Pferdehaltung - was ist artgerecht?

Benutzeravatar
Little Joe
Beiträge: 5240
Registriert: Di 3. Aug 2010, 20:08
Familienstand: verpartnert
Wohnort: Eifel Klimazone 7a

Re: Pferdehaltung - was ist artgerecht?

#21

Beitrag von Little Joe » Sa 16. Jun 2012, 17:25

Senf hat geschrieben:Die Leute denken aber langsam um.. ich kenne keine Boxenknast Pferde mehr die 23 Stunden stehen und 1 durch die Halle gejagt werden. Box mit Koppelgang in der Herde ist fastnormal geworden.

Ich hoffe der Trend geht weiter ....
... na dann schau dir mal den Stall an der Sporthochschule in Köln an. Deckenhohe Einzelknäste, kein Tageslicht, noch nicht einmal Sichtkontakt der Pferde untereinander. Und da stehen nicht nur Schulpferde. :grr:
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Benutzeravatar
citty
Beiträge: 2324
Registriert: Do 25. Aug 2011, 20:26
Familienstand: glücklich verheiratet
Wohnort: Canada

Re: Pferdehaltung - was ist artgerecht?

#22

Beitrag von citty » Sa 16. Jun 2012, 20:30

Hallo Little Joe,

ich weiss, dass Du deine Tiere gut versorgst aber ein Sandplatz ist wirklich nicht das schlechteste. Ich kenne Pferde, die jahrzehntelang im Sandauslauf standen ohne dass es ihnen geschadet haette. Araberpferde leben fast ausschliesslich auf Sand, werden sogar auf Sandkoppeln gezuechtet, Sand wird in der heissen Sonne fast keimfrei.

Hier in unserer Gegend gibt es auch sehr viele Sandkoppeln, habe noch nie mitbekommen, dass Sand irgendeinem Pferd geschadet haette.

LG Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

Benutzeravatar
Little Joe
Beiträge: 5240
Registriert: Di 3. Aug 2010, 20:08
Familienstand: verpartnert
Wohnort: Eifel Klimazone 7a

Re: Pferdehaltung - was ist artgerecht?

#23

Beitrag von Little Joe » Sa 16. Jun 2012, 20:49

citty hat geschrieben:Sandplatz ist wirklich nicht das schlechteste.
... da hst du Recht, aber wenn man eh einen neuen Auslauf anlegt kann man doch gleich das optimalste nehmen :hmm: Andererseits ist Sand sicher immer noch besser, wie mit Kot und Urin verquirlte Matsche.

Meine beiden haben auch jahrelang auf nm Sandpaddok gestanden und jetzt seit 6 Jahren auf Lava und Hackschnitzeln, ich seh den Unterschied.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

WernervonCroy
Beiträge: 551
Registriert: Sa 12. Nov 2011, 19:37
Familienstand: ledig
Wohnort: Thundorf

Re: Pferdehaltung - was ist artgerecht?

#24

Beitrag von WernervonCroy » So 17. Jun 2012, 07:25

Oh oh ein Streitthema das es immer geben wird.

Auf der eine Seite die ich sags mal "Boxenhalter", die die Pferde gerne in der Box stehen sehen. Sauber, aufgeräumt, Warm, kuschelig usw.
Auf der anderen Seite die ich sag mal "Offenstaller", die die Pferde gerne so wie in der Natur halten möchten. Auslauf, Bewegung, Natur pur, usw.

Beide Halter liegen aber in einem Denken falsch. Man kann kein Wildtier artgerecht halten. Artgerecht, wäre es das Tier frei zu lassen und es seiner Weg gehen zu lassen. Will man ja auch nicht :holy:
Also artgerecht ist keine Haltung, selbst die Dülmener Wildherde ist nicht artgerecht, weil trotz allem eingesperrt.Selbst wenn es zig ha sind.
So nun aber zu deinem "Problem". Schalte deinen Kopf ein bzw aus, streich deine Vorstellung von den Boxenställen und du wirst feststellen die Frau wird alles tun, dass es Ihren Pferden gut geht. So meine Ferneinschätzung. Ich sehe keine Misstände. Pferde kacken 24h am Tag 7 Tage die Woche, usw.

Ich habe im Moment 8 Pferde und habe nur 6000m² Fläche(Eigenfläche). Na und? Das hat nichts zu sagen. Ich zum Beispiel darf meine Heuweiden, meiner Heulieferanten nach der Heuernte abweiden. ca. 5 ha, ich habe so vielöe Flächen wo ich Gras mähen darf/muss, wo ich zwar keine Pferde hinstellen darf, aber das Gras nutze.

Es geht alles und meistens geht es in meinen Augen den Pferden in Offenställen besser als in einer Box.

Wo würdest du dich "wohler" fühlen. In einem Zimmer eingesperrt wie in einer Gefängniszelle mit 1-2 Stunden Freigang? Oder in einem Haus mit Garten, wo dich frei bewegen kannst und rein und raus in den Garten kannst, wie du möchtest?
Beides ist artgerecht, laut Gesetz.
In meinen Augen gibt es nur eine Pferdegerechte Haltung.
Lebe dein Leben.
Meine Kleinanzeigen bei Ebay http://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-best ... Id=4471126

Benutzeravatar
Spottdrossel
Beiträge: 2714
Registriert: Mi 4. Aug 2010, 10:15
Wohnort: Alsfeld
Kontaktdaten:

Re: Pferdehaltung - was ist artgerecht?

#25

Beitrag von Spottdrossel » So 17. Jun 2012, 11:05

Sandreitplatz/Auslauf ist auch eine Frage der darauf rumlaufenden Pferdehufe.
Mit steinharten Hufen geht das auch unbeschlagen, ich kenne aber auch Pferde (meistens mit weißen Füßen und hellem Hufhorn), die würden da ganz schnell auf den Felgen laufen. Wir hatten früher Hackschnitzel im Auslauf, kann aber sein, daß die inzwischen dank Pelletheizungen unbezahlbar geworden sind.
Was die Weide für die Pferde so gesund macht, ist weniger das leckere Grünzeug drauf, sondern das entspannte, langsame Herumlaufen mit Nase im Gras, der sogenannte "Weideschritt".
Das ist die ideale Körperhaltung, um sich von der Belastung des Gerittenwerdens zu erholen und den Rücken zu dehnen.
Ob das Pferd jetzt auf einer echten Wiese oder einem etwas größeren Paddock mit verteilten Futterstellen rummarschiert, ist vom Gesundheitsaspekt her relativ egal, bzw., ein Rehekandidat oder zu guter Futterverwerter steht im Paddock tatsächlich gesünder.
Um wirklich das Gesamtbild zu beurteilen, müßte man ja auch noch bewerten, wie oft und wie gut das jeweilige Pferd geritten wird - da hätten wir dann beim Boxenpferd die gesamte Bandbreite vom kläglichen "Totilas"-Verschnitt bis zum gut ausgelastetem, anatomisch korrekt gymnastizierten Pferd, dem der Auslauf als Wellnesszone reicht. An der Offenstall-Weidefront haben wir dann auch sämtliche Klischees vom Hallo-jetzt-komm-ich-Draufsitzer mit Flachmann an Bord, über das Mutti-Rumsteh-Pferd bis zum verantwortungsvollen, fachlich kompetenten Reiter/Besitzer, dessen Pferd, wenn nichts dazwischenkommt, noch mit 30 Jahren läuft.
Die einzige wirklich feste Regel ist meiner Meinung nach: wer weiß, daß er nicht regelmäßig zum Reiten kommt, muß sein Pferd auf die Koppel stellen.
Pensionsboxen mit Vollversorgung verleiten meiner Meinung nach zu leicht zum "ach, heute paßt´s grade schlecht, aber bestimmt morgen..." und der Gaul guckt in die Röhre bzw. an die Wand :sauenr_1: .
Hühner sind auch nur Menschen...
http://www.spottdrossel.net

Sue
Beiträge: 179
Registriert: Di 10. Aug 2010, 08:07

Re: Pferdehaltung - was ist artgerecht?

#26

Beitrag von Sue » Di 26. Jun 2012, 10:02

Na also. Klingt doch nicht ganz schlecht.

Nach 3 Tagen Dauerregen war unser Paddoch auch teileingematscht - solange es Ausweichplätze gibt ist das ok.

Viel schlimmer fand ich, was wir am Wochenende im Landesgestüt Marbach gesehen haben.
Alles natürlich wie aus dem Ei gepellt, hübsche Gebäude, jeder hat sein Futterplantäfelchen an der Box hängen. Aber alle stehen hinter Gittern, können sich nicht mal mit dem Nachbarn über die Wand bekraulen.

Aber Hauptsache ne topmoderne Führanlage im Hof.

Wie die das mit Koppelgang dort haben, weiß ich nicht. Die Stuten mit den Fohlen waren draußen. Die anderen sind bestimmt „zu wertvoll“, könnten sich ja mit Kollegen prügeln oder so.

Einer stand in seiner Box und hat sich immer sein Heu büschelweise vom Boden geholt, in die Selbsttränke gelegt, ein Maul voll genommen, in die Tränke gebissen und gekoppt. Im Halbminutentakt. Schrecklich anzusehen.

Dann, 2 Boxen weiter stand ein Trakehner. Die Boxen haben hinten raus noch vergitterte Fenster, die aber geöffnet werden können und auch offen waren. Jetzt ist der Stall aber so blöd gebaut, dass bei diesem Trakehner und weiter hinten im Stall vor dem geöffneten Fenster in halbem Meter Abstand eine Mauer läuft, obendrauf der Weg und das Gelände.
Steht man in der Stallgasse, kann man sich vorstellen, wie das aus der Perspektive des Pferdes ausschaut. Als ob es in einer Grube gefangen ist.
Der rannte am Fenster hin und her, Kopf hochgerissen (Maueroberkannte war dann auf Nüsternhöhe) und war völlig durch den Wind. Und am Bodenbelag und der Einstreu hat man genau gesehen, dass er das nicht erst seit 5 Minuten macht. Schlimm, echt.

Naja – vermutlich kam abends dann die Erlösung in Form von 1h Führanlage, pfff. Da hat er dann zur Abwechslung vor und hinter sich einen großen Gummilappen, der sich in Laufrichtung bewegt, damit er nicht stehen bleibt oder nach vorn wegrennt.

Knecht

Re: Pferdehaltung - was ist artgerecht?

#27

Beitrag von Knecht » Di 26. Jun 2012, 10:22

Hallo,

hör mir auf mit Marbach...kann ich alles bestätigen.Die haben viele Tiere ausserhalb untergebracht,ich denke denen geht es etwas besser als mit diesen Pferdeprofis im Gestüt selbst.
Ich komm mir dort immer vor wie im III.Reich als noch Reiterstaffeln für die Front eingesetzt wurden und der Nachschub aus solchen Gestüten kam.

LG

Adjua
Administrator
Beiträge: 4321
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 22:44

Re: Pferdehaltung - was ist artgerecht?

#28

Beitrag von Adjua » So 29. Jul 2012, 22:01

Naja, einen Offenstall mit Hengsten mit Stuten in Riechweite stelle ich mir etwas schwierig vor, wenn alle heil bleiben sollen. Und naturgemäß hat Marbach mehr als einen Hengst ... da gibt's aber kaum ein Gestüt, wo das anders läuft, schon gar nicht im Reitpferdesektor.

Ein Reitstall ist ein ganz andere Thema. Die Pferde sollten angstfrei und halbwegs entspannt sein, gepflegte Hufe haben - barhuf oder beschlagen - und auch sonst gesund aussehen, nicht lahm im Reitschulbetrieb eingesetzt werden. Der Reitplatz sollte gepflegt sein und der Unterricht ohne Massenrodeo ablaufen.

In typischen Schluderbetrieben haben die Pferde Angst vor Peitschen, die Hufe sind ungepflegt, der Reitplatz ist steinhart und in den Ecken wächst Gras, und der Unterricht ist eine Massenveranstaltung von 20 Kindern, von denen die Hälfte samt Reittier ständig in der Mitte steht, die andere Hälfte hintereinander hertrottet und bei der obligatorischen Galopprunde mindestens ein Kind herunterfällt.

Man kann IMHO beides, Offenstall und Boxenhaltung unsachgemäß und damit pferdeunffreundlich betreiben. Bei Kindern finde ich es wichtig, dass der Reitbetrieb ihnen Respekt und Verständnis für das Tier vermittelt - und das geht nun mal nur, wenn die Rahmenbedingungen halbwegs stimmen.

Der Reitstall in Diskussion hört sich für mich nicht schlecht an.

Antworten

Zurück zu „Pferde, Esel und Kreuzungen derselben“