachsen. Da wird nur die
Symmetrie korrigiert, falls notwendig. Danach ist etwas jährliche Auslichtung
erforderlich.
Uy! Da hätt ich ja jetzt eh was falsch gemacht, wenn ich meine neuen Bäume geschniten hätt - oder?
Zwetschke, Birne und Boskoop - alles Hochstamm auf Sämlingsunterlage.
Die darf ich also erst nach ca. 25 Jahren schneiden??

Gerüchteweise - möchte aber gerne wissen, ob das stimmt!! - hab ich gehört, dass ich die Bäume im Spätsommer/Herbst schneiden soll, wenn ich verhindern will, dass sie stark nachwachsen. Stimmt das?

Die Gründe, die fürs Nichtschneiden sprechen - die find ich auch hihihi "süß" - sorry, aber gerade das Argument, dann einen Kletterbaum für die Kinder haben zu können, das hat mich überzeugt! :pft:

Obwohl es bei uns wohl eher die Enkerl sein werden.....

@Hotzenwalder: wenn du willst, schau mal in meinem thread "welche Apfelsorte ist das?" (hier im Forum) - die Äpfel sind von so einem Baum, schon sehr alt und laaaange nicht mehr geschnitten worden. Er trägt leider echt nur mehr sehr wenig - liegt sicher mit daran, dass er nicht mehr gepflegt worden ist, aber auch am Alter - weiß nicht.
Bäume, die niemand schneidet, "sterben" sicher früher - eines natürlichen Todes... :)

liebe Grüße!

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Spottdrossel
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Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#5

Beitrag von Spottdrossel » Fr 4. Feb 2011, 16:05

Mein kleinerer Apfelbaum wurde seit 2003 nicht geschnitten.
Zuerst, weil er mir noch nicht gehörte (da hatte ich nur mal die Wassertriebe abgemacht, als er extrem pinselig aussah), und später aus Unkenntnis der Materie.
Ergebnis: er hing letztes Jahr brechend voll, alles wächst kreuz und quer und behindert sich gegenseitig.
Ich gehe also jetzt den umgekehrten Weg und will ihn -mit Gefühl, aber ohne Mond- korrigieren.
Vorhin in einer Reportage von einem Gärtnermeister gehört: durch einen Apfelbaum muß eine Krähe durchfliegen können.
Bei mir müssen selbst die Meisen zu Fuß durchturnen, von daher ist wohl Handlungsbedarf.
Hühner sind auch nur Menschen...
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Das Faultier
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an der Krähe können wir es ruhig festmachen

#6

Beitrag von Das Faultier » Fr 4. Feb 2011, 21:18

ina maka:
Uy! Da hätt ich ja jetzt eh was falsch gemacht, wenn ich meine neuen Bäume geschniten hätt - oder?
Zwetschke, Birne und Boskoop - alles Hochstamm auf Sämlingsunterlage.
Die darf ich also erst nach ca. 25 Jahren schneiden??
Nein, Du darst schneiden, aber viel ist noch nicht notwendig.
Mal einen Konkurrenztrieb weg, mal einen Zweig, wenn es irgendwo
zu dicht wird oder wenn die Symmetrie verlorenzugehen scheint.

Speziell Boskoop: wenn einige Äste zu tief hängen muß zeitig entschieden
werden, ob die mal entfernt werden sollen.

Einige Birnensorten wachsen in ihrer Jugend zu dicht und auch bei
Zwetschge muß man bei guten Standorten viel zeitiger ran.

ina maka:
Gerüchteweise - möchte aber gerne wissen, ob das stimmt!! - hab ich gehört, dass ich die Bäume im Spätsommer/Herbst schneiden soll, wenn ich verhindern will, dass sie stark nachwachsen. Stimmt das?
Mit dem Sommerschnitt nimmst du dem Baum wichtige Reservestoffe.
Die muß er erst einmal wieder aus dem Boden gewinnen, das dauert
und deswegen wächst er schwächer.
Den in manchen Lehrbüchern beschriebenen klassischen Sommerschnitt
mit mehrmaligem Einkürzen der Jungtriebe empfehle ich nicht.
Dabei entstehen Krüppelzweige, oftmals nicht vollständig ausgereift.
ina maka:
Die Gründe, die fürs Nichtschneiden sprechen - die find ich auch hihihi "süß" - sorry, aber gerade das Argument, dann einen Kletterbaum für die Kinder haben zu können, das hat mich überzeugt! :pft:
Obwohl es bei uns wohl eher die Enkerl sein werden.....
Ich weiß das ja, denn ich war dabei, als meine Tante einen Garten
abgegeben hat. Der riesen Wilhelmsapfel unter dem Laube, Pool und
Sitzfläche Platz fanden war ausschlaggebend.
Abschließend dann noch die Frage an den Verpächter: darf man
eine Schaukel und ein Baumhaus in den Baum bauen?
Keine Silbe zu Sorte, Reifezeiten, Geschmack, Lagereigenschaften usw.
ina maka:
Bäume, die niemand schneidet, "sterben" sicher früher - eines natürlichen Todes...
Wobei ein solcher natürlicher Tod durch im Baum verbliebenes Totholz
mit nachfolgenden Befall durch Insekten und Pilze zustande kommt.
irgendwann kommt es einmal zum Stammbruch an solch einer faulen Stelle.
Die Neandertaler wurden wohl auch nur 30 Jahre alt.
spottdrossel:
durch einen Apfelbaum muß eine Krähe durchfliegen können.
nach dem Schnitt, das könnte man gelten lassen.

Das Faultier

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Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#7

Beitrag von emil17 » Fr 4. Feb 2011, 23:19

Es gibt noch andere Kriterien zum schneiden, z.B. damit man vernünftig Leitern anstellen kann.
Ich vermute, dass die Obstbäume Schnitt brauchen, weil die aus viel trockenerem Klima kommen. Verglichen mit einem einheimischen Waldbaum, der an unser Klima gewöhnt ist, und wo sich die Äste in der Krone wunderbar anordnen, wachsen die Wildobstbäume in der Krone in ein heilloses Durcheinander. Wildkirsche ausgenommen, aber ungeschnittene Hochstammkirschen kann bald keiner mehr ernten. Die Zuchtsorten scheinen diese Unart beibehalten zu haben.
Ich würde gerne mal die Kronenentwicklung von Wildapfelbäumen in den westasiatischen Gebirgen sehen, wo es grosse Wälder nur aus Apfelbäumen geben soll.
Bei Zwetschgen (halbwilde samenechte Sorten wie Hauszwetschgen, die anspruchslos sind, nicht die Zuchtsorten, die viel zu süsse hühnereigrosse Früchte machen) schneide ich mir nur den Weg zum Ernten frei.

Dann sollte man beim Schneiden nicht gegen den Baum arbeiten; wenn auf eine wüchsige Hochstamm-Unterlage oder einen Sämling veredelt wurde, will der Baum erst mal ins Holz wachsen, den kriegt man mit Schneiden nie auf Zwerg-Niedrstamm-Format.

Hohle Altbäume möchte man wegen den Vögeln stehen lassen, so lange sie nicht auseinanderfallen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Hotzenwalder
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Re: beginnen wir mit: was ist jetzt und welches Ziel hast D

#8

Beitrag von Hotzenwalder » Sa 5. Feb 2011, 19:48

Das Faultier hat geschrieben: Vermutlich ist der Baum so um die 40 Jahre alt und hat einen mittelstarken Wuchs ?
Mache bitte mal ein Bild davon, bevor ich jetzt weiter vermute,
z.B.
- nach jedem Schnitt hat der Baum ca. 1,50m lange Neutriebe gebildet
- diese hat Daddie jedes Jahr wieder abgeschnitten
- voriges Jahr hat er nur etwas tiefer geschnitten
- und dadurch die wenigen zufälligen alten Fruchthölzer mal mit weggenommen ?

...
Hallo Faultier,
die beiden Bäume sind ca. 15 Jahre alt. Letztes Jahr war es zu trocken, alle Blätter wurden gelb und alle Früchte sind abgefallen.. wobei jedes Jahr gut die Hälfte abfällt.
Einzelfoto muss ich erst machen, aber wnn Du gute Augen hast schau bei meinem Beitrag in der Vorstellrunde, sie stehen sich gegenüber, der eine zwischen Sanddorn und Traubenkirsche, der andere zwischen Alpenhohinnisbeere und Felsenbirne..

http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 6&start=10

mfG :mrgreen:

Manfred

Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#9

Beitrag von Manfred » So 6. Feb 2011, 08:30

Ganz verzichten würde ich nicht auf den Schnitt. Dann verkahlen die Bäume innen und die Fruchtqualität- und Größe leidet auch.
Ich mache bei ähnlichen Bäumen nur eine Art vereinfachten Auslichtungsschnitt indem ich stärkere Äste komplett herausnehme und nicht mehr einzelne Triebe anschneide. Die Bäume tragen natürlich nicht so wie perfekt geschnittene, aber wir haben eh viel zu viele Äpfel für unseren Bedarf.

Landfrau

Re: immer geschnittene Apfelbäume umgewöhnen

#10

Beitrag von Landfrau » Mo 7. Feb 2011, 13:19

Das ist auch der Hauptunterschied zwschen Natur- und Kulturkronen.

Denkt man sich einen Kreis, der in der zweidimensional gesehenen Krone liegt, trägt die Naturkrone außen, also an der belichteten Peripherie.

Die gepflegtebelichtete Kulturkrone trägt über den gesamten Kreis, also auch innen.

Abgesehen von der Frage der Ertrages und der Fruchtqualität hat es enorme arbeitstechnische Vorteile, wenn die Früchte nicht alle außen auf der "Kugeloberfläche" sitzen.

Landfrau

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