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von Manfred » Mi 19. Sep 2012, 15:36
Das ist eben nicht einfach. Der Begriff Massentierhaltung ist nirgends sauber definiert.
Es gibt lediglich eine Begriffsdefinition "Intensivtierhaltung" in einer EU-Verordnung, die diesen Begriff "Intensivtierhaltung) für Betiebe ab 40.000 Plätzen für Geflügel, 2000 Plätzen für Mastschweine über 30 kg oder 750 Zuchtsauen, bzw. in der Aquakultur ab einem Produktionsvolumen von 1000 t Fisch pro Jahr definiert.
Hier, 2 Dörfer weiter, hab es vor einigen Jahren intenstive Auseinandersetzung wegen eines 1000er Schweinemaststalls. Die Leute hatten große Angst vor Geruchsbelästigungen und haben ebenfalls gegen die Massentierhaltung geschimpft.
Dabei kann von einem 1000er Stall konventionell keine Landwirtsfamilie mehr leben. Für den Betrieb ist das nur ein Betriebszweig neben der Gastwirtschaft, der Kompostieranlage und dem Ackerbau. Und sie hatten vorher schon einen kleineren Schweinestall im Dorf, der wegen der arbeitswirtschaftlichen Bedingungen und der kleinen Tierzahlen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war. Also haben sie außerhalb der Ortschaft neben ihrer Kompostanlage einen neuen Stall errichtet.
Auch die übliche Größenordnung von 30.000 Masthähnchen in einer Einheit kann nur ein Betriebszweig sein. Wenn man spezialisiert davon leben will, muss man mehrere solche Einheiten betreiben.
Das sind wie gesagt kleine Familienbetriebe, oft mir nur 1 oder 1,5 Arbeitskräften.
Aber die Verbraucher sehen es schon als Massentierhaltung an.
Solche Betriebe haben auch noch kein Transportproblem. Die können Mist und Gülle leicht auf ihren Flächen verwerten und produzieren meist zumindest das Getreide für die Futterrationen selber und dazu noch Getreide, oder Raps zum Verkauf, um im Gegenzug wieder Eiweißfuttermittel einzukaufen.
Dem einzelnen Gickerl oder Schwein wird es auch herzlich egal sein, ob es mit 1.000 oder 100.000 anderen eingepfercht ist.
Wenn man Haltungsbedingungen ändern will, dann muss man die des einzelnen Tieres ansehen.
Mehr Stallfläche, mehr Auslauf, höhere Betreuungsintensität, was weiß ich pro Tier. Aber das will alles bezahlt sein.
Doppelte Stallfläche = fast doppelte Stallkosten.
Es gibt einige wenige Betriebe, die Zugang zu entsprechenden Verbrauchern haben und das über höhere Preise bezahlt bekommen. Die Masse der Betriebe muss aber an den Großhandel vermarkten (anders sind diese Warenströme gar nicht mehr zu steuern). Und da zählt nur der Preis. Der Großhandel kauft weltweit. Wenn die Schweine aus den USA oder der Ukraine oder den USA inkl. Transport billiger sind als hier, dann werden sie dort gekauf, fertig. Da ist es scheißegal, ob der deutsche Bauer wegen irgendwelcher Auflagen die doppelten Stallkosten hat.
Wenn man die Bedingungen der Tiere wirklich verbessern will, dann muss diese Verbesserung für alle hier vermarkteten Tiere gelten. Vom Export ganz zu schweigen, der bricht mit steigenden Kosten natürlich weg und wird ins Ausland verlagert. Anheben kann man Standards nur für den heimischen Markt.
Und nicht mal das gelingt uns. Alles was gemacht wird, ist di eheimische Erzeuger unter Druck zu setzen und zur Aufgabe und Verlagerung oder zu extremem Wachstum zu zwingen, damit sie über größere Einheiten die Mehrkosten besser umlegen können.
Dazu das EEG mit einer umgerechneten Maisförderung von ca. 2000 Euro / ha.
Dagegen kann kein Viehalter oder normaler Ackerbauer anstinken, auf dem Pachtmarkt.
Wenn man glückliche Tiere und hübsche Fachwerkhöfe wie auf all den Werbebildern will, dann muss man das bezahlen. Und das kostet ein Schweinegeld. Dazu zwingen kann man die Bauern nicht, weil sie diese Alternative gar nicht haben. Sie können bei noch mehr Auflagen die Tierhaltung nur aufgeben und lieber Biogasmais anbauen, um ihre Betriebe zu retten.
Die Schweine und Gickerl werden dann halt importiert.
Jede weitere Auflage vernichtet genau die kleinen Betriebe zuerst, die sich manche Grünen in ihren nächtlichen Träumen wünschen. Weil diese die explodierenden Bürokratiekosten am schlechtesten umlegen können. Das Resulat sind noch größere Mastställe und Industriebio, wie neulich in den Skandalfilmchen gezeigt.
Wenn wirklich was erreicht werden soll, muss man den Betrieben helfen, die Tiere so halten, wie es erträumt wird. Immer mehr Regeln und Gesetze bewirken genau das Gegenteil.
Wirklich helfen würde eine massive Entbürokratisierung für die Direktvermarkter und kleinen, handwirklichen Lebensmittelverarbeiter.