Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

Gesegnete Erde
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Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#1

Beitrag von Gesegnete Erde » Mi 13. Nov 2013, 19:23

Mich beschäftigt schon länger die Frage, ob die Beweidung durch Pferde (oder durch anderes Großvieh) der Bodenverbesserung dient.
Die Düngung des Bodens ist auf der Habenseite zu verbuchen, dagegen aber steht die Verdichtung des Bodens mit nachfolgender Erosion im Bereich der freigetretenen Flächen ( vor allem auf abschüssigen Flächen) und teilweise wohl auch der Fraß von sonst wohlgelittenen Nutzpflanzen.
Gibt es andere Pro- bzw. Kontra-Argumente?

Michael
Alles, was ist, ist gut, weil es ist.

Manfred

Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#2

Beitrag von Manfred » Mi 13. Nov 2013, 19:34

Das ist in erster Linie eine Frage des Managements.
Durch langfristige Überweidung kann man den Boden und die Vegetation stark schädigen. Durch gut geführte Beweidung lassen sich viele Standorte aufwerten.

hunsbuckler
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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#3

Beitrag von hunsbuckler » Mi 13. Nov 2013, 23:00

Also bei uns (deutsches Mittelgebirge, Schieferlehm, 600m üNN,) sehen reine Pferdeweiden nach 3-5 Jahren katastrophal aus:
Ein hüfthohes Brennessel-Ampfer-Distel-Hahnenfuß-Dickicht, unterbrochen von Kahlstellen mit bis auf die Wurzeln abgefressenem Golfgras-Hundskamille-Vogelknöterich-Gemisch.
In den Aufenthalts-Rumsteh-Ecken je nach Wetter knietiefer Matsch oder betonharte Buckelpiste, umrandet mit überdüngten Breitwegerich-Stauden.
Da hilft nur Roundup, Kreiselegge und Neuansaat, um da wieder ne Wiese draus zu machen.

Einzige Ausnahme ist einer, der eine extrem aufwändige Weidepflege betreibt, seine 2-3 Zossen alle paar Tage auf eine neue Portionsweide umtreibt, die abgefressene Weide fast täglich ab-äppelt (soviel zur Düngewirkung!) und nachmäht (hat dafür extra einen Trecker da stehen).
Würde er die Wiese nur 2-3x im Jahr mulchen, käme er mit einem Bruchteil des Arbeitsaufwandes hin.

Wo soll die zusätzliche Düngewirkung der Pferdehaltung herkommen, wenn nur der Aufwuchs gefressen und nicht zugefüttert wird?
Es wird doch nur dieselbe Menge Biomasse durch eine zusätzliche Umsetzung zum Teil veratmet, und zum anderen als schnellwirkender Kot oder noch flüchtigerer Harnstoff/Ammoniak punktuell abgesetzt, führt dort zu kurzzeitiger Überdüngung und wird anschließend umso leichter ausgewaschen.
Das Gras verkompostiert sich ganz von selbst auch ohne durch den Pferdemagen zu gehen und bildet eine dauerhafte Rohhumusauflage.

Ich habe eine feuchte Talwiese, wo noch nie Pferde und zuletzt vor 15 Jahren leichte Kamerunschafe gelaufen sind.
Unter der Goldhafer-Mädesüß-Hochstaudenmischung ist der Boden wunderbar locker und krümelig und wird punktuell durch Maulwürfe und vor allem Ameisen umgeschichtet. Letztere häufen fast 1m hohe Spitzkegel feinster Saaterde auf.

Die benachbarte Rinderweide ist verdichtet, staunass und überdüngt, daher mit hartnäckigen Brennessel- und Ampferflecken verunkrautet.
Die Rinder tolerieren das und verteilen ihren Mist gleichmäßig, und fressen die Flächen trotzdem gleichmäßig ab.

Pferde sind extrem wählerisch, sie sind von Natur aus Steppentiere, die über hunderte Kilometer wandern und vielleicht alle 5 Jahre nach andersartigen Herden und Steppenbränden wieder auf denselben Fleck kommen.
Sie haben eine starke Aversion gegen Futter, welches auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist.

In der kalten Steppe ist der Boden großflächig eben und das halbe Jahr gefroren, und Niederschlag fällt meist schonend als Schnee, so daß es kaum Verdichtungen und Trittschäden gibt.
In den (Sub)tropen mit häufigen heftigen Regengüssen können Trittschäden auf dem empfindlichen Lateritboden zu verheerenden Erosionsfolgen führen.

Also würde ich nur soviele Pferde halten, wie für bestimmte Aufgaben unbedingt gebraucht werden, und sie häufig mit anderen Weidetieren abwechseln.
Am bodenschonendsten dürften Lamas oder Alpakas sein, weil sie leichter sind und nicht so harte Hufe haben, oder Großkamele mit ihren tellergroßen Schwielensohlen.
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

greymaulkin
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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#4

Beitrag von greymaulkin » Do 14. Nov 2013, 21:32

Wir können unserem Vorredner einfach nur in jedem Punkt recht geben.
Damit die Weiden eben nicht verhunzen, bleibt nur: extrem aufwändiges Weidemanagement.
Dagegen steht der Nutzen: mit Pferden bewirtschaftete Äcker sollen nach einigen Jahren fruchtbarer (als wenn sie weiterhin mit Trecker bearbeitet würden) werden. Es geistern Zahlen rum wie: 1,7facher Ertrag. Die Pferde verdichten weniger als die schweren Maschinen, es muß nicht so tief gepflügt werden.
Ein Unkraut auf übernutzten Weiden wurde vergessen: bei uns aufm Paddock wächst noch weißer Gänsefuß :schmoll:

Gruß, Bärbel und Harald

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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#5

Beitrag von kraut_ruebe » Do 14. Nov 2013, 22:45

greymaulkin hat geschrieben: weißer Gänsefuß
spinat :)
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#6

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 14. Nov 2013, 23:28

Ich bin da aus eigener Erfahrung ganz bei Hunsbuckler - wenn eine gute Weide eine gute bleiben soll, wird es aufwendig.
Und je schwerer die Tiere, desto schwieriger.
Wenn man dann noch Lehmboden hat, müßte man eigentlich alle Viecher ab Herbst/über Winter/Frühling kasernieren, wenn die Weide noch im nächsten Jahr genutzt werden soll ohne Schäden.
Allein die Trampelpfade zum Unterstand/Futter/Wasser wieder herzustellen als Weide ist schon nach einem Sommer mit 10 Gänsen per Hektar echte Arbeit....
Pferde/Rinder würde ich nur noch haben wollen, wenn ich richtig viel Fläche übrig hätte, oder keine andere Möglichkeit als ihre Arbeitskraft dringend zu benötigen.

Keine der genannten Tierarten ist in freier Wildbahn stationär - das ist das Hauptproblem.
Die amerikanische Prärie lebte von den Bisonwanderungen, und den Grasbränden - unterm Pflug sank der Humusgehalt brutal schnell.
Das sollte doch jeden zum Nachdenken veranlassen....
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Melusine

Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#7

Beitrag von Melusine » Fr 15. Nov 2013, 18:59

Meine Freundin nutzt Pferdehufe zum Umgraben.Da wo nächstes Jahr Kürbisse wachsen sollen stehen im Winter die Pferde im Schlamm.
Aber ich glaube,das ist nicht ganz artgerecht.....
so ganzjährige Freilandhaltung....

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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#8

Beitrag von Sabi(e)ne » Fr 15. Nov 2013, 23:02

Neee, nur Freiland ist absolut Mist - wenn es 10 Tage am Stück regnet, will sich auch der härteste Norweger mal unter Dach.
Ganzjährig Offenstall ist okay, aber ganzjährig Freiland wäre für mich ein Fall fürs VetAmt, ganz abgesehen von den Hufproblemen, wenn sie ständig/im Winter im Matsch/Wasser stehen. Das ist schon SEHR extrem grenzwertig.... :hmm:
Die Pferde können problemlos tiefe Minustemperaturen ab, solange sie TROCKEN sind, und genug Wasser zum Saufen haben - und das ist viel, wenn es nur Heu gibt.

Und jetzt kommt mir nicht mit den Dülmener Wildpferden - die haben auch dichten Wald, ne Menge Bäche, und jede Menge Wurmprobleme, weil sie eben nur eine sehr begrenzte Fläche (350ha?) zum Wandern haben.
Ich halte die Viecher da für wirklich arme Schweine - zumal ja alle einjährigen Hengste rausgefangen werden - also nicht mal freie Auswahl für die Stuten.

Ich finde das völlig unnatürlich und krank - Pferde kommen aus trockenen Steppen, nicht aus winter- und sommernassem Waldland wie hierzulande..
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Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#9

Beitrag von unkrautaufesserin » Sa 16. Nov 2013, 00:20

Abgesehen von der Pferdequälerei - man sollte sie mal einen ganzen Tag ohne Schuhe in den Schlamm stellen :dreh: - ist es auch Quatsch für die Kürbisse. In so einem festgetretenen Pferdeschlamm können die gar nicht richtig wachsen.
Ein Hügelbeet hingegen aus den vorjährigen Pferdemist... da könnte man Rekorde brechen... :daumen:

Liebe Grüße, M.

Melusine

Re: Bodenverbesserung durch Pferdehaltung?

#10

Beitrag von Melusine » Sa 16. Nov 2013, 08:23

Vet.Amt ist regelmäßig auf der Matte....
aber was hab ich schon Ahnung von Pferden.Keine.
Es sind Araber.26 -28 Jahre alt,nicht beschlagen,nicht trainiert....wohlgenährt mit ausgeprägten Winterfell und demonstrativen Fellwechsel im Frühjahr.
Trotzdem erstaunlich,was Tiere so aushalten.
Der Boden ist im Frühjahr immer knietief umgegraben.Gedüngt von den Pferden.In Frühjahr kommen sie auf eine andere Fläche.
Um das mal klar zu sagen:ich halte nichts von solcher Robusthaltung.
Tiere,die ich gerne habe ,halte ich von vermeidbaren Unbill wie Wetter und Krankheiten fern.
Leider ist meine Freundin da stur.

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