Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

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mchristian
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Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#1

Beitrag von mchristian » Mo 15. Dez 2014, 13:15

Liebes Forum,

mein Nachbar betreibt einen Reitstall (in Österreich) und in einigen Punkten tun mir seine Pferde leid und ich frage mich ernsthaft, ob ich etwas unternehmen soll oder nicht.

Die meisten Pferde stehen jeden Tag ca. 8h ohne Unterstand, ohne Wasser und ohne Futter auf völlig kahlen Koppelflächen.
Egal ob Minusgrade oder über 30 Grad. Nur 2 oder 3 der vielen Pferde können unter einem Baum Schutz finden.

Nachts und bei wirklich krassem Wetter sind die Pferde in Boxen eingestallt und bekommen dort Futter und Wasser.
Einzelne Pferde sind manchmal über längere Zeit täglich den ganzen Tag über draußen kurz angebunden, ebenfalls ohne Wasser, Futter, Schutz und das neben dem Misthaufen.
Die Koppelflächen sind gefühlsmäßig ausreichend groß.

Ich selbst kenne mich mit Pferden und Pferdehaltung gar nicht aus.
Aber ich möchte gerne wissen, ob diese Weise der Pferdehaltung den Gesetzen entspricht oder nicht.
Sollte ich eurer Meinung etwas unternehmen oder sind die Punkte oben kein Problem für die Pferde?

Danke!
Christian

Liery
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Re: Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#2

Beitrag von Liery » Mo 15. Dez 2014, 14:22

Ich kenne dazu " nur" die Vorgaben des Amtstierarzte im Landkreis hier . Danach muss jedem Weidetier ( Pferd) jederzeit ein Unterstand der Schutz vor Sonne / Schnee bietet zur Verfügung stehen. Anbindehaltung ist in Deutschland ( und vermutlich auch in Östereich) generell untersagt. Natürlich würde der Vet. " ein Auge zudrücken" wenn es sich dabei um das Anbinden eines Pferdes nur zum Misten einer Box oder aber zur Hufpflege / Putzen / Satteln handeln würde. Denn zur Fellpflege / Satteln ist das Anbinden natürlich gestattet. Ausläufe müssen so beschaffen sein das die Tiere bei schlechtem Wetter nicht langfristig im Matsch stehen/ laufen. Boxenhaltung bedingt vor allem das die Laufboxen ausreichend groß sind . Laut Tierschutzgesetz muss die Laufbox eine Mindestgröße von Widerristhöhe des Pferdes mal 2 minus maximal 20 % haben .... In der BRD ist eine Boxengröße von etwa 3 x 3 Meter (für Großpferde )üblich. Einen Tierschutzrechtlichen Anspruch auf Weidegang haben in Deutschland die Pferde bislang nicht . Entscheidend ist eher der Zustand des Pferdes , also ob es ausreichend gefüttert wird , wie es um die Hufpflege und den Gesundheitszustand bestellt ist. Im Zweifelsfalle ( Wenn man mit dem Eigentümer nicht vernünftig sprechen kann . Denn möglicherweise ist es dem Besitzer aus irgendwelchen Gründen im Moment einfach nicht möglich selbst für Schutz im Auslauf zu sorgen. Dann würde es sicher schon helfen einfach mal seine Hilfe anzubieten.) sich mal an eine Pferdeschutzorganisation wenden. Die Pferdehilfe ( ein e.V.) hat eigentlich überall in Deutschland und den angrenzenden Ländern Mitglieder die sich so eine Tierhaltung sicher gern einmal ansehen und bei Bedarf dann auch zur Not den Amtsveterinär einschalten könnten. Oder aber als letztes Mittel sich selbst an das/den zuständige/n Ordnungsamt / Amtveterinär wenden und die Sachlage darlegen. Dann wird eine Kontrolle durchgeführt und zumindest geprüft ob die Tiere sih einem akzeptanlen Zustand befinden. Beanstandet der Amtsveterinär etwas , gibt er zumeist eine Frist bis der Mangel abgestellt zu sein hat.
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen ... Ich schulde ihnen noch mein Leben.

Lometas
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Re: Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#3

Beitrag von Lometas » Mo 15. Dez 2014, 15:02

Ein Pferd sollte nach allerhöchstens vier Stunden die Möglichkeit zur Aufnahme von Heu/Gras haben. Ein Pferdemagen ist relativ klein, sollte nie vollständig leer sein, es könnten sich ansonsten üble Magengeschwüre bilden. Sechsmal regelmäßig über den Tag verteilt sollte es ausreichend trinken können.
Diese Regelmäßigkeit der Futter,-und Wasseraufnahme beugt bösen Koliken vor. Die Gesamtmenge an Heu sollte bei einem Großpferd ca.10 Kilo betragen.

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citty
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Re: Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#4

Beitrag von citty » Mo 15. Dez 2014, 17:25

Hi,

das klingt ja schrecklich! Kann mich mienen Vorredenern nur anschliessen. Du solltest unbedingt so schnell wie moeglich den Tierschutz informieren.

LG Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

Lometas
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Re: Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#5

Beitrag von Lometas » Di 16. Dez 2014, 00:53

Lometas hat geschrieben:Ein Pferd sollte nach allerhöchstens vier Stunden die Möglichkeit zur Aufnahme von Heu/Gras haben. Ein Pferdemagen ist relativ klein, sollte nie vollständig leer sein, es könnten sich ansonsten üble Magengeschwüre bilden. Sechsmal regelmäßig über den Tag verteilt sollte es ausreichend trinken können.
Diese Regelmäßigkeit der Futter,-und Wasseraufnahme beugt bösen Koliken vor. Die Gesamtmenge an Heu sollte bei einem Großpferd ca.10 Kilo betragen.

Gesetze hin oder her, jedenfalls ist es grob fahrlässig ein Pferd so lange ohne Wasser in einem Auslauf zu lassen. Das sollte doch schon der gesunde Menschenverstand hergeben. Bei einem Hund achtet man doch auch immer darauf, daß sein Wasserkübel gefüllt ist. Verschiedene Wetterverhältnisse vertragen Pferde allerdings meist gut. Im Hochsommer benötigen sie einen schattigen Unterstand, der sie vor den bösen Fliegen schützt. Ich habe im Laufe von 40 Jahren immer beobachtet, daß sie diesen Unterstand nur mal kurz verlassen um ein paar Grashalme zu fressen. Unsere Pferde bekommen im Hochsommer mittags unter ihrem Dach eine Portion Heu, dort ist auch eine Selbsttränke. Nachts sind unsere Pferde auf der Weide, im Winter tagsüber stundenweise, je nach Wetter. Sie können es sich aber meist aussuchen.

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Little Joe
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Re: Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#6

Beitrag von Little Joe » Di 16. Dez 2014, 10:46

Lometas hat geschrieben:Sie können es sich aber meist aussuchen.
... ich glaub das ist der Punkt, daß die Pferde gar nicht die Möglichkeit haben sich unterzustellen. Es mag ja sein, dass manche Pferde auch gut ohne Unterstand auskommen, aber wie will man das fesstellen, wenn sie gar keine Möglichkeit haben sich unterzustellen. Meine stehen auch meistens nur mit den Köpfen drin, zumindest das Hinterteil steht immer draußen, k.A. warum.
Und den Pferden genügend Wasser vorzuenthalten ist einfach ein NoGO. Über das "dauerhaft was zu kauen zu haben" kann man streiten, auf einem Wanderritt gibts auch schon mal 3 Std. am Stück nichts zu fressen. Pferde sind ja keine Kaninchen. Wichtig ist, dass sie immer Zugang zu Rauhfutter haben, das kann dann auch gutes Stroh sein.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

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Re: Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#7

Beitrag von chris » Di 16. Dez 2014, 13:00

Joe.......
da bin ich ja beruhigt denn meine Zotten stehen auch nur mit der Nasenspitze im Stall.
Ich dachte schon meine Pferde wäre alleine so doof :bang:
Komplett stehen sie nur drin wenn es leicht bewölkt ist, angenehme 15-20°C hat....und natürlich Windstill ist :bang:
Alles wird gut!

mchristian
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Re: Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#8

Beitrag von mchristian » Di 16. Dez 2014, 22:29

vielen Dank für die Antworten!

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Re: Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#9

Beitrag von greymaulkin » Mi 17. Dez 2014, 16:32

chris hat geschrieben:Joe.......
da bin ich ja beruhigt denn meine Zotten stehen auch nur mit der Nasenspitze im Stall.
Ich dachte schon meine Pferde wäre alleine so doof :bang:
Komplett stehen sie nur drin wenn es leicht bewölkt ist, angenehme 15-20°C hat....und natürlich Windstill ist :bang:
Das tun unsere auch. Kopf im Trockenen, den Hintern in den Regen/Sturm/Schnee was auch immer gedreht. Nur bei schönstem Sommerwetter steht man unter :aeh:
Heu, Stroh und Wasser gibt´s immer, z.Zt. gehen 12-14 Ballen am Tag drauf, das ist so ungefähr 1 Quaderballen in 2 Tagen.
Angebunden stehen unsere nie sehr lange, außer es gibt Eisen oder sie werden gewaschen und gefönt wegen Hochzeit oder so. Vor der Kutsche müssen sie dann allerdings schon mal ne Stunde oder so stehen und warten (v.a. wenn man auf den Schützenkönig wartet und die Majestäten samt Hofstaat werden nicht fertig mit dem zeitnahen Vernichten alkoholischer Getränke... :lala: ) Daher müssen sie das angebunden rumstehen einfach können und ÜBEN!

Gruß, Bärbel

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Re: Frage an Tierrecht-Experten: Pferdehaltung

#10

Beitrag von WernervonCroy » Di 23. Dez 2014, 10:19

Pferderecht in Ö habe ich keine Ahnung. Das mit den alle 4 Std Nahrungsaufnahme ist Pferdetechnisch richtig. In der deutschen Richtlinie(ja kein Gesetz, nur eine Richtlinie) steht, 24h Rauhfutter zur freien Verfügung. Das Pferde in einen Stall müssen, ist ein Gerücht. Sie benötigen "nur"eine trockene Liegefläche und Lichtfläche.....ja ich hatte früher in meinem alten Wohnort, tierischen Ärger mit Hauptamtssekräterin vom Vet Amt. Daher weiss ich das alles, aber nur für D. Wie es in Österreich aussieht, keine Ahnung.
Ich hatte letztens erst einen netten Beitrag/Link von einem TA. http://www.tierarztpraxis-faisst.de/Fri ... _nicht.pdf gefunden, hier ist er. Meine Pferde stehen bei jedem Wetter draussen, egal ob Schnee, Regen, Sturm und ich habe einen 100m² Stall/Unterstand. Dort ist ausreichend Heu, Stroh und Wasser, ein Aussenstehender kann das nicht einsehen. Der sieht nur die Pferde. Vielleicht ist es bei dir ähnlich.
Im übrgen habe ich in meinem neuen Zuhause gleich den Amtstierarzt auf den Hof bestellt und gesagt schau dich um, sag mir was ich besser machen muss/kann. Das und das habe ich vor. Null Probleme bisher und in meinem Auslauf stehen die Pferde stellenweise knietief im Matsch bei dem netten nassen Wetter hier...... :motz:
Lebe dein Leben.
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