Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

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chris
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Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#1

Beitrag von chris » Mi 26. Sep 2012, 10:42

Hallo Leute,

hier im Südlichen Teil Ungarns ist die Ambrosia Ausbreitung schon seit Jahren bekannt und ein wirkliches Problem. Jetzt (heute) habe ich diesen Artikel bei n-tv.de ( http://www.n-tv.de/wissen/Ambrosia-Pfla ... 02586.html ) gefunden.
Und ich muss euch leider bestätigen das es sich nicht um Panikmache handelt. Hier noch ein Interessanter Link dazu : http://www.ambrosia.de/
Da wir keine Allergiker (bis jetzt noch nicht :) ) sind, bzw uns noch keine Symptome Gesundheitliche Probleme bereiten, haben wir bis auf das wir eine Bekämpfung (von Gesetzeswegen) durchführen müssen keine weiteren Nachteile.

Zu Bekämpfung hatten wir anfänglich jedes Jahr einen Teil unseres Grundstückes umpflügen bzw eggen lassen, durch Zufall haben wir festgestellt das unsere Ponys, Pferde u. Kamerunschafe die junge Pflanze (bis sie etwa 20-30cm hoch sind) mit Vorliebe fressen. Da unsere Ponys und Pferde keinerlei Verdauungsprobleme (Koliken) bekommen haben, ist dies eine recht günstige Bekämpfung.
In der Nachbarschaft werden die Felder zum Weizen,Mais usw -.Anbau fleißig gepflügt und geeggert.

Wie weit besteht bei euch schon dieses Phänomen?

Gruß aus der Puszta
Chris

PS: ein österreichischer Nachbar hat nach starken Allergischen-Anfällen, sein Haus (Tanya) schon seit 3 Jahren nicht mehr besucht und versucht dieses nun zu verkaufen.
Alles wird gut!

Knurrhuhn

Re: Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#2

Beitrag von Knurrhuhn » Mi 26. Sep 2012, 15:46

Also bei uns in der Region (Mittelrhein) habe ich bisher noch nichts gehört von Ambrosia-Ausbreitungen. Ich habe mir aber Fotos von den Pflanzen angeschaut und ausgedruckt, ebenso eine Beschreibung derselbigen. Somit halte ich jetzt immer die Augen auf wenn ich draußen spazieren bin und würde im Fund-Fall bei der Stadt/Gemeinde Alarm schlagen und die Fundstelle melden. Bisher war's zum Glück nur herkömmlicher Beifuß wenn ich was so aussehendes fand.
So weit ich weiß besteht bisher zwar noch keine Meldpflicht, aber wie heißt es so schön: wehret den Anfängen! :klugscheiss:

Im übrigen will ich auch, falls wir nochmal fertige Vogelfuttermischung kaufen sollten, diese durchsortieren und auf Ambrosia-Samen achten und rauspulen. Anscheinend sind viele dieser Mischungen damit durchseucht, und keiner kennt das Zeug oder die potentiellen Gefahren.

Ich bin eh Allergikerin und Asthmatikerin, was sich jährlich verschlimmert, und hab echt Bammel vor den Biestern.... :rot:

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Re: Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#3

Beitrag von fuxi » Mi 26. Sep 2012, 15:55

Frau Hollerbusch hat geschrieben:Im übrigen will ich auch, falls wir nochmal fertige Vogelfuttermischung kaufen sollten, diese durchsortieren und auf Ambrosia-Samen achten und rauspulen. Anscheinend sind viele dieser Mischungen damit durchseucht, und keiner kennt das Zeug oder die potentiellen Gefahren.
Hier (Ruhrgebiet) tragen bereits gefühlt 80% der Fertigmischungen in Fachgeschäften (Zoohandlung, Gartencenter, Baumarkt, ...) eine entsprechende Markierung, dass etwaige Ambrosiasamen entfernt wurden. Nur in Supermärkten und Discountern hat diese Markierung bei der Saison- und Aktionsware anscheinend noch keinen EInzug gehalten.
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Re: Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#4

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 26. Sep 2012, 16:25

Vor 3 Jahren war das Zeugs immerhin schon bis Petershagen im LK SHG vorgedrungen - ich denke, daß es in 2-4 Jahren auch hier ist, sind ja nur 50km.... :ohoh:
(Oder es ist schon da - die letzten 3 Wochen mußte ich wieder verschärft Medis nehmen, obwohl Beifuß schon lange durch ist.... :hmm: )
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Re: Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#5

Beitrag von Lehrling » Mi 26. Sep 2012, 19:52

ich hab im Frühjahr 2-3 Pflanzen unter dem Vogelfutterbaum gefunden. Ist ja zum Glück gut zu erkennen dank der grünen Unterseite der Blätter. Ausgerupft, Hausmülltonne, gut.
Ich find es halt wichtig, daß die Pflanzen nicht erst zum blühen kommen.

liebe Grüße
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Re: Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#6

Beitrag von Florian » Do 27. Sep 2012, 11:57

Hy Chris,

Du kennst das ja nur von der "passiven" Seite, aber wir als Feldbesteller ohne Chemie haben da ganz anderen Einblick.
Wie Du schon sagst, Schafe Ziegen fressen es teilweise wenn es jung ist, aber auch nur wenn es nicht Flächendeckend ist.
Gänse Hühner Enten übrigens auch in gewissen Mengen.

Das Ding bei dem ganzen ist ja eigentlich, das die Pflanze nur dort konkurenzfähig ist, wo die natürliche Vegetation vernichtet wird.
Sei es nun durch Feldbearbeitung wie Pflüge Eggen oder auch durch Pferde, die wie heuer bei der Trockenheit die Grasnabe zerstört haben.

Mähen nützt nichts, egal wie tief man mäht, es verzweigt sich mehr und bildet selbst bei einem cm höhe noch Samen, und das schneller als einem lieb ist.
Die bleiben dann bis zu 40 Jahre keimfähig, und sobald es das aufgrund fehlender Vegetation kann, keimt es verdammt schnell.
Es hält Trockenheit weit besser aus als die meisten Einheimischen Pflanzen.

Ich hab heuer z.b 2 Hektar Senf und Ölrettich nach Getreide wieder einarbeiten müssen, weil die e schon doppelte Bearbeitung mit einer schweren Scheibenegge nicht ausreichend war. Also vor Pflügen, 3 mal Feld bearbeitet, Gründünger "verloren" nur um villeicht und hoffentlich nächstes Jahr weniger Probleme mit dem Befall zu haben, und natürlich wegen drohender Strafen, die erheblich sind.

Probleme gibts aber auch bei konventionellen Landwirten wenn sie Sonnenblumen anbauen, da Ambrosia in diese Familie gehört, wenn ich mich recht erinnere, und somit U-Vernichter sehr wenig oder garnicht wirken. Uns hat heuer ernsthaft einer der Großbauern gefragt, was es denn kosten würde 20 Hektar Sonnenblumen händisch vom gröbsten Ambrosiabefall zu befreien :nudel:

Aber es ist wie gesagt auch nicht wirklich konkurenz fähig wie ich heuer schön beobachten konnte.
Leztes Jahr hat ein Nachbar von uns Akatien gepflanzt, zuvor das Feld Gepflügt, und es war im nu ein richtiger Teppich Ambrosia vorhanden, flächendeckend.
Er hats stehn gelassen und knapp 800 Euro Strafe für 0,2 Hektar Totalbefall kassiert.
Das zeug war ca. 2 Meter hoch, und hat ihm die meisten Akatien Setzlinge gekostet.

Heuer allerdings hat er nichts bearbeitet, und gräser wicken und einheimische vegetation haben nur sehr vereinzelt Ambrosia Pflanzen durchgelassen.
Ich hab leider kein Bild vom lezten Jahr, aber es war wirklich Flächendeckend, heuer sieht es wie am Bild unten aus.

Man Kann also behaupten, das es Hauptsächlich für Biologisch arbeitende Landwirte problematisch ist.
Gegen U- Vernichter bei Getreide oder Mais hat es wenig entgegenzusetzen, aber das werden hald auch "nur" die gekeimten samen vernichtet.

Abschließend kann man sagen, das der Kampf in Ungarn gegen die Pflanze schon verloren ist, weil man viel zu spät reagiert hat, und selbst drakonische Strafen wenig daran ändern können. Es macht wieder einmal den Landwirten das Leben schwerer, und zwingt viele zu vermehrtem Einsatz Chemischer Mitteln.
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Hauptsächlich nur einheimische Vegetation, nur ganz wenig bis kein Befall.
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Re: Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#7

Beitrag von chris » Do 27. Sep 2012, 12:27

Hallo Florian,

bei uns kommt die Ambrosia immer erst nach dem mähen der Wiesen zum Vorschein, durch ein dieses Jahr durchgeführtes Weidemanagement konnten wir der Maschinellenvernichtung der Ambrosia entgehen.
Da die Grundstücke (Wiesen) die direkt an unser Grundstück grenzen nicht mehr Landwirtschaftlich genutzt werden, dürfen wir diese zur Beweidung durch unsere Kühe und Pferde nutzen, so das wir durch dieses Jahr keine Probleme durch Überweidung hatten, welche durch die sehr lange anhaltende "dürre" bei vielen aufgetreten ist.
Dadurch mussten wir nicht wie Bekannte von uns schon im Juli mit Heu zufüttern.
Unsere Nachbarn freut es, so müssen sie nichts mehr auf ihren Wiesen machen und können trotzdem die Subventionen einstecken.

Florian, was kosten bei euch der ha Wiese im Kauf bzw als Pacht?
Hier liegen die Preise je nach Wert beim Kauf in "Goldkronen" zwischen 200.000-250.000HUF/ha , Pacht bei 5.000HUF/Hold (5744m²) ohne Offiziellen Pachtvertrag also ohne die Möglichkeit der Subvention.
(1 € heute 27.09. = 285,7 HUF)

Gruß
Chris
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Re: Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#8

Beitrag von emil17 » Do 27. Sep 2012, 14:05

Seltsam nur, dass man die Bauern zu Sündenböcken macht, die Einfuhr von ambrosiahaltigem oder -verunreinigtem Futter aber immer noch nicht untersagt.
Ambrosia ist ein einjähriger windblütiger Korbblütler (wie z.B. Beifuss) und stammt aus den Steppen Nordamerikas, kein Wunder, dass es denen in Ungarn gefällt. In der Poebene habe ich in trockengefallenen Flussbetten dichte und mannshohe Bestände gesehen.
Was mich interessieren würde ist, wie die Amis, bei denen die Art einheimisch ist, damit umgehen. Oder sind die nicht allergisch?
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#9

Beitrag von Shura » Do 27. Sep 2012, 16:55

emil17 hat geschrieben:Was mich interessieren würde ist, wie die Amis, bei denen die Art einheimisch ist, damit umgehen. Oder sind die nicht allergisch?
Scheinbar haben die sonst so empfindlichen Amis damit keine Probleme.

Die Indianer haben das Beifussblättrige Traubenkraut früher als Heilpflanze benutzt und auch als Nahrungspflanze angebaut.
Wolf-Dieter Storl berichtet in seinem Buch Wandernde Pflanzen Neophyten, die stillen Eroberer von seiner Kindheit in Ohio - und das sie dort als Kinder in mannshohen Ambrosiafeldern verstecken gespielt haben.

[Das Buch ist übrigens für alle sehr empfehlenswert, die sich mal mit dem Thema Neophyten aus einer anderen Perspektive beschäftigen wollen.]

Grüße

Shura :schaf_2:
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Re: Ambrosia, Gefahr unterschätzt?

#10

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 27. Sep 2012, 16:59

In Amiland hat es den Status "noxious weed", also giftiges Unkraut, und ist für über 70% aller Bindehautentzündungen verantwortlich. Pflichtbekämpfung gibt es wohl nicht...
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