Niederwald zur Brennholzgewinnung

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emil17
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Re: Brennholz

#41

Beitrag von emil17 » Sa 25. Sep 2010, 23:16

Sehe grade, dass das in haus und Hof hier ebenfalls diskutiert wird.
Möge einer der Admins die beiden Themen zusammenführen, wobei ich denke, es sei bei Forstwirtschaft besser aufgehoben.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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emil17
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Re: Niederwald zur Brennholzgewinnung

#42

Beitrag von emil17 » Sa 25. Sep 2010, 23:47

Ich häng mich da mal zu.
Hackschnitzelfeuerungen, automatisiert, gibt es, und sie laufen.
Ganz toll für Niedertemperaturheizungen ist die Abgaskondensation - da kann man das Wasser, das im Brennmaterial war und das zusätzlich bei der Verbrennung entsteht, kondensieren und so die Verdampfungswärem rausholen, was den Wirkungsgrad erheblich steigert. Bei Öfen mit grosser Leistung ist die Brennkammertemperatur so hoch, dass man dann auch nasse Biomasse sauber verbrennen kann. Treibt man eine Dampturbine an und nutzt nur die Wärme des Abdampfes zum Heizen, kann man recht viel Strom erzeugen.
Leider: Sinnvoll ist so etwas für Blockheizwerke, dh. für die Versorgung von mittleren Gesamtschulen, ganzen Alterssiedlungen, Spitälern, Fernwärmeeinspeisungen und dergleichen. Oft wird sowas neben einer bestehenden Kehrichtverbrennungsanlage aufgestellt, weil da die Infrastruktur (Fernwärmenetz, Zufahrt usw.) schon vorhanden ist. Dann kommen die teuren Maschinen (Häcksler, Förderschnecken, Holzvergaseröfen usw.) auch auf eine sinnvolle Betriebsstundenzahl. Und Wirkungsgrad und Abgaswerte sind besser als bei Kleinstanlagen.

Für Einfamilienhäuser ist eine Stückholzheizung effizienter und flexibler. Schon hier ist die Leistung von Kleinst-Holzvergaseröfen in der Regel schon fast zu gross. Ein brauchbarer Brennholzhäcksler hackt die 10 Kubikmeter Jahresbedarf in 2 Stunden; die Anschaffung lohnt folglich erst, wenn man mehrere hundert Kubikmeter pro Jahr hat.

Was ich NICHT verstehe: Warum muss eine Heizung vollautomatisch sein? Ein guter Grundofen muss einmal im Tag gefeuert werden, das ist wohl zumutbar. Und 7 - 10 fm Brennholz machen ist auch nicht soo unmenschlich. Da geht man ein paar Tage im Spätwinter bei schönem Wetter ins Holz und rüstet den Stapel auf, der dann sofort mit Wellblech oder so gedeckt wird. Kann man auf eigenem Grund Holz machen, kann das Holz auch mehrere Jahre so bleiben. Im Sommer, wenn das Zeug schon erheblich leichter geworden ist, wird es geladen, nach Hause geführt, kurz gesägt und gestapelt. Das ist dann eine Regenwetterarbeit.
Ws man braucht? Kettensäge (hat man sowieso), Anhänger (ditto), Brennholzkreis- oder Wippsäge, wer mag einen Spalter, und genug Lagerplatz. Und etwas Zeit.
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Landfrau

Re: Brennholz

#43

Beitrag von Landfrau » So 26. Sep 2010, 13:43

Wenn sich einer überlegt, so einen Wald anzulegen und hätte Land für eine Neuanlage,

- wieviel Jahre müsste er auf den Ertragsbeginn warten
- wieviel Fläche bräuchte er, um 15 cbm Holz jährlich schlagen zu können?

Das wären Zahlen, die ich hilfreich fände.

Das Bild, das ich von den Forumsnutzern gewinne, stellt sich so dar, als
- stünden viele am Anfang oder in den Startlöchen oder wären noch im Träumerstadium
- wäre stetiger Lebenswandel und jahrzehntelange (Orts)treue nicht jedermanns / -fraus Sache.

Daher wäre es schön, abschätzen zu können, welche Investition (Landkauf) und Lebensplanung der Anlage und Nutzung eines eigenen Waldes zu GRunde liegen sollten.

In allem, was ich bisher zur Forstwirtschaft gelesen und gehört hab, hieß es nämlich, man würde immer für die nächste Generation arbeiten.
Und kaum ein Selberversorgungsaspirant von heute Anfang 20, wird einst seine Enkel unter seinen eigenen Bäumen des 3-Generationenhofes auf den Knien schaukeln ..... tatsächlich wüsst ich schon von kaum einem / einer, die mit Mama / Papa unter einem Dach lebt und deren Anschaffungen und Errungenschaften zu würdigen weiß, warum sollte das einst anders sein?

Die ökologisch gesündesten und wirtschaftlichsten (!) Wälder, hörte ich neulich, wären jene, die sich seit zT JAhrhunderten im Besitz alter Familien, meinethalben des "Landadels" befänden - guck an. Da wird wohl mit Sorgfalt und generationenweiter Perspektive und Sinn für Wert gewirtschaftet.

LAndfrau

Benutzer 72 gelöscht

Re: Brennholz

#44

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 26. Sep 2010, 14:12

hallo!

Wir haben beim Kauf unseres Grundstückes einen kleinen "Wald" mitgekauft :watt:

Das kann dir auch passieren......

Leider Fichten- bzw. Robinienmonokultur.
Wir haben bereits begonnen, da vorsichtig anderen Bäumen eine Chance zu geben (sprich: Altbäume rauszufällen) - dass das dauern wird, weiß ich schon, die rausgefällten Bäume sind auch echt keine Wucht, ich meine, was die Dicke angeht! Verheizen kann man sie trotzdem, aber ich tät mir nicht einbilden, dass unser "Wäldchen" jemals genug Feuerholz abwerfen wird! Musst nur mal den Jahresbedarf an Holz anschaun, den eine Familie so verheizt...
und das will jedes Jahr aufs Neue geerntet werden!

emil17 hat ja schon die Baumarten, die dafür in Frage kämen, aufgezählt - jetzt wäre tatsächlich der Platzbedarf interessant zu wissen...
wer eine Ahnung??

liebe Grüße!

Seppel
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Re: Brennholz

#45

Beitrag von Seppel » So 26. Sep 2010, 16:14

ina maka hat geschrieben: Leider Fichten- bzw. Robinienmonokultur.

...

Wir haben bereits begonnen, da vorsichtig anderen Bäumen eine Chance zu geben (sprich: Altbäume rauszufällen)
Doch nicht zum verheizen, oder!? Robinie nehme ich bevorzugt zum bauen. Das Holz ist hart, schwer und sehr dauerhaft. Kommt bei mir noch vor Eiche.

Was eine Familie / ein Haus pro Jahr an Fläche Wald verheizt, hängt von mehreren Faktoren ab. So z.B.:
-Dämmung vom Haus, größe Mantelfläche
-Temperaturverlauf im Jahr, Standort
-Bewirtschaftungsform - Energiewald oder Mischwald
-Zuwachs pro Jahr, weiter auch Boden

Es ist wohl das Beste; erst mal den wirklichen Bedarf zu ermitteln. Vielleicht auch dämmen. Dann weiter sehen. Eine Energieholzplantage auf gutem Standort hat pro Hektar im Schnitt 10m³ Holz / Jahr Zuwachs. In dem Fall wäre der Bedarf 2ha. Wald ist was ganz anderes.

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Re: Brennholz

#46

Beitrag von emil17 » So 26. Sep 2010, 18:51

Der Zuwachs hängt ganz entscheidend von der Standortsgüte ab. Hier kann der Förste Auskunft geben, die haben Bodeneingungs- und Ertragstabellen. Ich denke, bei guten etablierten Niederwäldern kann man so um 5 m3/ha und Jahr rechnen. D.h. bei einem Verbrauch von 10 m3/Jahr muss man etwa 2 -3 ha Wald haben.
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Re: Brennholz

#47

Beitrag von Bunz » Mo 27. Sep 2010, 06:22

Hallo Landfrau,
also dann was Praktisches:
Man braucht keinen Wald, man kann auch einfach Bäume pflanzen sofern man Platz hat.
Ich heize pro Saison ca. 10 fm Holz. Bei sehr tiefen Temperaturen lege ich aber schon mal ein Braunkohlenbrikett auf.
Holz mache ich im Wald und auf dem eigenen Grundstück.
Zu letzterem ein Beispiel:
Ich fälle jetzt die Birken, die ich vor 20 Jahren angepflanzt habe. Jeder Baum liefert so 1 fm. Also brauchst Du pro Jahr 10 Bäume entsprechenden Alters.
Das Vorsorgen für die Enkel trifft nur auf BAUHOLZ zu, wo dann eben etwas Brennholz mit abfällt. Gezielter Brennholzanbau kommt Dir schon noch zu Gute. Nur Geduld :)
Und nun, warum Birken?
Weil das die einzige Baumart ist, die von den Schafen in Ruhe gelassen wird. Bis -naja, sagen wir mal 8 Jahre - müßtest Du sie allerdings auszäunen. JUNGE Bäume werden natürlich vernichtet.
Also reichen 200 Bäume. Jedes Jahr 10 pflanzen und 10 ernten.
lg
Bunz
Ach so, noch was fällt mir ein:
Auf den ausgezäunten Flächen kann man Heu machen.
Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche und nicht durch die Apotheke.
Sebastian Kneipp

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Re: Brennholz

#48

Beitrag von emil17 » Di 28. Sep 2010, 08:48

Was dafür spricht:
Baumwiesen sind schön
Baumwiesen sind für die Tiere im Sommer angenehm

Was eher dagegen spricht:
Pflanzen macht Arbeit
nach dem Pflanzen trödeln die meist noch eine Weile rum, bevor sie loslegen, mit Stockausschlägen gehts viel schneller
man kriegt mehr Äste und weniger Stammholz

Das eine tun und das andere nicht lassen.

Wer nur wegen dem Ertrag pflanzt und schnelle Ergebnisse braucht (eine Krankheit der heutigen Zivilisation), der soll lieber mit Kartoffeln anfangen.

So ist das ;-))
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Re: Brennholz

#49

Beitrag von selbstversorger » Di 28. Sep 2010, 08:49

Hallo Zusammen,

ich habe mich auch mit diesem Thema intensiv beschäftigt, da ich mir auch ein Stück Wald kaufen wollte. Wald zu kaufen um nur Brennholz zu produzieren ist ein absolutes Verlustgeschäft. Die Rechnung ist ziemlich einfach: Hier ein Rechenbeispiel aus meiner Region (die Zahlen sind natürlich von Region zu Region unterschiedlich, kommen aber immer zum gleichen Ergebnis):

Kosten für 1 Hektar Wald ca. 15.000 Euro
Ertrag pro Jahr ca. 5 cm³ Brennholz (entspricht ca. 300 Euro)

Wenn ich statt dessen die 15.000 Euro zu 3% Zins angelegt hätte, dann hätte ich einen Ertrag von 450 Euro pro Jahr und könnte mir damit mein Brennholz getrocknet, gesägt und gespalten locker vor die Haustüre liefern lassen und hätte noch Geld übrig. Die übrigen Kosten kämen ja noch dazu (Grunderwerbsteuer, Notarkosten, Grundsteuer , Motorsäge, Benzin, Kettenöl, Wartung und Verschleiß der Säge, Axt, Anhänger für den Transport usw.) Die Arbeitszeit habe ich gleich mal weg gelassen.
Dies ist natürlich nur eine monetäre Betrachtung. Wer das als Hobby sieht und es einem egal ist, wie viel Geld er ausgibt, dann ist es ein schönes Hobby.

Brennholz ist momentan in der Waldwirtschaft leider ein Abfallprodukt. Die Aufarbeitungskosten (Lohnkosten) sind so hoch, dass es sich in der professionellen Waldwirtschaft nicht lohnt. Ich hole mir beim Förster jedes Jahr einen Schlagraum. Das ist ein Waldstück, indem alle Bäume markiert sind die gefällt werden müssen. Vorher haben die Waldarbeiter die Bäume die zu Nutzholz verarbeitet werden können rausgeholt. Der Rest bleibt stehen und kann von mir gefällt werden. Ich mach jedes Jahr ca. 50 Ster und zahle dann pro Ster 2 Euro. In anderen Regionen ist es mit Sicherheit teurer, aber im Vergleich immer noch günstiger als eigener Wald.

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Re: Brennholz

#50

Beitrag von Theo » Di 28. Sep 2010, 09:18

selbstversorger hat geschrieben:...Die übrigen Kosten kämen ja noch dazu (Grunderwerbsteuer, Notarkosten, Grundsteuer , Motorsäge, Benzin, Kettenöl, Wartung und Verschleiß der Säge, Axt, Anhänger für den Transport usw.) Die Arbeitszeit habe ich gleich mal weg gelassen.
Waldbesitz bringt ja noch andere Verpflichtungen mit sich, wie Pflege und Jagd.
Man muss also schon eine Art Don Quixote sein, wie bei SV überhaupt :grinblum:
Gruß
Theo

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