Ich brauche mal etwas Trost

Was halt nirgendwo passt
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emil17
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Re: Ich brauche mal etwas Trost

#11

Beitrag von emil17 » Mi 21. Mär 2012, 09:36

Folgende Bemerkungen hierzu, auch wenns schmerzt:
Wir wollen in unserem Revier, und das ist das Grundstück gemäss Kataster und Grenzziehung, unser Paradies bzw. das, was wir dafür halten, verwirklichen.
Das wollen alle anderen auch, die für sich selbst bauen. Und die dürfen ihr eigenes Paradies bauen, sie müssen sich nicht an unsere Vorstellungen halten.
Was wie häufig ist, sieht man am besten an den Verkaufsflächen der Baumärkte - die sind gnadenlos umsatzoptimiert, sprich, was pro Quadratmeter Platzbedarf nicht den Mindestumsatz bringt, fliegt raus. Mit farbigen Beton-Verbundsteinen, farbigen Holzschnitzeln und fertigem Waschbeton-Grill kann man eben Umsatz machen, weil die Leute das wollen. Die meisten wissen beim Garten sowieso nicht, was sie wollen, also will man das, was alle anderen auch schon haben. Es ist dann auch danach.
Mit drei Gehölzarten (Thuja, knallrote Buschrose und Kriechwachholder) kommt man doch problemlos aus, dafür hat man 160 Fernsehprogramme zur freien Wahl.
Die moderne Mainstream-Gartengestaltung hat viel Symbolwert:
Zuerst alle Bäume kappen ("Hier bestimme ich, und wir machens besser, als es war")
Dann Zaun drumrum ("Wir sind nicht auf die Umgebung angewiesen")
Das Gelände korrigieren (Korrigieren: "Vorher war es falsch, jetzt machen wir es richtig")
Grosse breite Zufahrt ("Damit man jederzeit weg kann")
Teppich-Zierrasen ("Bei mir bestimme ich und nur ich, was wächst")
Mutige pflanzen irgendwann sogar einen Zwergbaum einer der drei noch erhältlichen süssen Standard-Apfelsorten, gibts im Baumarkt und man ist naturverbunden und hat auch Obst aus dem eigenen Garten
Auch wenns schwer fällt: Hasst die Leute nicht deswegen, sie nehmen das gleiche Recht wie wir in Anspruch. Vielleicht sind sie ja sogar nett.
Und haltet Eure Hofstatt und den Vorgarten einigermassen repräsentabel, das hilft auf Dauer mehr als lamentieren. Sie sind viele, wir sind wenige.

Lästig wird es erst dann, wenn Städter aufs Land ziehen, der Natur wegen, und dann muss jeder Hahn und jede Kuhglocke weg, Mist ausbringen stört auch, das stundenlange Herumgenerve mit Fadenschneider & CO hingegen offenbar nicht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

roland
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Re: Ich brauche mal etwas Trost

#12

Beitrag von roland » Mi 21. Mär 2012, 10:34

Hi,
die Marotte, die Felder zu räumen, greift hier auch langsam um sich. Jedes Frühjahr werden mehr Grundstück komplett gerodet.

Es ist wirklich so, die "Dorfbevölkerung" hat nur bedingt einen besseren Kontakt zu den alten Bäumen und so. Die meisten kennen Pflanzen und Tiere nur als arbeit machendes, heute nutzloses Zeugs - es gibt ja genug Äpfel im Supermarkt.

An meinem Wohnort wurde grad auf ca 500 Meter länge und Breite (ca 2 hektar) ein super feuchtgebiet mit einem verzweigtem Fluss, vielen alten Bäumen und Büschen und Wiesenstreifen dazwischen gerodet, um ein Regenrückhaltebecken zu bauen - weil ein paar einzelne Leute die letzten Sommer Wasser im keller hatten. Statt das man den Flusslauf aufwärts renaturiert, platz wäre hier noch überall!

Roland

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Spottdrossel
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Re: Ich brauche mal etwas Trost

#13

Beitrag von Spottdrossel » Mi 21. Mär 2012, 12:11

emil17 hat geschrieben: Und haltet Eure Hofstatt und den Vorgarten einigermassen repräsentabel, das hilft auf Dauer mehr als lamentieren.
:daumen: Das ist so mein Fernziel. Daß ich mich nicht mehr rechtfertigen muß, warum mein Garten "nicht so aussieht wie die anderen Gärten", sondern daß nebenan gefragt wird, warum´s da so langweilig aussieht... aber bis aus drei Hölzchen in der Erde eine blühende Hecke geworden ist, braucht man halt Geduld, und jeder, der keine Ahnung hat, guckt komisch.
Hühner sind auch nur Menschen...
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Knurrhuhn

Re: Ich brauche mal etwas Trost

#14

Beitrag von Knurrhuhn » Mi 21. Mär 2012, 12:26

Hallo Emil,

es geht doch nicht primär darum, was Leute auf ihrem eigenen Grund und Boden veranstalten. Geschmäcker sind verschieden, und soll sich jeder mit dem Kram umgeben, den er schön findet. So weit bin ich mir mit Dir einig.

ABER: wir sind alle in eine Welt eingebunden, die ein Ganzes darstellt. Das eine hängt vom anderen ab, ob wir das wollen oder nicht. Also sollte auch jeder Mensch mit dem was er tut die Auswirkungen auf das Große Ganze bedenken, und nicht einfach stur seine Vorstellungen durchsetzen, nur weil ihm das so gefällt.

Es geht doch hier im Grunde nicht um "sieht gut oder häßlich aus". Das sind subjektive Wertungen, die man nicht objektivieren kann.
Sondern es geht um das was in der Gesellschaft stattfindet und durch diese nachbarlichen Werke gespiegelt und verdeutlicht wird - nämlich, daß ein Großteil der Menschen jeglichen Bezug zur Natur verloren hat und nur noch um sich selber kreist und um Konsumgüter, Prestige, Selbstdarstellung! Und daß er darauf pfeift, ob andere Individuen und Lebewesen von seinem Verhalten benachteiligt werden oder nicht, ob Lebensraum für Tiere zerstört wird oder nicht, ob immer weniger natürliche Landschaft existiert oder nicht ....

Ich denke da auch nicht primär an unsereins als Einzelperson, die zugepflasterte Grundstücke als Beleidigung für's Auge empfindet.
Nein, es geht um das, was hinter einem solchen Verhalten steckt. Um das Nicht-Bewußtsein des Großteils der Menschen. Um Tiere, Insekten usw., denen immer mehr Lebensraum genommen wird und die immer weiter verdrängt werden durch diese geistlosen Mainstream-Hinterherrenner.

Es wird auch immer nur um Co2 lamentiert, der Ausstoß muß (selbstredend) verringert werden usw.... Aber "die Natur" besteht doch aus viel viel mehr Facetten und Komponenten als den Luftbestandteilen, aber das kapiert kein Mensch.
Und solche Leute sind es dann auch, die das ganze Jahr über die Vögel mit Kuchenkrümeln und Brotkrumen füttern weil es ja so süß ist ihnen dabei zuzusehen wie sie sich das Futter holen, jedes Insekt kaputt machen weil es potentiell gefährlich oder ihnen widerlich ist (Hornissen, Wespen, Spinnen....), Unkrautvernichter verwenden damit ja kein Unkräutchen im Rasen überlebt, Bäume noch absägen wenn schon Brutzeit ist, und nicht bereit sind auf irgend etwas zu verzichten, was die Umsetzung ihrer Vorstellung von gutem Aussehen verhindern könnte. Äpfel kann man ja das ganze Jahr kaufen, Brombeeren aus Südamerika die hier im Januar billiger sind als deutsche im Sommer!
Hauptsache, SIE haben ihren geleckten Garten (wenn man es überhaupt noch als solchen bezeichnen kann)!

Und es geht auch nicht um bessere oder schlechtere Menschen. Aber es geht darum, wessen Handeln und Ansichten für das Gesamte besser oder schlechter ist.

Und ich kann mir vorstellen, daß denen, die sich solche Aktionen ansehen müssen, ähnliche umfassende Gedanken durch den Kopf gehen und sich deshalb Gefühle von Hilflosigkeit und Verzweiflung einstellen, einfach weil man sieht, wie wieder ein Stückchen mehr der Welt vernichtet wird und der "Moderne" zum Opfer fällt ...

tory
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Re: Ich brauche mal etwas Trost

#15

Beitrag von tory » Mi 21. Mär 2012, 13:11

naja,
ich gehöre eher nicht zu der sorte mensch, die den moralischen zeigefinger erhebt.
es ist traurig, daß sie die natur nicht wertschätzen.
aber ich werde diese menschen auch nicht bedauern, wenn sie ohne erdöl zufuß gehen müssen und ihren rasen nicht mehr mit mineraldüger übersättigen können. und wenn das essen dann nicht mehr so reichhaltig ist und das leben gar mühsam.....
ich kann damit umgehen und mein nachwuchs auch.
über die anderen werden ich dann nur grinsen - und wenns von oben ist :engel:


ja das ist arrogant, aber meine antwort zu und über solche menschen und nur ein ergebnis deren verhaltens.
liebe grüße
helene


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Re: Ich brauche mal etwas Trost

#16

Beitrag von Alba » Mi 21. Mär 2012, 13:20

Liebe(r) Wayan,

wir leben auf dem niederbayerischen Land und manchmal frage ich mich, wo die ganzen Alteingesessenen aufgewachsen sind.

Es ist so wie Emil schreibt, alles wird geteert oder mindestens gepflastert.
Die Thujahecke wird fein säuberlich zweimal im Jahr geschnitten und meine Blumen werden wegen ihrer schönen Blüte bewundert, bis ich lächelnd erkläre dass es sich hierbei um Kartoffeln handelt.... wie gesagt, das ist hier nicht Passau, das ist ein Dorf mit 60 Häusern....

Die Generation zwischen 30 und 50 findet Garten doof, weil sie als Kinder so viel mitarbeiten mussten. Die Alten sehen es mit Bauchschmerzen und haben Bedenken: "Kinder, was ist wenn mal ein Krieg kommt, die ganzen Solaranlagen und versiegelten Flächen, das kriegt ihr nicht mehr so schnell in fruchtbare Felder umgewandelt"

Wir versuchen gerade die Altlasten vom Grundstück zu bekommen und es naturnaher zu gestalten. Wir haben auch gemeuchelt, nämlich die Thujahecke entfernt und meine erste Aktion war die ganzen Mäusegifte, Round-ups usw. zur Giftmüllstelle zu fahren.....

Der Garten ist wirklich zur "Lifestyle-Area" geworden. Wenn ich sehe was auf Gartenmessen an erstrebenswert gezeigt wird.... ÜBEL.
Diese asiatischen Kiesgärten mit Gabionen (danke Frau Hollerbusch), mit klaren Strukturen, wo kein Hälmchen wild wächst......

Naja, schlussendlich hat Emil recht. Leben und leben lassen.

LG
Bettina

und noch was.... das ruhige Landleben! :-) Bei uns starten pünktlich Samstag um 8 Uhr die Kreis- und Motorsägen, die Rasentrimmer, Heckenscheren, Laubgeläse (Liste beliebig weiterführbar). Weil ohne Benzin und ohne Lärm macht es keinen Spaß :lol:

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Re: Ich brauche mal etwas Trost

#17

Beitrag von tory » Mi 21. Mär 2012, 13:46

naja,
ich habe auch einen nachbarn,der beschwert sich, daß sein auto auf meinem nicht befestigten feldweg dreckig wird.
da besteht doch dringend handlungsbedarf, oooder? :haha:
liebe grüße
helene


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Re: Ich brauche mal etwas Trost

#18

Beitrag von Olaf » Mi 21. Mär 2012, 15:10

Na. Emils Worte sind ja mal wieder nach meinem Geschmack.
Wir haben hier alles an Nachbarn zu bieten, und jeder soll nach seiner Fason glücklich werden.
Ich muß es den zugezogenen Stadtmenschen (zum Glück andere Straßenseite) ja nicht zeigen, dass ich ihr "Paradies" verabscheue, Grüßen und gut ists. Und mit anderen lästern.
Denen wird das genauso gehen. (Mein Sohn ist mit deren Sohn befreundet: Am schlimmsten ist für die, dass wir so tief hinten wohnen dass die nicht wissen, OB wir Dreck in der Dachrinnne haben, so bleiben ihnen nur Vermutungen und nichts konkretes zum Maul zerreissen. Na, immerhin sind verblüffender Weise deren Kinder dauernd bei uns, ist da wohl zu langweilig, aber die können ja dann Futter liefern fürs Lästern).
Rechts der Öko-Verwucher(zier)gartenbetreiber, das ist eher nach meinem Geschmack. Als ich mal grad bei dem war, lud der andere Nachbar (mit dem sind wir aber auch befreundet) mindestens 50 Thuja ab, mußte er sich von uns natürlich gleich übern Zaun gebrüllt "Igit, Thuja" und "Friedhofsraketen" anhören, seine Antwort, die seien grad im Angebot. Nagut, war mein Versuch, ihm Vogelschutzgehölze aufzuschwatzen wohl in die Hose gegangen, und wenn die beiden das schönfinden, ich muß ja nicht hingucken. Dafür gärtnert die Frau recht geschickt.
Am besten verstehen wir uns dahingehend mit den Rentnern gegenüber, Alteingesessene, seit er in Rente ist, rüstet der seine Viehzeugbestände richtig auf, ich muß dass mal anschauen gehen. Meine Frau kam grad letztens ganz begeistert zurück, das solle ich mir unbedingt anschauen, und außerdem hätten sie und Frau R. festgestellt, dass uns vier die andern sowieso für bekloppt halten mit unserem Viehzeug...Können sie ja machen.
Ach, auch noch rechts haben wir noch die Golfplatzversion, aber der macht unheimliche Mengen Brennholz, zum Großteil mit der Hand, das find ich auch wieder gut, und wenn ihm nun mal so ein "Golfplatz" gefällt. Dafür muß der das Zickengemecker und den Bockgestank ertragen.
Ich gesteh jedenfalls auch jedem das Recht zu, auf seine Art glücklich zu werden, wenn es für die andern halbwegs zumutbar ist.
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Re: Ich brauche mal etwas Trost

#19

Beitrag von Theo » Mi 21. Mär 2012, 20:18

Hallo Olaf,
Olaf hat geschrieben:...Nagut, war mein Versuch, ihm Vogelschutzgehölze aufzuschwatzen wohl in die Hose gegangen,
hast Du Erfahrung mit freiwachsenden Hecken? Also die nicht allzu hoch werden und nicht dauernd geschnitten werden müssen?
Gruß
Theo

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Re: Ich brauche mal etwas Trost

#20

Beitrag von Thomas/V. » Mi 21. Mär 2012, 20:48

hast Du Erfahrung mit freiwachsenden Hecken? Also die nicht allzu hoch werden und nicht dauernd geschnitten werden müssen?
ich habe im Garten Flieder, Schneeball und Forsythia, die haben und behalten die gleiche Höhe (ca.3m), die Beeren des Schneeballs bleiben im Winter hängen und die Vögel fressen sie nach und nach, aber auch bei Hühnern sind sie beliebt

es gibt sicher noch ähnliche Gehölze, die man zu einer pflegeleichten Hecke anpflanzen kann
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rechts neben dem Hühnerstall Flieder, Forsythia und Schneeball
rechts neben dem Hühnerstall Flieder, Forsythia und Schneeball
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Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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