An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

Sonne, Wind und Feuer
Manfred

An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#1

Beitrag von Manfred » Mo 6. Aug 2012, 19:25

Liebe Kollegen:
Macht ihr euch ebenfalls Gedanken zur Minimierung des Kraftstoffbedarfs in euren Betrieben?
Melche Maßnahmen habt ihr schon umgesetzt und was ist in Planung?

Bei mir war die Ausgangsituation folgende:
In meinen Referenzjahren 2009 und 2010 lief der Betrieb noch als "Gemischtwarenladen" auf meine Eltern. 30 ha Landwirtschaftsflächen, ca. zur Hälfte Ackerland, 3 ha Wald, Milchviehhaltung, Mast der eigenen Bullen, Mutterkühe, insgesamt ca. 50 Stück Vieh.
Verbraucht wurden je ca. 3000 Liter Dieselkraftstoff.

Weitere Referenz: Mein Onkel bewirtschaftet ca. die Doppelte Fläche, großteils Grünland mit Mutterkühen, einige ha Acker und etwas mehr Wald. Er benötigt pro Jahr ca. 6000 Liter.

Dieses Jahr habe ich 27,5 ha Grünland und 3 ha Wald in Bewirtschaftung. Seit November wurden ziemlich genau 1000 Liter Dieselkraftstoff verbraucht. Ich gehe davon aus, fürs Gesamtjahr bei ca. 1300 Liter Diesel zu landen. Dazu kommen ca. 100 Liter Bezin für PKW-Fahrten im Landwirtschaftsbetrieb (Weidekontrollen etc.). Vom Dieselverbrauch entfallen ca. 50 Liter auf einmalige Erdarbeiten. Zu addieren wären ca. 100 Liter für Lohnarbeiten auf dem Hof, wie Ballenpressen und -Wickeln.
In Summe ca. 1350 Liter Diesel und 100 Liter Benzin.

Die erreichte Reduzierung resultiert aus:
-Aufgabe des Ackerbaus
-Wegfall von Grünfutterernte und Futter-Transportfahren von den Silos auserhalb des Dorfes zum Stall im Dorf
-Reduzierung der Zahl der Grünlandschnitte. Wenn es die Fläche zulässt, mache ich nur einen Schnitt. Danach je nach Fläche gar nichts mehr (magere Standorte mit Düngeverzicht), 1 bis 2 weitere Schnitte (bessere Mahdflächen) oder Beweidung.
-Pachtflächentausch zwecks Arrondierung
-Etwas Flächenverlust (1 ha an eine Fluglandebahn, Aufgabe einiger unwirtschaftlicher Kleinpachtflächen, Abgabe im Rahmen des Pachtflächentausches)

Wo ich noch Potential sehe:

Meine Geräte sind nicht optimal für die Leistung der Traktoren. Sprich die Traktoren machen unnötige Stunden wegen zu kleiner Anbaugeräte. Ein breiteres Mähwerk entsprechend der Traktorleistung habe ich bereits angeschafft. Geplant sind in den nächsten Jahren, bei günstiger Gelegenheit oder nötiger Ersatzbeschaffung, noch je ein gebrauchter Großschwader (bisher Einkreisel mit knapp 3 m) und ein Wender mit 6 Kreiseln statt bisher 4.

Außerdem hatte ich im letzten Winter viel zu viele Transportfahren, um mit dem Traktor oder Radlader einzelne Silage- oder Heuballen von verstreuten Flächen zum Weideunterstand zu bringen. Dieses Jahr haben wir die Heuballen mit einem großen Ballenwagen in der Nähe des Unterstandes gesammelt. Die restlichen Silageballen will ich ebenfalls so transportieren.

Mein Wunsch wäre, den Verbrauch unter 30 Liter pro ha (inkl. Tierhaltung) zu drücken, nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch wegen der dramatisch steigenden Kraftstoffpreise. Hatte vorhin eine Abrechnung von 2009 in der Hand. Da lag der Diesel noch bei 90 Cent netto pro Liter. Dieses Jahr habe ich 1,23 Euro netto bezahlt und die Preise klettern munter weiter.

Ohne die Einsparung gegenüber 2009 hätte ich den Ölscheichs, dem Finanzamt und der BayWa für den Kraftstoff zusätzlich einen guten Mastbullen und ein Schlachtkalb opfern müssen. 500 kg Fleisch. Davon kann sich eine ganze Familie ein Jahr lang satt essen...

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Re: An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#2

Beitrag von zaches » Mo 6. Aug 2012, 21:52

In alten Forum gab es mal einen link auf eine englische Farm, deren Besitzer auch dem Dieslwahn entkommen wollten.
Sie haben al eine Maßnahme, auf Winterweiden einen Graswechsel vorgeneommen - also winter- und trittharte Grassorten, die es ermöglichen auf einen großen Teil des Heus und der Silage zu verzichten, da die Kühe (ich glaube es ne Mutterkuhherde) auch im Winter bestimmte Weiden nutzen konnten.

Wäre das bei Euren Schneelagen machbar?

Kann den link des you-tube videos leider nicht mehr finden! Sorry.... zaches
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

www.hilshof.de

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Re: An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#3

Beitrag von luitpold » Mo 6. Aug 2012, 22:12

Manfred hat geschrieben:den Ölscheichs, dem Finanzamt und der BayWa
da gäbe es auch alternativen.......

http://www.arge-ja.at/loeser.html
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Re: An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#4

Beitrag von kraut_ruebe » Di 7. Aug 2012, 09:43

bisschen OT:

einen energieautarken bauernhof und eternitschindeln an der wand zu haben sieht auf den ersten blick seltsam aus :hmm:

falls sich jemand für sonnenblumen als öllieferant entscheidet, bitte eine honigende sorte nehmen :bieni:
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Re: An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#5

Beitrag von tyr » Di 7. Aug 2012, 10:00

Hi, Manfred....
Hast Du das Dreschen, bzw die Ernte, mitgerechnet? Wenn ich mich nicht verechnet habe bist Du doch jetzt schon auf ca. 50l je Hektar. Das ist mehr als gut. Offiziell werden 90 - 120L /ha Acker( Grünland weiß ich nicht, schätze bei mir aber ähnlich wie bei Dir) schon als sparsam angegeben. Ich komm so auf die 90L/ha Acker, im Normalfall, und bin eigendlich zufrieden.
Den Gesamtjahresverbrauch kann ich Dir jetzt nicht sagen, für den Papierkram fürs Finanzamt ist die holde Weiblichkeit zuständig... ;)

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Re: An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#6

Beitrag von luitpold » Di 7. Aug 2012, 10:08

kraut_ruebe hat geschrieben:einen energieautarken bauernhof und eternitschindeln an der wand zu haben sieht auf den ersten blick seltsam aus :hmm:
hey was hast du gegen eternitschindeln, hat das im burgenland nicht jeder mercedes, an der wetterseite??? :haha:
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

Manfred

Re: An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#7

Beitrag von Manfred » Di 7. Aug 2012, 11:50

@zaches: Meinst du evtl. die BBC-Doku "A Farm For The Future" von Rebecca Hosking? Die kenne ich natürlich.



Meine Rinder sind auch ganzjährig auf der Weide und ich versuche mögl. spät noch brauchbaren Aufwuchs zu haben und mögl. früh wieder. Aber für einige Monate im Winter macht hier einfach das Klima einen Strich durch die Rechnung. Da kommt man ums Zufüttern nicht herum.

@luitpold: Pflanzenöl hab ich im Auge. Ich scheue aber die Kosten der Umrüstung für meine alten Traktoren und die wenigen Betriebsstunden im Jahr. Außerdem mache ich einen guten Teil der Stunden im Winter, was den Einsatz von Planzenöl nicht vereinfacht. Da müsste ich konsequent Vorheizen, evtl. sogar den ganzen Motor, und das kostet auch wieder Energie. Hab hier mit Diesel schon öfter Probleme, die Motoren im Winter zum Laufen zu kriegen. Würde ich auf größerer Fläche wirtschaften und Ackerbau betreiben, wäre Pflanzenöl deutlich attraktiver.

@tyr: Ich selber mache ja keinen Ackerbau mehr (allenfalls alle paar Jahre Getreide-GPS auf Flächen, wo der Ackerstatus erhalten werden muss). Aber bei den Ausgangsdaten habe ich wirklich den Dieselverbrauch des Lohndreschers vergessen. Waren meist gut 10 ha Getreide. Da kamen auch noch mal einige Liter zusammen...
Nach meiner Rechnung sind es aktuell knapp 50 Liter (inkl. Benzin und inkl. Waldarbeit). Das ist mir aber noch deutlich zu viel.
Mit Ackerbau lässt sich mein Betrieb natürlich nicht vergleichen. Aber evtl. finden sich ja noch mehr Bauern, die ihre Verbrauchszahlen und Ideen beitragen.

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Re: An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#8

Beitrag von tyr » Di 7. Aug 2012, 13:23

Haupteinsparpunkt ist bei mir, wie Deine Idee auch war, die Geräte an die Maschienen anzupassen.
So mach ich sämtlich Pflegearbeiten mit einem kleinen Deutz 52 aus den siebzigern. Extrem sparsamer Grünladtraktor...allerdings auch nur in dem Bereich, für alle anderen Arbeiten zu leicht.
Das macht es dann allerdings wieder notwendig, mehrere Traktoren zu besitzen....
Übern Sommer fahr ich teilweise Pflanzenöl, allerdings ist das nicht unbedingt wirklich billiger, je nach aktuellem Dieselpreis...
Zumindest die Motoren des Deutz und des Belarus machen das ohne Umbauten und Umstände mit.....aber wahrscheinlich fahren die eh mit allem. Nachbar ist mal ´ne Weile mit dem Russen mit einem Diesel- Altöl- Gemisch gefahren...

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Re: An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#9

Beitrag von luitpold » Di 7. Aug 2012, 15:10

hab ich gerade gefunden..... http://pflanzenoel.agrarplus.at/unterlagen.php

man sollte den gleichzeitigen anfall von eiweißfuttermittel (raps sonnenblumentrester) nicht unterschätzen.

:wink2:
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: An die Bauern im Forum: Minimierung Kraftstoffbedarf?

#10

Beitrag von roland » Mi 8. Aug 2012, 12:55

Hi Manfred,
wie Du weist, beschäftige ich mich auch ein bisserl mit dem Thema - wenn auch noch nur theoretisch ;)
Daher hätt ich ne Frage: hast Du mal gegengerechnet, wieviele Hektar Ölfrüchte Du anbauen müsstest, um das notwendige Öl zu erzeugen?

Welche Schritte brauchen eigentlich keine große Zugkraft - du hast doch Rinder, die könnt man doch wenigstens für manche Arbeiten einsetzen - also lieber einen kleineren Mäher, einen kleineren Wender kaufen, doppelt so viele bahnen - aber mit "Grasantrieb"??

Rechnung Zeit: Traktorgeschwindigkeit beim Mähen x gefahrene Strecke bei maximaler Mäherbreite gegen Ochsentempo ;)
Rechnung Geld: Unterhalt Traktor gegen Ochse
Plus: bei allem rumrechnen muss die Zeit und das Geld für Treibstoffe, Unterhalt und Erwerb der jeweiligen Zugmaschine noch dazu.

Und dann noch der Punkt, wo das Öl auf Dauer herkommen kann, egal ob Erd- oder Pflanzenöl.


Roland

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