Pferd schlachten

Benutzeravatar
Distelbauer
Beiträge: 212
Registriert: Di 31. Aug 2010, 11:27
Kontaktdaten:

Re: Pferd schlachten

#71

Beitrag von Distelbauer » Di 26. Feb 2013, 22:23

Birgit, daß du dein Pferd, weiß jetzt gar nicht, hast du eins, nicht zuhause schlachten würdest ist mir auch klar.Aber wäre es dir denn ganz gleichgültig. Stressfreie Schlachtereien gibt es, aber das ist nicht die Regel, Fleisch muß ja billig sein, das sehe ich als Problem. Es geht doch gar nicht um das einzelne Pferd. Ich arbeite in einer großen Institution mit 4000 Mitarbeitern. In unseren Kantinen gibt es von Montag bis Sonntag 3 Menüs zur Auswahl. Keiner muß seinen Essenswunsch angeben. Das heißt es werden jeden Tag riesige Mengen vor allem an Fleisch entsorgt.Das ganze fällt nicht mal groß auf, da es extra eine Maschine gibt, die einen Teil in der Kanalisation verschwinden lässt, der Rest kommt in die Biogasanlage. Ich habe schon mehrmals vorgeschlagen, daß man doch ein System einführen könnte, wo angekreutz werden kann welches Menü man an welchem Tag haben möchte. Aber das wäre ja eine Einschränkung in der freiheit.

Die Diskussion kommt mir vor wie beim Strom.Wieso soll ich denn den Strom vom Atomkraftwerk nicht nehmen, wenns die Stromquelle doch eh gibt, wieso soll ich die denn nicht nutzen.

Gruß Distelbauer

Benutzeravatar
Zacharias
Beiträge: 3994
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 22:11
Wohnort: Bezirk Häädemeeste in Estland

Re: Pferd schlachten

#72

Beitrag von Zacharias » Di 26. Feb 2013, 23:53

Hallo Distelbauer,

nein, ich habe kein Pferd, sondern Ziegen, Schafe, Geflügel. Aber die Diskussion, ob man ein Tier essen sollte, dass man geliebt hat bezieht sich ja nicht nur auf eine Tierart. Ich habe lange suchen müssen, bis ich einen Schlachter gefunden habe, der vernünftig mit den Tieren umgeht. Wo meine Tiere keine Panik kriegen, sondern sich rein führen lassen, als gäbe es ein Zurück. Und ich sehe es als meine Pflicht an, einen solchen Schlachter zu finden. Ich bin auch schon mal wegen einem Tier 150km gefahren, weil mein Schlachter für längere Zeit im Krankenhaus war und ich keinen näheren gefunden habe, der so mit den Tieren umgeht, wie ich das für richtig halte.
Und nein, es ist mir nicht gleichgültig, aber ich vermute, du hast meinen Beitrag gar nicht richtig gelesen, sonst würdest du die Frage nicht stellen.
Grüße,
Birgit

Andreas75
Beiträge: 214
Registriert: Mi 30. Jan 2013, 03:22
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Mittelsieg- Bergland, 365 m NN

Re: Pferd schlachten

#73

Beitrag von Andreas75 » Mi 27. Feb 2013, 04:16

Hallo Birgit,

eine Frage, ob ich da irgendwas nicht richtig mitbekommen habe:
Ihr hattet die Lämmer, die ihr nicht behalten wolltet, alle verkaufen können, und weil Du aber Fleisch wolltest, hast Du Dir hernach drei gekauft und aufgezogen?
Warum habt ihr denn nicht gleich zwei/ drei von den eigenen behalten?

Entschuldige bitte die sicherlich doofe Frage, aber ich kapiere das gerade nicht ^^!
Hat Euch der gute Verkaufserfolg sozusagen überrumpelt, und dann standet ihr da nach dem Motto: "Ääääh, wir wollten aber eigentlich auch noch was davon..."?

LG,
Andreas

sArhild
Beiträge: 47
Registriert: Mi 17. Okt 2012, 12:15

Re: Pferd schlachten

#74

Beitrag von sArhild » Mi 27. Feb 2013, 10:58

Hallo,

ich kann verstehen, wenn man eine große emotionale Bindung zu einem Tier aufbaut (oft gerade Pferde) und dann seinen "Kameraden" nicht essen kann. Ich selbst esse reines Pfedefleich nicht gern, ich mag den Geschmack nicht. Aber unsere alte Stute wird geschlachtet und ich habe schon jetzt die Abnehmer dafür. Nun habe ich nicht so viele Jahre mit ihr verbracht, sie sozusagen erst "kürzlich" erworben. Als junges Mädchen hätte ich mein damaliges Pferd auch nicht schlachten können (viel eh flach, da es am Ende voller Medikamente war..), hätte mich heute nicht verstanden. Aber Tierkadaver passen in die heutige Wegwerfgesellschaft - auch dann, wenn ich eigentlich eine ganz Enge Beziehung zu meinem Tier hatte.

Mir ist wichtig, daß die Tiere bei mir artgerecht und "glücklich" gewesen sind, und das sie am Ende ordentlich und fair sterben. Ohne Transportleiden, Streß und andere Widrigkeiten. Der letzte Gang ist meine Pflicht, bei all meinen Tieren, da mache ich keine Unterschiede - das bin ich ihnen schuldig.
"Das Gute mißfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind." -Nietzsche-

Eule
Beiträge: 494
Registriert: So 8. Aug 2010, 19:06
Wohnort: Hunsrück

Re: Pferd schlachten

#75

Beitrag von Eule » Mi 27. Feb 2013, 12:10

Ich hatte ein Pferd, das ich vor dem Schlachter gerettet habe. Es war ein krankes Schulpferd, das systematisch kaputt gemacht wurde, weil es so gut lief. Leute, die eigene Pferde in diesem Stall stehen hatten, haben dieses Pferd gemietet um mal die "Sau rauszulassen" (damit war ihr eigener Schweinehund gemeint, nicht das Pferd). Mit Peter sind sie durch die Gegend gerast, bis er tropfnass war und dann wurde er im Ständer angebunden ohne Abdeckung und trockenreiben schon gar nicht. Das Ende vom Lied, er hatte mit 13 einen chronischen Husten, der so schlimm war, daß man gedacht hat, er bricht noch in der Reithalle zusammen. Ich habe ihn gekauft, um ihm noch ein paar schöne Wochen auf einer Weide gönnen. Aus diesem schönen Lebensabend sind 14 Jahre geworden, weil er sich bei artgerechter Haltung im Offenstall und mit viel Liebe und medizinischer Unterstützung wieder so gesund wurde, daß ich weite Wanderritte mit ihm machen konnte und an Trailturnieren teilnahm. Er war mir so verbunden, daß er immer krank wurde, wenn ich längere Zeit weg war. Ich konnte keinen Urlaub mehr ohne ihn machen und er ging sogar auf Hunde los, von denen er glaubte, sie wollten wir etwas tun. Meine Entscheidung über sein Lebensende war dennoch die Schlachtung. Weil zum damaligen Zeitpunkt das Einschläfern oft eine größere Qual war. Es konnte zwar ohne Probleme sein aber es kam auch häufig zu sehr starken Krampfanfällen. Ein Schlachthof kam für mich jedoch nicht in Frage, weil ich schon zu oft gesehen hatte, wie dort mit den Tieren umgegangen wurde und wie oft Tiere dort panisch wurden. Ich wollte deshalb einen Schlachter auf den Hof holen, der unter meiner Aufsicht Peter erlösen sollte, wenn es so weit wäre. Essen hätte man ihn bestimmt nicht mehr dürfen, weil er zum Schluß teilweise ein Versuchspferd für Medikamente war. Er bekam nämlich Medizin, die für den Menschen geeignet war, am Pferd jedoch noch nie ausprobiert wurde. Aber es hat gewirkt. Es kam aber dann doch ganz anders. An einem Sonntag stand mein Pferd auf 3 Beinen im Stall; ein Vorderbein war praktisch am Karpalgelenk abgeschlagen worden. Am Sonntag kommt kein Schlachter, also blieb nur das Einschläfern durch den TA. Dies ging dann auch völlig problemlos und sogar sanft. Bereits die 1. Spritze, die nur leicht einschläfernd wirken soll, war bereits tödlich. Peter legte sich hin und als die tödl. Spritze gegeben werden sollte, war er bereits tot. Das Schlimme dabei war, daß ich 300 km weit entfernt war und ich nicht auf seinem letzten Weg dabei sein konnte. Eiine Woche später hätte er in den eigenen Stall in 300km Entfernung mit einer Stute einziehen sollen. Ich hätte dennoch keine Probleme damit gehabt, wenn man ihn gegessen hätte. Denn man hätte Peter nicht essen können, nur seine sterblichen Überreste. Und ob diese dann gegessen oder zu Dünger und Seife und Tiermehl verarbeitet ist egal. Da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, ist für mich ein totes Tier nur noch ein Gegenstand. Die Seele lebt jedoch unsichtbar weiter.

Benutzeravatar
Zacharias
Beiträge: 3994
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 22:11
Wohnort: Bezirk Häädemeeste in Estland

Re: Pferd schlachten

#76

Beitrag von Zacharias » Mi 27. Feb 2013, 15:18

@ Andreas
Die eigenen Lämmer waren weibliche Herdbuchziegen. Die waren zuchttauglich und daher zu schade zum schlachten. Damals hatte ich noch Abnehmer für Lämmer finden können, heute lasse ich alles schlachten, was nicht lebend verkauft werden kann oder behalten wird. Und Lebendverkauf geht heute kaum noch.
Grüße,
Birgit

greymaulkin
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 2013
Registriert: Mi 11. Aug 2010, 13:12
Wohnort: achtern Berge UND hinterm Kanal, Klimazone 7b

Re: Pferd schlachten

#77

Beitrag von greymaulkin » Mi 27. Feb 2013, 16:17

Ich verstehe nicht, was ihr alle für Probleme mit Schlachthöfen/Schlachtern habt :hmm:
Man kann doch auch nach vernünftigen suchen :aeh:
Wir haben Wie..e in Twist...en gefunden und den können wir empfehlen.

Dort stehen die Pferde in luftigen Boxen in sauberer Einstreu, bis der Tierarzt zur Abnahme kommt.
Dann geht´s in den Hänger 20 Meter um die Ecke, dann geht´s wieder runter.
Das war´s.
Die Fahrt ist nötig, so der Meister, weil die Leute sonst gucken und entweder sagen: so ein schönes Tier (wie unseren Hannes) kannst du doch nicht schlachten. Oder: so was willst du uns doch nicht etwa andrehen...
Wir haben dort schon unseren Hannes hingebracht. Ja, mit Rotz und Wasser. Es ist so verdammt schwer, Abschied zu nehmen. Aber als unser Uraltaraber eingeschläfert werden mußte (ein Schimmel, voller Krebs), da war es auch nicht anders.

Jedenfalls kaufen wir dort auch unser Pferdefleisch.
Aber: nach Hannes mit Karenzzeit.

Gruß, Bärbel

Privater_Schlachter
Beiträge: 48
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 22:48
Wohnort: Steinfurt (NRW Nord)

Re: Pferd schlachten

#78

Beitrag von Privater_Schlachter » Do 28. Nov 2013, 19:06

Hallo. sehr interessantes Thema was wohl nie entgültig ausdiskutiert wird. Ich bin in der nächsten Woche auch an der Tötung/Schlachtung von 2 Pferden beteiligt. einmal eine alte Schimmelstute die jetzt im Vorwinter sehr stark abbaut und erlöst wird, am Montag wird der Termin mit dem Entsorger abgestimmt damit sie direkt nach der Tötung auch abgeholt wird. Weiter soll eine 11 Monate alte Kaltblutstute geschlachtet werden, also eigentlich noch Fohlen. Diese hat starke Fehlstellungen an den Vorderbeinen wo der ärztliche und finanzielle Aufwand sehr viel höher ist als ein möglicher Verkaufspreis. Also Gefriertruhe von 3 Familien wird gefüllt. Die Entscheidungen sind gefallen nächste woche werden die Todesurteile vollstreckt, auch wenn Emotionen dabei sind und wohl auch Tränen fliessen, man muss es real sehen das für Fleischesser auch Tiere sterben, Pferde haben tolles gesundes Fleisch, und das alte und kranke Tiere auch nicht ewig am Leben gehalten werden können. Gruß Windfried Privater_Schlachter
das beste kommt aus eigenem Stall und Feld

Adjua
Administrator
Beiträge: 4321
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 22:44

Re: Pferd schlachten

#79

Beitrag von Adjua » Do 28. Nov 2013, 19:35

Ich bin absolut pferdeverrückt, kann trotzdem die emotionale Komponente nicht verstehen, die gerade bei der Schlachtung von Pferden so stark aufkommt. Viele von uns finden Pferde besonders sympathisch und nutzen sie nicht nur zum Essen und wegen der Milch. Wir nutzen sie aber letztlich doch, halt für Sport oder zur persönlichen Erbauung.

Ich sehe den Unterschied zu anderen Nutztieren nicht ganz - ich finde, egal, wofür man das Tier nutzt, gibt man ihm als verantwortungsbewusster Halter ein möglichst artgerechtes Leben und einen möglichst schmerz- und angstfreien Tod - und zwar dann, wenn man findet, dass es soweit ist, aus welchen Gründen auch immer.

Statt dessen werden kranke oder verhaltensgestörte Pferde nach allen Regeln der Kunst zu Tode geliebt, oder lieber als " Beisteller" in zweifelhafte Hände gegeben, oder schon in einem mehr als erbarmungswürdigen Zustand "gerettet" und zum weiteren Hinsiechen in einen Gnadenhof verbracht. Sehr oft wäre da die Schlachtung das bessere Los für das Tier, daher habe ich auch höchsten Respekt vor jedem Pferdehalter, der sein Pferd konsequent selbst zum Schlachter bringt.

Benutzer 146 gelöscht

Re: Pferd schlachten

#80

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Do 28. Nov 2013, 20:26

Adjua hat geschrieben: und einen möglichst schmerz- und angstfreien Tod ... daher habe ich auch höchsten Respekt vor jedem Pferdehalter, der sein Pferd konsequent selbst zum Schlachter bringt.
"konsequent" wäre in dem Zusammenhang, wenn der Schlachter zum Pferd kommt - hab` ich jedenfalls immer so gemacht.

Antworten

Zurück zu „Pferde, Esel und Kreuzungen derselben“