Blitzschutz

bert7

Blitzschutz

#1

Beitrag von bert7 » Sa 25. Feb 2012, 17:27

Kann man eigentlich auch selber irgendwie Blitzschutz betreiben?
Wie sieht es mit Dacheindeckungen aus?Gibt es welche die gefährlicher sind als Andere?
Photovoltaikanlagen sind ja auch eher Blitzgefährdeter,wie sieht es aber mit Solaranlagen aus?
Kann man das Prinzip Faradaischer Käfig auf ein Haus ausweiten?

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kraut_ruebe
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Re: Blitzschutz

#2

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 25. Feb 2012, 18:48

vermutlich willst du das jetzt nicht wissen, aber ich frag mich schon jahrelang was da dran ist:

ist schon etwas her, da befahl karl der grosse allen bauern eine hauswurz als blitzschutz am dach zu haben, deswegen nennt man das zeug mancherorts auch dachwurz.

nachdem ich ein bauernmädel bin, hab ich auch eine am dach ;)
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

bert7

Re: Blitzschutz

#3

Beitrag von bert7 » Sa 25. Feb 2012, 19:24

;) jede gute Antwort ist sinnvoll.Vielleicht sollte ich es auch versuchen Kraut.

Manfred

Re: Blitzschutz

#4

Beitrag von Manfred » Sa 25. Feb 2012, 19:59

Blitzschutzanlagen dürfen nicht ohne Grund nur von qulifiziertem Fachpersonal installiert werden. In den Jahren, als die Blitzschutzanlagen in Mode gekommen sind und jeder Schlosser und Elektriker welche aufs Dach schraubte, würden diese Häuser öfter durch Blitzschlag geschädigt als die Häuser ohne solche Einrichtungen. Auch Brandversicherungen scheinen von den Anlagen nur sehr bedingt angetan zu sein.

Du kannst dir das ungefähr so vorstellen:

Damit sich ein Blitz bilden kann, muss zwischen der Wolke und der Erde ein Elektrisches Feld mit einer Spannung von vielen Millionen Volt entstehen.
Der Blitz entsteht dann an der Stelle, wo er den kleines elektrischen Widerstand zwischen Wolke und Boden vorfindet.
Der Elektrische Widerstand wird im Wesentlichen durch 2 Größen bestimmt: Der Entfernung und dem Leitwert der Materialien mit der diese Entferung überbrückt wird.

Ein Baum z.B. leitet dem Strom viel besser als Luft. Wenn also auf einer Ebene ein einzelner Baum steht, dann schlägt dort der Blitz bevorzugt ein, weil der elektrische Widerstand zwischen Wolke und Boden durch den Baum verkleinert wird. Genauso verhält es sich mit einem Haus, dass auf dieser Ebene steht.
Wenn du jetzt neben dem Baum oder dem Haus einen Metallmast aufstellst, wird bevorzugt dieser getroffen, weil sein elektrischer Widerstand noch kleiner ist.
Im Fall einer Blitzschutzanlage heißt das: Ein Haus mit Blitzschutzanlage wird eher vom Blitz getroffen als ein Haus ohne Blitzschutzanlage, weil die Blitzschutzanlage einen kleineren Widerstand hat als Stein und Holz aus dem das Haus gebaut ist.
Bedeutet im Umkehrschuss: Die Blitzschutzanlage muss so gut sein, dass sie trotz der erhöhten Trefferwahrscheinlichkeit das Gesamtrisiko für Schäden am Haus reduziert. Und das ist nur sehr schwer möglich, siehe z.B. Überspannungsschäden an der Hauselektrik, wenn die Blitzschutzanlage getroffen wird.

Es ist auch nicht so einfach, dass man nur einen Metallmast neben das Haus stellen muss, um das Haus zu schützen.
Der Blitz trifft nämlich nicht nur eine Stelle, sondern verteilt sich in der Regel über mehrere Kanäle.
Das kann man auf diesem Wikipedia-Bild sehr schön sehen:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... tning3.jpg

Wenn das elektrische Feld zwischen Wolke und Boden beginnt durchzubrechen, dann bilden sich auf der Erde von allen möglichen erhöhten Punkten aus ionisierte Kanäle, die vereinfacht gesagt dem Blitz von oben entgegeneilen.
Je nach Widerstand der einzelnen Kanäle verteilt sich dann die Energie des Blitzes auf mehrere Einschlagsorte.
Spricht der Metallmast neben dem Haus dann dazu führen, dass das Haus mit höhere Wahrscheinlichkeit getroffen wird, allerdings mit verminderter Energie pro Einschlag.

Will sagen: Blitzschutz ist ein hochkomplexes Feld, auf dem man viele Fehler machen kann. Wenn man eine Blitzschutzanlage will, dann einen Profi ran lassen und nicht selber basteln. Mit Selbstbauanlagen hat man im Zweifelsfall ein deutlich erhöhtes Risiko. Die Versicherungen können dann sogar die Begleichung des Schadens ablehnen oder zumindest einen Eigenanteil fordern.

bert7

Re: Blitzschutz

#5

Beitrag von bert7 » Sa 25. Feb 2012, 20:29

Danke Manfred,bedeutet dies nun das der Baum,2m neben dem Haus welcher dieses überragt,somit eine Blitzeinschlag gefahr bedeutet ?
Und wenn ich einen Teil der Dacheindeckung statt durch Ziegel durch Blech ersetze ist es somit auch gefährdeter?

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Re: Blitzschutz

#6

Beitrag von citty » Sa 25. Feb 2012, 21:54

Hi,

Karl der Grosse hat jedem Bauern Hauswurz auf dem Dach verordnet weil er nicht wusste, dass Hauswurz zwar gegen Entzuendung, Geschwuere und Durchfall hilft nicht aber gegen Blitzschlag... dagegen hilft nur ein Blitzableiter/Blitzschutz. Siehe Manfreds Eintrag. Hier in Can. hat man oft Metallmasten neben den Haeusern stehen, die hoeher sein muessen als das Haus selbst.

LG, Citty
Dr. Roger Liebi fan :)

Manfred

Re: Blitzschutz

#7

Beitrag von Manfred » Sa 25. Feb 2012, 22:09

bert7 hat geschrieben:Danke Manfred,bedeutet dies nun das der Baum,2m neben dem Haus welcher dieses überragt,somit eine Blitzeinschlag gefahr bedeutet ?
Und wenn ich einen Teil der Dacheindeckung statt durch Ziegel durch Blech ersetze ist es somit auch gefährdeter?
Das kann man beides nicht pauschal sagen. Da spielen viele Details des Umfeldes und des Hauses eine Rolle.

Picassa

Re: Blitzschutz

#8

Beitrag von Picassa » So 26. Feb 2012, 15:02

Ich habe seinerzeit meinen Haus- und Hofelektriker nach ´nem Blitzableiter gefragt. Er meinte nur: lass es, kostet nur Geld und bringt nix. Mein Haus steht seit ca. 1790 (oder noch länger) und ist noch nie abgebrannt. Seine Antwort hat mich dann überzeugt :)

Olaf
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Re: Blitzschutz

#9

Beitrag von Olaf » So 26. Feb 2012, 18:10

lass es, kostet nur Geld und bringt nix.
:lol:
Das hier ist mein Arbeitsplatz:
k-DSC_0004.JPG
k-DSC_0004.JPG (46.84 KiB) 1819 mal betrachtet
Seit ich gesehen habe, wie der Blitz in den Brunnen schlug, das blitzleiterbewehrte Kupferdach des Kirchturms ignoriert hat weiß ich, dass alle Theorien fürn ... äh... nicht sehr hilfreich sind. (Das ist quasi ein Vier-Seiten-Hof und der Kirchturm höher als die Diagonale, kommt auf dem Foto nicht so rüber.)
Hinter den weißen Fenstern über dem Kreuzgang hats mir 20 Netzwerkkarten hochgejagt, das war aber auch noch zu Koax-Zeiten.
Oder es ist göttliche Fügung, warum der nicht in den Turm mit dem Kreuz eingeschlagen hat?
Da kommt selbst der Heide Olaf ins Grübeln, aber egal, die Erkenntnis bleibt die gleiche, fatalistische: Der macht, was er will, und ob so ne, naja, dürre Kupferstange das wirklich ableiten kann? Für mich ists Woodoo, ist aber meine ganz persönliche Meinung.
LG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

bert7

Re: Blitzschutz

#10

Beitrag von bert7 » So 26. Feb 2012, 18:40

Danke Olaf,bin nun auch der Meinung ich belasse es wie es ist.Ich habe nichts gefunden was mich nicht verwirren täte.Das Haus steht seit 1930 und er hat nie eingeschlagen,dann wird er es wohl(hoffentlich) weiter nicht.
Schnell drei kreuze in den kamin mach.

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